Mittwoch, 31. Oktober 2018

Dem guten Beispiel folgen

Wie viele Helden-Biographien endet auch der einzigartige Weg unserer Kanzlerin im Niedergang. Es passiert im Sport, im Schauspiel und auch in der Wirtschaft, dass die einst Bejubelten den Zeitpunkt ihrer Rücktritts verpassen und dann geschmäht werden. Vieles, das ich in den vergangenen Tagen gelesen habe, wird Angela Merkel nicht gerecht. Aber dass ihre Verdienste als Steuerfrau durch stürmische Gewässer, nun negiert werden, und die Ratten, die das Schiff eigentlich hätten verlassen sollen, jetzt an Deck strömen, ist ein Phänomen, das immer wiederkehrt.
Gesichter einer Amtszeit

Wohlgemerkt, ich habe Frau Merkel nie gewählt, aber ich respektiere ihre Leistung und ihren Rücktritt - auch wenn er viel zu spät kam. Sie hätte den Groko-Deal nie machen sollen. Nun sind die sogenannten Volksparteien vermutlich dauerhaft beschädigt. Daher sollten die Partei-Führer Merkels Schritt möglichst rasch folgen.

Der grenzdebil grinsende Seehofer, der mit seiner Senilität viel Sprit in schwelende Feuer geschüttet hat, und das noch als trickreich empfand, muss ebenfalls zurück treten. Und Jüngeren das Feld überlassen - selbst wenn sie von der Marke Söder, Scheuer oder Dobrindt sind. Die "Junghirsche" stoßen sich ihre Geweihe schon ab, und ihre vermeintlichen Wähler haben ja schon gezeigt, dass sie auch anders wählen können. Bayern wird aber vermutlich immer konservativ sein.

Und die alte SPD wollte unbedingt modern sein, als sie Andrea Nahles zu Vorsitzenden der einst linksliberalen Partei kürte. Sie bekam eine Pseudo-Proletarierin, die in erster Linie mit peinlichen Sprüchen auffällt: "Bätschi" sagen und eines "in die Fresse geben" könnte man vielleicht sagen, wenn sie die Fäuste dafür hätte. Aber Nahles verkörpert eben nur Mittelmaß.

Wenn sie jetzt nicht über Personalien diskutieren will, hat sie guten Grund, denn die SPD verfügt über keines mehr, das nicht beschädigt oder abgelaufen ist.

Was ist nur aus den JUSOS geworden?

Da fällt mir ein Mittagessen mit einem der höchst  bezahlten Manager der Clinton-Ära ein. Er meinte, das Problem der Politik sei, dass dort nur die "zweite Wahl" nach Ämtern strebe. Die Elite ginge in die Wirtschaft. Das sei der Grund, weshalb die USA stets von alt eingesessenen Clans mit großem Reichtum regiert werde, die  im Hintergrund die Strippen zögen.

Kein Wunder also, dass Friedrich Merz aus der Versenkung auftaucht. Er dürfte als Spitzen-Banker
zwischenzeitlich ein paar Milliönchen gemacht haben.

Montag, 29. Oktober 2018

Das falsche Signal zur falschen Zeit

Während überall auf der Welt die Pressefreiheit in Gefahr ist, und Journalisten wegen ihres Tuns diffamiert werden, hat Deutschland als Büttel der Türkei nichts besseres zu tun, als den seit 36 Jahren hier lebenden Türken Yigit auszuweisen. Unter fadenscheiniger Begründung.

Yigit hatte - wie allen wissen - bei einer gemeinsamen Pressekonferenz von Erdogan und Merkel ein T-Shirt getragen, das zur Freilassung von inhaftierten türkischen Journalisten aufrief. Mag sein, dass es für solche Presse-Konferenzen Grundregeln gibt, gegen die der 60Jährige verstoßen hat, aber ihn des Landes zu verweisen, heißt ja Öl in Erdogans Brandsätze zu schütten.

Wenn die Kanzlerin in diesem Fall nicht eingreift, ist Yigit für die Häscher des Türkischen Präsidenten Freiwild und wird auf Nimmer Wiedersehen in einer Strafanstalt als Terrorist abgeurteilt verschwinden.
Adil Yigit mit seinem stillen Protest
Foto: Spiegel online
Schön, wenn auch der Blogger mal in den Fake-Sumpf gerät. Die Fakten-Lage am Abend sieht so aus, als hätte die TAZ künstlich Stimmung machen wollen. Sorry, liebe Leser. Für die Historie lasse ich den Post aber trotzdem so stehen.

Freitag, 26. Oktober 2018

Werbe-Pause

Nur noch wenig schalte ich den Fernseher an. Meist um Dinge zu sehen, die ich nicht im Internet aufrufen kann, aber eher doch, um Nachrichten zu sehen oder mir mehr Hintergrundwissen anzueignen. Das führt dazu, dass ich meist nur zwischen 19  und 20 Uhr vor der Glotze sitze.

Mir ist klar, dass diese Zeit "Prime Time" für Werbe-Botschaften ist. Darüber würde ich mich als ehemaliger Kurzzeit-Werbe-Fuzzy auch nicht aufregen, aber die Block-Schaltungen von Spots machen mich zunehmend mit ihrer Penetranz rasend.

In meiner Top-List der Aggression steht an erster Stelle der Typ, der behauptet ein Wärme-Pflaster sei wie ein Schmerz-Ausschalter: Auflegen, Schmerz weg! Da ich sehr vielseitige Schmerzen habe, wurde ich Opfer dieser Werbung. Ich musste feststellen, dass es nicht nur keinesfalls so leicht aufzulegen ist, sondern eigentlich nur im Lendenbereich wirkt, aber da nicht innerhalb kurzer Zeit. ge

Platz zwei nimmt eine Dame ein, die mit einem Uhrwerk im Bauch rumläuft. Da ist es kein Wunder, dass sie Verdauungs-Schwieirgkeiten hat bei all den Zahnrädern. Anfangs schoss mir noch der Gedanke durch den Kopf, wie das beim Sex scheppern muss.

Platz drei ist das betonte Hyaluron aus der Pharmazeutik, das Wunder für die Haut bewirkt und die Frauen-Haut viel schöner macht. Wer sich eine wenig auskennt, weiß dass die körpereigene Hyaluronsäure mit dem Alter in der Wirkung nachlässt. Frühere Apotheker haben es dann aus Hahnen-Kämmen gewonnen und als Falten-Glätter an Gläubige verkauft. Das kommt davon, wenn man mal eine Zeitschrift für eine Pharma-Genossenschaft entwickelt hat...

 Ich habe meine Frau gebeten, ihr Dauer-Los zu kündigen, seit dieser arrogante Kerl in der Hängematte auftaucht, und einen glauben machen will, das sei der Weg zum Vor-Ruhestand mit Villa und Garten.
Die "Fürsorgliche" ist seit Jahrzehnten dabei und hat noch nicht einmal ein paar Mark geschweige denn Euros gewonnen. Eindeutig Platz vier!

Auf Platz fünf rangieren die diversen Models, die auf Wimpern-Booster schwören, die angeblich längere und stärkere Haarwuchs um die Äuglein versprechen. Wieso gibt es dann den Wirkstoff  nicht auch für beginnende Kahlköpfe bei Männern?

Ach, ich könnte die Liste unendlich fortsetzen, aber das bin ja nur ich. Wen interessiert es?

Mittwoch, 24. Oktober 2018

Angst machen mit Methode

Seit es Journalisten gibt, wird auf sie geschossen, werden sie gelyncht, in die Luft gesprengt oder in den vordersten Linien ungerechtfertigter Kriege getötet. Einerseits zeigt es wie gefürchtet ihre Arbeit ist, anderseits erfüllen getötete Journalisten eine Form der Abschreckung.

Sie passen also Potentaten immer gut ins Kalkül. Die Einen werden so lästige Widersacher los, die Anderen nutzen die Gelegenheit anderen Potentaten ans Bein zu pinkeln, indem sie die Kollegen als Märtyrer hoch stilisieren. Der unübersichtliche, aber auch mit den ersten Entdeckungen erschreckendste Fall ist der nun bestätigte Tod des Journalisten Kashoggi, der nur in der Saudi-Botschaft war, um die Papiere für die Hochzeit mit seiner türkischen Verlobten zu holen.

Ausgerechnet Erdogan nützt das, um die Saudis anzuprangern. Das lenkt ab und stellt ihn im eigenen Land als Kämpfer für Gerechtigkeit dar. Er hat ja vielleicht immer noch den Traum, zu Lebenszeiten der Herrscher über ein Osmanisches Reich zu werden. Außerdem schützt das die Ostseite seines Landes, wo mit dem Iran der erklärte Feind der Saudis lauert. Wie wenig die Einzel-Schicksale für die beiden Öl-Staaten zählen, zeigen ja die unbarmherzigen Stellvertreter-Kriege in Syrien und im Jemen.

Aber schauen wir - wenn es um "gefährliche" Journalisten geht - nicht nur nach Osten. Meist unbekannte Unterstützer Putins erschießen auf offener Straße Journalisten oder arrangieren Unfälle. Auf Malta starb eine Journalistin, die kurz davor war, die korrupte Staatsregierung zu entlarven.

Für mich, der ich nur kurz investigativ tätig war, sind die toten Kollegen ein Hinweis darauf, dass das Wort - solange es nicht missbraucht wird - immer noch eine gefährliche Waffe gegen die absolute Macht und ihre Handlanger ist.
 Gleichgültig ob es im langsam sterbenden Print oder im überbordenden Internet eingesetzt wird. Die Mächtigen fürchten es zu recht!

Dass Frauen ihren Mut als Autoren mit dem Leben bezahlen, bestätigt eine neue Zeit des Feme-Mordens, aber auch die enorme Stärke, die den Frauen mit tiefgreifender Recherche zuwächst.

Montag, 22. Oktober 2018

Zurück zur" absolistischen" Herrschaft

Wenn ein Herrscher seine Widersacher niedermetzeln lässt, wenn er als Solist mit anscheinend demokratischer Legitimation Entscheidungen fällt, die die ganze Welt nicht verstehen kann, dann stürzt diese zurück ins Zeitalter des Absolutismus oder besser "Absolitismus".

Was ist innerhalb von ein paar Jahren und warum geschehen?
Es macht Sinn die gesamte Stimmungslage der absoluten Kommunikation zu zu schreiben. Handy und Internet richten genauso viel Schaden an wie sie Nutzen bieten. Ich beobachte so etwas wie kollektiven Autismus. Wenn ich Abends auf die Straßen schaue, sehe ich Menschen, die unentwegt auf ihre leuchtenden Displays schauen. Auch Pärchen laufen so nebeneinander her, ohne mit ihrer Begleitung zu sprechen. Keine Minute des Weges wird durch Umschauen verbracht, man telefoniert lieber. Die so gewonnene Zeit wird wofür verwendet? Für mehr autistische Kommunikation!

Die Isolation des Einzelnen wird nur dann aufgehoben, wenn via Netz zu Demos aufgerufen wird.
Da kommen schnell mal Millionen zusammen wie am vergangenen Wochenende in verschiedenen Länder dieser Welt. Aber sorgt das wirklich nachhaltig für Veränderungen oder Bewahrungen?

Jahrzehnte Liefern zum
Mindestlohn für
United Fruit und andere
US-Konzerne
Die Brexit-Gegner können sich noch so oft erheben, sie werden die Sturheit ihrer Regierung damit nicht von ihren Plänen abbringen. Die Massen-Flucht der Menschen aus Mittel-Amerika, die seit Jahrzehnten von amerikanischen Konzernen derart ausgebeutet wurden, dass der Ertrag ihrer Schufterei sie nicht erreichte, wollen jetzt nach Amerika. -  Und werden mit drastischen Drohungen eines durchgeknallte Milliardärs zum Stillstand gezwungen. Korrupte Regierungen in deren Heimatländern  zweigten zudem noch häufig auch die Hilfsgelder lieber in die eigenen Taschen ab, als Wohlstand und Bildung zu mehren.

Auch der Beweggrund der Massen-Demonstration von Berlin wird nicht in die Sturköpfe eindringen, die die Schuld für ihre Lage grundsätzlich bei anderen suchen, und die in jedem fremdartigen Gesicht eine Bedrohung von außen sehen.

Weil sie selbst nicht genug humanistische und historische Bildung bekommen haben, laufen sie Führern nach, deren vereinfachten Parolen sie dann blind folgen können.

Noch immer leben genügend Leute, die meinen Hitler hätte für mehr Ordnung und Arbeit gesorgt.

Ging es uns zu gut? Haben wir wirklich Menschen von der Gesellschaft abgehängt?
Ich habe so viele Länder gesehen und sie hautnah erlebt, dass ich mit Fug und Recht sagen kann:

Wir Deutschen wohnen in einem der lebenswertesten Ländern der Welt. Was wir nach den Kriegen und der Wiedervereinigung geschafft haben, sollte uns Stolz machen. Auch die Tatsache, dass jeder das wählen kann, was ihm gerade passt. Wir haben die Wahl, die andere Völker schon längst nicht mehr haben...

Freitag, 19. Oktober 2018

Das bayrische Plusquamperfekt

In der Kolumne "Sprachlabor" gibt die Süddeutsche Zeitung jede Woche Puristen Gelegenheit, sich über grammatikalische Fehler ihrer Schreiberlinge auszulassen. Ausgerechnet vor der Landtagswahl wurde da eine alltägliche freistaatliche Vergangenheits-Variante aufgespießt: Das Bilden des Plusquamperfekts aus zwei Perfekt-Varianten.

Der Blog "uriggutBayrisch.de" hält es - das Plusquamperfekt - mundartlich für nicht existent. Das wird sich jetzt mit der Regierung aus CSU/FW und der AfD in der Opposition erst recht nicht ändern, denn es ist ja eine Tatsache, dass am Bayrischen Wesen nun die Republik genesen muss,
Markus Söder: Hochbayrisch
Hubert Aiwanger: Breitbayrisch
AfD; Katrin Ebner-Steiner: Gschert-Bayrisch...

Auf dem Gymnasium hatte ich einen veritablen aber bereits eremitierten Kunst-Professor, dem ich erstaunlicher Weise viel verdanke, obwohl er nach heutigem Standard wohl ein Kunst-Nazi war.
Entartetes gehörte nicht zu seinen Themen, Aber wenn er mit angelegten Ohren von "edler Einfalt und stiller Größe" schwadronierte, dann tat er das, indem er die bajuwarische Ersatz-Variante wählte:
"Namentlich diese Farbe hat der Künstler besonders geliebt gehabt."
Unauslöschlich hat sich dieser Satz in meiner Erinnerung fest gesetzt.

Und nun feiert das doppelte Perfekt vermutlich nicht nur im Parlament fröhliche Urständ. Bald wird das Bayrisch Landessprache, wer braucht da noch das Plusquamperfekt?

Ich jedenfalls werde mein Bairisch jetzt mit einschlägigen Kalendern verfeinern. Vier Jahre sind da keine lange Zeit..

Mittwoch, 17. Oktober 2018

Die falschen Anreize

Eine Zeit lang war es ruhig im Streetworker-Büro. Es war eingebrochen worden, und ein paarmal war auch die von Mietern gerufene Polizei da, die die kiffenden Jugendlichen, die in unser Anwesen zum Party machen eingedrungen waren, namentlich erfasst hat.

Es wurde von der Aufsichtsbehörde Besserung versprochen. Die Eigentümer der Gewerbe-Einheit hatten mit Kündigung im Wiederholungsfall gedroht. Jetzt jedoch sind die Streetworker zurück gekehrt, und mit ihnen die Rabauken im Schlepptau. Sie halten das Büro wohl für eine Art Freizeit-Einrichtung, weil ihnen von den Betreuern offenbar keine oder falsche Anreize angeboten werden.

Das Kiffen würde nicht stören, wenn die Buben friedlich blieben, aber sie grölen so laut herum, dass sie sogar den Verkehr übertönen. Klar, es sind Pubertierende, die sich halbstark fühlen und sich mit Martial-Art-Moves aufheizen. Aber wo sind dann die Grenzen, die ihnen eigentlich gesetzt werden müssten. Die übertriebenen Umarmungen untereinander, die man aus Ghetto-Filmen über die "Hoods" kennt, sind ja harmlos, aber sie erzeugen eine Gruppen-Dynamik, von der eine Bedrohung ausgeht. Da helfen Betreuer nicht, die von den Jungs nicht zu unterscheiden sind, weil sie sich wie sie kleiden und ebenfalls Joints konsumieren!

Denn um die Kerle herum verändert sich dieses Stadtviertel mit Rasanz. Die sogenannte Gentrifizierung wird noch mehr dafür sorgen, dass sich die Jugendlichen abgehängt fühlen, wenn sie das Erwachsenen-Alter erreichen. Da wird der Deutsch-Rap  im gefaketen Dialekt, den sie im Ohr haben, längst aus der Mode sein.

Streetwork nach amerikanischem Vorbild schön und gut, aber wir leben in einem Land, in dem die AfD solche Leute aufsammelt.

Montag, 15. Oktober 2018

Die Stimmen der Anderen

Gott mit dir du Land der Bayern! Er oder die Vorsehung einer höheren Macht haben für eine mehr als deutliche Siegerin gesorgt; Die Demokratie!
Hohe Wahlbeteiligung, kräftige Wählerwanderungen und ein Abwatschen der sogenannten Bürgerlichen für ihre blamablen Burlesken auf der Bonner Bühne.

Durch die Koalition mit den Freien Wählern bleibt die CSU zwar an der Macht und kann  erzkonservativ weitermachen, aber die Mehrheit ist derart hauchdünn, dass Herr Aiwanger jederzeit mit Rückzug drohen kann. Der SPD wird - wie ich schon geahnt habe - der umstrittene Rettungsversuch zur Groko auf Jahre nicht verziehen. Sie steuert wie die in den Landtag zurück gekehrte FDP vermutlich auf ein Zittern an der Fünf-Prozent-Hürde zu.

1966 hatte die NPD auch mal über sieben Prozent und ist bis heute quasi spurlos verschwunden. Dass die AfD hinter ihren eigenen Prognosen und den Befürchtungen der Demoskopie zurück blieb, zeigt, dass die Bayern ihnen nicht so bald auf den Leim gehen.

Ob die Großkopferten der CSU nach Gutsherren-Art weiter regieren können, bleibt fraglich, wenn sie das Personal nicht wechselt. Die führenden Köpfe müssten sich nämlich auf  erheblich kleinere Hutgrößen einstellen. Kann das gelingen?

Ein Vergleich zu 1982:
CSU 58,3, SPD 31,9, Grüne 4,6, FDP 3,5 Prozent.

Freitag, 12. Oktober 2018

München leuchtet

Als gäbe es etwas umsonst. So verhielten sich gestern die Menschen in der Innenstadt. Auf dem Marienplatz musste man schauen, wo man hin tritt, So voll war der. Die Untergrundbahnen waren zum Bersten. Die Fahrgäste mussten sich regelrecht hinein drücken,  und auf dem Viktualien-Markt gab es einen überbordenden Kaufrausch.

Klar, waren viele Touristen darunter, denn München hat ja immer Saison. Das Rathaus leuchtete mit seinen mit Blumen geschmückten Fenstern in der Nachmittags-Sonne, als bedurfte es vor den Landtagswahlen noch eines Hinweises darauf, dass die Landeshauptstadt "the place to be" ist.

Am Alten Peter spielte unermüdlich eine Folklore-Band ihre Versionen von großen Hits, und mitten drin im Gewühl saß ein junger Mann am Boden und bettelte. Was ihm widerfahren war, konnte ich auf seinem Schild nicht lesen. Der Fußgänger-Strom schob mich zu schnell vorbei. Aber dass das Fußvolk in Geberlaune war, sah man an der randvollen Mütze. Während dessen spielte die Band gegenüber "An Other Day in Paradise".

München leuchtet den Freunden Münchens - so heißt ein Preis, den die Stadt an Verdiente verleiht.

Mir reicht es an so einem Tag  - trotz meiner Klaustrophobie - mitten in diesem Trubel zu sein.

Mittwoch, 10. Oktober 2018

Bläser-Konzert

Unwiderstehlich hat der Herbst begonnen, wenn das Konzert der Laub-Bläser erschallt. Es ist eine lange Schlacht, die uns in den kommenden Tagen von beiden Straßen-Seiten erwartet.
Wir sind stolz auf die dichten Bäume, die das Glashaus umkränzen, obwohl deren Pflege nicht billig ist: Robinien, wilde Haselnuss-Bäume, aber eben kaum Nadelholz wie bei unserem Gegenüber.Unser Hausmeister hat deshalb einige Wochen viel mehr zu tun, bis alle Blätter zu Boden gegangen sind. Aber er absolviert die Arbeit mit stoischer Ruhe, die nur dann schwindet, wenn wieder einige Fahrzeuge widerrechtlich  wegen der benachbarten Großbaustelle in unserem Terrain geparkt sind.

Aus der Perspektive des vierten Stocks sieht es so aus, als könne der Mensch sich den natürlichen Massen kaum widersetzen. Aber jedes Jahr gewinnt er die Schlacht am Ende doch.

Das Laub der Bäume ist ein beträchtlicher Schall-Schlucker, das merken wir wenn die Herbst-Tage noch so warm sind wie in diesem Jahr. Ein herber Kontrast zur Totenstille unseres italienischen Domizils. Aber komischer Weise fühlen wir uns daher nicht so einsam. Das Leben schwappt um uns herum...
Sieht unter den Laub-Massen verloren aus, bleibt aber Sieger
- bis oft nahtlos - das Schneeschippen beginnt:
Unser Hausmeister im Einsatz

Montag, 8. Oktober 2018

Die "Bösigkeit"

Kinder müssen lernen, Gefahren zu erkennen, um ihnen zu entgehen. Das Offensichtliche ist bald ohne die Besorgnis der Eltern keine Bedrohung mehr. Aber was ist mit den inneren Ängsten? Da hilft die Fürsorge nur bedingt.

Meine sehr sensible Tochter hat für die unsichtbaren Bedrohungen einen köstlichen Begriff erfunden: die Bösigkeit. Also ein bösartiger Zustand, der von ihr genauso empfunden wurde wie Lustigkeit oder Heiserkeit Ich merkte das immer daran, dass sie von selbst zum Kuscheln kam, um an meiner Schulter zu entspannen, bis die Bösigkeit sie verlassen hatte. Dann kam sie bald nicht mehr. Sie hatte gelernt, auch mit den unsichtbaren Bedrohungen alleine fertig zu werden.

Heute ist sie selbst Mutter, und noch  mehr um ihren Sohn besorgt, als wir das jemals bei unseren Kindern zugegeben hätten. Aber wir geben natürlich nicht zu, dass wir uns heute mehr um sie sorgen als in ihrer Kindheit.
Uns Alten hilft niemand bei der "Bösigkeit". Wir erkennen die Gefahren und Bedrohungen, sind aber hilflos gegen die Aufsteigenden Ängste, dass sich das Fürchterliche der nicht erlebten Vergangenheit wiederholen könnte. Ein simpler Rechtsruck wäre ja zu verkraften, aber dass weltweit Völker Führer wählen, die ganz offensichtlich humanistische Defizite ausleben, ist für uns als Friedens-Generation nicht nach zu vollziehen.

Foto: ARD
Der an Bevölkerung größte Staat Südamerikas ist dabei, einen Mann zum Präsidenten zu machen, der vor laufenden Kameras einer Frau entgegnete, sie sei es nicht wert von ihm vergewaltigt zu werden.
Er gilt als Trump Brasiliens: Jahir Bolsonaro ist gegen Schwarze und Schwule, will aber die Korruption bekämpfen, die das Land an den Rand einer Wirtschaftskrise geführt hat.

Mich wundert es da nicht mehr, dass in meinem Streaming-Dienst der zunehmende Horror in Filmen über die Zukunft immer näher an realen Ängsten inszeniert wird...
Das folgende Zitat habe ich dem sehr empfehlenswerten Blog APHORISMEN.de entnommen: Siehe oben.
Es stammt von Paracelsus

Der ist ein Arzt, der das Unsichtbare weiß, das keinen Namen hat, das keine Materie hat, und hat doch seine Wirkung.

Freitag, 5. Oktober 2018

Vietnamesen ohne Chance

Seit dem großen Back-Skandal des Großbäckers Müller vor einigen Jahren scheint ein Fluch auf dem schönen Laden gegenüber zu liegen, Drei weitere Bäcker haben in den Folge-Jahren versucht, wieder Fuß zu fassen, aber jeder gab nach kürzester Zeit wieder auf.

Zwischenzeitlich hat der Brotzeit-Metzger an der Ecke den Backwaren-Bedarf der Nachbarschaft mit abgedeckt. Auch der Supermarkt 100 Meter weiter bietet verstärkt halbwegs frische Bäckerei-Produkte an. Das täuscht leider nicht darüber hinweg, dass wir in der Bann-Zone des deutschen Bäcker-Handwerks leben.

Der nordafrikanische Supermarkt auf der anderen Straßenseite bietet Fladen-Brote und türkisches Eck Meck jeden Morgen frisch an. Schmeckt lecker, aber eben nicht auf immer und ewig.

Dann war es aus mit Bäckerei-Nachfolgern, Der Laden wurde in ein asiatisches Schnell-Restaurant umgewandelt und bot vietnamesische Küche an. An der Qualität der Speisen war nichts auszusetzen, aber Kennern fehlte vielleicht die berühmte Individualität. Während wir in Italien waren, haben der erste und der zweite Clan aufgegeben  und der dritte gab nach wenigen Tagen der Neueröffnung in unserem Beisein wieder auf. Seither ist der Laden dunkel.
Wir rätseln weiter, wieso dieses Laden-Geschäft in unserer Multi-Kulti-Nachbarschaft nicht mit Erfolg geführt werden kann. Auf dem Weg zu Bahnen und Bussen laufen jeden Tag Hunderte vorbei.
Und wenn Moslems aus allen Stadtteilen zu den Tunesiern pilgern, um das Lammfleisch zu kaufen - und andere  Produkte die halal sind. war bei längerer Beobachtung nicht ein Asiate in dem Laden...
Vielleicht haben die sich längst auf bayerische Gemütlichkeit eingestellt. Denn die Standard-Einrichtung dieser Läden ist eben so kühl und steril wie in ihrer Heimat...

Abwarten und Tee trinken.

Mittwoch, 3. Oktober 2018

Uneinheitlich

Wenn sowohl die Bären "baissen" als auch die Bullen einzelne Aktien auf die Hörner nehmen, spricht die Börse von einer uneinheitlichen Tendenz.
Wen die Nazis im Osten auferstehen, und die demokratischen Kräfte sich nicht recht wehren, ist das nach bald drei Jahrzehnten der Zustand der Deutsche Einheit, die heute gefeiert wird. Dabei waren wir ja bereits mit der Mauer schon mehr als uneinheitlich.

Dass sich die Geschichte tatsächlich immer wiederholt, kann auch in Zeiten der vielfältigen Meinungsfreiheit nicht trösten. Dass man aber quasi untätig zum Zuschauen gezwungen wird, macht angst.
Sieht harmlos aus, ist aber ein
gefährliches Symbol der Schein-Freiheit

Es wäre leicht, dem Internet und den Smart-Phones die Schuld zu zu weisen, aber das ist falsch. Klar können sich die Leute heute schneller zu Aktionen verabreden und twittern oder tweeten, was ihnen gerade passt. Aber das Phänomen sind ja die Gedanken, die als frei gelten und ohne Unsinn-Filter hinaus geschleudert werden können. Sie werden ja von Menschen gedacht, die glauben, sie seien zu kurz gekommen. Die glauben, das Fremde sei durch eine mögliche Überfremdung gleichzeitig auch eine Bedrohung unserer selbst.

Dass das ganze ein Mittel zum Zweck einer totalitär geführten Gesellschaft sein könnte, kommt dem Volk immer erst dann zu Bewusstsein, wenn es zu spät ist. Am Ende steht das Sacrificium des eigenen Lebens oder der Blutzoll einer fehlgeleiteten Gesellschaft.

Ist es vielleicht schon zu spät, da das rechtspopulistische Gedankengut in Deutschland bereits genau so viele anspricht wie der Glaube an die Demokratie? Vor allem die Meinungslosen, die das restliche Drittel unserer Gesellschaft ausmachen, werden später wieder nicht sagen können, sie hätten von all dem nichts gewusst...

Montag, 1. Oktober 2018

Dschingderassa Bumm!!!

Diplomatie ist heutzutage so vergebens wie noch nie. Denn das starre Protokoll bei Staatsbesuchen wird den Polter-Politikern, denen eigentlich eins auf die Nase gehört, nicht mehr gerecht. Ich hoffe, ich bin nicht der einzige, dem es bei dem Abschreiten der Ehren-Garde von Recep Tayyip Erdogan neben unserem Bundespräsidenten den Magen umgedreht hat.
Wie viel ist die NATO-Zugehörigkeit und das Flüchtlings-Abkommen wert, um die Hilflosigkeit Deutschlands derart bis zur Demütigung vorzuführen. Damit nicht genug. Während jeder, der anderer Meinung als Erdogan ist, als Terrorist verfolgt wird, lassen es deutsche Politiker zu, dass ein Moscheen-Verband, der vom Verfassungsschutz, der Unterwanderung unserer Gesellschaft bezichtigt wird, großes Theater inszeniert, An einem auch mit deutschen Geldern erbauten muslimisch sakralen Bau, zelebriert  der türkischen Präsident symbolisch quasi eine Neu-Eröffnung.


Ich war immer von den Türken vor Erdogan begeistert, meine Reisen in das Land haben mein Bild von den freundlichen, liebenswerten Türken bestätigt. Wobei ich auch Kontakt zu höheren Kreisen dort und türkischen Freunden hier gepflegt habe.

Die Fanatiker, die seit neuestem hier für einen totalitären Präsidenten jubeln erkenne ich nicht wieder. Eine Freundin von mir aus einer international erfolgreichen Journalisten-Familie, leitet seit sie auch Deutsche ist, eine Gruppe der türkischen Opposition. Sie wird ausgespäht und würde wohl beim Versuch in ihre Heimat zu reisen, als Terroristin auf nimmer Wiedersehen weg gesperrt.

So weit ist es gekommen. Kemal Atatürk, der eine moderne, laizistische Türkei auf den Weg gebracht hat, wird in seinem Mausoleum auf einem Hügel oberhalb von Ankara rotieren, aber vielleicht lässt der scheinbar unantastbare Erdogan den Bau auch noch umwidmen, denn sein Exil-Widersacher Fetthula Gülen beruft sich mit seinem Programm gerne auf den Vater der Türkei.

Da ich nicht die Absicht habe, noch einmal in die Türkei zu reisen, konnte ich mir leisten, diesen Text zu schreiben. Ich lebe hier ja unter vielen Türken, die mich gerne ausspähen und der DITIP-Organisation melden können. Ich freue mich über jeden Leser.

Übrigens: Wann baut die reiche Katholische Kirche endlich eine Kathedrale in Istanbul?