Freitag, 28. September 2018

Die Jauche-Schleppe

In dieser Überschrift findet der geneigte Leser einen Begriff, den es so nicht gibt.
Wer auf dem Land lebt kennt das, Städter, die auf einer Landstraße unterwegs sind schauen sich gegenseitig Nase rümpfend an. Wer war's?
Den strengen Geruch hinter sich lassen!

In den meisten Fällen ist eine Bauer schuld, der seinen Gülle-Tank vor dem Ausbringen nicht richtig geschlossen und auf der Straße verkleckert hat, Der Delinquent hat sich längst im wahrsten Sinne des Wortes vom Acker gemacht, der Gestank aber bleibt für geraume Zeit.

Was bringt mich jetzt von der Gülle auf Trump vor der UN?
Im Deutschen wie im Englischen gibt es die Erkenntnis, dass Eigenlob stinkt: Self-praise stinks. Derart gerochen hat es in der UNO-Vollversammlung, dass die Delegierten erst lachten, um dann an der "Selbstbeweihräucherung" von POTUS fast zu ersticken.

Selbst der übelste Potentat hat in diesem Kreis jemals eine derartige Rede gehalten. Sie zeigte aber der gesamten Welt, dass der Finger am Atom-Knopf zu einem psychisch Macht-Kranken gehört, der gerne andere, die ihn nicht fürchten, beschuldigt Kriegstreiber zu sein.
Hat China den Handels-Krieg etwa begonnen?
Hat der Iran sich einseitig vom Atomvertrag gelöst?

Wie ein trotziges Kind beharrt Trump allein auf seiner Sichtweise.

Mittwoch, 26. September 2018

No Mercy

Bisweilen ist Politik ein ebenso gnadenloses Geschäft wie der Profi-Fußball. Da wird der Erwartungshorizont zunächst rosa erleuchtet, um mal schnell, mal mit Verzögerung lampenschwarz gefärbt zu werden. Muss man deshalb mit den Polit- oder Fußballstars Mitleid haben? Nicht die Bohne!
Ist doch so: In beiden Metiers geht es um Leistung, die so gut  bezahlt wird, dass sich niemand um die Nachsorge beunruhigen muss, aber um die richtige Zeit für den Ausstieg. Wenn der verpasst ist, kann es gnadenlos werden.

Du siehst die einen, die sich mit Verletzungshäufigkeit nur noch als Schatten ihrer selbst über das Spielfeld schleppen oder wie im Fall Merkel auf der Bühne immer häufiger vorgeführt werden. Unserer Bundeskanzlerin wird wohl zum Verhängnis, dass sie nicht nur als außergewöhnliche Politikerin mit Regierungsrekord in die Geschichte eingehen wollte, sondern auch keinen geeigneten Nachfolger in ihren Reihen ausmachen konnte. Sie hat ja eine ganze Squadra an Männern in ihrem Schatten verblassen lassen.
Die steilen Falten von den
Mundwinkeln sind  noch tiefer
geworden. Bisweilen wirkt
ihr Beharren wie von
einer Bauchredner-Puppe
vorgetragen

Aber der Zahn der Zeit nagt ja an jedem Star, und die Rufe "Merkel muss weg!" erklingen schon längst nicht mehr nur aus den Kehlen von PEGIDA und AfD, Die Spaltpilze aus der CSU sorgten im Wochen-Takt für eine gewisse Unterstützung dieser Forderung.

Das hat sie nicht verdient, meinen viele. Doch, hat sie! Die junge Merkel hätte Seehofer schon nach der ersten Demütigung nicht mehr zum Innenminister gemacht, und spätestens bei der Causa Maaßen die Reißleine gezogen. Ja, hätte vermutlich auch das löcherige Bündnis mit der CSU beendet, und wohlfeilere Koalitions-Kandidaten ins Regierungsschiff geholt.

Jetzt erwartet die Republik einen unendlichen Eiertanz, an dessen Ende das populärpolitische Element die Oberhand haben könnte. So läuft Angela Merkel Gefahr, nicht als "Wir schaffen das!"-Kanzlerin, sondern als Steigbügel-Halterin des Deutschen Neo-Faschismus in die Geschichte einzugehen.
Trotz der Christlichkeit im Partei-Namen
wird kein Segen mehr von oben kommen

Armes Deutschland!

Montag, 24. September 2018

Verhör-Spezialisten

Wo von höchsten staatlichen Stellen gelogen und Fake-News im Sekunden-Takt getwittert werden, will ich als Blogger nicht zurück stehen. Heute will ich mal die Gerüchte-Kessel zum Überkochen bringen.

Aus für gewöhnlich überhaupt nicht informierten Kreisen ist mir nämlich ein Gerücht zu Ohren gekommen, dem noch nicht einmal ich selbst Glauben schenken kann:

Ex-Verfassungsschützer Maaßen konnte nur deshalb nicht gefeuert werden, weil er im Auftrag von Innenminister Seehofer ein Spezialisten-Team aufbauen sollte, dass das umstrittene, neue Polizei-Gesetz Bayerns mit speziellen Befragungen auf ganz Deutschland ausdehnen sollte. In Bayern können nämlich auch Unschuldige durch immer wieder erneute Beschuldigungen quasi unbegrenzt weg gesperrt werden. Verdachtsmomente könnten schon Versprecher, Genuschel oder provozierte Antworten liefern. Hier sollen die Verhör-Spezialisten ansetzen. Es reicht ein unbegründeter Verdacht. Der Rest wird den Delinquenten in den Mund gelegt.
Pflicht-Lektüre für alle Aspiranten

Einer der ersten soll Sigmar Gabriel  wegen Staats zersetzender Meinungsäußerung sein:
Er hat gestern zu dem Verhalten der drei Partei-Vorsitzenden gesagt: "So kann man nicht regieren!"

Wir werden den liebenswerten Kugelblitz vermutlich für lange Zeit nicht mehr sehen.
Seine Immunität wird aufgehoben, sein Hinterbänkler-Platz soll an die AfD gehen, die dafür nach der Bayern-Wahl als Koalitions-Partner für die CSU bereit steht.

Rette sich, wer kann! Möchte man da meinen. Meine Frau und ich haben eine Lösung. Wir lassen uns auf 450Euro-Basis als Verhör-Spezialisten anwerben. Wir haben nämlich im Verhören schon einige Übung.

Es lässt sich nicht verleugnen, dass  die fürsorglichste aller Ehefrau nicht nur ein nachlassendes Gehör, sondern noch dazu ein rezessives Kurzzeit-Gedächtnis hat.
Im populistischen Ligurien brüllen wir von Stockwerk zu Stockwerk derart, dass Nachbarn das für Dauer-Streitigkeiten hält. Hier im Glashaus rettet und das Rauschen des Verkehrs vor Abhör-Versuchen.

Wir reden beide auch viel im Schlaf, was zu merkwürdigen Verhör-Ergebnissen führt. Behauptete meine Frau doch neulich, dass ich im Schlaf das Ableben von Peter Kraus verkündet hätte. Der bald 80jährige Rocker erfreut sich aber bester Gesundheit, was die Schwestern, die noch kürzlich ein Konzert von ihm besucht hatten. bestätigten.

Gut, wir verhören uns auch beim Fernsehen immer häufiger und fragen uns gegenseitig, was gerade gesagt wurde. Wenn ich noch Geld hätte, lobte ich deshalb gerne einen "Deutschen Tontechniker Preis" aus.

Vielleicht klappt es ja, und wir verdienen durch Verhören ein Zubrot. Seehofer und Maaßen wir kommen!

Samstag, 22. September 2018

Der Fingerzeig

Der Lehrer Lämpel - von Wilhelm Busch einzigartig gezeichnet - fiel dem vierten Streich von Max und Moritz zum Opfer. Ich erinnere mich gut daran, dass ich für die beiden Lausbuben eine unangemessen Sympathie empfand. Die 1968er machten aus den Beiden gar mit gewissen Augenzwinkern Vorkämpfer gegen das Diktat des Spießertums und die Autorität des Lehrbetriebs. Ihr gewaltsames dahin Scheiden (rickeracke ging die Mühle mit Geknacke) wurde als Märtyrer-Tod interpretiert.

Dieser erhobene Zeigefinger des Schulmeisters war hingegen noch genau einzuordnen: Er diente der Ermahnung und dem Nachdruck, aufmerksam zu sein. Er war auf alle Fälle noch nicht das Markenzeichen von Diktatoren.
Zwar wurden die Suren des Korans schon von den Muftis gerne mit erhobenem Zeigefinger rezitiert, aber ein Zeichen des Bösen wurden sie erst durch den Terror, den Osama Bin Laden entfacht hat. Vermummte IS-Krieger erhoben vor ihren Schandtaten den Zeigefinger um ihren ideologischen Unsinn als von oben, von Allah gewollt, zu rechtfertigen.

Der Fluch der bösen Tat, ist aber die Tatsache, dass sich nun auch weltweit politische Führer dieser die Rhetorik unterstützende Geste bedienen, Je häufiger der Zeigefinger gen Himmel zeigt, desto vorsichtiger sollten die Beschützer der Demokratie werden...

Seid gewarnt. Rickeracke...

Donnerstag, 20. September 2018

Wahl-Heimat

Die Vorstellung, sich eine Heimat auswählen zu können - wenn auch nur im Kopf - hat mich lange Zeit umgetrieben. Auf meinen Reisen habe ich vieles gesehen, das so schön gewesen ist, dass ich mir vorstellen konnte, dort "beheimatet" zu sein. Im Ruhestand, weiß ich nun längst, dass das Illusionen waren. Mit dem Aufkommen der Flüchtlings-Probleme und der Integration des Fremden, wird mir als Einwohner zweier Länder mehr als bewusst, wie schwer das schon ohne eigentliche Notwendigkeit ist.

In Ligurien fühlt sich meine Familie daheim, aber es ist eben nicht ihre Heimat. Wir sind mit mehr oder weniger Empathie geduldet, wie gehören zum Dorfleben - vermutlich mehr als der ein oder andere ausländische Nachbar. Integriert werden wir niemals sein. Und nun kommt auch noch der Stimmungs-Umschwung in Bezug auf die Deutsche Europa-Politik und die populistischen Einflüsse in der Italienischen Regierung dazu.

Nun wird auf einmal der Begriff Heimat auf der  ganzen Welt empor gehoben. Das hat aber nichts mit dem Gefühl zu tun, "daheim zu sein". Daheim ist nämlich dort, wo sich einer sicher und geborgen fühlt. Daheim ist dort, wo Traditionen, Trachten und Toleranz einen erfreuen. Daheim ist dort, wo die Familie sicher leben kann - und Arbeit findet...

Auf der Straße, die am Glashaus vorbei führt, hängt jetzt an jedem Baum ein Wahlplakat. Wie zu Weimarer Zeiten gibt es zu viele Parteien mit undurchsichtigen Zielen. Wenn ich dort entlang gehe, und die mehr oder weniger geglückten Porträts der Kandidaten sehe, frage ich mich, mit welchen persönlichen Zielen sich die haben aufstellen lassen. Was treibt sie in die Politik?
Hindenburg in einer Karikatur. Aber hätte er
das "Dritte Reich" verhindern können?

Macht und Prominenz versprechen doch nur die immer gleichen Konstellationen in Koalitionen.
Aber es ist eben meine "Wahl-Heimat", und ich muss mitmachen, obwohl mich keiner von diesen
"Heimat-Musikern" im Trachten-Look anspricht. Nicht zur Wahl zu gehen, darf  aber keine Option sein. Solange wir noch die tatsächliche Entscheidungs-Freiheit  in einer Demokratie haben.

Das Weimarer Gespenst gruselt wieder durch die Republik. Eine Generation, die das Dritte Reich nur aus Geschichtsbüchern oder Filmen erlebt hat, hält die Rückkehr zum Faschismus für erstrebenswert.
Als hätte der "Nazional"-Sozialismus allen eine Heimat geboten:
Anders Denkenden, den der Deutschen Heimat verbundenen, seit Generationen ansässigen Juden, Lesben und Schwulen, den Künstlern, die sich frei auslebten und zuletzt dann jenen ehemaligen Oppositions-Politikern; Allen war Deutschland zuvor eine Heimat.

Wer lesen mag und lesen kann, dem sei die Lektüre von "Jeder stirbt für sich allen" empfohlen. Hans Fallada schrieb sie 1947 in Anlehnung an eine wahre Begebenheit.

Erst verbrennen die Fahnen, dann die Bücher und letztlich brennt die Heimat wieder in einem Feuersturm...