Donnerstag, 29. Dezember 2011

2011 - Kein Blick zurück

Die Bibel - wenn wir sie denn läsen - lehrt uns, dass der Blick zurück nicht nur nichts bringt, sondern mitunter auch recht gefährlich sein kann:
Als die Sodomiter lieber mit Männern Sex haben wollen anstatt mit Lots jungfräulichen Töchtern (die er wohl auch zur eigenen Rettung anbietet), entfachen die Rache-Engel einen Feuersturm über der Stadt Sodom. Allerdings nicht, ohne die Familie Lot vorher in Sicherheit zu bringen und in die angrenzenden Hügel zu geleiten. Nachdrücklich warnen sie jedoch die Flüchtlinge, noch einen Blick zurück zu werfen.
Lots Frau, die seither als Symbol für die  angebliche ungezügelte Neugier der Frau herhalten muss (Schatz woran denkst du gerade?), kann der Versuchung nicht widerstehen und blickt doch zurück, worauf sie zur Salzsäule erstarrt.

Lot - fortan unbeweibt - verbirgt sich nach diesem teilweise vorweggenommenen Har-Magedon (Johannes prophezeit dieses "Jüngste Gericht" ja erst viel später) mit seinen beiden Teenie-Töchtern fernab aller Männer in einer Höhle. Dort - so will es die allerdings von Männern verfasste - Heilige Schrift wissen,verführen die beiden um Arterhaltung besorgten Schlampen ihren zuvor alkoholisierten Vater und lassen sich von ihm schwängern...

Was hat nun das alles mit 2011 zu tun?

Abgesehen von der Möglichkeit, dass wir armen Menschenkinder uns damit trösten könnten, dass damals schon die Verbesserung der Moral  daraus bestand, dass sie sich permanent verschlechterte, hält die Bibel eben auch die Erkenntnis parat, dass sich nichts und niemals auf Dauer zum Besseren verändern wird.

Nach Lektüre oder Betrachtung von gefühlten zweieinhalb Millionen Jahresrückblicken in mehr als allen verfügbaren Medien muss Mann geradezu dankbar sein, dass dieser persönliche Blick zurück auf Feuersbrünste, zerstörte Städte, Tod und Vernichtung allein in 2011 unseren Frauen derart erspart bleibt. Abartig, wenn überall, wo man sie nicht braucht, nun an Sylvester Salzsäulen herumstünden (andererseits wären Salzstöcke auch im kommenden Jahr trotz Atomausstieg als  potenzielle Endlager immer noch ziemlich gefragt)...

Anhand der sich pandemisch häufenden Sexskandale und Inzenstprozesse in diesem Jahr sowie immer bedrohlicher werdener Überschwemmungen ist die Vermutung erlaubt, dass der liebe Gott mit Sodom und Gomorra nicht ein Exempel statuieren, sondern uns gewissermaßen auf ein - wie es so schön im Neudeutsch heißt - "State of the Arts" einstimmen wollte.

Also blickt nicht zurück im Zorn und schon keinesfalls in Wehmut! Schaut lieber voraus, ob da noch irgendwo ein Funken Hoffnung besteht, dass sich etwas zum Positiven ändern könnte.

Die Hoffnung - liebe Freunde und Leser - stirbt möglicher Weise tatsächlich zuletzt...

Das wünsche ich jedenfalls allen für 2012

Samstag, 24. Dezember 2011

Mal 'ne andere Weihnachtsgeschichte...





















DER SUCHER


Als Johannes erwachte, hatte er keine Ahnung, wo er sich befand. Weil ihm die Umgebung fremd war, sprang er mit einem leichten Anflug von Panik auf. Er musste sich an einer Fensterbank abstützen, weil ihm sofort schwindlig war. Aus dem Schrankabteil griff er sich einen roten Bademantel und schlüpfte in bereit stehende Hüttenschuhe aus Schaf-Fell, ohne sich über die Selbstverständlichkeit Gedanken zu machen, mit der dies geschah. Auch, dass er automatisch das Bad ansteuerte, überraschte ihn nicht.

Das Gesicht, das ihn skeptisch aus dem Spiegel betrachtete, war ihm nicht bekannt. Er nahm es jedoch als gegeben hin, wie die Räumlichkeiten, in denen er sich bewegte, als hätte er dies schon immer getan. Er kämmte sich  die zotteligen grauen Haare und bürstete den lockigen Bart.
Dann stand er auf einmal in der Küche und machte Kaffee ohne darüber sonderlich nachzudenken. Er stellte den Filter auf die große Tasse, löffelte zweimal das gehäufte Maß hinein, schaltete den Wasserkocher an und stellte eine zweite, kleinere Tasse dazu, deren Henkel er nach links ausrichtete. Wieso er dies tat, wurde ihm nicht bewusst, Auf der zweiten Tasse war ein Baum mit Schleifen, Kugeln und Kerzen abgebildet. Die Darstellung löste einen Impuls aus:
Er sah sich als kleinen Jungen auf einer Schulbühne und er sang O Tannenbaum. Er war ein netter, blonder Knabe mit gezirkeltem Scheitel, weißem Hemd und viel zu kurzen langen Hosen. Ihm war vollkommen bewusst, dass dies umgearbeitete Hosen von einer seiner älteren Schwestern gewesen waren. Der alte Mann, den er nun als aktuelles Selbst nicht wahrnahm, summte auch O Tannenbaum, nahm seine, die große Tasse und stellte die andere auf den Küchentisch ohne Anstrengungen darauf zu verwenden, für wen sie bestimmt sein könnte. Denn augenscheinlich war er allein in der Wohnung. Im Wohnzimmer war außer ihm auch niemand.
Vor der Fensterfront stand eine Säule mit einem Kranz drauf. Der Baum auf der Tasse und dieser Kranz mit Schleifen und dicken roten Kerzen gehörten irgendwie zusammen. Das dämmerte ihm, während draußen über der belebten Kreuzung das restliche Tageslicht in einem heftigen Schneegestöber verschwand.
Der alte Mann rezitierte:
Advent, Advent
Die Mutti pennt,
Der Pappi rennt
Herum im Hemd
Advent, Advent

Er sah dabei seinen Vater, der seit einem Gallenleiden, „unten ohne“ schlief, nur mit einer Schlafanzugjacke bekleidet aus dem Bett in einer Wohnung steigen, die weit in der Vergangenheit existiert haben musste. Aber er konnte sie in Gedanken glasklar zuordnen. Und auch das komische Gedicht, das von ihm selbst stammte und wohl das erste einer langen, nun aber diffusen Reihe war…

Unten auf den Gehsteigen schienen alle Menschen in die gleiche Richtung zu pilgern. Ein Mann zog ein Kind auf einem Schlitten hinter sich her.
So einen Schlitten hatte er auch einmal gehabt.  Er erinnerte sich daran, dass sein Vater ihn damit durch verschneite, nächtliche Straßen bis zum Ende einer Startbahn gezogen hatte. Da waren dickbäuchige Transportmaschinen in den Nachthimmel gestiegen, mit denen britische Soldaten zum Fest in die Heimat geflogen wurden. Auf einmal fiel ihm der Name des Flugzeugtyps ein. Das war die „dicke Bristol“ gewesen, und der Flughafen hieß so komisch: „Fuhlsbüttel!“
Und dann kam es ihm auch, dass er bis ins Schulalter jedes Mal vor dem bedrohlichen Donnern dieser Flugzeuge ins Haus geflohen war. Er war also auch ein ziemlich ängstliches Kind gewesen.
In diesen besonderen Nächten hatte er diese Angst nur ertragen, weil er wusste, dass nach diesem Ausflug zuhause die Wärme des Wohnzimmers und dieser einzigartig strahlende Baum warteten. Mit seinen weißen Kerzen, den goldenen und silbernen Kugeln sowie den glitzernden Fäden, sah er der Darstellung auf der Tasse überhaupt nicht ähnlich, aber Johannes ahnte, dass auch da ein Zusammenhang bestand, der sich ihm nur  im Moment noch verschloss.

Er hatte gar nicht gemerkt, dass er aus der Tür gegangen war, im Fahrstuhl einen Knopf gedrückt hatte und nun in seinen Hausschuhen durch den Knöchel hohen Schnee dem Fußgängerstrom hinterher stapfte. Der Wind zauste in seinen Haaren und blies die Schneekristalle unter seinen Frottee-Bademantel und durch seinen goldfarbenen Schlafanzug hindurch. Sein Bart war sofort von Eis verkrustet Aber ihn störte das gar nicht, weil er unbedingt wissen wollte, was hier los war.

Er kam an einem großen Schaufenster vorbei, das voller bunter, unterschiedlich großer Pakete war, Dazwischen standen elegant gekleidete Puppen. Seine beiden Schwestern hatten an diesem besonderen Tag auch immer solche Pakete bekommen. Für ihn selbst lagen nur eine Zuckerstange und ein kleiner Teppichklopfer bereit.
Zuckerbrot und Peitsche, schoss es dem alten Johannes durch den Kopf und er erinnerte sich, dass er gelegentlich mit dem Teppichklopfer durchgebläut wurde, weil er wohl auch ein sehr ungezogener Knabe gewesen war. Dann dämmerte ihm, dass er natürlich auch immer Geschenke bekommen hatte – nur eben verzögert und irgendwo unter einem Vorwand versteckt, der ihn läutern sollte…

Inzwischen stauten sich die Fußgänger vor einem Glaskasten, der immer wieder prallvoll im Untergrund verschwand, um wenige Augenblicke später fast leer wieder aufzutauchen. Trotz der Fülle schienen die Leute irgendwie von Johannes abzurücken. Während er sie forschend ansah, wichen sie seinen Blicken aus. Irgendwie spürte er etwas von einer peinlichen  Berührtheit, aber sie erreichte ihn nicht wirklich.
Dieses Gefühl der peinlichen Berührtheit kam ihm deshalb so bekannt vor, weil er es wohl im Zusammenhang mit den Geschenken stets selbst verspürt hatte. Bekam er gerne etwas geschenkt? Schenkte er selber gerne? Wohl beides nicht. Nun tauchte in seinen diffusen grauen Zellen, seine eigene Familie auf. Seine Kinder, seine Frau. Wieso war ihm das nicht aufgefallen, dass die gar nicht da waren. Irgendwie war es schwer gewesen, denen etwas zu schenken, glaubte er, sich zu erinnern. Aber es war auch für ihn selbst schwer gewesen, sich über selbst Gebasteltes oder Praktisches zu freuen. Aber die Schenkerei war wohl aus diesem Anlass irgendwie immer so  wichtig gewesen, dass alle wochenlang ganz aufgeregt waren.
Unten auf dem Bahnsteigen ging es zu wie blöd. Auf einem großen Bildschirm verkündete einer bildgewaltig, Weihnachten werde unter dem Christbaum entschieden, aber der tiefere Sinn dieser Botschaft erschloss sich Johannes nicht. Er stieg in den Zug, in dem die meisten Leute verschwanden und wunderte sich wieder, wieso man ihm soviel Platz gewährte. Ein etwa gleich alter Mann bot ihm sogar einen Sitzplatz mit den Worten an:
„Du siehst ein wenig mitgenommen aus Santa. Ruh dich  nur aus!“

So fuhr er dahin, und immer wieder tauchten hinter seiner umwölkten Stirn Filmfetzen auf, die so klar waren, als seien sie gegenwärtig. Eines Tages hatte er aufgehört, solche Bäume selber zu schmücken. Eine Klingel tönte durch die verschiedenen Wohnungen, wenn die Kerzen brannten. Er sah sich Geschichten für seine Kinder schreiben. Wusste aber immer noch nicht, weshalb und warum. Dann waren die Kinder auf einmal groß. Und seine Frau und er waren wieder allein an diesem Tag wie ganz am Anfang ihrer großen Liebe. Liebe? Daran konnte er sich gut erinnern.
Seine Frau? Seine Frau! Er sah sie, aber wo war sie? Sie war doch immer da gewesen.

„Bitte Ihren Fahrschein“, sagte da eine dunkel gekleidet Frau mit einer Eulen-Brille zu ihm  und hielt ihm irgendetwas unter die Nase. Er wollte sprechen, aber da kam nichts raus. Kein Laut.
„Sie merken doch, dass der Mann ganz neben sich ist“, meinte der Herr, der ihm zuvor so fürsorglich den Platz angeboten hatte.
Die Frau rief jemandem im Abteil etwas zu, und zu zweit packten sie Johannes beim nächsten Halt unterm Arm und zogen ihn aus dem Zug.
Er wurde eine steile Treppe hinauf bugsiert, die sich irgendwie von ihm fort zu bewegen schien. Aus der Dunkelheit fuhren sie quasi in ein Lichtermeer. Lauter kleine Buden. Herrliche, aus der Vergangenheit bekannte Gerüche. Da merkte er, dass er etwas zu essen wollte. In seinem Kopf begann sich ein Satz zu bilden, aber er bekam ihn nicht heraus. Deshalb griff er sich einfach eine Fischsemmel, die sich in Reichweite befand. Ehe ihm jemand in den Arm greifen konnte, hatte er unter Protest des Verkäufers und der Kontrolleurin schon kräftig zu gebissen. Der zweite Mann hatte offenbar die Zeit genutzt, um die Polizei zu rufen. Die schien Johannes sofort zu erkennen.
„Sind Sie Johannes Goerz? Ihre Frau sucht schon seit Stunden nach Ihnen. Sie können doch nicht so einfach im Bademantel und Hausschuhen fortlaufen!“
Und zu den anderen derart mit gesenkter Stimme gewandt, dass Johannes ihn nicht hören sollte:
„Der Mann hatte vor kurzem einen Schlaganfall, aber im Krankenhaus hat er voll den Terror gemacht. Seine Frau war nur schnell über die Straße, Wein einkaufen für Weihnachten. Da war er auch schon auf und davon.“

Da fand Johannes auf einmal seine Stimme wieder:
„Wein einkaufen. Das macht Sinn. Heißt ja schließlich Wein-Nachten.“

„Zum Weinen – nicht?“ Meinte da die Kontrolleurin zum Wachtmeister.

Sonntag, 18. Dezember 2011

Oden an die Sieger

Elmo

Es googelt der Elmo bei Nacht und Wind, 
löst Rätsel so schnell wie kaum einer.
Auch beim Studium war er geschwind.
Ein Genius ist er und zwar kein kleiner.
Kaum dreißig und schon war er Doktor!
Der musste niemanden plagiieren.
Allwissend fast auf jedem Sektor, 
braucht sich keiner zu genieren,
Seine Geistesblitze springen über
und erleuchten wie Sankt-Elmos Feuer.
Schlechte Stimmung geht vorüber
kein guter Rat ist ihm zu teuer.
Eine Antwort gibt er auf jede Frage,
denn Hochmut ist dem Elmo fremd.
Als Freund in wirklich jeder Lage,
gäbe er gerne auch sein letztes Hemd.



Der Tina ihr Andi

Als Schatten von der Heintzelfrau
sagt er oft mal nix,
aber zuhör'n tut er stets genau.
Und beim Räselraten ist er fix.
Sein Schweigen muss also nix heißen,
Vom Wein versteht er äußerst viel.
Und er kocht, hat gerne gut zu beißen.
Für ihn ist oft der Weg das Ziel.

Als Folletto Buono schlüpft der Mann
auf seinem Weg nach Süden
in seine Italo-Seele so oft er kann.
Dann weckt er Geister, auch die müden
und feiert auf der Piazza bis um vier.
Es ist eine Freude, ihn zu kennen. 
Kann's gar nicht mehr erwarten hier
und fang gleich an zu flennen,
vor lauter Sehnsucht nach Castello.
Gute Reise Folletto Bello!


Die Jury des großen Weihnachtsräsels konnte sich doch noch dazu durchringen, "der Bente" als Drittem(?!) die drei verdienten Verse zu dichten. 



Bente

Spitznamen bleiben gern ein Leben lang.
Erst sah er aus wie eine Ente,
dann gingen die Dinge ihren Gang.
Das bleibt ihm bis zur Rente:
Das B davor wie bei Engel und Bengel.
Nur wie wird aus Ente dann  d i e Bente?
Der Kerl hat doch'n Schwengel!

Klar, Erpel hätt ja nicht gepasst.
Noch dazu für einen echten Nerd.
Die Anzugträger hätten ihn geschasst,
Er gab sich also ganz gelehrt.
Auch wenn er heimlich ein Zocker war
ging's ihm nicht nur um das große Geld.
Mit Rotbäckchen und Lockenhaar,
kämpft er bei WOW als Cyber-Held.

Gab auch mal den Trekki oder Trekker
Heut' ist er längst auch kein Yuppi mehr
Zieht uns - wenn er will - den Stecker 
programmiert öffentlichen Verkehr.
In variatio delectat lebt der Womenizer
ist aber sonst ein Freund, ein treuer.
Sein Loblied singen wir ganz heiser
Sein Platz drei war uns nicht geheuer...


Moody's bläst Santa den Blues

Nordpol/Nürnberg (eigener Bericht): Erst heute, am ersten Advent 2011, wird andeutungsweise offenbar, dass das weltweite Weihnachtsgeschäft vergangene Woche haarscharf an einer gewaltigen Finanz-Katstrophe vorbei geschlittert ist. Über 400 Billionen Euro Umsatz wären beinahe im Nebel der Nordhalbkugel verschwunden, weil eine Indiskretion aus der Vorstandsetage der Ratingagentur Moody's ins Internet gelangt war.

Der international angesehene  Insider-Blog "Steine aus dem Glashaus" hatte den Skandal zwar aufgedeckt, sich aber nicht getraut, ihn direkt anzusprechen. Stattdessen gelangte eine kryptische Pinselei in Form eines Weihnachtsrätsels an die schlaue Leserschaft.
Keine zehn Minuten hatte es gedauert, da hatte bereits ein Google-Guru aus Hamburg diese Botschaft entschlüsselt:
Der Blogger - auch bekannt unter seinen Hacker-Namen Saint Elmo's Fire, oder The Doc, aber auch Elmar der Große - heute Morgen in einer Pressekonferenz:

"Ich sah den Weihnachtsmann mit seinem leeren Sack, dem verkniffenen Gesicht, und dass in seiner englischen Schreibweise entscheidende Buchstaben fehlten. Da war mir die Ungeheuerlichkeit sofort klar. Moody's wollte dem Weihnachtsmann seinen AAA+-Status nehmen. Ich weiß, es war nicht rechtens, aber ich musste ja Weihnachten retten. Ich hackte mich bei Moodys ein und fand eine für die Presse vorbereitete Meldung, die ich sofort getwittert habe":

Aufgrund der abschmelzenden Polkappen muss die Welt sich darauf vorbereiten, dass der Weihnachtsmann seine Geschenk-Produktionsstätten demnächst verlegen muss. Auch ist damit zu rechnen, dass das Vertriebssystem mit Rentierschlitten ohne Modernisierung bald den Anforderungen nicht mehr entspricht. Die quasi auf Promotionsbasis durchgeführte Verteilung von Geschenken ist umsatzorientiert  im Sinne des Shareholder Values nicht länger zu vertreten.Hinzu kommt die gleichzeitg inflationäre Zunahme von Weihnachtsmärkten. In vorsichtiger Gewichtung all dieser Faktoren ist Moody's zu der Bewertung gekommen, Santa Clause von AAA+ auf  B- unter Beobachtung herabzustufen.

Was dann geschah, dürfte in der Abwehr von Finanzkrisen ein einmaliger Vorgang gewesen sein. Hauseigene Ökonomie- und Volkswirt-Engel überzeugten in einer konzertierten Fondriser-Action das AAA+ geratete Christkind, eine transatlantische Allianz mit Santa Clause einzugehen, um ein Verramschen der Weihnachtsaktien zu verhindern. Unter anderen sützte die Glühweinsteuer, die der stets gläubige deutsche Wirtschaftsminister Philipp Rösler sofort in Deutschland einführte, die sogenannte "Weihnachtsstern-Allianz". Auf dem Büchermarkt etablierte sich das eigens für die Rettung geschaffene "Christ-Kindle", ein Reader im Weihnachtsdekor, der bei jedem Download die Kassen des Weihnachtsmann so süß wie nie klingeln lässt. Ab sofort sind auch die Ratings dort in einem so genannten Reader's Digest nachzulesen, so dass eine Elektromarkt-Kette sich schon genötigt sah, ihren Slogan. "Weinachten wird unter dem Christbaum entschieden" endlich zurückzuziehen...

Damit die wahren und anonym bleibenden Helden dieses im Stillen vollbrachten Finanzwunders eine späte Würdigung erfahren, hat SADG für heute abend den Post "Oden an die Sieger" angekündigt.
Man darf gespannt sein.

Mittwoch, 14. Dezember 2011

Das große Glashaus-Weihnachtsrätsel

Was ist dem Weihnachtsmann geschehen?
Wer's richtig rät, dem dichte ich ein persönliches Gedicht:

1.Preis: Eine Strophe

2.Preis: Zwei Strophen

3.Preis: Drei Strophen


Der Rechtsweg kann gerne bestritten werden.

Die wahre Geschichte zum Bilderrätsel gibt es am 4. Advent. Viel Spaß und hohohoooo!

Montag, 12. Dezember 2011

Heiße Weihnachten!

Die Eisbären schwimmen um ihr Leben,
Der Meeresspiegel steigt und steigt.
Die Erde hört nicht auf zu beben,
Aber der Klimagipfel wird vergeigt.
Der Himmel voll Ruß, die Hölle nicht weit,
Umso heißer wird die Weihnachtszeit


Der Bannwald am Gipfel zerstört.
Lawinen rauschen rein ins Tal.
Weil niemand auf die Mahner hört
Ist die Lage längst fatal
Der Himmel voll Ruß, die Hölle nicht weit
Umso heißer wird die Weihnachtszeit


Ist's schon Fallout oder noch Schnee?
Plutonium strahlt im Weltenmeer.
Ein Supergau sprengt unser AKW, 
Und schon zählt keine Zukunft mehr.
Der Himmel voll Ruß, die Hölle nicht weit,
Umso heißer wird die Weihnachtszeit


Warum dann da nicht Schulden machen?
Die Kinder interessier'n nicht mehr
Lassen wir's doch nochmal krachen
Schert weder Herr noch sein Gescherr
Der Himmel voll Ruß. die Hölle nicht weit,
Umso heißer wird die Weihnachtszeit


Die Schöpfung dauerte nur sechs Tage
Ihr Niedergang ginge heut' schon schneller...
Stellen wir die Welt doch nicht  in Frage!
Gesucht wird  da ein Geist - ein heller
Noch ist der Himmel voll Ruß und die Hölle nicht Weit
Besinnt euch ihr Menschen! S'ist an der Zeit

Dieses aktuelle Lied kann bei der stimmungsvollen Entscheidungsschlacht unterm Christbaum auf mindestens vier der gängigen volkstümlichen Weihnachtsmelodien gesungen werden...

Sonntag, 11. Dezember 2011

Wo bleiben die Gefühle?

Ein geizgeiler Discounter von Unterhaltungselektronik liefert in diesen Tagen den drastischsten Beleg dafür, dass die Geister der Weihnachten auch nicht mehr das sind, was sie bei Charles Dickens noch waren.

"Weihnachten wird unterm Christbaum entschieden", heißt es da in einem Werbespot, in dem der liebe, gute, alte Weinachtsmann nur deshalb von vorlauten Blagen nierdergeschrien wird, weil er weder Playstations noch Smartphones in seinem Geschenke-Sack hat... Weihnachten verkommt bei denen also schon endgültig zu einem Konsum-Kriegsschauplatz.

Ich finde, das sollten sich gerade Eltern mit Kindern nicht gefallen lassen und diese nervende Handelskette mit einem sehr, sehr langen Boykott belegen. Aber wie wehrt man sich sonst noch gegen ein Trendgeschäft, dass - was Kekse, Marzipan und Lebkuchen angeht - bereits kurz nach dem letzten sommerlichen Sonnenbrand bis zum frühen Total-Ausverkauf angeheizt wird? Bei dem, wenn im November der Schnee ausbleibt, dramatische Wirtschaftsberichte von der Verkaufsfront den schleppenden Auftakt des Kaufrausches als weiteren Beweis für die Auswirkungen der Finanzkrise auf die nationale Sicherheit geißeln? Konsum-Verzicht, wo Schenken und Beschenktwerden doch so schön sind? Eine Diät beginnen, obwohl das Kalorien-Barometer doch auf Dauersturm steht?

Vor ein paar Tagen habe ich angesichts des EU-Gipfels vom Terror der Märkte geschrieben. Heute am dritten Advent muss ich diese Ausführungen ausweiten auf den Terror der Weihnachtsmärkte. Was früher weitestgehend den Nürnberger Christkindles vorbehalten war, erreicht heute eine Mannigfaltigkeit, die eigentlich die Seuchen-Beauftragten auf den Plan rufen sollten. Hier in der Landeshauptstadt hat sich der bedenkenlose Budenzauber jedenfalls derart ausgebreitet, dass man sich schon fragt, wieviel Vorweihnachtszeit Weihnachten eigentlich noch verträgt.

Im letzten Jahr waren die Märkte wenigstens dekorativ verschneit, aber heuer: Erst Frühlingstemperaturen dann grauer Dauerregen. Wo bleiben da die Gefühle?

So ganz verpufft das Geruchs- und Geschmacksmarketing allerdings auch auf Abwegen nicht. Um die vermehrten Kalorien abzuarbeiten, radel ich beinahe täglich meine Runde um den Englischen Garten. Auf halbem Weg umwabert meine asketisch guten Vorsätze bereits die Melange vom Christkindelmarkt am Chinesischen Turm.: gebrannte Mandeln, Glühweingewürz, Rostbratwürste und Flammbrot - wie soll da einer noch weiterkurbeln? Und gelingt es mir, dann scheitere ich spätestens in der Münchner Freiheit.

Weihnachten wird nicht unterm Christbaum entschieden, sondern scheitert mit der Widerstandskraft gegen die Märkte.

Freitag, 9. Dezember 2011

Vom Terror der Märkte

Auf Geheiß von George Dabbelju führt die westliche Welt seit einem Jahrzehnt den Milliarden verschlingenden Krieg gegen das diffuse Gespenst des Terrorismus. Viel hat sich aber nicht geändert, seit die Bush-Epigonen weltweit auf die Büsche hauen. Auch wenn führende Köpfe des Netzwerkes liquidiert und manche Mitläufer dingfest gemacht wurden, reißen Horrormeldungen von Selbstmordattentaten nicht ab. Beinahe täglich sehen wir rauchende Ruinen, brennende Fahrzeuge, hören und lesen wir von Hunderten Attentatsopfern. Dass Bankchef Josef Ackermann Beinahe-Opfer einer Briefbombe geworden wäre, wird deshalb ungleich höher gewichtet. Denn da geht es ja  um einen Angriff auf  die wahrhaft Wichtigen

Während wir angesichts dieser Meldungen langsam abstumpfen, wird die eigentliche Bedrohung - nämlich die gleichzeitige, schleichende Umkehr geschichtlicher Entwicklungen - nur von ein paar einsamen Rufern wahrgenommen. Es ging der Welt nach dem Fall von Eisernem Vorhang und Berliner Mauer nämlich schon mal sehr viel besser.

Wer erinnert sich beispielsweise daran, dass US-Präsident Bill Clinton seinem grenzdebilen Nachfolger einen schuldenfreien Haushalt übergeben hat. Der Blowjob im "Oral Office" ist hingegen immer noch in aller Munde (!?)...
Dass der nahezu gleichzeitig mit Nine Eleven eingeführte Euro zum Teuro wurde, ist sicher nicht allein den horrenden Ausgaben der Allianzen für die Terrorismusbekämfung geschuldet, sondern vielmehr dem Deckmäntelchen, das diese für (volks)wirtschaftlichen Wildwuchs lieferte. Oder kann einer mit klar verständlichen Worten erklären, wieso unsere Freiheit am Hindukusch mit in den afghanischen Staub gesetzten Milliarden verteidigt wird, während wir hier über Mindestlöhne diskutieren und kein Geld für "Kitas" da ist? Wieso Deutschland enorme Zuwächse aus Waffengeschäften erzielt, während der Großteil der DAX-Unternehmen schon Planspiele mit Szenarien des Euro-Untergangs betreibt?

Der Souverän in einer Demokratie - nämlich wir das Volk - hat nur noch einen verschwindend kleinen Einfluss darauf, was wirklich seinem Wohle dient. Es ist als Finanzmacht nur noch dann gefragt, wenn sich die sogenannte Freie Marktwirtschaft mit der Freiheit, die sie meint, verspekuliert hat; wenn keine Gewinne mehr zu kapitalisieren, sondern allenfalls Verluste zu sozialsieren sind. Klar werden wir von denen regiert, die wir gewählt haben, nur sollten wir uns auch langsam mal die Frage stellen, ob sie dann - kaum gewählt - nicht doch im Sinne einer oberflächlichen Prosperität anderen Herren dienen müssen.

Für wen haben sich die Völker Europas derart verschuldet? Doch nicht für ihre Bürger, sondern um ein Finanzgetriebe am Laufen zu halten, dass ohne Steuer-Schmiere längst einen Kolbenfresser bekommen hätte.

Einige Wochen vor der ersten Finanzkrise hatte das "Wallstreet Journal" einen Artikel unter dem Titel "Miriards In The Mist" veröffentlicht und auf die gewaltigen Spekulations-Blasen hingewiesen, an deren explosiver Ausdehnung auch große Volkswirtschaften mit ihren Anleihen beteiligt waren.

Als die sogenannte "Subprime-Krise" Ende 2007 begann, fielen als Antwort auf sie vor allem unseren Politikern nur dirigistische Eingriffe in die Marktwirtschaft wie Abwrackprämien  und Not-Verstaatlichungen ein, die Ursachen mit Wirkung kurzzeitig verschleierten. Anstatt gesetzliche Maßnahmen zu ergreifen sonnte man sich in kurzlebigen Erfolgen im Sinne der Wählergunst.

Jertzt sind wir endgültig dem Terror der Märkte ausgesetzt. Eine Ratingagentur muss nur husten, um Europa zu erschüttern. die EZB senkt ihren Leitzinssatz zwar, aber bei den eigentlichen Banken-Rettern, den Steuerzahlern, kommt davon nichts an. Ganz im Gegenteil, wenn der sein Konto überzieht, wird er auch noch durch Horrorzinsen abgestraft, während er für seine Einlagen noch nicht einmal mehr einen Inflationsausgleich verbuchen kann.

Das System stinkt derart, dass man sich nicht nur ohnmächtig fühlt, sondern regelrecht einer Ohnmacht verfällt. Genau damit aber rechnen die Finanz-Terroristen: nämlich mit Politik-Verdrossenheit und Wahlverzicht. Nur ein dummes Volk lässt sich mit 1-Euro-Jobs und Minderbeschäftigung abspeisen.

Wie wäre da folgender Slogan für alle Demokratie-Verweigerer:
Briefwahl statt Briefbomben! Unsere Freiheit wird am Alpenrand verteidigt!

Dienstag, 6. Dezember 2011

Vorsicht Satire: Merkozy oder das Ende Europas

Vor ein paar Tagen gab es im Fernsehen eine mit alten Filmschnipseln garnierte Dokumentation über die Kanzlergattin Hannelore Kohl. Für ein paar Sekunden war da neben dem überbordenden Einheitskanzler ein Mädel mit Pisspott-Frisur und runden, staunenden Augen zu sehen, die aussah, als könne sie nicht bis drei zählen. Dabei war sie da schon Bundes-Umweltministerin gewesen und hatte qua Dekret die leckende Atommüll-Asse genehmigt. Wer darauf gewettet hätte, dass sich dieses Mauerblümchen in diesen Tagen zur Kaiserin von Europa aufschwingen würde, wäre also heute Quoten-Millionär...

Mir schoss in diesem wenige Sekunden dauernden Videotake aber ein schrecklicher Flashback  durchs Gedächtnis: Was, wenn dieses Wesen von Anfang an eine weitere lebendige Langzeitwaffe des Meisterspions Markus Wolf  gewesen wäre. Zur Erinnerung: Dem hochintellektuellen Chef des Auslandsnachrichtendienstes der untergegangenen Deutschen Demokratischen Republik war der beste Spionage-Coup aller Zeiten gelungen, als er dem damaligen Bundeskanzler Willy Brandt Günter Guillaume als persönliche  Assistenten-Laus in den Pelz gesetzt hatte.

Mir ist es immer schon schwer gefallen, zu glauben, die Elite-Physikerin sei ohne Systemkonformität in die damalige DDR-Denkfabrik gelangt. Was, wenn diese Baracke im Wald in Wirklichkeit eine Zwergenschule  des KGB für napoleoneske Herrscher war, in der Markus Wolf für den Fall des Untergangs Gift-Gnome zur Reanimation des real existiert habenden Sozialismus gezüchtet hat. Es kann doch kein Zufall sein, dass sich auch das mausgesichtige Putinchen zu dieser Zeit in Deutschland aufgehalten hatte. Es ist ja auch bekannt, dass sich unsere Kanzlerin und der russische Baldwieder-Präsident - je nach lauschendem Umfeld - wahlweise konspirativ und schnell mal fließend in Russisch oder Deutsch austauschen, Und jetzt diese parallelen Zuspitzungen - höchst verdächtig!

Goethes Faust I läßt in Auerbachs Keller zu Leipzig noch folgendes schwadronieren:
Man kann nicht stets das Fremde meiden,
Das Gute liegt uns oft so fern.
Ein echter deutscher Mann mag keinen Franzen leiden,
Doch ihre Weine trinkt er gern.

Ja, da konnte sich der Deutschnationale noch drauf einstellen. Aber jetzt dieses Bussi hier und Bussi da, das Händchenhalten mit dem Erzfeind. "Oongie" und "Nicolaaa" verschmelzen im Machtrausch zu Merkozy gerade wie Wladimir und Dmitri zu Putvedev. Beide Paare spielen Doppelkopf um die Zukunft Europas. Dabei ist die Frage erlaubt, mit welchem Ziel das geschieht:

Gerade höre ich über Kopfhörer, dass in Moskau Spezial-Truppen aufmarschieren, und am Freitag werden wir wissen, ob Europa weiterhin die deutschfranzösische Vormundschaft verkraftet, ohne dauerhaft und vielleicht irreparabel alte Antipathien hervorzukramen...

Montag, 5. Dezember 2011

Mir fällt nix ein!

Es gibt so überragende Momente im Leben, die einen erst empor tragen und dann auf die eigene Ebene  kümmerlichster sprachlicher Existenz zurückschmettern...

Gestern gab es so einen Moment zur Eröffnung des SPD-Parteitages.
Als die SPD noch sozial und die FDP noch liberal war, habe ich jene Koalition mit großer Überzeugung und einer politischen Euphorie gewählt, zu der vermutlich nur junge Menschen ohne richtige Lebenserfahrung fähig sind. Mit jedem  neuen Lebensjahr wächst dann aber die Ernüchterung angesichts realpolitischer Machbarkeiten. Wer so viele Menschen erlebt hat, die sich wegen des Machterhalts verbogen oder haben verbiegen lassen, dem stehen die verklausulierten Um-den-Brei-Rede-Hülsen letztendlich weit über dem Scheitel.

Und dann wird da ein Greis im Rollstuhl auf die Redner-Tribüne geschoben und dokumentiert in einstündiger Präzision, dass  Politik einfach und verständlich auf den Punkt gebracht und staatsmännisch vorgetragen werden kann.

Als Helmut Schmidt Jung-Senator in meiner Geburtsstadt Hamburg war, nannten sie ihn "Schmidt-Schnauze", aber schon bald hatte er bei der Flut-Katstrophe die Gelegenheit, vielen Worten auch Taten folgen zu lassen - auch als Minister, als Kanzler in den dramatischen Stunden von Mogadischu und letztlich in seiner Funktion als Herausgeber der "Zeit", die bis heute ein letztes überparteiliches Manifest des in dieser Form sterbenden Journalismus darstellt.

Aber dass er gestern als 92jähriger in der Lage war, das alles noch einmal richtungsweisend zu übertreffen, macht mich sprachlos. Da fällt mir nix mehr ein!

Nur opositionelle Einfaltspinsel werden unterstellen, dass sich der Mann bei dieser Rede hat helfen lassen. Wer eine Ahnung von Dialektik hat, gewinnt eine befreiende aber auch gleichzeitig bedrückende Erkenntnis:
Der "Elder-Statesman" hat mit schärfstem Verstand nicht nur jedes Wort, jede Pause und jede Betonung so gemeint, wie er das vorgetragen hat, sondern er  hat in persona auch Maßstäbe dafür gesetzt, wie wir Deutschen uns im europäischen Verbund zu verhalten haben: mit Understatement, demütig der Geschichte gegenüber, aber gleichzeitig im Mobilisieren der besten Gedanken, die dieses Volk immer noch zu produzieren in der Lage ist.

Und da wird dann auch das Dilemma der SPD deutlich, wenn der 92jährige immer noch als kaum zu erreichender, wachrüttelnder Vordenker herhalten muss.