Freitag, 31. Januar 2020

Kaum zu glauben!

Wenn wir staunend ausrufen: Das ist ja kaum zu glauben.  
- Was sagt da das Wörtchen  kaum dabei über uns aus? Richtig, wir zweifeln mit recht sogar etwas an, was unmittelbar vor unseren Augen passiert. Es liegt einfach in unserem Wesen, skeptisch zu sein.
Schon im Mittelalter Machtmissbrauch im Namen Christi
Quelle: theologie.de
Deshalb bedienen sich ausnahmslos alle Religionen festen Regelwerken und Dogmen, um die Gläubigen davon abzuhalten, zuviel über Dinge nachzudenken, die wir nicht wissen.
Irgendeine höhere Macht zum Schutz oder zur Erfüllung innigster Wünsche anzurufen, ist menschlich allzu menschlich - dafür muss sich heute niemand mehr schämen oder Angst haben, der Häresie bezichtigt zu werden. 
Selbst eingefleischte Agnostiker wie ich sind durch das Leben so programmiert worden, dass sie in der Not unsichtbare Kräfte anrufen. Werden Gläubige derart daraus errettet, glauben sie an göttliche Wunder - ohne darüber nachzudenken, wieso der Nachbar direkt neben ihnen, der genauso inbrünstig um Verschonung gebeten hatte, vom Blitz erschlagen wurde...

Religiöse Prinzipien arbeiten bewusst mit dem Antagonismus aus Angst und Wundergläubigkeit. Aber das zieht in einer Welt des weiter wachsenden Wissens bald nicht mehr. Denn glaubt, wer glaubt, bei allem, was er täglich so erfährt, dass er immer noch das Richtige glaubt?

Wieso denkt der schiitische Moslem, seine Auslegung des Koran gebe ihm das Recht dem Sunniten eines über die Rübe zu geben?

Mit welchem Recht darf ein evangelischer Geistlicher heiraten und sich vermehren und ein katholischer nicht?

Wenn aktenkundig ist, dass katholische Priester ihr Schwulsein an schutzbefohlenen Knaben ausleben und sie dennoch nur zögerlich verfolgt werden, was ist faul am Begriff Seelsorger?

Ein löblicher Verbund aus delegierten katholische Laien und Bischöfen sucht seit gestern in Deutschland nach einem sogenannten "Synodalen Weg" zur Selbst-Therapie, um all die Irrungen und Wirrungen unter dem Talar zu ordnen. Ausgerechnet der aufgeklärte Papst Francesco, der global über Sonderregelungen des Priestertums am Amazonas schwadroniert, warnt da angesichts dieser Eigendynamik vor einen deutschen Alleingang. Als säße ihm wieder das Ratzi-Teufelchen im Nacken. Dabei gehen doch auch der katholischen Kirche in Deutschland auf dramatische Weise die Priester aus.

Die neun Bistümer, die im Priesterseminar am Tagungsort für den "Synodalen Weg" in Frankfurt Geistliche ausbilden lassen, bringen derzeit laut ARD nur 16 Aspiranten zusammen. Erfahrungsgemäß lässt sich von denen nur die Hälfte auch weihen...



















Mittwoch, 29. Januar 2020

Börsen-Bingo

Was Bär und Bulle hinter den Kulissen treiben bleibt für die Anleger meist im Dunkel
Quelle: stockata.de
Im Rahmen ihrer Möglichkeiten war meine Mutter ein Finanz-Genie. Im Rückblick auf Kindheit und Jugend grenzte das an Hexerei, was sie aus dem Beamtengehalt meines Vaters und dem anfangs Hinzuverdienten  im Kunstgewerbe machte. Von ihr also stammte der Rat, dass man sich im Leben auf nur eine Bank verlassen solle. Sie baute das Familien-Vermögen ausschließlich als Kundin der Deutschen Bank auf, und ich erinnere mich noch gut, mit welcher Zuwendung sie dort bedient wurde.

Als sich in den Protz-Glasfassaden
der Deutschen Bank noch
weiße Wolken spiegelten...
pixabay.com
Was aus diesem Institut für ein Schurken-Unternehmen wurde, bekam sie nicht mehr in gänze mit. Ich war mein Leben lang eigentlich bei der Bayrischen Vereinsbank, aber die blieb sie ja nicht, weil sie mit der Hypo fusionierte und dann in die unübersichtliche und heute nicht weniger schurkische UniCredtit überging. Daran ändern auch die freundlichen Geburtstags- Und Jubiläums-Briefe an Altkunden nichts. Es wird eine Filiale nach der anderen geschlossen. Aus den hundert Metern Fußweg noch vor ein paar Jahren sind jetzt vier Kilometer geworden, die nur noch mit dem Auto zu bewältigen sind. Dort stehen dann die älteren Kunden in - wegen des Personal-Abbaus - ewig langen Schlangen, um sie ins nach wie vor unsichere und suspekte Computer-Banking zu nötigen.

Es wäre verharmlosend, zu behaupten, die Computer und die Börsen-Algorhitmen seien am moralischen Verfall der Geldinstitute schuld. Schon lange gibt ist ja der Begriff Bank-Beamtete  nicht mehr zutreffend. Aber wer zockte und sich verzockte , war leichter auszumachen und wurde nachhaltiger aktenkundig. Heute können sogenannte Anlage-Berater Risiko-Produkte gegen hohe Provisionen verkaufen, weil das Kleingedruckte so kompliziert ausgetüftelt wurde, dass sie es vermutlich selbst nicht mehr verstehen. Und das große Verzocken wird ja nun Lobby gesteuert von Staates wegen mit Steuergeldern sozialisiert. Während Gewinne - oft an den Steuern vorbei - selbstverständlich kapitalisiert werden dürfen. Oder noch besser - siehe CumEX-Files - die Steuern werden von einem Microsekunden schnellen Banken-Kreislauf dermaßen manipuliert, dass die Staaten aufgrund von kaum wahrnehmbaren Schlupflöchern veranlasst werden, sie zurück zu zahlen. Das geht natürlich nur bei der Blitz-Anlage gewaltiger Vermögen. Wird das nicht entdeckt oder strafrechtlich als Betrug verfolgt, ist das viel ertragreicher als das Spekulieren mit Aktien. Kein Wunder, dass die Börsen kaum noch eine Barometer für  die Welt sind, sondern in den letzten Monaten trotz all der Krisen meist harmlos verlaufen. Eher wie ein Börsen-Bingo, das mit der angedrohten "Transaktionssteuer" noch weniger spektakulär werden dürfte...

Als von den Banken Abgezockter fiel mir gestern auf tagesschau.de ein Text auf, den ich auszugsweise gerne mit meinen Lesern teilen möchte. Wenn es so einfach geht, die Großen in die Knie zu zwingen: Nerds aller Länder vereinigt euch!

Als Zocker selbst
abgeszockt:
Navinder Singh Sarao
Der Millionenbetrüger Navinder Singh Sarao kann wohl mit einer milden Strafe rechnen. Denn selbst die Staatsanwaltschaft will den 41-Jährigen nicht mehr ins Gefängnis stecken. Zum einen habe Sarao "außergewöhnlich vollständig, wahrheitsgemäß und hilfreich für die Regierung" kooperiert. Zum anderen sieht die Anklagebehörde eine ernsthafte Bedrohung für die Gesundheit des Briten.Vor zehn Jahren war Sarao selbst der clevere Betrüger. Mit einem ausgeklügelten System hatte er von seinem Londoner Schlafzimmer aus einen Börsencrash in New York ausgelöst. Der US-Aktienindex S&P 500 brach binnen Minuten um zehn Prozent ein. Fünf Jahre danach nahmen ihn die Ermittler in seinem Elternhaus fest.Im Zuge seines Deals mit den US-Behörden bekannte sich der Mann der Marktmanipulation durch sogenanntes "Spoofing" schuldig. 
https://de.wikipedia.org/wiki/Spoofing

Montag, 27. Januar 2020

Personal-Mangel

Keine Zweifel, ehe das weltweite gewaltsame, reale Tode Sterben jenes der virtuellen Welt nicht übersteigt, wird der Mensch nicht auf Nervenkitzel verzichten. - Es sei denn der Corona-Virus geht im wahrsten Sinne "viral" und landet Milliarden an "Treffern"...

Was ist es, das diesen Konsum an Gewalt im Angesicht aller Krisenherde so exzessiv  steigen  lässt? Da haben die Kids mit ihren Ballerspielen bestimmt keinen Anteil dran. Bei den PC-Spielen killen sich ja überwiegend designte "Lebewesen", Avatare und Cyber-Zombies. Auch die Streaming-Dienste verstecken ihr Massenkillen ja überwiegend hinter Fantasy oder Science Fiction.
Avatare aus dem PCGHC-Forum

Mich treibt eher um, wieso die "Öffentlich Rechtlichen" derart in diesen Blutreigen einsteigen. Müssen sie mithalten, damit die vermeintliche Seher-Struktur wieder halbwegs ein für die Werbung attraktives Durchschnittsalter erreicht? Wenn ja, sollten Rentner ab sofort von den horrenden Fernsehgebühren befreit werden.

Aber Spaß beiseite. Was mich zu diesem Post veranlasst ist der ZdF-Krimi mit der Ermittlerin Helen Dorn vom vergangenen Samstag. Für mich war er ein Beleg, dass sich die Deutsche Verbrechens-Landschaft im Fernsehen immer mehr der amerikanischen anschließt. In den Vorabend-Sokos geht es da ja noch mit meist nur einem Mord "glimpflich" ab, Aber die Kommissare Tschiller, Marthaler, Dorn und wie sie noch alle heißen, bekämpfen ja zur Zeit weniger traditionell "bürgerliche" Verbrechen, sondern müssen sich mit dem mörderischen, korrupten und geldgierigen Aktionen von Maulwürfen, Ratten und machtgeilen Chefs auseinandersetzen.

Fragil und obdachlos. Helen Dorn kämpft in "Atemlos"
im wahrsten Sinne des Wortes aus
dem Untergrund
Foto: zdf.de
Und dann die bis auf die tapezierten Knochen abgemagerte Anna Loos als verfolgte Einzelkämpferin Helen Dorn. Sie allein  muss gegen die Rechten vorgehen, die mit radikalisiertem  Polizei-Personal den gesellschaftlichen Umbruch herbei bomben wollen!

Nein, nein und noch einmal nein! So ist unsere Polizei doch nicht! Das sind unterbezahlte Beamte, die Millionen von Überstunden schieben, um unser doch recht sicheres Land auf diesem Standard zu halten.

Oder hatten die Macher von "Helen Dorn atemlos" doch schon eine Vorahnung von der aktuellen Nachrichten-Lage? Nach Rechtsradikalen in der Bundeswehr verriet der Verfassungsschutz am vergangenen Wochenende, dass auch der MAD (Militärischer Abschirm Dienst) 550 Personen in den diversen Spezial-Einheiten unter Beobachtung hat. Das wäre ja wie in einem schlechten Krimi!
Selbst dann behält Marthaler den Durchblick,
wenn - wie in der "Sterntaler-Verschwörung"
die Politik das Böse Tun inszeniert.
Foto: zdf.de

Und schlechte Krimis sind vor allem solche, in denen man an den besetzten Charakteren schon zu Beginn erkennt, wer im Polizei-Apparat korrupt ist, wer konspiriert und wer sich über das Gesetz stellt. Und dann noch immer die Legende, dass Vorgesetzte grundsätzlich begriffsstutzig oder ahnungslos sind. Ganz offensichtlich herrscht im TV ein Personal-Mangel an Schurken wie du und ich. Mit ihren markanten Visagen sind sie natürlich prädestiniert, aber absolut verbrannt - wenn wir bei der Ganoven-oder Geheimdienst-Sprache bleiben wollen:






Der klassische Softie im Geiste
des Bösen: Johann von Bülow

In jedem Dezernat
als Besetzung sofort
unter Verdacht: Arved Birnbaum
Beim LKA durch die Gesichtskontrolle gekommen, aber
eher nicht beim routinierten Krimi-Gucker
Andrè Hennicke (rechts) als Vertuscher der Politik

Freitag, 24. Januar 2020

Party-Monate

Nicht nur wegen Karneval oder Fasching geht es zum Jahresanfang immer hoch her, sondern es ist ja auch die Party-Zeit der Mächtigen dieser Welt aus  Wirtschaft und Politik .
Erst das Wirtschaftsforum in Davos (geht heute zu ende), dann die SIKO in München (vom 14. bis 16. Februar).
Aber was bringen die eigentlich - außer immensen Kosten und profilneurotischer Selbstbespiegelung? Schrecklichstes Beispiel: die Davoser Eröffnungs-Selbstlob-Wahlkampf-Rede des Amerikanischen Präsidenten.
Beide Konferenz dürften demnach nämlich zu den teuersten fremdfinanzierten PR-Veranstaltungen auf diesem Globus gehören. Für die Sicherheit sorgen aber tatsächlich die Steuerzahler, die eigentlich rein gar nichts von den Veranstaltungen haben.  Denn das, was die weltweiten Wichtigtuer nach außen verlauten lassen, hat nichts mit dem zu tun, was in den konspirativen Treffen hinter den Kulissen so ausgehandelt wird. Sonst wäre der Kapitalismus wirklich im nachhaltigen Wandel und die Kriegstreiberei endlich auf dem Rückzug.
Pustekuchen! Von Jahr zu Jahr wird auf mehr Wachstum um jeden Preis gesetzt, und die Auftragsbücher der Rekord-Rüstungs-Industrie quellen trotz oder gerade wegen diverser Embargos über.
Also wehren sich Protest-Bürger zu recht. Denn als Feigenblatt vor der riesigen "Scham" dieser Mächte taugt die schmächtige Greta Thumberg nicht wirklich.

Hier ein paar Links zum kostbaren Teilnehmer-Aufwand. Geld, das zum Beispiel in der Bewältigung der Flüchtlings-Ströme als folge verfehlter Global-Politik erheblich sinnvoller und nachhaltiger angelegt wäre. Aber diese tragischen Existenzen generieren eben keinen "Shareholder-Value"...

https://www.handelsblatt.com/politik/international/konferenz-die-sieben-wichtigsten-fakten-zum-weltwirtschaftsforum-in-davos/25449064.html?ticket=ST-1225708-mbjue7A31Be59cZGBWB6-ap2

https://securityconference.org/

https://www.reservistenverband.de/magazin-die-reserve/stellenangebote-muenchner-sicherheitskonferenz-sucht-reservisten/

https://sicherheitskonferenz.de/de/Siko-Gegenaktionen-2020

https://www.dw.com/de/acht-fakten-zur-m%C3%BCnchner-sicherheitskonferenz/a-37563343

Die stolze Bildunterschrift der dw.com:
Für die Dauer von drei Tagen wird Münchens Innenstadt zur Hochsicherheitszone


Wie wird die Konferenz finanziert?
Die Münchner Sicherheitskonferenz stellt sich als unabhängig dar. Allerdings profitiert die veranstaltende "Stiftung Münchner Sicherheitskonferenz (gemeinnützige) GmbH" massiv von staatlichen Zuschüssen. Die Antwort der Bundesregierung auf eine kleine  Anfrage von Bundestagsabgeordneten der Linken spricht für das Jahr 2015 von einem Projektzuschuss in Höhe von 500.000 Euro sowie von Personal- und Sachkosten in Höhe von insgesamt rund 700.000 Euro - etwa für Angehörige der Bundeswehr. Daneben wird die Sicherheitskonferenz auch durch Sponsoring von großen deutschen und internationalen Unternehmen gefördert.

Mittwoch, 22. Januar 2020

Im libyschen Labyrinth Leben lassen?

Die Geschichte lehrt uns bis in unsere Tage hinein immer wieder, dass Tyrannen oft mit jämmerlichen Toden für ihr Tun bestraft werden. Der vom libyschen Operetten-Tyrannen Muammar al-Gaddafi war wohl besonders erbärmlich und jämmerlich.
Muammar "der Große"
google.de
Aber er offenbart bis heute auch, das, was bei all den heroischen Befreiungsgeschichten nicht erzählt wird. Nämlich, dass so lange der Deckel der Diktatur auf dem brodelnden Topf des Volkes gehalten wird, eine gewisse, wenn auch humanistisch und völkerrechtlich zu verachtende Stabilität herrscht. Befreit geht sie so schnell verloren, dass in kürzester Zeit die nächste Junta oder diktatorische Alleinherrschaft wieder Fuß fasst, als sei all das Blut ohne Grund vergossen worden...
Beispiele aus dem nahen und fernen Osten sowie Arabien und Nordafrika sind aktuell derart immanent, dass ich mir ihre Aufzählung bei meiner gebildeten Leserschaft bestimmt ersparen kann.

Nun also Libyen, das mit der von Merkel und Maas vorangetriebenen "Friedens-Konferenz" in Berlin am vergangenen Wochenende aus seiner desaströsen Situation befreit werden sollte. Alle, die gerufen wurden, kamen. Die Teilnehmer-Liste war das Who-is-Who der Weltpolitik. Allerdings saßen am runden Tisch eben auch die Potentaten und Anti-Demokraten, die eigentlich überhaupt kein Interesse an der Veränderungen in dem an Bodenschätzen so reichen Land haben; ja sogar an der Gewalt beteiligt sind.
Quelle: t-online.de
Europa - eh schon geschwächt durch den Brexit-Rechtsaußen Boris Johnson und den innenpolitisch ums Überleben kämpfenden Emmanuel Macron - lenkte den Anspruch auf Erfolg dieser Konferenz auf die Deutsche Politik um. Dabei kann aber nichts rauskommen, denn Deutschland hat als Friedens-Spender weder einen vertretbaren historischen noch moralischen Anspruch.

Aber jetzt haben wir den "Dreck im Schachterl" wie man im CSU-Land sagt: Weil unsere Politikerinnen und Politiker eine derart dicke Lippe riskierten, wird erwartet, dass Deutschland liefert und sich nach der Vollmundigkeit nicht wegduckt. Aber mit welcher Perspektive für die Bürgerinnen und Bürger?

Dass die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr nun seit zwei Jahrzehnten "unsere Freiheit am Hindukusch verteidigen" hat weder den Taliban geschwächt noch die afghanischen Verhältnisse nachhaltig stabilisiert. Ich - als hartnäckiger Pazifist und Kriegsdienstverweigerer - muss jedesmal verklemmt lachen, wenn ich lese, dass Deutsche Spezialisten Sicherheitskräfte in den vom Terror erschütterten Ländern beraten. Mit welcher praktischen Erfahrung und auf was für Gebieten denn? - Kaputte Hubschrauber oder verklemmte Automatik-Gewehre zu warten? Unsere Bundeswehr ist ja noch nicht einmal fähig, mit dem derzeitigen Flugpark Kanzlerin und Außenminister sicher  in solche Länder zu transportieren.

Funktionieren oder nicht funktionieren?
Das ist hier die Frage...
Quelle: presseorgane.de
In Libyen hätte eine Schutz-Truppe, die zum jetzigen Zeitpunkt von der UN ja noch nicht einmal Blauhelm-Status bekäme, keine Chance gegen die hoch gerüsteten, kampferfahrenen Interessenvertreter, die für dieses Desaster eigentlich die Verantwortung tragen. Was nützt ein Embargo gegen offiziell angeforderte und bereits in Libyen befindliche Truppen? Wer glaubt denn Putins Märchen von freiberuflichen russischen Söldnern?

Wenn Deutscher Blutzoll und das von den Afghanistan-Einsätzen traumatisierte Bundeswehr-Personal nicht Mahnung genug sind, müssen wir Bürger bei Wahlen dafür sorgen, dass Deutsche im Libyschen Labyrinth nicht ihr Leben lassen müssen...

Montag, 20. Januar 2020

Google-Dödel

Zu den wichtigsten Kämpfen des Alters gehört bei all den nachlassenden körperlichen und geistigen Fähigkeiten der Aufstand gegen das totale Vertrotteln. Da man  auf der Zielgeraden im Überleben und bei aller Partnerschaft doch irgendwie allein ist, sucht sich jeder eigene Wege und nutzt das Ehegespons dabei auch frecher Weise als Versuchskaninchen.

Die mittlerweile allerallerbeste Ehefrau von allen beginnt ihren Tag mit den schwersten am Markt erhältlichen Sudokus; ich - auf der Suche nach Themen - mit diversen Nachrichten-Portalen. Dann schreibe ich mindestens eine Stunde wie Thomas Mann. Das Basteln an einem Thema - so denke ich zumindest - hält mich immer noch geistig fit und besänftigt meine immer heftiger werdende Wut auf den Zustand dieser Welt. Nach diesem Auftakt kommen wir zu einem mit intensivem Austausch gewürzten Brunch. Dann trennen sich unsere Wege.

Die Allerallerbeste kommt zwischen den Aufgaben als Versorgungskraft für ihren schwächelnden Bruder, dem Einspringen als Baby-Sitter für unseren Enkel und der intensiven Pflege der übrig gebliebenen sozialen Kontakte bis abends kaum zur Ruhe. Da sie ja auch noch Chauffeuse ist, weil ich nicht mehr fahre, ist sie auch für das Einkaufen jenseits unserer Kreuzung zuständig. Indes - mit ein wenig schlechten Gewissen - mutiere ich zum Stubenhocker und bereite mich aber durch Vorbesprechungen auf die Herausforderungen des Abends vor.

Eingangs erwähnte ich ja schon den Effekt des Versuchskaninchens: Meine Frau hatte zuerst ihren Infarkt, deshalb verliefen meine beiden wohl glimpflicher. Dann hat sie ihre Augen lasern lassen und neue Linsen für beide bekommen. Das ganze mit einem Ergebnis, das mich absolut darin bestärkt, lieber von Jahr zu Jahr schlechter zu sehen, als mich diesem Drama selbst aus zusetzten. Unsere wenigen gemeinsamen Fernseh-Abende (ich nutze ja lieber die Streaming-Dienste) werden nämlich zunehmend komplizierter.

Markante Stimmen: Bayrisch und...
Denn entweder sie guckt nicht richtig hin, oder die OP hat ihr als Neben-Effekt eine Art Prosopagnosie also eine Gesichtsblindheit beschert. Die macht sich bei ihrer Soko-Sucht am Vorabend noch nicht so bemerkbar, weil sie da ja das Personal mit den markanten Stimmen seit Jahren kennt. Aber wenn es im Abendprogramm ausnahmsweise mal wirklich einen gemeinsam sehenswerten neuen Film gibt, muss ich ihr immer wieder die Handlung erklären, weil sie die Personen und ihre Dialoge nicht mehr richtig zuordnet. Das machte mir eigentlich nicht viel aus. Ist ja ein Liebesdienst. Aber dann wird das Zusehen dadurch zusätzlich derart erschwert, dass sie Schauspieler und Aktricen erkennt, die gar nicht mitspielen - aber eben darauf beharrt, dass sie recht hat.

...Wienerisch versteht sie noch.
Beim Kluftinger wirds dann schon
schwierig...
Fotos: ZDF
Liebe Leidensgenossen! Das schlimmste an der Gegenwart sind Handys oder Tablets, die neben dem Fernseh-Sessel liegen. Was macht der liebe Ehemann? Er wird zum Google-Dödel. Gibt die tatsächlichen Darsteller ein, zeiht sie groß und ruft zum Abgleich die verwechselten auf. Hält beides seinem geliebten Schatz ganz nah vor die Augen, damit die auch wirklich ihren Irrtum erkennt.

Bei öffentlichrechtlichen Produktionen geht das ja oft noch schadlos. Da sind solche Längen drin, dass man ihr anschließend, die Handlung weiter vermitteln kann. Wehe aber, wenn ein Thriller schnell geschnitten ist...

Dann schaue ich mir eben den Rest, den meine "Frau fürs Leben" meist eh verschläft, im Stream an.

Freitag, 17. Januar 2020

Erkaufte Sympathien

Koinzidenz von Ereignissen, die heute schleichend zum Standard werden oder reiner Zufall?
Es geht hier und heute um das Erkaufen von Sympathien.

Edgar Selge und Sven-Eric Bechtolf in
"Das Geheimnis der Freiheit"
Foto: das erste.de
Da lief im Ersten diese Woche ein merkwürdig fiktiv wirkendes, allerdings großartig gespieltes "Kammerspiel" über den Industrie-Kapitän Berthold Beitz, der beim Historiker Golo Mann quasi einen Nachruf auf den Krupp-Konzern in Auftrag gab. Wer immer bei der ARD den Segen zur Handlung und zu dem Titel "Das Geheimnis der Freiheit" gab, hat aufgehängt an dessen tapferer Rettung von Juden, während seiner Zeit als Krupp-Manager in Polen einen anderen Beitz gezeigt. Also quasi einen idealisierten Nachruf auf einen Generralbevollmächtigten, dessen tatsächliche Freiheit auf unglaublicher Macht und auch dem Mut bestand, mit den Polit-Teufeln seiner Zeit unternehmerisch ins Bett zu gehen.
Sorgte angeblich für
den Anreiz:
Golo Manns Bestseller
bei Amazon

Als Sachwalter der Krupp-Stiftung war er aber auch am  kurzen Lebensweg des Arndt von Bohlen und Halbach, dem einzigen  Sohn des Krupp-Erben, beteiligt. Der durfte zu jener Zeit in München eben noch nicht bekennend schwul sein  und wurde deshalb mit überbordendem Luxus und einer Schein-Ehe in die Klatschspalten abgeschoben.

Einerseits ein "Cary Grant" des gesellschaftlichen Parketts war der sportlich Ehrgeizige ein ziemlicher Beißer in den Gremien des Internationalen Sports. 26 Jahre war er Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees und dann sogar dessen Vizepräsident (1984 -1988). In Kuratoriums-Sitzungen durfte ich ihn einige Male erleben. Aus meiner Sicht stieß der Schauspieler Sven-Eric Bechtolf, der den TV- Beitz mimte, nicht nur in Hinblick auf dessen preußisch straffe Figürlichkeit, sondern vor allem beim übergangslosen Wechsel von Charme zu Eiseskälte an seine darstellerischen Grenzen. Immerhin wurde Beitz bei dieser Lebensleistung unbeschadet 100 Jahre alt.

Aber zurück zu den Autoren-Leistungen, um Sympathie zu erzeugen. Ob Biographien oder Firmen-Berichte - das sind für freie Autoren nicht seltene, gut bezahlte Pfründe, die man kaum links liegen lassen kann. Ich selbst bekenne mich dazu, in dieser Beziehung einiges verfasst zu haben. Ich war aber nie in der Zwangslage, für höhere Interessen etwas erfinden oder beschönigen zu müssen.

Deshalb musste ich kräftig Schlucken, als ich diese Woche auch die Meldung las, dass der scheidende Chinesische Botschafter Spenden für die Umsetzung eines Konzeptes erbat, dass ihm ein Autor vom Manager-Magazin und ein "Pauschalist" des "SPIEGEL" bei einem gemeinsamen Essen angedient hatten: Gezielte Publikationen, die die Volksrepublik in Deutschland sympathischer erscheinen lassen sollten.

Ausgerechnet die Staatsführung, die nach Nord-Korea, ihren Bürgern, Minderheiten, Opposition und ungenehmen Ethnien selbst am wenigsten Empathie entgegen bringt, will sich bei den Bürgern eines wichtigen Handelspartners Sympathien erkaufen. Gut, nach einem inneren Shitstorm ist das Projekt erstmal vom Eis, aber die Idee lässt die Spitze eines längst drohenden Eisberges erkennen, der uns schon länger bedroht:

Wird man dem wahren
Beitz jemals gerecht?
All die täglichen, angeblich empirischen Bewertungen, die nur anscheinend neutralen Nachrichten und Darstellungen von "Persons of Iterest" formen bei uns Vorstellungen und Bilder, die wir längst nicht mehr richtig einordnen können. Selbst wenn nun Internet-Portale Filter einbauen, um überschwänglich falsche Bewertungen einzudämmen. Im Unterbewusstsein sitzen sie dennoch bereits fest.
Kaum sind wir unterwegs und loggen uns unbewusst in einen WLAN-Hotspot ein, werden wir bereits aufgefordert unsere Meinung oder gar eine Bewertung von jenen Etablissements abzugeben, die wir da besucht haben. Was vielleicht als kleine Anerkennung gedacht war, entpuppt sich in kürzester Zeit als Lesestoff für Tausende...
Es lohnt sich immer,
über Dichtung und
Wahrheit nachzulesen

Mittwoch, 15. Januar 2020

Vom Erlöschen

Hyppolite Fizeau
(1819 - 1896)
maß über den Dächern
von Paris als erster
die Lichtgeschwindigkeit,
indem er eine
Messmethode verfeinerte,
die auf Galilei
zurück zu führen war.
Das von Foucault
korrigierte Ergebnis war
noch um fünf Prozent zu hoch
Quelle: Wikipedia
Seit ich bereits als Junge von meiner Vorstellungskraft beherrscht wurde, machen mir astronomische Dimensionen angst. Ich vermeide es regelrecht, länger über Größenverhältnisse in den Galaxien nachzudenken, seit ich von der ersten Versuchsanordnung zur Messung der Lichtgeschwindigkeit im Physik-Unterricht lernte.
9,46 Billionen Kilometer legt das Licht in einem Jahr unseres julianischen Kalenders zurück Das ist so einschüchternd! Und es wirft gleichzeitig die Frage auf, wieso die Menschheit immer noch so tut, als sei sie tatsächlich die Krönung der Schöpfung. Allenfalls sind wir doch nur ein fehlgeschlagener, mikroskopisch kleiner Modellversuch. Allerdings hat uns unsere Vorstellungskraft und unser Forscherdrang dahin gebracht, dass wir diesen Staubkorn im All durchaus auch noch selbst vernichten können, bevor die Äonen ihn ohnehin erlöschen lassen...

Und nun Betelgeuse - ein sterbender Stern, eine drohende Supernova? Auch ohne meine Sternen-App war das Sternbild Orion nach dem Großen Wagen immer das zweite, das ich mühelos am nächtlichen Himmel ausmachen konnte: Die drei Gürtel-Sterne mit dem ebenfalls strahlkräftigen Rigel (ß  Orionis), der nach neusten Messungen allein schon sechzigmal größer ist als unsere Sonne, und an seiner Schulter eben der Rote Riese Betelgeuse, dessen Größe genau nicht zu messen ist, weil er sie ständig verändert.

Der Krieger Orion
Quelle: Wikipedia
Nun vernichtet dieser mit dem Blick durch die modernen Teleskope nicht nur alle romantischen Vorstellungen, er verliert auch immer schneller seine Strahlkraft. Sein Durchmesser beträgt derzeit das 1000fache unserer Lebens-Spenderin, aber hat "nur" ihre zwanzigfache Masse. Ist also dermaßen aufgebläht, dass Astronomen nicht nur die Super-Nova, sondern nach seiner Explosion auch ein alles verschlingendes schwarzes Loch nie gesehenen Ausmaßes prognostizieren. Da Betelgeuse nur 650 Lichtjahre von uns entfernt ist, wird das wohl die erdnahste sein.

Selbst wenn die Super-Nova sichtbar unmittelbar erfolgen sollte - also quasi schon Geschichte gewesen wäre, wenn wir sie so zeitnah sähen, beeinflussten zunächst höchstens Partikel oder Elementar-Teilchen unsere ohnehin schon verseuchte Atmosphäre. Aber die Astronomen sind sich weder über deren Auswirkungen sicher noch über den Zeitpunkt, wann Betelgeuse wirklich stirbt. Das kann gut auch noch Tausende von Jahren dauern. Visionen in anderen Dimensionen...
Quelle: planetarium-hanburg.de

Montag, 13. Januar 2020

Wenn wieder die Massen wild wogen

Unterwegs in einer unsicheren Welt:
Der Autor und sein Vater 1960
im Basar von Täbris
In der ersten Klasse am Gymnasium hatte ich eine persische Mitschülerin. Sie hieß Gholi Aghsa, und ich konnte bei ihr gut landen, da ich in den großen Ferien zuvor im Iran war. Aus welchen Gründen auch immer meine Eltern in den unruhigen 1960ern den abenteuerlichen Überland-Trip durch all die auch damals schon als nicht sicher geltenden Staaten mit einer meiner Schwestern und mir angetreten hatten, darauf gibt mir auch mein heutiges Wissen keinen Hinweis. Damals genoss ich all die Eindrücke und einzigartigen Erlebnisse, die mich später wohl zum unermüdlichen Traveler machten,,,

Unter merkwürdigen Umständen war in Täbris Endstation, obwohl Teheran das Ziel gewesen war. Der Stadtkommandant und Hitler-Fan, der unsere Pässe für 48 Stunden einbehalten hatte, nötigte unmissverständlich zur sofortigen Rückreise in die Türkei. Was wir heute wissen, aber damals wegen der löchrigen Nachrichtenlage meine Eltern nicht ahnen konnten: Wir waren mitten in einen demokratischen Umsturz-Versuch geraten.
Der amtierende Ministerpräsident und mit dem Schah verschwägerte Manutscher Eghbal konnte sich dem Erfolg der neuen Oppositions-Parteien nur durch massiven Wahlbetrug und dem Machtwort des Reza Pahlavai erwehren.

Das schöne Emblem
des schrecklichen SAVAK
Quellen: Wikipedia
In der Folge wütete der SAVAK, der drei Jahre zuvor gegründete Geheimdienst des Schahs, unter den Andersdenkenden, wie heute die Revolutionsgarden der Ayatollahs.
Gholis Vater, der - glaube ich mich zu erinnern - ein Medizin-Professor war, musste etwas geahnt haben. Denn er hatte Jahre vor der Flucht ins Exil seine Tochter an der Deutschen Schule in Teheran eingeschrieben. So sprach sie in unserer Klasse schon gut Deutsch und viel besser Englisch als wir, aber sie war auch schon geistig und körperlich weiter. Sie versprach eine Schönheit aus "Tausend und eine Nacht" zu werden...

Aber nach meinem Krankenhaus-Aufenthalt wegen einer Blinddarm-Operation im Spätherbst war sie schon nicht mehr da.
Das erzählte ich daheim beim Abendessen. Die Reaktion meines in den "Diensten" verwobenen Vaters war schmallippig. Sie wurde noch schmallippiger, als bei Anti-Schah-Demonstrationen in Berlin 1967 der Student Benno Ohnesorg von dem Polizisten Karl Heinz Kurras durch einen Pistolen-Schuss aus nächster Nähe in den Hinterkopf ermordet wurde. Kurras stand zu diesem Zeitpunkt als IM auch auf der Gehaltsliste der Stasi...
Quelle: deutschlandfunkkultur.de

Mein Vater hatte es schon als gehobener Bundes-Beamter  mit mir, dem Kriegsdienst-Verweigerer, nicht leicht. Nun drohte sein Sohn, sich offenbar zu radikalisieren. Denn dem Hausfriedensbruch vor dem US-Konsulat bei einer Vietnam-Demo wurde nur wegen der guten, nachbarschaftlichen Beziehungen bei unserer Wohnadresse nicht nachgegangen. Sie stand allerdings noch zur Diskussion, als ich sechs Jahre später meine "politischen Aktivitäten" längst als völlig wirkungslos aufgegeben hatte und ein Presse-Visum für die Vereinigten Staaten brauchte. Denn da standen tatsächlich alle Demos in den Akten, an denen ich in meiner ernüchternden "Gewerkschafts-Zeit" teilgenommen hatte.

Ich kannte mich - um die lange Einleitung zu erklären - eben auch persönlich mit den wild wogenden Massen aus. Ein Grund, weshalb ich mit der Sport-Schreiberei aus dem Stadion heraus nie recht warm wurde und bis heute Ansammlungen und Menschenmengen konsequent meide. Denn, es bedarf noch nicht einmal eines geschulten Agent provocateurs, um die Gruppendynamik in verhängnisvolle Richtungen zu lenken.

Noch leichter wurde das Manipulieren der Massen durch die sozialen Medien. Da entstehen Kräfteverhältnisse, die einem Außenstehenden Reaktionen absurd erscheinen lassen:

Noch vor drei Tagen schien es , als sei der gesamte Iran wegen des US-Attentats auf seinen General auf der Straße. Menschen ließen sogar ihr Leben, weil dabei Massenpanik ausbrach. Dann schoss die Raketen-Abwehr des Landes ein Verkehrsflugzeug ab, und die Regierung leugnete das zunächst hartnäckig. Schon waren die zuvor in den Hintergrund getretenen Massenproteste gegen die Ayatollah-Regierung wieder aktiv. Da gab es dann Tote, weil die Revolutionsgarden in SAVAK-Schwarz auf die unterdrückten Bürger einprügelten.

Jüngster "Schildbürger-Streich" der Mullahs. Gezielter Shitstorm gegen die Chef-Schiedsrichterin der Frauen-Schach-WM in Shanghai: Shohreh Bayat habe unterm Kopftuch zuviel Haar gezeigt. Darauf nahm sie am vierten Turniertag das Kopftuch gänzlich ab. Sie wird wohl nicht in ihre Heimat zurück kehren können...

Da der Iran offenbar mit rechtsstaatlichen Mitteln gar nicht zur Ruhe kommen kann, muss die Internationale Staaten-Gemeinschaft unerbittlich - notfalls auch ohne Trump und seine gespaltenen USA - darauf drängen, dass das Atom-Abkommen nicht nur erhalten, sondern auch ohne Gewalt-Androhung nachgebessert werden kann. Das setzt aber voraus, dass die Supermächte ihr angedrohtes, alles vernichtendes Wettrüsten wieder einstellen!

Freitag, 10. Januar 2020

Das Leben - ein Geschenk?

In fast allen Welt-Religionen wird den Gläubigen oktroyiert, dass sie für das Leben, das ihnen die höhere Macht geschenkt hat, dankbar zu sein haben. Stehen ihnen aber Verstand und die nötigen Quellen zur Verfügung, geraten sie angesichts der vielen Menschen, die von Geburt an unter katastrophalen Verhältnissen leben müssen ins Grübeln: Wenn das bei den Hungernden, Dürstenden und Fliehenden der Erde auch Gottheiten sind, die für diese Zustände verantwortlich sind, was ist dann das Geschenk des Lebens wert? Verblüffender Weise sind die Ärmsten der Armen oft am gläubigsten, und sie schätzen das Leben derart, dass sie zur Verbesserung ihrer Verhältnisse - oder sollte es nicht heißen zum Überleben - mit ihren oft noch kleinen und deshalb ja unschuldigen Kindern Heimat und Kulturkreis auf lebensgefährlichen Fluchtwegen verlassen...

Wir satten, mit viel Überflüssigem lebenden Friedens-Menschen des Westens können uns oft das Ausmaß der Armut nur dann vorstellen, wenn wir durch Dokumentationen mit dem Gewissen drauf gestoßen werden. Aber im Handumdrehen beschäftigt uns danach doch eher, wie wir selbst am besten mit dem Geschenk des Lebens umgehen. Denn auch in sicherer Existenz zweifeln wir ja bei den kleinsten Problemen, ob unser Dasein ein Segen ist.

Wieder einmal sind solche Erörterungen eine Frage des Standpunktes, und von ihm kommt es  dann auf die Perspektive an.
Ich erinnere mich wie eingebrannt an eine Diskussion, die ich vor einigen Jahren mit meiner Tochter und meinem Sohn über das Verhältnis von Eltern zu ihren Kindern als kleinstes soziales Gefüge hatte. Beide - philosophisch vorgeprägt - bezweifelten meine Thesen mit einem unwiderlegbaren Argument. Sie seien ja weder gefragt worden, noch für die Geburt in jedweden Verhältnissen verantwortlich gewesen. Deshalb könne aus ihrer bloßen Existenz de jure nicht automatisch von den Eltern ein Anspruch an die Entwicklung ihres Lebensweges gestellt werden...

Manche Kinder hätten vielleicht davon geträumt als Prinzessin oder Prinz im Reichtum einer Dynastie aufzuwachsen. Nun wissen wir - nicht erst seit ein paar Tagen - dass Meghan und ihr Harry mit den Royals "fertig haben". Wer Augen hatte zu sehen und Ohren zu hören, hätte angesichts der aufschlussreichen Dokumentation von der Südafrika-Reise des gar nicht mehr so jungen Eltern-Paares erkennen könne, dass da das royale "Gottes-Geschenk" massiv nicht nur bezweifelt wurde.

Jetzt haben Harry, dessen Mutter nach ihrer Scheinehe vom gnadenlosen britischen Boulevard in den Tod gehetzt wurde und Meghan, die auf dem Weg zum Weltstar die schwierigen Familien-Verhältnisse hinter sich ließ sowie die Karriere aus Liebe aufgab, einen Schluss-Strich unter ihr Dasein als Royals gezogen. So what?

Da erdreistet sich dann aber tatsächlich ein "königstreuer Korrespondent" der ARD, dem Paar in einem Kommentar vorzuwerfen, es habe das Königshaus beschädigt. - Der hätte mal mit meinen Kindern diskutieren sollen.
Umgekehrt wird nämlich ein Schuh draus. In der preisgekrönten Streaming-Serie Crown wird historisch präzise dargelegt, dass das Königshaus gnadenlos Menschen einem verharzten, steifen Protokoll opfert. Es wird Zeit, dass es sich selber abschafft. Aber der Brexit-Boris wird das dann schon in der nun bald geltenden "splendit isolation" verhindern...


Das Buch der Weisheit finden,
aber nicht darin lesen können...
Können-Serie, Acryl auf Karton
Claus Deutelmoser

Mittwoch, 8. Januar 2020

Bröckelnder Widerstand

Wenn es sowieso so ist, wie es heute halt ist,  wieso versage ich mir dann weiterhin die Dinge, die  ich gar nicht mehr ändern kann?
Sind solche Gedanken etwa bereits der Alters-Milde geschuldet oder kündigt sich da schon Resignation durch Ohnmacht an?

Zwischen den Jahren bin ich nämlich rückfällig geworden.
Seit 2008 als bei den Olympischen Spielen sogar Pferde gedopt wurden, schaute ich nämlich keine Sport-Übertragungen mehr. Ich war als Mitfiebernder TV-Zuseher derart gefrustet von dem permanenten Betrug durch die Darreichung verbotener Substanzen, dass ich entschied: Schluss mit TV-Sport!

Ausgerechnet ich, der vier Jahrzehnte von und für den Sport gelebt und mich dabei von Anfang an auch mit dem Thema Doping textlich auseinander zu setzten hatte! Da begann ich wirklich erst darüber nach zu grübeln, ob wir Zuseher durch unsere teils patriotische Rekord-Gier nicht selbst die Spritze bei den mittlerweile ja auch noch mehr professionalisierten Sportlern ansetzen?

Was für eine lange Zeit zwölf Jahre Verzicht auf Sport-Übertragungen im Fernsehen sind, wurde mir zwischen den Jahren beim Streamen am Computer bewusst, als ich eher zufällig bei der Vierschanzen-Tournee der Skispringer hängen blieb. Abgesehen davon, dass das Regelwerk nun zügigere Wettkämpfe bei unterschiedlichen Windverhältnissen zulässt, sind ja auch die Einblendungen, Umschnitte  und Zeitlupen so analytisch abrufbar, dass man das Gefühl hat "Big Brother" überwachte den Sportler.

Weil das übrige Programm zwischen den Jahren mies und ich wirklich fasziniert war, klickte ich noch gleichzeitig Streams von anderen Wintersport-Arten an. Alles in einer dramaturgischen Perfektion, dass ich mich fragte, wieso überhaupt noch Schlachtenbummler zu solchen Events gehen? Dass die mittlerweile in den Stadien und mitunter auch unterwegs an der Strecke auf großen Video-Wänden das Geschehen live verfolgen können, war mir ja auch entgangen.

Wenn alles so perfekt ist, wird natürlich auch die Leistung des Sportlers an solcher Perfektion gemessen. Fast könnt man meinen, dass es dann ungerecht wäre, zu mäkeln, dass eine norwegische Langläuferin, die kürzlich eine Doping-Sperre hinter sich hatte, das schwerste Rennen des Jahres gewann, und bei den Herren Russen das Geschehen bestimmten, die wegen nationalen Breitband-Doping-Betruges aktuell unter Olympischen Bann stehen...

Ich war mein Berufsleben lang gegen die Freigabe des Dopings - wegen der Chancen-Gleichheit. Denn die Regel gilt immer noch: Je reicher eine Sport-Nation desto raffinierter ist sie bei der Entwicklung schwer nachweisbarer Substanzen. Keiner kann doch wollen, dass möglicherweise der Tod letztlich die Spiele abpfeift!
Abpfiff; Collage 2019
Claus Deutelmoser

Montag, 6. Januar 2020

Anti-Terror-Kampf als Vorwand für Staatsterrorismus

Wer gegen den Terror seine Rechtsstaatlichkeit aufgibt, hat bereits verloren.
Den Grundsatz dieses bereits vor Jahrzehnten formulierten Prinzips haben die populistischen Führer von heute längst aus den Augen verloren. Um die Welt angeblich zu schützen, reiten sie uns rücksichtslos immer weiter in die Gefahr eines dritten Weltkrieges hinein, der - da sind sich die meisten Intelligenten einig - direkt in den Untergang führte: Armageddon, Ragnarök  oder Yaum al-qiyämä - es träfe alle Ethnien.

Dass meine pessimistische Aussicht auf das kommende Jahrzehnt bereits wenige Tage nach meinem ersten Post in diesem Jahr in punkto Horror noch weit übertroffen wurde, lähmt mich beim Schreiben. Wenn viel Schlauere um den heißen Brei reden, wieso sollte ich dann meinen wenigen Lesern den Dreikönigstag versauen, den Dreikönigstag, der ja schon seit jeher bei uns parteipolitisch missbraucht wird.

Jetzt ist aber diese Generation aufgerufen, Statements abzugeben, wenn sie von den nächsten (wenn es sie denn gäbe) nicht wieder gefragt werden will, wieso das alles nicht zu verhindern war.

Hier also meine Einschätzung am 6. Januar 2020:

Wir vom Fußvolk haben zum jetzigen Zeitpunkt keine Chance mehr, weil sich selbst den von uns Gewählten keine andere mehr bietet. Hinter ihnen stehen Mächte, die einfach kein Interesse am Frieden haben; siehe trotz diverser Embargos die aktuellen Export-Zahlen unserer Waffen-Industrie .

Die NATO ist nicht nur hirntot - wie Macron meint. Sie ist zu einer tödlichen Farce geworden. Vor allem, wenn wir heute in das von Krisen gebeutelte Libyen schauen, wo erste Truppen des NATO-Mitglieds Türkei einmarschieren. Da werden sie bald mit Frankreich, Italien und Deutschland konfrontiert, die ihre Interessen an dem an Rohstoff reichen und doch so armen Land in anderen Allianzen schützen wollen oder müssen.

Für Erdogan jedoch ist bereits jeder, der anders denkt als er ein Terrorist. Zwar glaubt meine türkische Freundin Aisa, dass die Türkei in den großen Städten durch die dort an Boden gewinnende Opposition noch eine Chance habe, aber das ist Zweckoptimismus. Der janusköpfige Osmane hat sich durch Waffenkäufe längst so fest in die Umarmung des russischen Bären begeben, dass der den Spaltpilz der Nato gewiss nicht  mehr so leichtfertig strategisch freigeben wird. Ausgerechnet die Russen, die gerade mit einer nicht zu stoppenden Hyperschall-Rakete ihre Ur-Feind USA wieder massiv bedrohen! Was viele auf der Welt angesichts der Trump-Administration, die das Atom-Abkommen aufgegeben hatte, vielleicht sogar mit klammheimlicher  aber fälschlicher Freude sehen.

Es wäre aber falsch, alle Schuld dem in sich selbst und seine Macht verliebten, kupferblonden  Rache-Engel in die Golf-Schuhe zu schieben. Dass der Hexen-Kessel Naher Osten mitsamt großen Teilen Arabiens durch keinen Deckel mehr am Überkochen zu hindern ist, haben seine Vorgänger - gleichgültig welcher Partei zugehörend - schon nach dem Zweiten Weltkrieg verbeutelt.

Weil der abgestammte Kultur-Kreis Europa zuvor so leicht durch Waffengewalt zu befrieden war, dachten die Amis als selbst ernannte Welt-Schutz-Polizei, sie könne im Rest der Welt ebenso fuhrwerken, wenn es um Öl und Rohstoffe geht. Deshalb kassieren sie im Osten Niederlage um Niederlage und stellten unter Beweis, dass sie eben bis heute kein verlässlicher Bündnispartner sind. Syrer, Kurden, Iraker und selbst die Israelis werden das - wenn es einmal Spitz auf Knopf steht - mit tödlicher Sicherheit zu spüren bekommen.

Wenn Trump dem Iran heute droht, gemäß der einst 444 Tage in Teheran festgehaltenen Geiseln 52 Ziele in Persien anzugreifen, dann übersieht er eben, dass die USA die Gewaltherrschaft des Schahs viel zu lange gestützt und zum Hohn anschließend den Ayatollah Khomeini unter Triumph aus dem Exil zurück geholt haben.
Wut-Acryl
Claus Deutelmoser 2019
Und wenn er heute auch dem Irak wieder droht, hat er wohl vergessen, dass die Bush-Präsidenten mal den Saddam Hussein für eigene Öl-Interessen kriegerisch unterstützt haben, um ihn ein paar Jahre später in einer "Misson Accomplished" zu vernichten. Der Wirrwarr im Irak, der Terror des IS und der Widerstand der muslimischen Welt sind allein das Ergebnis einer verfehlten US-Außenpolitik, die Trump noch nicht zu verantworten hatte, aber durch sein jetziges Verhalten sanktioniert...

Man stelle sich nur einmal folgendes vor:
Eine Macht, die die Technologie hätte, würde bei einem isolierten Drohnen-Angriff POTUS und seinen Vasallen Pompeo mit der Begründung und nicht zu belegenden Behauptung töten, anders sei der dritte Weltkrieg nicht zu verhindern gewesen. Käme uns dummem Fußvolk und Kanonen-Futter in spe dann eine solche Argumentation wirklich nicht bekannt vor???

Ja mei! Der Rechtsstaat halt!

Donnerstag, 2. Januar 2020

Ansprachen

Etwas was ich meinen Eltern zu allerletzt nachmachen wollte, packt mich angesichts des soeben begonnenen, neuen Jahrzehnts mit voller Wucht:
Das Schwarzsehen am Ende des "erleuchteten Pfades".

Mein Vater. - Überlebender zweier Weltkriege und Opfer seiner oft zu unerschütterlichen  Geradlinigkeit - meinte kurz vor seinem Tod im vollen Bewusstsein, dass er die ganze Welt noch gesehen habe, wie sie nie mehr sein würde: "Es wird wohl keine Wiedervereinigung geben."
Meine Mutter - Marketenderin der Familie und mit lebensrettendem Pragmatismus gesegnet - war angesichts der Einführung des Euros und dem Schrecken von "Nine-Eleven", fest davon überzeugt, dass das, was uns die Auflösung der Blöcke nur kurz an Frieden versprach, im Chaos enden würde: "Ich bin froh, dass ich so alt bin, dass ich das nicht mehr mit erleben muss."

Da zweifelte vor 35 beziehungsweise 15 Jahren das "Friedenskind" noch an der Weitsicht des Alters. Hatte die Geschichte nicht bewiesen, dass immer alles gut wird?
Nun, nach sieben Jahrzehnten meines Lebens in Frieden packt mich der selbe Zweifel wie meine Eltern einst. Obwohl sich ja die Mechanismen der Macht und der immer noch zu starke Einfluss der Religionen kaum, aber dafür eben der Missbrauch unserer Natur weltweit umso heftiger verändert.

Und was sich noch dramatisch verändert hat, ist bei der gewaltigen kaum noch zu bewältigenden  Zunahme des Bildungsstandes die virale Vervielfältigung der Dummheit, die sich als Meinungsvielfalt tarnt.

Ich kann mich dennoch nicht am "Internet-Bashing" beteiligen, weil ich überzeugt bin, dass bei genügend Selbstschutz eben die "Vernetzung des Guten" unsere einzige Rettung sein könnte.

Die einst schweigende Mehrheit kann nämlich spielend per Instagram, Facebook und Twitter einen mit Mehrheiten regierenden Populismus an die Macht bringen, der wiederum in Nazi-Herrschaft gipfeln könnte. Diese zerreist das World Wide Web dann einfach. Was ja gerade in Russland und China durch Isolation angestrebt wird...

Demokratien, wie wir sie in den vergangenen sieben Jahrzehnten wählen durften, dürften nach dem nun folgenden Jahrzehnt einer romantischen Vergangenheit zu gerechnet werden. Vor allem wenn sie perspektivisch so rosig dargestellt werden, wie unsere Volksvertreter das in ihren Weihnachts- und Neujahrs-Ansprachen getan haben.
Sehen die uns wirklich so naiv und schutzbedürftig, dass sie die sich vor uns auftürmende Bedrohungen einfach aus ihren Predigten ausklammern?

Wer, wenn nicht unsere scheidende Dauerkanzlerin hätte die Gelegenheit mal wahrnehmen und tacheles reden können. Wenn sie schon nicht bei den Gefährdern des Weltfriedens Ross und Reiter nennen mochte, dann hätte sie wenigstens auf die künftigen Brennpunkte nachhaltiger hinweisen müssen.

Apropos "tacheles" kommt ja aus dem Jiddischen: Bin ich bereits ein Antisemit, wenn ich meiner Furcht hier Ausdruck verleihe, dass der Israelische Noch-Ministerpräsident Netanyahu bei durch die Knesset gewährter Immunität und unangefochtener Wiederwahl, das "gelobte Land" in den Faschismus führt...?