Mittwoch, 21. Februar 2024

Heuchler

 Der Pharisäer entlarvt sich durch den Spruch: "Herr, ich danke Dir, dass ich nicht bin wie jener dort!
Der Pharisäer ist aber dadurch per se noch kein Heuchler. Die Amerikaner und Engländer sind sehr schnell dabei, jemanden als Hypocrite zu bezichtigen. Qua Definition ist ein Heuchler jemand, der eine Einstellung oder eine Meinung nur vortäuscht, aber wenn es darauf ankommt, sie nicht wirklich vertritt.

Es ist anzunehmen, dass Heuchelei ein selbstverständliches Rüstzeug für jeden Politiker sein müsste, der etwas zu sagen hat. Aber sind die gewahr, dass die Geschichte gnadenlos meist jede Heuchelei im Laufe der Zeit entlarvt? Es gibt ja für alles mittlerweile Gedenktage, deshalb macht es sicher nichts aus, wenn ich heute den weltweiten Tag der Heuchelei ausrufe, obwohl ich nicht selten Pharisäer und Heuchler in einer Person war. Ich könnte für mich auch nicht ins Feld führen, dass ich damit anderen nicht eventuell geschadet hätte. Aber das war - wie Mafiosi es gerne ausdrücken - nichts persönliches, sondern rein geschäftlich verlangt...

Aber dürfen wir das in der Politik dulden, ohne uns selbst schuldig zu machen?

Quelle: NZZ

Vor genau zehn Jahren standen die Menschen in der Ukraine gegen die russlandfreundlich Politik ihres oligarchischen Präsidenten Wiktor Janukowitsch auf und forderten in Massenkundgebungen auf dem zentralen Platz von Kiew die Hinwendung ihres Landes zur EU und den Kampf gegen die allgegenwärtige Korruption. Gestern vor zehn Jahren starb deshalb die "Himmlische Hundertschaft", hingerichtet an Ort und Stelle durch Scharfschützen!  Janukowitsch floh zu seinem Freund Putin, worin jener das Signal sah, sich die Krim und Randregionen der Ukraine einzuverleiben, die angeblich nach "Befreiung verlangten".
Nun herrscht seit zwei Jahren ein Krieg, der schon seit 2014 durch die Dienste prognostiziert worden war. Der Westen heuchelte nur Beistand, hörte aber nicht auf, diplomatisch um Putin herum zu schwänzeln. Mehr als 200 Milliarden hat die späte Beistandsbereitschaft Deutschland schon gekostet, und auch die USA haben für das Zaudern ihres 44. Präsidenten, Barack Obama und seines damaligen Vizepräsidenten, Joe Biden, bis heute reichlich gelöhnt. Nur mit welchem zählbaren Ergebnis?

Dass die Supermacht des russischen Riesenreiches mit Waffen bezwungen werden könnte, war schon im Vorfeld bloße Heuchelei. Sanktionen wurden durch inländische Ressourcen derart wirkungslos, dass Putin sogar Hunderttausende an Tonnen Getreide nach Afrika liefern kann, um dort seinen Einfluss weiter auszubauen. Jetzt, da den Ukrainern trotz allem Waffen und Munition ausgehen, erinnert der Chor der Unterstützer an Durchhalteparolen in vergangenen Kriegen. Mit einer möglichen zweiten Präsidentschaft Donald Trumps noch zu Kriegszeiten wäre der Untergang der Ukraine womöglich schon besiegelt. Trump hält ja Putin für einen "Great Guy" und meint, der könne auch mit den säumigen NATO-Partnern machen was er wolle.

Bei solchen Perspektiven ist es an der Zeit, dass der sogenannte Westen auch im Gegenzug die allzeit vertraute Schutzmacht auf den Prüfstand stellt. Unterscheiden sich die USA und Russland wirklich moralisch von einander?

Quelle; U.S:Embassy

Wenn Kamala Harris, Vizepräsidentin der USA, bei der SIKO in München vergangenen Samstag eine ergreifende Trauerrede zum Tod des Dissidenten Alexei Nawalny hält, hätte sie gleichzeitig auch für eine sofortige Freilassung des Wikileaks-Gründers Julien Assange plädieren müssen. Nawalny hat der Putin-Administration viele Jahre mutig den Spiegel zu ihrer Korruptheit vorgehalten. Assange hat doch auch nur die vom Westen so großartig geschützte journalistische Freiheit genutzt, um unwiderlegbare Beweise für Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen der USA ins Netz zu stellen. Auch, dass die offenbar nicht zu kontrollierende CIA im Ausland Folter-Gefängnisse unterhält, war ja eigentlich nicht neu.
Nawalny ist den Helden- beziehungsweise den Märtyrertod gestorben, und auf Assange warten in etwa 175 Jahre Sicherheitsgefängnis wegen High Treason und Gefährdung der Sicherheit Amerikas. Auch Assange wird durch Ränkespiele seit mehr als 12 Jahren gewissermaßen unter Verschluss gehalten...
Quelle: Stern

Was für eine parteiische Heuchelei!

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