Montag, 6. Januar 2020

Anti-Terror-Kampf als Vorwand für Staatsterrorismus

Wer gegen den Terror seine Rechtsstaatlichkeit aufgibt, hat bereits verloren.
Den Grundsatz dieses bereits vor Jahrzehnten formulierten Prinzips haben die populistischen Führer von heute längst aus den Augen verloren. Um die Welt angeblich zu schützen, reiten sie uns rücksichtslos immer weiter in die Gefahr eines dritten Weltkrieges hinein, der - da sind sich die meisten Intelligenten einig - direkt in den Untergang führte: Armageddon, Ragnarök  oder Yaum al-qiyämä - es träfe alle Ethnien.

Dass meine pessimistische Aussicht auf das kommende Jahrzehnt bereits wenige Tage nach meinem ersten Post in diesem Jahr in punkto Horror noch weit übertroffen wurde, lähmt mich beim Schreiben. Wenn viel Schlauere um den heißen Brei reden, wieso sollte ich dann meinen wenigen Lesern den Dreikönigstag versauen, den Dreikönigstag, der ja schon seit jeher bei uns parteipolitisch missbraucht wird.

Jetzt ist aber diese Generation aufgerufen, Statements abzugeben, wenn sie von den nächsten (wenn es sie denn gäbe) nicht wieder gefragt werden will, wieso das alles nicht zu verhindern war.

Hier also meine Einschätzung am 6. Januar 2020:

Wir vom Fußvolk haben zum jetzigen Zeitpunkt keine Chance mehr, weil sich selbst den von uns Gewählten keine andere mehr bietet. Hinter ihnen stehen Mächte, die einfach kein Interesse am Frieden haben; siehe trotz diverser Embargos die aktuellen Export-Zahlen unserer Waffen-Industrie .

Die NATO ist nicht nur hirntot - wie Macron meint. Sie ist zu einer tödlichen Farce geworden. Vor allem, wenn wir heute in das von Krisen gebeutelte Libyen schauen, wo erste Truppen des NATO-Mitglieds Türkei einmarschieren. Da werden sie bald mit Frankreich, Italien und Deutschland konfrontiert, die ihre Interessen an dem an Rohstoff reichen und doch so armen Land in anderen Allianzen schützen wollen oder müssen.

Für Erdogan jedoch ist bereits jeder, der anders denkt als er ein Terrorist. Zwar glaubt meine türkische Freundin Aisa, dass die Türkei in den großen Städten durch die dort an Boden gewinnende Opposition noch eine Chance habe, aber das ist Zweckoptimismus. Der janusköpfige Osmane hat sich durch Waffenkäufe längst so fest in die Umarmung des russischen Bären begeben, dass der den Spaltpilz der Nato gewiss nicht  mehr so leichtfertig strategisch freigeben wird. Ausgerechnet die Russen, die gerade mit einer nicht zu stoppenden Hyperschall-Rakete ihre Ur-Feind USA wieder massiv bedrohen! Was viele auf der Welt angesichts der Trump-Administration, die das Atom-Abkommen aufgegeben hatte, vielleicht sogar mit klammheimlicher  aber fälschlicher Freude sehen.

Es wäre aber falsch, alle Schuld dem in sich selbst und seine Macht verliebten, kupferblonden  Rache-Engel in die Golf-Schuhe zu schieben. Dass der Hexen-Kessel Naher Osten mitsamt großen Teilen Arabiens durch keinen Deckel mehr am Überkochen zu hindern ist, haben seine Vorgänger - gleichgültig welcher Partei zugehörend - schon nach dem Zweiten Weltkrieg verbeutelt.

Weil der abgestammte Kultur-Kreis Europa zuvor so leicht durch Waffengewalt zu befrieden war, dachten die Amis als selbst ernannte Welt-Schutz-Polizei, sie könne im Rest der Welt ebenso fuhrwerken, wenn es um Öl und Rohstoffe geht. Deshalb kassieren sie im Osten Niederlage um Niederlage und stellten unter Beweis, dass sie eben bis heute kein verlässlicher Bündnispartner sind. Syrer, Kurden, Iraker und selbst die Israelis werden das - wenn es einmal Spitz auf Knopf steht - mit tödlicher Sicherheit zu spüren bekommen.

Wenn Trump dem Iran heute droht, gemäß der einst 444 Tage in Teheran festgehaltenen Geiseln 52 Ziele in Persien anzugreifen, dann übersieht er eben, dass die USA die Gewaltherrschaft des Schahs viel zu lange gestützt und zum Hohn anschließend den Ayatollah Khomeini unter Triumph aus dem Exil zurück geholt haben.
Wut-Acryl
Claus Deutelmoser 2019
Und wenn er heute auch dem Irak wieder droht, hat er wohl vergessen, dass die Bush-Präsidenten mal den Saddam Hussein für eigene Öl-Interessen kriegerisch unterstützt haben, um ihn ein paar Jahre später in einer "Misson Accomplished" zu vernichten. Der Wirrwarr im Irak, der Terror des IS und der Widerstand der muslimischen Welt sind allein das Ergebnis einer verfehlten US-Außenpolitik, die Trump noch nicht zu verantworten hatte, aber durch sein jetziges Verhalten sanktioniert...

Man stelle sich nur einmal folgendes vor:
Eine Macht, die die Technologie hätte, würde bei einem isolierten Drohnen-Angriff POTUS und seinen Vasallen Pompeo mit der Begründung und nicht zu belegenden Behauptung töten, anders sei der dritte Weltkrieg nicht zu verhindern gewesen. Käme uns dummem Fußvolk und Kanonen-Futter in spe dann eine solche Argumentation wirklich nicht bekannt vor???

Ja mei! Der Rechtsstaat halt!

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