Montag, 29. November 2021

Die Corona-Teufel sind los!

Wo?

Ab 1. Dezember randalieren sie täglich im Glashaus. 

Für wen?

Für alle Glühwein-Panscher, Flammbrot-Bäcker. Kerzenzieher, Krippen-Bauer, und Süßholzraspler deren Buden dicht gemacht - und natürlich für die jungfräulichen Teenies, die um ihren Auftritt als Christkindl gebracht wurden.

Wie lange?

Ultimativ bis zum Heiligabend in Isolation.

Worin?

Im ultimativen Krampus-Corona-Kalender (Krampus = Teufel oder urwüchsig rabiater Weg-Begleiter von Nikolaus und anderen rot berockten, blaunäsigen, älteren Herren im Dienste des Geschenke-Booms)

Quelle: pixabay


Freitag, 26. November 2021

Pandemisches Paradoxon

Quelle: pixabay.com
Vorestern ließ eine Stimme aus der neuen Opposition verlauten, die Ampelregierung käme mit ihren geplanten gesundheitspolitischen  Maßnahmen nicht vor die vierte Welle. Obwohl der Anlass wirklich nicht spaßig ist, waren die Bilder ulkig, die vor meinem inneren Auge auftauchten. Offenbar war der, der da gesprochen hat, kein Surf-Spezialist.

Vor der Welle ist man im Wellental und droht im nächsten Brecher untergestrudelt zu werden. Vielmehr gilt es, möglichst lange knapp unter dem Wellenkamm zu bleiben, um die Welle auszureiten; daher der alte deutsche Name "Wellenreiter". Die Metaphern, die die Pandemie in die Sprechblasen zaubert, sind aus meiner Sicht übrigens alle wenig zutreffend. Wie zum Beispiel die Forderung, die neue Regierung müsse das Volk nicht nur vor der fünften Welle schützen, sondern diese sogar vermeiden. Dass ausgerechnet die Parteien, in den von ihnen regierten Bundesländern nun unverblümt den Ampelisten/innen vorwerfen, sie seien eigentlich schuld, dass sich die Corona-Lage so zuspitze, ist nicht nur das Nachtreten schlechter Verlierer, sondern auch der Grund, weshalb sie nicht mehr am Regieren sind...

Das ist paradox, weil doch zunächst einmal die Politik vor den Volks-Verdummern und ihren immer noch protestierenden und verweigernden "Followern" geschützt werden müsste. Denn was hilft schon die G3-Regel, wenn es zunächst eigentlich darum gehen müsste das 3P-Verhalten der Ignoranten komplett einzudämmen?

So lange 3P (Party, Populismus und Protest) unbeeindruckt unter dem Deckmantel der Freiheit weiter machen darf, gibt es keine verlässlichen Maßnahmen, die die nächste Welle verhindern könnten. Die Arbeit der vom Volk Gewählten muss paradoxer Weise nun vor dem Wahn einer Minderheit beschützt werden. Dennoch brächte eine  generelle vom Staat verordnete Impfpflicht dem Sockel unserer Verfassung ein paar Risse bei.

Dreimal darf man raten, wem die in die Karten spielen!

Quelle: de.freepik.com


Mittwoch, 24. November 2021

Verwirrung und Verirrung in der Komfort-Zone

Unter dem Kadaver dieses verdursteten
Pferdes auf der Sinai-Halbinsel wird
eine der größten Süßwasser-Kavernen
unseres Planeten vermutet.
Da Wasser in der Zukunft eine teures Handelsgut wird,
könnten die Beduinen einmal sehr reich werden
Das Alter sei eine wunderbare Komfort-Zone, sagte neulich jemand in so einer Selbstdarsteller-Talkrunde der Öffentlich Rechtlichen, in die ich beim Zappen geriet. Da ich gleich weiter schaltete, hatte ich diesen Satz vermutlich aus einem sinnvollen Zusammenhang gerissen. Dennoch machte er mich furchtbar wütend.
Erstens: Wie definiert sich eine Komfort-Zone?
Zweitens: Ist es wirklich so toll, nicht mehr arbeiten zu können? Und drittens; Erleichtert einem Komfort tatsächlich das Warten auf den Moment, in dem man den Löffel abgeben muss?
Das häufige Prophezeien einer
Götterdämmerung hat die Weltbürger
wohl für die Einschätzung des Ist-Zustandes
abstumpfen lassen
Subjektiv betrachten lebe ich dann schon viel zu lang in einer Komfort-Zone, weil ich so früh mit dem Arbeiten aufhören konnte. Aber objektiv muss ich 
feststellen, dass ich mich mehr und mehr zu dem Sonderling entwickle, der ich partout nicht werden wollte. Täglich merke ich , dass ich zynischer und intoleranter werde. Was ein Akt der Hilflosigkeit ist, weil ich mich nicht mehr einbringen kann. Weil ich nichts mehr der Arglosigkeit, mit der unser Planet beschädigt wird, entgegen setzen kann. Deshalb ermüdet mich das "hätte, hätte Fahrradkette"(Was immer dieser Spruch an Sinn ergibt). Mein eigenes Wirken als Propagandist des Wohlergehens, als Katalysator des Vergnügens verpasst mir gerade jetzt in der Pandemie ein schlechtes Gewissen. Vor allem weil aus dem "Luxus und der Moden" ja enorm wachsende, wichtige Wirtschaftszweige geworden sind.: Zu viel Skifahren weltweit, zu viele Fernreisen, zu viel Gier nach Luxus und Statements. Ich habe sie mit Vergnügen bedient und im Rückblick Schuld auf mich geladen

Selbst solche paradiesischen Inseln wie Reunion und
Mauritius sind durch ausbeutenden Tourismus
nicht vor dem Untergang sicher
Natürlich hätte es ein anderer Berichterstatter
genauso gemacht. Es gibt für mich auch keine größeren Eiferer als jene, die vom Saulus zum Paulus mutieren. Aber durch mein erzwungener Maßen  heutiges Leben in Zurückgezogenheit mache
ich meine Sünden nicht wett. Was will
ich mit diesem Post eigentlich sagen?

Nicht mehr, als dass das Alter weniger eine Komfort-Zone ist, als ein Wartezimmer, in dem man in den Illustrierten seiner Erinnerungen blättert.
Wenn ich durch mein umfangreiches digitale Archiv
 scrolle, merke ich leider viel zu spät, dass ich neben
 meinem "Sucher-Auge"
Die Sonne nahe dem Äquator -wie hier -
unter dem Zuckerhut bei Rio
wird bald nicht mehr gefahrlos
zum Sonnenbaden taugen
beim Fotografieren auch häufiger das andere Auge hätte öffnen müssen, um genauer hin zu sehen. Da hilft auch das Tragen der Maske nicht, damit ich übersehe, dass mein Spiegelbild voller Irrungen und Verwirrungen ist.


Weil wir so gerne Garnelen verspeisen,
sind in den letzten vier Jahrzehnten
mehr als ein Drittel der Mangroven-Küsten
zerstört worden
Alle Fotos: Claus Deutelmoser



 






Montag, 22. November 2021

Sein eigener Mensch sein

Es kann vorkommen, dass jemand einen mehr als ein halbes Leben begleitet und dann doch nicht zu enträtseln ist:

Fourty Years Ago

In den ersten Minuten hatte er die Nabelschnur dreimal um den Hals gewickelt und hatte derart große, abstehende Ohren, dass man befürchten musste, er flöge gleich davon wie Walt Disneys fliegender Elefant Dumbo.
Dieses keine Luft Kriegen um dann nach beängstigend langen Momenten doch noch genügend Atem in den Lungen zu haben, um markerschütternde Schreie auszustoßen, behielt er bei, bis er erstaunlich schnell auf zwei Beinen die Freiheit suchte. Nur wenig später raste er todesmutig auf Ski den steilsten Buckelhang unseres Hausberges herunter. War da ein kommender Skistar unterwegs, der eine professionelle Ausrüstung brauchte? Offenbar nicht, weil er zu Beginn der zweiten Saison mitten am Hang Ski und Stiefel auszog und bei Eiseskälte meinte, man könne sich die Sch...ski da oben abholen...

Macht nichts. Dann würde er wohl Wissenschaftler werden, denn sobald er lesen konnte, speicherte er Geo-Daten und jegliches andere Wissensgut im Gedächtnis ab. Dennoch war er dann ein schwieriger Schüler, der durch Sturheit und Ungehorsam seine Lehrerinnen herausforderte und im letzten Grundschuljahr von seiner Klassenlehrerin trotz bester abgelieferter Arbeiten überall eine Note schlechter bekam. Eine pädagogische Ungerechtigkeit, die seine Eltern viel Geld kosten sollte, weil der Direx Schwierigkeiten an dem staatlichen Gymnasium  der Gemeinde prophezeite. Das hatte nämlich einen recht elitären Ruf.

Der Junge wurde einerseits Einzelgänger, andererseits war er Anlaufstelle für einen enormen Freundeskreis. Es konnte aber passieren, dass er mitten im Geburtstagtrubel verschwand, um in seinem Zimmer für sich allein zu spielen. Seine Zukunft als Nerd war in dem Moment fest geschrieben, in dem  er einen abgelegten PC  aus der Firma seines Vaters  bekam. Den beherrschte er nicht nur bald viel besser als sein gramgebeugter Erzeuger, sondern jonglierte mit den Anweisungen der Programme, die in jener Zeit noch überwiegenden in Englisch auf dem Bildschirm erschienen, dass er die Sprache so ganz nebenbei erlernte. Alles bestens! Learning by doing also?

Wie konnte es nur passieren, dass ihn da dann eine teure Privatschule wegen Leistungsverweigerung ausmusterte? Unbeugsamkeit und Renitenz sorgten auch für Hilflosigkeit und Unverständnis bei denen, die ihn liebten. Nicht nur Lehrer, die wegen seiner vielen Begabungen unverhohlen Sympathie für ihn bekundeten, sondern auch Eltern und Verwandte wurden nicht schlau aus ihm. Die drei zauberhaftesten Mädchen, die man sich als Jungmann nur vorstellen kann, ließ er aus - für andere - unverständlichen Gründen ziehen. Nur ein Verhältnis war an Innigkeit nicht zu übertreffen. Das zu seiner älteren Schwester, die von klein auf seine Schutzpatronin ist.

Und dann passierten einige Wunder hintereinander. Er, der gerne etwas mit Elan anfing, um es dann sausen zu lassen, machte in Eigeninitiative das Abitur ausgerechnet an jenem Gymnasium, das sein Volksschul-Direx für zu schwer eingestuft hatte. Mit niemandem redete die Direktorin bei  der feierlichen Zeugnis-Übergabe so lange wie mit dem, den sie in der Abi-Zeitung das "Phantom" nannten, weil er im Unterricht nur selten gesichtet wurde. Auch die journalistische Ausbildung mit den dazu gehörigen Seminaren absolvierte er, obwohl das Thema Sport nicht seines war. Seine textliche Begabung reichte ihm aber selbst nicht, um weiter zu machen. Er hielt sie für nicht gut genug, und wollte sie durch ein Studium mit Schwerpunkt auf amerikanische Literatur unterfüttern. Ausgerechnet er, der Schule ja ätzend gefunden hat.

Lernwillig war er eigentlich nur in seiner Liebe zur Musik. Neben dem ganze Auf und Ab seines Lebens bis dahin hatte er sich ohne speziellen Unterricht eine Reihe von Instrumenten selbst beigebracht. Allerdings den Unterricht bei einer renommierten Gesangslehrerin besuchte er verlässlich. Als er sich auf einer Probebühne mit Porgy&Bess zum Abschluss vor Publikum "frei" sang, hatten nicht nur Eltern Tränen in den Augen. Auch seine Lehrerin meinte gerührt: "Ihr Sohn ist einer Rampensau!"

Lampenfieber kennt er nun auch in dem Quartett nicht, mit dem er durch die Münchner Szene tourt, so die Pandemie es zulässt. Er hat sich zu einem beachteten Singer/Songwriter entwickelt, obwohl er sich immer noch - genau wie einst beim Schreiben - für nicht gut genug empfindet. Man könnte ihn für vulnerabel halten, aber er ist eben gar nicht narzisstisch,
Vermutlich ist er einer der wenigen Menschen, die es über vier Jahrzehnte unbeugsam schaffen, sein eigener Mensch zu sein.

https://www.youtube.com/watch?v=FiLb34khVaI

Bis zum heutigen Tag, an dem mein Sohn 40 Jahre als geworden ist,  werde ich nicht schlau aus ihm. Aber das macht nichts, weil ich ihn so sehr viel mehr liebe, als er  das vielleicht wahrhaben möchte.

Herzlichen Glückwunsch Boba!

https://wearehouseofleaves.com/

Freitag, 19. November 2021

Das Narren-Tief

Quelle: pixabay.com
Seit ich mit Schreiben mein Geld verdiente, überraschten mich in meiner Muttersprache durch anscheinend geheime Botschaften immer wieder auftauchende Modeworte oder  -Redewendungen. Seit 1977 kürt die Gesellschaft für deutsche Sprache (GdfS) regelmäßig "Worte des Jahres". Im Laufe der Zeit kamen "Unworte" aber auch "Jugendworte" des Jahres hinzu. Letztere werden immer häufiger aus dem Englischen abgeleitet, was die Sprach-Forscher auf den Einfluss der Sozialen Medien zurück führen. Das Jugendwort für 2021 lautet "cringe", was ein Gefühl des Fremdschämens kurz beschreibt.

Die Sprache der Erwachsenen reagiert mehr tagesaktuell, und so setzen sich dann Worte durch häufige Verwendung in den Nachrichten im allgemeinen Gebrauch fest, die als historisch bedingt eingestuft werden können. Wie zum Beispiel 2020 "Crona-Pandemie" einerseits und "Corona-Diktatur" andererseits. Wer am Vormarsch des Rechtspopulismus und Querdenkens zweifelt, kann vielleicht durch solche gewählten Sprach-Ungeheuer wie "Rückführungspatenschaften, Klimahysterie, Anti-Abschiebungs-Industrie, alternative Fakten und Volksverräter" eines besseren belehrt werden. Die "Lügenpresse" hat sich sich ja bereits seit 2014 als Kampfschrei durchgesetzt. Alles auf diesem Link nachzulesen: duden.de/sprachwissen/sprachratgeber/Wort-und-Unwort-des-Jahres-Deutschland.

Was der Duden und die Sprachforscher nicht prämieren oder registrieren sind Sprach-Eitelkeiten der Politiker, Talkrunden-Teilnehmer und Intellektuellen, die nachgeplappert werden, ohne sie nach dem Sinn abzuklopfen. Was will mir beispielsweise jemand sagen, der folgendes geäußert hat? "Hier hat es wohl ein Stück weit einen Paradigmen-Wechsel gegeben..."

Dass "zwar" ohne folgendes Relativieren gebraucht wird - daran habe ich mich noch gewöhnen können, aber wer einen "Quantensprung" als gewaltiges Ereignis zitiert, übersieht dabei eindeutig, dass das Quantum in der Physik die aller kleinste Einheit ist  und daher ein Sprung von einem Quantum zum anderen zwar großes bewirken kann, beide aber dennoch "kleinst" bleiben. Ein Quäntchen Glück ist daher so klein, dass es in unmittelbarer Nähe durchaus mit einem Quantum Pech kollidieren könnte. Und was bedeutet schon ein "Quantum Trost" (007), um aus der Misere zu kommen, in der die Welt zur Zeit steckt?

Quelle: nachhilfe-team.de

Jüngster Fehl-Galopp wird mit dem uralten aber neu entdeckten und inflationär verwendeten Wort "narrativ" auf die Sprach-Umlaufbahn geschleudert. Da ich gerne erzähle, hätte man mich in einer vergangenen Sprachwelt als "Narrativen" bezeichnet. Denn narrativ bedeutete nichts anderes als erzählerisch Gedanken anzustoßen, was auch gewisse Hinweise auf einen fehlenden Wahrheitsgehalt einschließt. Mittlerweile ist diese Vokabel so oft missbraucht worden, dass sie im Deutsch des pseudo-intellektuellen Sprachgebrauchs zu dem geworden ist, was einem sprachlichen Anstoß zum Negativen gleichkommt..

Weil Fasching oder Karneval wegen der ungeheuren  Wucht der vierten Corona-Welle vermutlich ausfallen, hörte ich am 11. 11. allerdings nicht um 11Uhr11 in den Nachrichten den Satz: "Der Virus ist ein Narrativ der närrischen Zeit." Da hat der Sprecher als Narr wohl aus lauter Trauer zu tief ins Glas geschaut und so sinngemäß durchaus richtig ein "Narren-Tief "prophezeit.

Quelle: audible.de

Mittwoch, 17. November 2021

Wieder einmal ein Versuch über die Liebe

 Meine Mutter hat kurz nach ihrem bestandenen Abitur einen zehn Jahre älteren Mann - meinen Vater - geheiratet. Noch im hohen Alter erzählten sie voller Freude und Stolz, wie sie meinen Lieblings-Opa zu Beginn ihrer lebenslangen Liebe reingelegt hatten, um bevor sie verheiratet waren, gemeinsam übers Wochenende nach Holland fahren zu dürfen:
"Herr Assessor, Sie sind ja Jurist. Deshalb verlange ich, dass Sie meine Tochter so zurückbringen, wie Sie sie mitgenommen haben... Versprechen Sie mir das!"  Dieses Versprechen konnte mein Vater reinen Gewissens geben, weil meine Eltern die "Ehe schon vollzogen" hatten, ehe sie überhaupt ans Heiraten gedacht haben. Es könnte also eine Mär sein, dass sich unsere Vorfahren in punkto Sex stets keusch nach den Richtlinien der Gesellschaft verhalten haben...

O tempora, o mores!
Trotz ihrer eigenen recht liberalen Lebensweise, meinte meine Mutter angesichts des acht Jahre andauernden, relativ toleranten Prüfungsvorganges zwischen meiner Frau und mir, dass die Liebe in ihrer Jugend viel mehr Bedeutung gehabt hätte. Weil nämlich der dazu gehörende Sex nicht so spontan sondern mit vielerlei Risiken und Verboten belastet war. Man musste vorsichtiger und gewissenhafter sein. 

Heute, da wir selbst fast fünf Jahrzehnte verheiratet sind, die Pille hatten, dann  deswegen die kleinen Dramen beim Kinderkriegen durchlebten aber auch den Wandel im Darstellen des sexuellen Verhaltens, bin ich zumindest gewillt, ihr posthum in einigem recht zu geben.

Das Schweigen
Quelle: cinema.de


Quelle: movieplot.de
Ingemar Bergmanns und Michael Verhoevens  Filme "Das Schweigen" (1963) und "Paarungen"(1967) gerieten noch  wegen verhuscht dargestellter Sexszenen in den Bann der moralisch alles kontrollierende FSK (Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft). Viel heftigeres und intimer dargestelltes Kopulieren aller Geschlechter gelangt dieser Tage schon ins normale Abendprogramm der TV-Sender (Zum Beispiel Tatort 1178 "Die Kalten und die Toten" vom 14. 11.) Gleichgeschlechtliche Konflikt-Beziehungen gibt es auch quasi schon standardmäßig in den Soko-Serien des Vorabends.
 "Big Little Lies" ausgestrahlt auf Vox


Dass man mich nicht falsch versteht: Ich begrüße es, dass heutzutage alle Formen sexueller Ausrichtung und Neigungen öffentlich sind, aber ich denke, der Proporz stimmt längst nicht mehr. Mitunter könnte man nämlich ins Grübeln kommen, ob da nicht die Ausrichtung Mann mit Frau langsam ins Hintertreffen gerät. Und wenn es so wäre, wieso sich dann immer noch so viele mit dem "Outen" oder besser dem dazu Stehen so schwer tun. Das liegt daran, dass unsere Gesellschaft immer noch extrem doppelmoralisch ist, und das anders Sein unterbewusst abspeichert.

A propos Abspeichern: Dass viele, die zu viel arbeiten, heute die Bequemlichkeit vorziehen, sich Partner auf den einschlägigen Portalen im Internet zu suchen, ist verständlich. Aber wer vorher so lange chattet und Bilder austauscht, bis das ja noch virtuelle Gegenüber alles von einem weiß, beraubt sich nicht nur der Aufregung und Spannung vor dem ersten Date. Denn der Austausch birgt auch durch gezielte Fakes und spezielle Chat-Techniken enorme Gefahren. Da drohen dann  auf seichtem Terrain ganz andere Probleme: wie zum Beispiel Datenlecks,  Identitäts-Diebstahl bis hin, ein argloses Opfer von Kriminellen zu werden.

Das Suchen nach Liebe auf Apps ist immer häufiger keine Herzensangelegenheit
Quelle:news.de

Sonntag, 14. November 2021

Was, wenn Scholz doch nicht Kanzler wird?

Aus aktuellem Anlass ein Post am Sonntag, weil ja im Moment noch alles möglich ist:

 Es hat ja verdächtig lang gedauert, bis sich die beiden bei der vermeintlichen Suche nach Kanzler-Kandidaten gescheiterten Alpha-Männchen Söder und Habeck aus der Deckung wagen. Baerbock hat hinter den Erwartungen abgeschnitten, und Laschet wollte ja eigentlich ohnehin keiner, wie Söder in Nebensätzen hinterhältig anklingen lässt.

Während die Schwesterpartei CDU um eine neue Parteiführung ringt, stößt Robert Habeck mit seiner Warnung, die Ampel-Verhandlungen könnten scheitern, verdächtig vorzeitig das Tor auf für ein immer noch mögliches  Umschwenken zum Schwarz-Grün-Bündnis. Erfahrung mit dieser Farb-Kombination haben ja er und der grüne Übervater Kretschmann. Mal ehrlich - welchen Ministerposten wäre der grünen Spitzenfrau neben Scholz und Lindner denn von der Macho-Politik überhaupt zuzutrauen?

Habeck hat beim Skat um die Regierung nur einen Trumpf in der Hand, und er nützt die Stimmung, vermeintlich nicht umsetzbare Forderungen zur Klima-Politik zu stellen. Auch weil er weiß, dass SPD und FDP unter Leitung des erklärten Finanz-Experten Scholz und Mittelstands-Verteidiger Lindner  näher an der Wirtschaft sind. Habeck könnte darauf setzen, dass sich der neuerdings grüner und grüner erstrahlende Bayrische Ministerpräsident wieder als denkbarer Partner (der natürlich gerufen werden muss)  als immer noch möglich Kanzler in Position bringen könnte. Die Jung-Unionisten beider Lager hätte er dabei gewisse auf seiner Seite... Es sei denn der CDU-Schattengeist Friedrich Merz erscheint aktiv wieder im Vordergrund und grätscht in meine Spekulative.


Dass das Ganze gegen den vielfältig auslegbaren Wählerwillen verstieße, hat Macht-Politiker noch nie abgeschreckt und könnte aktuell mit dem pandemischen Ausnahmezustand entschuldigt werden. Habeck ist ja Schriftsteller und weiß vielleicht wenig von optischen Phänomenen bei der Mischung von Farben: Ein überwiegender Anteil Schwarz - selbst mit hellstem Grün vermischt - bleibt schwarz. Es ergäbe sich allenfalls ein schmutziges Grau... Beim Kretschmann-Spektrum glänzt ja Grün besonders gut auf Schwarz, aber das wird Söder mit seinen Führungsansprüchen sicher nicht zulassen. Gut möglich, dass es noch einmal spannend wird und Frau Merkel noch ihre 17. Weihnachtsansprache hält.

Noch nie war die künftige deutsche Politik so unberechenbar, und das in einer Zeit, in der es eigentlich im Hinblick auf die weiter steigenden Horror-Zahlen angeraten ist, schnell und tiefgreifend zu entscheiden. Aber auch das ist gut in der jetzigen Lage: Schon in den nächsten Tagen kann ja wieder alles anders sein.



Freitag, 12. November 2021

Mummenschanz

 

Jungfrau, Prinz und Bauer - alles Männer!
Das nicht gendergerechte "kölsche Dreigestirn" -
so es nicht in Quarantäne ist
Quelle. wikipedia

Mal eine gute Nachricht: Die Narren haben seit gestern 11Uhr11 wieder Freigang. Aber oje: Zum Auftakt des Karnevals ist gleich schon mal das legendäre "kölsche" Dreigestirn" wegen Corona nicht an den Start gegangen. Der "Prinz "ist am Virus erkrankt und vermasselt "Bauer" und "Jungfrau" den ersten Auftritt. 

Diesen Tod bekommen
Amazon-Prime-Kunden
frei Haus 

Aber was, wenn der Karneval ohne Regentschaft in die Gewalt von gar nicht komischen Querdenkern fällt? Deren Maskenverweigerung könnte dann ideologisch zusammen mit der Ablehnung des Impfens dem närrischen Treiben eine Trendwende geben: Zum Beispiel im mit bleichen Gerippen bedrucktem Schwarz und dazu passenden Alu-Hüten, statt greller Clownsmaske mit Roter Nase und blauer Kraus-Perücke; und als Begleitmusik Ennio Morricones Soundtrack "Spiel mir das Lied vom Tod".

Wolle ma die mache lasse? Wie wäre es da stattdessen mit einem Abklatsch-Marsch zu diesen Spielverderbern mit ihren Glatzköpfen, Bomberjacken und Springerstiefeln? Wenn gegen Corona ansonsten keine Maßnahmen mehr greifen, und uns die Verweigerer mit Quarantänen und neuerlichen Lockdowns die Feiertage versauen, hilft nach den Heiligen Drei Königen nur noch ein konzertiertes Narrentreiben.
Ihr Narren dieser Nation! Bastelt Euch in vorweihnachtlicher Romantik schon mal anderthalb Meter lange Kladdaradatschen, damit ihr diesen Birnen mit gebotenem Abstand ordentlich einbläut. Die närrische Zeit geht bis zum 28. Februar. Am Aschermittwoch, dem 2. März kann ich dann hoffentlich meinen Geburtstags-Post ohne Aschenkreuz veröffentlichen...

 Quelle: stock-adobe.com
Nicht lange herumkaspern, sondern auf den Glatzen und anderen Gespenstern ordentlich Kladdaradatsch machen!



Mittwoch, 10. November 2021

Bankenregulierung wird auf die lange Bank geschoben

Können sich meine älteren Leserinnen und Leser noch daran erinnern, wie ihre Eltern ehrfürchtig vom angestellten Schalter- und Beratungspersonal der Banken als "Bank-Beamte" gesprochen haben? Da herrschte eben noch Vertrauen bei Konto-Haltung und Geld-Anlage.
Heute steht jeder, der kein Konto bei einer Bank hat, im Abseits der Gesellschaft. Die Herrscher über unser Geld, wollen es nun gar im Bar-Verkehr mit Scheinen und Münzen immer mehr einschränken. Das ist nur zu verständlich, weil die Verwaltung von Bargeld nichts mehr einbringt, die stetig wachsenden Konto-Gebühren und das Abheben mit Karte aber für den Daten-Transfer in Sekundenschnelle ordentlich Einnahmen generiert.

Jetzt soll auch die normale Bankkarte
verhökert werden. Die Gier funktioniert,
konstatierte Gordon Gekko im Film "Wallsstreet"

Das ganze geht einher mit drastischer Reduzierung der Filialen und ihrem Personal sowie erhöhtem Druck auf den Kunden, seine Geldgeschäfte möglichst online zu tätigen.
Hier im Glashaus ehedem hatten wir es bis vor ein paar Jahren noch recht bequem. Wir mussten nur etwa 100 Meter bis zur nächsten Kreuzung gehen. Leider trafen wir dort als Vorwarnung schon Personal vor, das sich einen Arbeitsplatz teilte oder so inkompetent war, dass man an die wenigen verbliebenen Fachleute in der Zentrale weiter gereicht wurde. Jetzt sind wir auf eine "Sammelstelle" angewiesen, die nicht nur mehrere Kilometer entfernt liegt, sondern von uns aus auch verkehrstechnisch nur mit dem Auto zu erreichen ist.
Quasi jeder Vorgang, der einst zum Service gehörte, schlägt sich mit abgebuchten Gebühren auf  unseren Konten nieder. Mit dem Online-Banking wollten wir uns gar nicht erst auseinandersetzen. Das erledigt mittlerweile unsere "centfuchsige" Tochter, die das Jonglieren mit Geld offenbar von meiner Mutter also ihrer Oma geerbt hat. Dadurch wird allerdings von ihr jede als fahrlässig  betrachtete Ausgabe sofort über den Messenger getadelt.

Meine Frau und ich hatten es mehr mit dem Geldverdienen als mit dessen Verwaltung, was uns durch die Banken-Krise 2008 einen kräftigen Kinnhaken verpasste.
Was mich in dessen Folge am meisten aufregte, war die Tatsache, dass die schurkischen Anlage-Spezialisten, die ihr Mutterschiff spekulativ in Schieflage gebracht haben, durch Steuergelder vor dem Untergang gerettet werden mussten. Bis zum heutigen Tag versorgt der Staat Banken zum neuerlichen Spekulieren mit Geld zum Nullzins-Tarif, Von dem der gerade so über die Runden kommende, Steuerzahler bei Überziehungen und Kleinkrediten aber so gut wie nichts hat.

Jetzt liest man davon, dass Banken ihren Kunden mit Kündigung drohen, wenn sie die vom BGH angeordnete Rückzahlung zu unrecht erhobener Gebühren verlangen. Verschleppt wird von Banken verursachtes Unrecht ohnehin bis zum Knackpunkt.
Als ich meine Rechtsanwalt-Nichte befragte, ob ich einer Gemeinschaftsklage beitreten sollte, riet sie mir aus Erkenntnis ab: Banken gingen generell so lange durch die Instanzen, bis selbst versammelten Klägern die Luft ausginge:
Bei einem fahrlässig aufgelegten, geschlossenen Fond bei langfristiger Anlage kam es zum Totalverlust der Einlage! Der war - wie ich per Zufall heraus fand - schon beim Beitritt mit 14 Prozent Vermittlung verprovisioniert worden. Und dann wurde mit ominösen Mehrheiten  auch noch beschlossen, dass dere Fond von der einst vermittelnden Bank gegen einen ordentlichen Zinssatz "gerettet" werden sollte. Dabei konnten die natürlich nur mündlich gegebenen Versprechen der Anlageberater bei den Vorgaben seriös gar nicht realisiert werden.

Verbrecher mit weißen Krägen sind eine verschworene Gemeinschaft,
der ohne bessere gesetzliche Regulierung nicht beizukommen ist.
Quelle: pixabay

Zitat aus der WirtschaftsWoche vom 1. Februar 2008. Hätte ich sie  damals  gelesen:

Ticksereien gehören zum Alltag des Bankgeschäfts: Berater empfehlen Kunden, neue gegen alte Aktien zu tauschen, auch wenn es gar nichts bringt. sie drehen den Kunden Zertifikate an, selbst wenn Fest- oder Termingelder sinnvoller wären. Immer häufiger orientiert sich die Beratung der Kunden daran, was die Bank will, und nicht daran, was der Kunde braucht.


Montag, 8. November 2021

Wenn Träumen aufhört, zu schäumen

 Der Münchner Tatort mit den ermittelnden "Silberrücken" Leitmeier und Batic hat mich gestern Abend aus zweierlei Gründen sehr amüsiert. Einerseits weil ausnahmsweise kein wirklicher Mord untersucht werden musste und andererseits durch die mittlerweile im Pensions-Alter quasi verletzlicher gewordenen Darsteller Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl.

Quelle: DasErste.de

Die beiden wurden im wahrsten Sinne des Wortes ins Reich der Träume geschickt. Ko geschlagen von einem Experiment der Traumdeutung und -Steuerung in einem modernen Schlaf-Labor, in dem sich die Probanden durch Bewusstseinserweiterung beim Schlaf zum Erfolg im Geigen oder Kunstturnen träumen sollten. Wenn das ginge, regierten bald nur noch solche Träumer die Welt, die Gewalt-Taten im Schlaf verübten. Der Autor des Tatortes lässt das Skript aber nicht ins Absurde abrutschen. Er hält die Handlung durch geschickte Anspielungen auf das Verhältnis Siegmund Freud zum Komponisten Gustav Mahler und nachweisbare Erfolge der Psychologie bei sportlichen Spitzenleistungen derart im Bereich der Realität, dass sie einem glaubhaft vorkommt.

Gustav Mahler
Quelle: wikipedia

Siegmund Freud
Quelle: wikipedia
Tatsächlich habe ich in meinem Achterbahn-Leben einschlägige Erfahrungen machen müssen. Lange bevor ich mich selbst drei Jahre auf die Couch zur freudschen Traumanalyse legte, ließ ich einen sowjetischen Mental-Trainer, der den Sprinter Valerij Borsow und den Skilangläufer Michail Botwinow psychisch betreute, ein Hypnose Experiment bei mir anwenden. Ich war absolut entspannt, und er hatte viel Zeit. Aber es gelang ihm dennoch nicht, in mein Unterbewusstsein einzudringen, weil ich seiner Ansicht nach überhaupt nicht entspannen konnte.

Das wollte ich in der Zeit als meine Tochter zur Welt gekommen war  im Max-Plank-Institut mit einem EEG überprüfen lassen. Tatsächlich hatte sich in ihrem ersten Lebensjahr herausgestellt, dass sie im Kinderzimmer irgendwie auf meine Alpträume reagierte, meine Frau aber erst von ihrem Gejammer aber nicht von meinen Regungen geweckt wurde.

Das EEG fiel so aus, dass die begleitenden Ärztin meinte, ich solle ihr doch mit einer Behandlung durch ein neuartiges Medikament aus den USA folgen. Mit jener Droge, die mich in Abgründe führte, in denen ich auch glaubte, Ereignisse voraus zu träumen, landete ich schließlich beim Psychologen.
Ich begann ohne Einfluss von Drogen aus der morgendlichen Erinnerung für die Therapie alle meine Träume aufzuschreiben. Hätte ich mich nach zwei Nervenzusammenbrüchen bei Reportagen in Übersee nicht selbst von der Therapie befreit, wäre ich vermutlich nicht mehr am Leben. Das also dazu, wenn man an seinem Hirn herumdoktern lässt.

Bis heute kann ich mich leider an jeden Traum erinnern. Während sie unter Psychopharmaka grell bunt und absurd waren, verlaufen sie heute meist sehr linear und in Schwarzweiß. Ich führe das darauf zurück, dass  die Vorsehung es mir  gestattet hat, reale Träume in einem Übermaß erfüllt zu bekommen. - also meine Träume keine Schäume waren...
Dieser Post ist tatsächlich eine Herzensangelegenheit, weil ich mittlerweile aus vielen persönlichen Gesprächen weiß, wie viele unter ihren Träumen leiden und sich immer wieder in Depressionen treiben lassen.

Quelle: m.facebook.com

Freitag, 5. November 2021

Mit zu wenig gesundem Menschenverstand...

 ...haben wir alle dafür gesorgt, dass die vierte Welle der Covind-19-Pandemie nun wieder über uns herein bricht. Das muss doch jedem eigentlich klar gewesen sein: Erst die Reise-Welle dann die Party-Welle und dann noch begeisterter "La Ola" auf den entwöhnten Rängen der Fußball-Stadien. Wir sind ja doppelt geimpft! Was sollte uns da schon passieren? 
Gestern wurden in Deutschland  nach dem verlängerten Wochenende 35 000 neu Infizierte gemeldet. So viele wie noch nie, seit die Pandemie-Statistik fort geschrieben wird. Ein Halloween-Horror als hätte ihn Hollywood inszeniert.

Party? Der Tanz am offenen Grab der Gesellschaft
Bild: spiegel.de

Was nun Herr Söder? Bayrische Gemeinden liegen dabei schon wieder an der Spitze. Werden sie sich wieder als der alles heilende Landesvater geben und als Krisen-Manager allen voran preschen? Ach nö! Ist ja gar kein Wahlkampf mehr, bei dem das Profil als möglicher Kanzler-Kandidat geschärft werden müsste...

Am 2. August habe ich in einem "Brief von der Burg" meine Befürchtungen nieder geschrieben. Nämlich, dass das eng zu werdende Ergebnis unserer Stimmen-Abgabe  durch im Wahlkampf avisierte, mögliche Lockerungen nach dem Impfen, Auslöser der "vierten Welle" sein könnte.

Schon zu diesem Zeitpunkt muss aber klar gewesen sein, dass das Ziel einer möglichst durch geimpften Bevölkerung nicht erreicht werden kann. Weil nicht nur diese Delta-Mutation vom Virus nicht richtig einzuschätzen war, sondern auch die Dunkelziffer jener doppelt Geimpften, die den Erreger weiter geben. Doch ohne wirklich gesicherte Erkenntnis wurde auch verkündet, dass bei den Geimpften auftretende Symptome allenfalls zu wesentlich harmloserem Verlauf der Infektion führe. Aber die Forderungen nach einer Booster-Auffrischung für alle wurden trotzdem täglich lauter. Heute wurde vom RKI eine Inzidenz gemeldet, die mit 169,9 noch höher ausfällt als die mit den da noch strengen Maßnahmen im Frühjahr Die Zahl der zur Verfügung stehenden Intensivpflege-Betten in manchen Schwerpunkt-Kliniken ist nahezu ausgereizt.

Für jeden Bürger - auch wenn er mit Querdenken nichts am Alu-Hut hat - wäre es in dieser Situation leicht, alles auf die Politik und das System zu schieben. Aber seien wir doch mal ehrlich: Wir haben bei den Lockerungen nur allzu gerne unseren gesunden Menschenverstand ausgeschaltet und sind ihm trotz seiner Signale zu wenig gefolgt...

Quelle: kortizes.de

Mittwoch, 3. November 2021

Mehr Licht!

 Wieso ist  die Nachwelt so erpicht auf die letzten Worte von Berühmtheiten? Möglicher Weise weil der Normalsterbliche Trost darin findet, dass sein Idol selbst vor dem alle gleich machenden Tod aufschlussreiche Botschaften an die Nachwelt verkündet.

Quelle; pinterest
Die letzten Worte unseres Dichter-Fürsten Johann Wolfgang von Goethe - so sie denn tatsächlich nicht eine banale physikalische Reaktion auf seine schwindenden Sinne waren - befleißigten manchen Deutschlehrer, sie Schülern als Erörterung aufzugeben:

Mehr Licht!

Heute würde ich frech schreiben, er habe am 22. März 1832 in weiser Voraussicht bereits die Einführung einer Sommerzeit angeregt. Die ist nämlich 2022  fünf Tage später und 140 Jahre nach seinem Tod am 27. März wieder fällig. Außerdem würde ich interpretieren, dass er nicht den leuchtenden Pfad ins Jenseits angetreten hat, von dem Menschen immer wieder sprechen, die im Nah-Tod dem "Boandlkramer" noch einmal von der Sense gesprungen sind.

Quelle: amazon


Ist es nicht denkbar, dass dem GRÖDDAZ* beim Hinübergleiten ins Schattenreich ganz simpel schwarz vor Augen wurde?

Als Sokrates vor 2 405 Jahren von den Athenern zum Tod durch Trinken des Schierlingsbechers verurteilt wurde, konnte er seinen Philosophie-Schülern noch Denkbares für die Überlieferung vermitteln.

Den erschütternden Monolog des zum 1794 Tode durch die Guillotine verurteilten französischen Revolutionsführers  Georges Danton hat uns Georg Büchner mit seinem Drama in vier Akten hinterlassen. Als Cäsar von seinen Senats-Kollegen erdolcht wurde, soll er laut William Shakespeare "Auch Du -Brutus?" gesagt haben, und das zeigt uns genau das Problem auf, mit dem die Nachwelt sich auseinander zu setzen hat: Letzte Worte müssen von Lebenden überliefert werden, und ob die sie nicht aus lauter Verehrung ausschmücken. wissen wir nicht. Immerhin werden sie aber so wenigstens zur Legende. Wie die letzten Worte des beliebten bayrischen Räubers Matthias Kneißl. Er soll am 21. Februar 1902 kurz vor seiner Hinrichtung gesagt haben: "De Woch fangt aba guat o!" Tag der Hinrichtung war aber ein Freitag!

In der Legende ein Riese, in der Realität
ein kleinwüchsiger Doppelmörder:
Mathias Kneißl (Mitte) bei seiner Festnahme
Quelle: Münchner Merkur

Hoffentlich überlebe ich also diesen Post und er ist mit seiner verschwurbelten Thema-Verfehlung nicht mein letzter. Denn eigentlich wollte ich ernsthaft über den Lichtmangel schreiben, dem ich beim Überwintern im Glashaus ausgeliefert bin. Ich habe als März-Geborener den Herbst nie gemocht. Seine leuchtenden Farben halten allenfalls bis zum ersten Sturm, dafür ist jetzt mancher Morgen so vernebelt, dass ich nicht einmal die Kreuzung unter uns richtig sehen kann.
Hoffentlich schneit es bald...



*GRÖDDAZ: Größter Deutscher Dichter aller Zeiten

Montag, 1. November 2021

Sich auf die Umstellung einstellen

Quelle: pinterest
Das Phänomen der Zeitzonen wurde mir eigentlich durch die Reisen mit meinen Eltern schon als Kind nahe gebracht. Später hatte ich bis zu zehn Jetlags pro Jahr zu bewältigen. Anfangs machte mir das nichts aus, weil ich jung und aufgeregt war. Ich registrierte allerdings, dass mir die Langstrecken-Hinflüge nach Osten - also gegen den Tag meist weniger ausmachten  als die mit dem Tag nach Westen. Entsprechend leichter war dann das Heimkommen aus dem Osten, während ich anders herum zunehmend größere Probleme bekam. In den USA und Canada gab es zusätzlich zu den Zeitzonen  damals schon die innerhalb des Kontinents gängige "Daylight-Saving-Time". 1980 kam dann in Europa die Umstellung auf die Sommerzeit dazu, was oft zur totalen Fehlschaltung meiner inneren Uhr führte und sich mittelfristig derart auf die Psyche legte, dass ich rätselte, wie Piloten und übriges, fliegendes Personal dagegen ankamen...

Als die Air France noch voll auf die Überschall-Concorde setzte, wurde ich zu einem Vergleichs-Experiment eingeladen. Von Paris nach New York ging es mit einem normalen Linienflug, zurück mit nur wenig Schlaf  am nächsten Vormittag nach dem Frühstück in neuer Rekordzeit gegen die Nacht zum Abendessen im "Le Grande Bretagne" nahe der Sorbonne. Unter der im Flugplan angegebene Zeit von 3:45 Stunden.  Dank des passenden Strahlstroms im Rücken bei durchschnittlichem Flugtempo von über 2000 km/h. war jeglicher Anflug von Timelag wie weg geblasen. Das war vor 35 Jahren, und wie sich in der Folge heraus stellte, selbst  für die oberen 10 000  zu teuer. Dafür dann aber doch gefährlicher als als die Konstrukteure des "sichersten Flugzeugs der Luftfahrt-Geschichte" einsehen mussten. Rest-Exemplare der Concorde stehen nach dem schrecklichen Absturz  am 25. Juli 2000 nun im Museum. Auch die russische Tupolev 144, die das Wettrennen um die erste Überschall-Passagier-Maschine zunächst gewonnen hatte, ereilte nach drei Abstürzen das selbe Schicksal . Ein Exemplar ist noch im Technik-Museum von Sinsheim zu bestaunen.

Ein zu teures Rezept gegen Jetlag?
Quelle Air France


Jetzt bin ich  ein alter Mann und kämpfe zweimal im Jahr gegen diese im Vergleich lächerliche Zeit-Verschiebung von nur einer Stunde. Ich gehöre zu denen, die sich gefreut hätten, wäre die nichtsnutzige Sommerzeit abgeschafft worden. Denn je länger die innere Uhr tickt, desto leichter lässt sie sich auch aus dem Rhythmus bringen. Wer zudem auf die pünktliche Einnahme seiner Medikamente angewiesen ist, dem nützt es gar nicht, wenn er eigentlich immer über die Zeit-Umstellung hinweg schlafen könnte, weil sich dann vorübergehend alle Symptome einstellen, die eigentlich gedämpft werden sollten.
Da zudem die Sonne im Herbst hier unterschiedlicher einfällt als in Ligurien, verändere ich gleich nach dem Wechsel unseres Wohnortes bereits die Zeiten zur Einnahme der Medikamente sukzessive um eine halbe Stunde. Das hilft ein wenig, aber meinen Herbst-Blues durchlebe ich trotzdem. Die ersten zwei Nächte jedenfalls waren auch ohne Verkleidung der reinste Halloween-Horror...
Da meinen die Meinen schon bald: "Der Alte tickt wohl nicht richtig!"

Die innere Uhr verlangt leider
erstaunliche Pünktlichkeit
bei der Einnahme von Tabletten