Dienstag, 13. Februar 2024

Wie denn, was denn?

 

Quelle: Life in Italy
Valentin von Terni oder Rom?
Als einer, der an einem Aschermittwoch geboren wurde, kann ich verstehen, wenn manche Leute heute nicht wissen, was sie tun solle: Dass der Valentinstag, an dem der Liebe gehuldigt werden soll, ausgerechnet mit dem Tag, an dem alle in "Sack und Asche" gehen, gemeinsam begangen wird, kommt äußerst selten vor. Zum letzten Mal vor 73 Jahren, obwohl ja beide Feiertage einen katholischen Ursprung haben. Ob es nun Valentin von Terni oder Valentin von Rom war, der da am 14. Februar 269 als Märtyrer enthauptet wurde, vermag selbst die Kirchengeschichte nicht mehr exakt auseinander zu dividieren, weil die Legenden im Laufe der Zeit verschmolzen: Wundersame Krankenheilung einerseits und die Vermählung Liebender, die einem Verbot unterlagen, andererseits, führten jedenfalls zur Anbetung als Schutzheilige.
Quelle: Erzbistum Paderborn

Ursprünglich wurde der Heilige seit dem 14. Jahrhundert nur in England und Frankreich von Pärchen gefeiert, die sich aus diesem Anlass kleine Geschenke machten. Hier bei uns waren es die Amis, die nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland mit dem Gedenktag das Geschäft der Blumen- und Süßwaren-Läden anheizten.
Als ich 1958 nach München in eine Housingarea der Amerikanischen  Konsulatsangestellten zog, war der 14. Februar für mich ein Schultag wie jeder andere. Das änderte sich, als am Nachmittag ein halbes Dutzend kleine Amerikanerinnen meines Alters nach und nach an unserer Tür klingelten um mir Papierherzen, Bonbons und Küsschen zu verabreichen. Da wir keine Gegengeschenke parat hatten, reagierte die Marketenderin im Wesen meiner Mutter sofort mit einer Einladung zu meinem Geburtstag, der wieder einmal auf einen Aschermittwoch fallen sollte.

Der Trottel mit der Baskenmütze
hinten rechts sollte dann einmal
ein Blogger werden
Dabei machte meine streng katholisch erzogene, aber bei der Eheschließung jeglichem Glauben abschwörende Mutter zwei für mein Leben nachhaltige Fehler: Sie unterschätzte die Eifersucht und die Besitzansprüche der Mädchen, und indem sie die Kinder aufforderte, sich zu verkleiden, zog sie den Unmut der irisch stämmigen und natürlich streng katholischen Konsuls-Gattin auf sich. Weil sie nämlich mit der Einladung zu meinem Geburtstag den Fasching um einen Tag verlängern wollte. Was für mich bedeutete, dass Regeln sich durch Verhandlungen ändern konnten - also kaum von Bestand sind.
Ich sprach zu diesem Zeitpunkt noch kaum Englisch, deshalb verstand ich nicht, wie Mutter die "Konsulin" doch noch überzeugte. Jedenfalls feierten wir in der Deko, die in unserem Haus noch vom Kehraus der Erwachsenen am Vortag hängen geblieben war.

Ich weiß ja nicht, wie meine Leserinnen und Leser diesem Zwiespalt-Tag begehen. Ich jedenfalls werde mit Liebe und als erste "Fasten-Speise" eine orientalische Fisch-Suppe kochen, die im übrigen auch alltagstauglich ist:

Patty's Hummer, Öl auf Leinwand
von Claus Deutelmoser
Fasten-Fischsuppe 空腹鱼汤Kōngfù yú tāng

Zutaten für vier Personen:

ca. 500 g verschiedene fest kochende Fischfilets in daumenbreiten Stücken:
z.B. Zander, Lachs, Victoria-Barsch oder Pangasius
4 Hummerkrabben
1 Handvoll Shiitake- oder getrocknete, kleine Tongu-Pilze (Stile abschneiden)
ca. 20g getrocknete Morchel in Streifen
1 kleine Staude Pak Choi entblättert, 5g frischer grüner Koriander, 10g fein gehackter Ingwer
1 Bund nicht zu fein geschnittene Frühlings-Zwiebeln
4 fein gehackte kleine Knoblauch-Zehen, 1 Chilischote fein gehackt
6 Esslöffel Oystersauce
1 Teelöffel Sesamöl von gerösteten Samen
4 gestrichene Esslöffel gekörnte Gemüsebrühe, 1/2 Packung Glasnudeln (ist meist mit einem Faden portionsweise abgebunden)

Zubereitung: 
Separat anderthalb Liter Wasser mit der gekörnten Gemüsebrühe zum Kochen bringen, dann die  pflanzlichen Zutaten je nach Garungszeit (Trockenware sofort) in den Sud geben und Temperatur reduzieren.
Dann am besten in einem Wok oder einem  flachen Topf mit großem Durchmesser  Fisch und Krustentiere in der Austernsauce so lange schmoren, bis sie glasig sind.  Auf keinen Fall braten und Achtung! Den Hummerkrabben sollte man vorher mit einer Nagelschere den Rücken aufschneiden und den Darmstrang entfernen.
Den Sud zum Ablöschen über das Geschmorte. Dann alles noch einmal kurz aufkochen und die Glasnudeln bei abgestellter Flamme aufquellen lassen und langsam mit dem Sesamöl und den Koriander-Blättern unterrühren. und je nach Gusto abschmecken z. B. mit Curry-Pulver oder gemahlenem Szechuan-Pfeffer.
Vier Minuten ziehen lassen und schön dekorativ verteilt in passenden, vorgewärmten Schalen servieren.


Guten Appetit!祝你胃口好Zhù nǐ wèikǒu hǎo
Quelle: pixabay


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