Montag, 31. Mai 2021

Home-Office auf Dauer verändert die Gesellschaft

Die Grünen verlangen, dass es ein dauerhaftes Recht auf Home-Office geben soll, und auch Kanzlerkandidat Scholz  will vom digitalen Arbeiten vom zuhause nicht ablassen, zumindest solange die Pandemie nicht vollkommen gebannt ist.

Meine Tochter und mein Sohn haben beide ihre Arbeit so angelegt, dass sie Home-Office schon lange praktizieren - wenn auch mit anderen Vorzeichen: Meine Tochter war schon vor der Pandemie als digitale Heimwerkerin angestellt, mein Sohn bedient schon immer selbständig diverse Kunden als Administrator und Redakteur. Möglicher Weise arbeiten sie dabei aber mitunter mehr, als sie bezahlt bekommen... 

Sie würden das dennoch nicht ändern wollen, weil sie beide das Mehr an freier Gestaltung der Arbeitszeit schätzen gelernt haben. Sie sind bisher weitgehend unbeschadet durch die Pandemie gekommen. Mein Enkel, der nicht in seine Kita konnte, hatte gerade in der Vorschulphase das Privileg, soviel von seinen Eltern zu haben, wie vermutlich nie mehr beim Heranwachsen. Denn sein Vater war ja durch Corona als Koch kaltgestellt und kümmerte sich, wenn seine Ehefrau im Netz unabkömmlich war.

Kein Zweifel diese Konstellationen sprechen eindeutig für das  Home-Office, aber die sind ja auch "organisch" gewachsen und dienen Arbeitgebern in der Zukunft etwa nicht zum Abwälzen von Kosten. Eine Agentur in Düsseldorf, für die ich einmal vor langer Zeit gearbeitet habe, ist durch die Pandemie auf den Trichter gekommen, sich von den teuren, da angemieteten Großraum-Büros zu trennen. Das gesparte Geld wurde in digitale Aufrüstung der Mitarbeiter daheim und deren verbesserte  Gehälter investiert. In Gruppen-Chats mit "Silent Sessions" wird der dringend benötigte "Team Spirit" generiert; schöne neue Welt eben.

Weitere, gute Argumente: Das nicht mehr erforderliche Pendeln zum Arbeitsplatz entlastet die Umwelt und den Energie-Bedarf. Das immer raffinierter werdende virtuelle Ausrichten von Konferenzen verringert die berufliche Vielfliegerei, und die Präsenzpflicht - auf ein Minimum herunter geschraubt - mindert die Zahl der Krankschreibungen. Das war schon während der Pandemie so überraschend. Die Angst vor Arbeitsplatz-Verlust daheim wächst aber, denn die Rechtsgrundlage hinkt - wie immer - der rasanten digitalen Entwicklung hinterher.

Quelle:mlp.de

Womit wir bei möglichen negativen Auswirkungen eines dauerhaften Home-Office wären:

Home-Office isoliert zwar nicht, aber reduziert die Zahl menschlicher Direktkontakte. Da mögen die Dating-Apps zwar jubeln, aber bislang war der Arbeitsplatz ein wichtiger Heiratsmarkt oder eine wichtige Kontaktbörse.
Das Hamburger Meinungsforschungs-Institut Gewis fand heraus, dass jeder Fünfte (18Prozent aller Arbeitnehmer) am Arbeitsplatz schon mal eine Beziehung hatte und davon jeder Vierte das "Gschpusi" dann auch geheiratet hat. Wer nicht mehr zum Arbeitsplatz pendelt, dem entgehen zahlreiche weitere Möglichkeiten des "Anbandelns": an der Ampel, in öffentlichen Verkehrsmitteln oder draußen in der Mittagspause...

Immer im Verdacht der Übergriffigkeit, 
aber für die Gesellschaft wichtig:
Das Anbandeln am Arbeitsplatz
quelle: computerwoche.de


Wenn die Kids der Home-Officer unter den möglichweise angespannten Verhältnissen der Arbeitswelt zuhause sich auch in einer nachhaltig veränderten, digitalen  Schul-Struktur behaupten müssen, ist da bald keine Empathie mehr für nicht Vernetzte. Statt Gesellschafts-Spiele mit alten Tanten, Opas und Omas wird die Welt der Isolation im "Gaming" fortgesetzt.
Ein digitaler Chat mit den Großeltern
ersetzt keine liebevolle Umarmung und
schon gar nicht den direkten Umgang
mit der Generation der Älteren
Quelle: typisch.hamburch.de

Freitag, 28. Mai 2021

Sanktionen sind nichts als Schall und Rauch

 Die letzten Tage und die heutige Nachrichten-Lage zeigen einmal mehr, wie hilflos der Globalismus den Umgang mit schurkischen Regierungen macht, aber auch wie Deutsche Politik sich darin hüten sollte, die Klappe aufzureißen:

 Außenminister Heiko Maas sieht man langsam an, wie sehr ihm die Widersprüchlichkeit seiner Arbeit zusetzt; ein Kampf gegen Windmühlenflügel. Da flitzt er hastig nach Israel, um zu vermitteln, aber den "Erfolg" bei der Waffenruhe im Gazastreifen wird wohl in den Geschichtsbüchern dem Ägyptischen Präsidenten Abdals Sisi zugeschrieben. Dann fordert er nachdrücklich Sanktionen gegen den Lukaschenko-Terror und will auch Unterstützer sowie Nawalny-Quäler Putin verbal die Daumschrauben anlegen. Die EU soll noch mehr Sanktionen gegen diese beiden Staaten verhängen...

Hilflos lächeln mit Verweigerern
von Menschenrechten
Quelle: taz.net

Doch Sanktionen sind Schall und Rauch in einer globalen Vernetzung der Wirtschaft: Da gibt es ja nicht nur die Northstream-Pipeline, die jetzt auch ohne die Sanktionen der USA endlich fertig gestellt werden könnte, Auch  produktionsstarke Niederlassung Deutscher  Konzerne in beiden Staaten, melden da sofort Bedenken an. Ebenso China hält im Land Faustpfänder gegen die Deutsche Wirtschaft, während die "angeblich kommunistische" Volksrepublik mit ihrer Tarn-Oligarchie hier bei uns in immer mehr Firmen investiert die Schlüssel-Technologie produzieren . Da können vor Ort Menschenrechte noch so lauthals eingefordert werden.

Kaiserliche, Kolonial-Henker
Quelle: politikforen.net
Ein Knebel für deutsche diplomatische Hilflosigkeit sind auch die nicht abgebaute Altlasten:
Namibia bekommt nach sechs Jahren zäher Verhandlung Milliarden unserer Steuergelder für das längst fällige Eingeständnis des kolonialen Völkermordes an den Herero und Nama. Dagegen wird das unglaubliche Morden der Deutschen Wehrmacht an den Griechen während des Zweiten Weltkrieges nicht abgegolten. Der Türkei den Völkermord an den Armeneiern anzulasten ging angesichts der eigenen, historischen Schuld aber ratzfatz.

Niemand sollte mit Blut an den Fingern auf andere zeigen. Aber das gälte ja nur, wenn die Völker der Welt endlich gleiche moralische Standards hätten. Ach ja soeben ist der Schlächter seines Syrischen Volkes, Bashar al Assad, von Restbeständen seiner treuen Landsleute in einer "Kasperle-Wahl" mit 95 Prozent wiedergewählt worden...

Es ist davon auszugehen, dass
der ständig von Sicherheits-Cordons
ins Freie gehende Assad noch
nie gesehen hat, was er
seinem Land im letzten Jahrzehnt
angetan hat
Quelle. tagesspiegel,de

Die Menschheit bekommt eben stets, was sie wohl verdient!

Aleppo in Trümmern
Quelle: deutschlandfunk.de


Mittwoch, 26. Mai 2021

Über die Sehnsucht

Die Sehnsucht war eines der wichtigsten Themen der Deutschen Romantik, und ich könnte mir bedingt durch die Pandemie vorstellen, dass dieser Seelen-Zustand uns bald wieder beherrscht. Ich glaube, die Sehnsucht ist im Wachsein die Essenz der unerfüllten Träume. Allerdings ist die Sehnsucht so eng mit dem Jetzt verbandelt, dass sie einen nicht wirklich weiterbringt. Die Sehnsucht ist nämlich nur bedingt zukunftstauglich.
Francois Villon
1431 bis 1463

Walther von der Vogelweide
1170 bis 1230

Seit dem Mittelalter besteht das Bedürfnis, das Sehnen in künstlerischen Formen auszudrücken. Walther von der Vogelweide der König des Minnegesangs und 200 Jahre später die prägnante Lyrik von Francois Villon sind die frühen Protagonisten. Joseph von Eichendorf hat in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts derart hinreißend und zeitlos gedichtet, dass Rezitatoren sich bis heute mit ihren Vorträgen vertonen lassen. Er gilt daher als einer der meist vertonten deutschen Lyriker. Hier das hinweisende Gedicht:
Joseph von Eichendorff
1788 bis1857


Sehnsucht

Es schienen so golden die Sterne,
Am Fenster ich einsam stand
Und hörte aus weiter Ferne
Ein Posthorn im stillen Land.
Das Herz mir im Leib entbrennte,
Da hab ich mir heimlich gedacht:
Ach, wer da mitreisen könnte
In der prächtigen Sommernacht!
Zwei junge Gesellen gingen
Vorüber am Bergeshang,
Ich hörte im Wandern sie singen
Die stille Gegend entlang:
Von schwindelnden Felsenschlüften,
Wo die Wälder rauschen so sacht,
Von Quellen, die von den Klüften
Sich stürzen in die Waldesnacht.
Sie sangen von Marmorbildern,
Von Gärten, die überm Gestein
In dämmernden Lauben verwildern,
Palästen im Mondenschein,
Wo die Mädchen am Fenster lauschen,
Wann der Lauten Klang erwacht
Und die Brunnen verschlafen rauschen
In der prächtigen Sommernacht. -

 Meiner Generation wurden in der Schule noch Interpretationen abverlangt. Das Theaterstück von Tennessee Williams " A Streetcar named Desire" ( am Broadway 1947)wurde 1949 hinreißend mit Vivian Leigh und Marlon Brando verfilmt und der prägt mit seiner schwer nachvollziehbaren Titel-Übersetzung "Endstation Sehnsucht" bis heute quasi als  Metapher für  "unerfüllt" unseren Sprach-Gebrauch.


Die Sehnsucht überfällt uns oft ohne Ausrichtung auf ein Ziel oder gewisse Zeiten des Lebens. Man darf sie ruhig zulassen, aber Pläne mit ihr zu machen ist trügerisch...

Quelle: Alle Bilder
Wikipedia

 

Montag, 24. Mai 2021

Senioren in der Smartphone-Falle

 Gestern ist etwas merkwürdiges passiert. Mein pflegebedürftiger Schwager rief meine Frau im Abstand von ein paar Minuten ungefähr ein Dutzend Mal an, aber meldete sich einfach nicht auf die Frage seiner Schwester. Ich dachte schon, da bahne sich bei ihm eine erneute Krise an. Aber mein Frau beruhigte mich, nachdem sie ihren Bruder dann auf dem Festnetz erreicht hatte. Mein Schwager hatte offenbar, ohne dass er es eigentlich wollte, auf seinem Smartphone eine Art Wahlwiederholung aktiviert. Ausgerechnet meine Frau, die Handys aus der Steinzeit bevorzugt, machte sich dann mit ihm auf den unergründlichen Pfad der Suche nach möglichen Ursachen.

Mein Grinsen fror ein, als mir bewusst wurde, dass auch ich längst nicht alle Funktionen und Möglichkeiten meines mittlerweile drei Jahre alten Handys kenne oder je ausprobiert hätte. Am Flughafen, wo meine Kinder mühelos von daheim - den Boardingpass ausgedruckt - einchecken, wäre ich der ehemalige Ultra-Vielflieger völlig hilflos. Für die Verwendung eines QR-Codes muss ich immer noch ins Internetz gucken, und bei einem laufenden Gespräch ein zweites annehmen. kann ich erst recht nicht. Dabei funktioniert mein Smartphone eigentlich genau wie mein großer Computer. Mit meinen zittrigen Knubbelfingern SMSen schreiben macht mich wahnsinnig, wenn ich die automatische Korrektur nicht vorher ausschalte. Da stehen dann in meinen Nachrichten echt merkwürdige Dinge drin, die ich selbst kaum rekonstruieren kann.

Jede Smartphone-Generation kann noch
mehr, Da wächst natürlich auch die
Zahl der Apps für Senioren
Quelle: gesundes-miteinander.de

Was bin ich neidisch, wenn ich im Fernsehen Action-Helden sehe, die einhändig mitten im Schusswechsel den Weltfrieden im freien Fall durch Hacken bewahren. Müsste ich mich mit dem Handy verlinken, träfen mich die Bösen mitten im Kampf mit den Codes, weil ich auch mit dem präferierten Weiterleiten durch einen Klick so meine Probleme habe...

Und dann jetzt die deutsche Covid-19-Impfkampagne! Anmeldung geht am Computer oder Handy, aber was machen die, die keinen Drucker daheim haben? Wenn ich in drei Wochen zur Zweitimpfung komme, habe ich fünf Seiten Papier bei mir, für die im Impfzentrum die gleiche Zahl abgelegt wurde, obwohl ja alles im Computer sein müsste. Zudem kommt noch der gelbe "Internationale Impfpass", den ich mir aber beim Hausarzt holen musste, weil im Impfzentrum diese Teile nur abgestempelt aber nicht ausgegeben werden.

Ja, und wenn dann in Deutschland erst im August der elektronische Impfpass aufs Handy geladen werden könnte, sind wir hoffentlich schon längst in Italien. Kann sein, dass wir da dann in einem Lockdown der unvermeidlichen "Vierten Welle" überwintern müssen, weil sich keiner sicher sein kann, dass die bestehenden Impfungen auch gegen die Mutanten wirken. Schon jetzt meinen Experten, dass es in 2022  wohl eine Nachimpfung geben müsse.

Was Hänschen nicht lernt,
lernt Omi nimmer mehr?
Quelle: netz-omi.de

In Deutschland gibt es rund 23 Millionen Rentner. 51 Prozent der Deutschen über 60 besitzen ein Smartphone. Ob die es in allen Belangen auch vollständig nutzen Können sei einmal dahingestellt.
Aber dann bleiben immer noch 49 Prozent dieser Senioren, die von den Segnungen der Smarties keinen Nutzen haben. Wie können die politischen Strategien  bei der Digitalisierung jene dann ohne präzises Konzept mit einbeziehen?

Freitag, 21. Mai 2021

Wahrnehmungen

Wie konnte ich nur wagen, über Antisemitismus zu schreiben? In einer Zeit, in der das Wort Rasse aus unserem Grundgesetz durch einen  anderen Begriff ersetzt werden soll, wird nun auch noch die Gedanken-Polizei losgeschickt. Weil neue Maßstäbe nun auch die Wahrnehmung als Quelle des Rassismus sehen.

Das Fremde ist nie fremd,
sofern es nicht als fremd vermittelt wird:
Meine Schwester und ich auf "Tuchfühlung"
 bei einem orientalischen Tanzfest nur für Männer

Meine Eltern haben uns auf den vielen gemeinsamen Reisen keine unsichtbaren Grenzen vermittelt, wenn wir in Länder fuhren, in denen die Menschen gänzlich anders aussahen. Das war wohl eine Unterlassungssünde, denn wenn ich heute die Menschen unten an der Kreuzung sehe, ordne ich sie nach meiner Wahrnehmung automatisch zu. Wir sind ein Multikulti-Stadtteil mit einer Weltfirma, die im Appartement-Haus gegenüber auch wechselnde Mitarbeiter aus dem Ausland unterbringt.

Ein Langzeit-Resident wohnt direkt zwischen zwei dunkelhäutigen Männern auf gleicher Höhe mit unserer Wohnung. Er könnte ein pyknischer Deutscher sein. Aber ich nehme ihn, wenn er zu  Hause ist, als disziplinierten Kettenraucher wahr, der für jede Zigarette, die er sich ansteckt auf seinen Veranda-Balkon geht. Beim Fernsehen zähle ich manchmal mit. Er raucht bis zu sieben Glimmstängel pro Stunde. Und weil er beim hastigen Rauchen rhythmisch Wölkchen ausstößt, nenne ich ihn Dampflock. Das ist nach den neuen Maßstäben also eindeutig eine diskriminierende Wahrnehmung, die ich mir ein für alle Mal verbieten müsste.

Wenn ich ein Päckchen bekomme, bringt mir das ein freundlicher Herr, der aus dem Senegal stammt, an die Wohnungstür. Ich weiß, weil ich ihn gefragt habe, woher er stammt. Das war demnach laut Ansicht der neuen Moral auch ein absolutes "No go".

Weiter unten in der Querstraße wohnt eine offenbar sehr strenge muslimische Familie. Die Mutter von vier kleinen Kindern geht komplett verschleiert zum Einkaufen in den tunesischen Supermarkt hundert Meter weiter. Als man noch nicht Abstand halten musste, standen wir einmal beim Lamm nebeneinander. Sie gab ihre Bestellung mit einem gaumigen Deutsch auf. Was mir wiederum zeigte, dass sie wohl nicht aus dem arabischen Raum stamme. Ich fragte sie deshalb, ob die Wurstkette, die sie da kaufte, Lamm oder Rind enthielt. Das war aus zweierlei Gründen ein Verstoß gegen die Ethik. Erstens, weil man ja verschleierte Frauen auf keinen Fall ansprechen darf, und zweitens, weil ich sie ja als Muslima wahrgenommen habe...

Auch mein uniformierter Begleitschutz
ließ sich 1986
in Shanghai  mit meiner
Kamera stolz als Quasi-Kollege fotografieren:
Man braucht nur höflich zu fragen...

Aus Automatismen, die sich während meiner Zeit als Reporter eingeschlichen haben, ordne ich beobachtete Menschen eben zu, aber ich diskriminiere sie damit ja nicht oder lehne sie aus niederen Instinkten ab. Vielmehr sondiere ich, ob ich mich ihnen mit gebotenem Anstand nähern darf. Was auch zu Grenzfällen führen kann.

Auf der Sinai-Halbinsel war ich Übernachtungs-Gast in der Gäste-Hütte einer Beduinen-Familie, die selbst in  ihren typischen Zelten schlief. Deren Sohn sollte mich am nächsten Morgen auf einen Fels mit einer vergessenen Tempel-Anlage führen. Seine Teenie-Schwester, die die ganze Zeit unseres Aufenthalts verschleiert war, wollte unbedingt mitkommen.
Weil ich wegen der Fotografiererei zurück hing, blieb das Mädchen bei mir. Dann passierte etwas, das mir in Zeiten von Lawrence von Arabien mächtig Ärger eingebracht hätte. Das Mädchen nahm den Schleier vor ihrem Gesicht zurück und bedeutete mir, ich solle sie fotografieren.
Dieser Moment war so magisch, dass ich ihn nach der Heimkehr malen musste. Seither hängt das Beduinen-Mädchen, das nun vermutlich in ihren Vierzigern ist und Mutter sein müsste, in ihrer ganzen ewigen Schönheit bei mir im Wohnzimmer. War ich da etwa übergriffig?...

"Das schöne Beduinen-Mädchen" und das "Ende einer Karawane":
Claus Deutelmoser1989 (Öl auf Leinwand)

Mittwoch, 19. Mai 2021

Das Leugnen ist so leicht wie nie

Leugner Leutnant Waldheim
(Zweiter von links) war nie dabei
Quelle: memorique austria
Neulich sah ich auf  3Sat eine bemerkenswerte Dokumentation wie sich der frühere UN-Generalsekretär und späterer Präsident von Österreich, Kurt Waldheim, trotz zahlreicher Beweise durch hartnäckiges Leugnen seiner NS-Vergangenheit in beiden Ämtern hielt
Nun könnte man denken, dass bei der Menge an investigativem Personal in den Medien und Institutionen heutzutage das Leugnen so schwer wie nie sei. Aber die jüngste Geschichte führt uns im Einklang mit der Gegenwart und Zukunftsforschung doch täglich vor, dass Leugnen mit einer Überdosis Hartnäckigkeit mehr Erfolg hat denn je.

Beim vom Lockdown bedingten, nächtlichen "Binge-Watching" des George-Floyd-Prozess, den ich mir live auf CNN angeschaut habe, sah ich wie der Angeklagte Chauvin samt seiner Verteidiger-Crew trotz niederschmetternder Beweise in Videos aus allen Winkeln sowie unmittelbar dabei stehender Zeugen, hartnäckig bis zum Schluss eine Schuld am Tod des ehemaligen Rappers leugneten.

Einige unserer hartnäckigsten Leugner sitzen sogar im Kabinett. Allen voran Verkehrsminister Scheuer, dem zumindest fahrlässiger Umgang mit Steuergeldern nachgewiesen wurde. Oder ein auswendig mit imposanten Zahlen jonglierender Finanz-Minister Scholz, der sich nicht daran erinnern kann,  während seiner Zeit als Hamburger Oberbürgermeister Cum-EX-Mogler der Warburg-Bank getroffen zu haben. Ach ja! Unsere Kanzlerin hat sich in China nur deshalb für Wirecard eingesetzt, weil die BAFin ihr nix gesagt hat, und ihr politischer Ziehsohn, Freiherr von und zu Guttenberg, ihr wohl Falsches  zugeflüstert  hätte

Immer mehr Neonazis und Hooligans
nutzen Querdenke-Demos wie in Leipzig
zur Infiltration von Gewalt.
Quelle: taz.net

Das Leugnen ist auch zum Credo der Querdenken-Bewegung geworden. In der Vergangenheit waren Leute, die quer zum Mainstream dachten, einer anerkannte Elite aus Wissenschaftlern, ohne die manch rechtzeitige Weichenstellungen auf Irrwege geführt hätten. Die heutigen Querdenker wolle bewusst mit falschen Fakten in die Irre führen, um zu destabilisieren. Sie leugnen der Klimawandel, den Sinn des Impfens in der Pandemie und sehen überall Verschwörungen einer alles beherrschenden Clique. Das Fatale ist ihr Zulauf. Dadurch manifestiert sich wieder einmal, dass Deppen unser Dasein definieren könnten, wie das die vier Jahre (und darüber hinaus?) Trump-Administration auch beweisen. Das Leugnen  an der Rechtmäßigkeit des Wahlergebnisses durch die republikanischen Repräsentanten geht in die nächste Runde anstehender Wahlen. Wer anders denkt, wird mehrheitlich abgewählt und ausgegrenzt wie Liz Cheney.

Der "querste" Denker aller Zeiten:
Albert Einstein - hin und her gerissen
zwischen Glauben und Wissen...
Claus Deutelmoser: Die Einstein-Übermalung 
Collage von 1996



Was lernt der gemeine Wahl-Volk daraus für seinen Alltag: Leugnen lohnt sich ein Leben lang!

Ich fange gleich damit an:
Ich bin nicht so dick und habe Diabetes, weil ich immer zu viel gegessen habe, sondern weil eine geheime Clique stets dafür sorgt, dass es all die Leckereien gibt...

Was gibt's denn da noch zu leugnen?
Nach dem Sturm aufs Kapitol
haben die Republikaner offenbar nichts dazu gelernt
Quelle: waz.de


Montag, 17. Mai 2021

Fragen, die ich mir stelle:

Bin ich ein Antisemit?
Weil ich die Gewalt in Palästina als Pazifist grundsätzlich ablehne.

Bin ich eine Antisemit?
Weil ich bei den Israelis eine Mitschuld an der Gewalt sehe.

Bin ich ein Antisemit?
Weil ich aus Reise-Erfahrungen weiß, dass nicht selten auch rassistische Motive den Umgang
der Israelis mit arabischen Menschen beeinflussen.

Bin ich ein Antisemit?
Weil ich die Idee der "Zwei Staaten-Lösung" angesichts der Entstehungs-Geschichte Israels für undurchführbar halte.

Bin ich ein Antisemit?
Weil ich angesichts dieser permanenten Gefährdung des Weltfriedens als Nachkriegs-Deutscher manchmal Zweifel habe, ob die Last der Kollektiv-Schuld immer noch zu recht auf mir lastet.

Bin ich ein Antisemit?
Weil ich den Siegermächten heute vorwerfe, dass sie sich aus schlechtem Gewissen unabhängig von einer ernsten Prüfung der Fakten-Lage grundsätzlich vor die Israelis stellen.

Bin ich ein Antisemit?
Wenn ich behaupte, dass es in Israel genau so viele schwarze Schafe gibt, wie in anderen Ländern. Weil sich sonst ja Benjamin Netanjahu nicht an der Macht halten könnte.

Bin ich ein Antisemit?
Weil ich mir für die anstehenden Neuwahlen in Israel wünsche, dass die Vereinigte Arabische Liste auf demokratischem Weg an der Bildung der nächsten Regierung beteiligt ist.

Bin ich ein Antisemit?
Weil ich das extra betonen Müssen, "ein Freund Israels" zu sein, als Heuchelei und für genau so falsch halte, wie nach den vergangenen Jahren noch "ein Freund der USA" zu sein. Ich kann nur mit einzelnen Menschen befreundet sein.

Mein Lebenslauf war begleitet von jüdischen Menschen - wie jeder auf meinem Burgschreiber-Blog nachlesen kann. Ich habe Israel und die Sinai-Halbinsel so intensiv bereist, dass ich dort auf beiden Seiten Antisemitismus genauso erlebt habe wie Antiarabismus. Interessanter Weise ist mir als Deutschem kein böses Wort entgegnet worden. - Außer, dass man mir im Basar von Altjerusalem "Habibi Bier" nachgerufen hat.

Der Autor unterwegs im Negev mit einem
leibhaftigen Kibbuz-Gründer

Man kann nicht mit
jedem Bauch tanzen

Freitag, 14. Mai 2021

Perpetuum Mobile

So viele unglaubliche Errungenschaften gibt es, die die Menschheit  durch fleißiges Versuchen und Erfinder-Geist über den Feuerstein, Aristoteles, Kopernikus bis hin zu Bill Gates und Steve Jobs vorangebracht hat. Manchmal waren es auch "Abfall-Produkte" von Experimenten, die eigentlich zum Herstellen von Gold führen sollten. Die derzeit reichsten Menschen auf diesem Erdball jedenfalls verdanken ihre superschnellen Milliarden Gedankenblitzen mit unternehmerischem Geschick.

Visionäre mit Weltstar-Charakter:
Wann kommt das Krebs-Mittel?
Quelle:spiegel.de
Ugur Sahin der Gründer und Vorstandsvorsitzende von Biontech hat zusammen mit seiner Frau Özlem Türeci nicht den Traum vom Perpetuum Mobile erfüllt. Doch durch seine Komposition des Impfstoffes gegen Covid-19 und dessen Mutanten eine Geldmaschine erschaffen, die dem "sich ständig Bewegendem" recht nahe kommt. Sein Vermögen ist wie Forbes ermittelt hat, durch die Pandemie auf 7,3 Milliarden angeschwollen. Bis zum Herbst, meint der Immunologe, könne durch die flächendeckende Impfung und die daraus resultierende "Herden-Immunität" wohl auf weitere Lockdowns bei uns verzichtet werden.

Aber spielt das Virus global betrachtet dabei überhaupt mit? Es gibt ja schon bald ein halbes Dutzend Mutanten, die sich vorzugsweise rasant in Riesenvölkern verbreiten, weil es dort an entsprechender Gesundheits-Infrastruktur für alle mangelt. Im Prinzip kommt dieses Virus, welches wohl in der Lage ist, seine Oberflächen-Struktur derart zu verändern, dem Perpetuum Mobile tatsächlich und auch begrifflich am nächsten. 

Ohne Antriebs-Kraft funktioniert nichts auf Dauer
Quelle: welt.de

Was für eine finstere Macht dieses unsichtbare Teilchen ausübt, wird in der sogenannten "Dritten Welt" deutlich. Schon das "Schwellen-Land" Indien ist ja so hart betroffen wie sonst keine Nation zuvor, und der ganze fernöstliche Raum zieht nun doch mit beängstigendem Tempo nach.

Ich denke, wenn die Urlaubs- und Reisezeit im Herbst vorbei ist, wird es eher eine "vierte Welle" geben. Vielleicht erfindet Sahin bis dahin ja ein "Corona-Wellen-Kraftwerk". Ich gönne diesem in der Türkei geborenen Mann und seiner Forschungs- und Lebenspartnerin jede weitere Milliarde, weil er auch die Richtigkeit meiner These "Zugewinn durch Zuwanderung" beispielhaft bestätigt.

Nach langer Zeit habe ich gestern mal wieder Fußball geguckt. Das DFB-Pokalfinale zwischen Dortmund und Leipzig war eines der besten Spiele, die ich je gesehen habe. Auf dem Platz standen Spieler aus 14 Nationen, sodass ich live viele Namen googln musste, weil ich sie nicht mehr kannte. begeistert war ich aber am meisten von den deutschen Spielern mit Migrations-Hintergrund. Ich wünschte, die unter Löw sanft entschlafene National-Mannschaft würde mal wieder so einen rasanten, variantenreichen und  technisch hochklassigen Fußball spielen. 

Bedenkt das mal ihr rassistisches und fremdenfeindlichen Fußball-Pack!

Preisfrage: Welcher dieser Spieler hat einen Deutschen Pass?
Quelle: Bundesliga.com



Mittwoch, 12. Mai 2021

Inbrunst

Manchmal bleibt von meinen wirren  Träumen beim Aufwachen ein Wort im Kopf. Geht das vielen Altersgenossen so? Oder sind das Anzeichen, dass meine Birne immer matschiger wird?

Jedenfalls blieb das Wort Inbrunst in meinen Gedanken hängen. Inbrunst ordne ich Gläubigen und überbordender Liebe zu. Allerdings halten Fanatiker ihr zügelloses Tun wohl mitunter auch für Inbrunst. Tatsächlich aber ist Inbrunst dem Guten zugeordnet.

Als ich im Netz nach möglichen Bedeutungen suchte, war ich überzeugt, dass junge Menschen von heute das Wort gar nicht mehr kennen oder verwenden. Dann war ich doch überrascht, dass die Suchmaschine vorrangig auf eine "Inbrunstinsignie des Gladiators" hinwies. Beim Anklicken des Computer-Spiels "World of  Warcraft" wurde ich in eine Welt hinein gezogen, die ich einfach nicht mehr verstand. Zwölf Millionen Gamer weltweit, schließen sich da über alle Grenzen hinweg in Kampfgruppen zusammen, um in dieser Fantasy-Welt erfolgreich weiter zu kommen. Dabei herrscht ein reger, virtueller Handel mit Dingen, die einen schützen oder die Kampfkraft verbessern. Mein Sohn, der seit bald zwei Jahrzehnten mit Gleichgesinnten in dieser imposant designten, sich immer wieder erneuernden Welt  unterwegs ist, konnte mir mit simplen Erklärungen auch nicht weiterhelfen, obwohl er ja sogar einige Semester Linguistik studiert hatte.

Diese Gamer spielen gewissermaßen mit anhaltender Inbrunst in Schlachten und schlüpfen in Charaktere, die sie mühsam ausrüsten, um dann doch von irgendwelchen überlegenen Monstern vernichtet zu werden. Hier ein Beispiel: https://www.youtube.com/watch?v=PD9PJ874HXk.

Bei dem, was da an Wissen, taktischem Geschick verlangt wird, um mögliche Aggressionen abzubauen, muss einem um die geistige Gesundheit der Spieler im realen Leben nicht bange sein. Irgendwie bin ich neidisch, dass ich vor dem aktuellen Grauen auf diesem Planeten, nicht einfach in virtuelle Ebenen abtauchen kann. 

Und merke: Das sind ja nur Pixel.  Kein Leben geht da verloren. Ein neues startet einfach wieder weiter unten... Und natürlich gibt es auch Programme für Wiedereinsteiger.



Montag, 10. Mai 2021

Twitter-Gewitter

Was habe ich mich in den letzten Jahren darüber geärgert, dass Politiker überhaupt Tweets abschicken. Allen voran natürlich der abgewählte US-Präsident, der seine Lügen-Tweets im Stil der Verhetzung derart verbreitete, dass denen ein halbes Volk mehr als gläubig folgte . Das angeblich soziale Medium stößt mir sauer auf, obwohl ich als Oldschooler es nicht direkt selber nutze. Allein bei deren Kolportagen kann ich aber nur den Kopf schütteln, dass soviel Asoziales, Hass, Verunglimpfung und Unwahres überhaupt verbreitet werden darf. Da hat ja im Vergleich BILD mehr Niveau.

Nun ist aber Wahlkampf, und beim Buhlen um Stimmen kann offenbar niemand, der sich um ein demokratisches Amt bewirbt, auf Hashtags verzichten. Viel zu spät hat sich Twitter darüber Gedanken gemacht, Fake und Tiraden irgendwie einzudämmen. Dass Donald Trumps Tweet-Account erst nach der Wahl und dem Sturm auf das Capitol gesperrt wurde, hat das Geschmäckle, dass der Dienst sich wohl nicht mit einem wiedergewählten Präsidenten hätte anlegen wollen...

Bei den anstehenden Wahlen in Europa hat Twitter nun  weitreichende Blocks in seine Algorithmen eingebaut, und schon erhebt sich ein Sturm der Entrüstung - gewisseermaßen ein Twitter-Gewitter. Nicht nur Politiker - auch normale User werden zur Zeit bei gewissen Wörtern, Satzfetzen oder Phrasen ausgegrenzt und erhalten Rückmeldung zu Sperrung ihrer Tweets. Dieses "Overblocking", wie es Insider nennen, offenbart aber warnend, dass Computer nur das denken können, was Programmierer den Algorithmen auf dem Weg ins Netz mitgeben.

Kostenlose Hashtag-Tracking-Tools
bewirbt  talkwalker.com

Die Plattform erkennt weder Zitate noch Ironie und Witze schon gleich gar nicht. So zitierte der Deutschlandfunk als Beispiel kürzlich diesen von Twitter gesperrten Witz: "Dringende Warnung an alle AfD-Wähler. Unbedingt den Wahlzettel unterschreiben,:)"
- Eine Unterschrift macht den Wahlzettel ungültig.

Dadurch, dass Politikern die Accounts gesperrt werden, greift Twitter - was ja vermieden werden sollte - allerdings im Umkehrschluss doch wieder in den Wahlkampf ein. Es ist  eben ein Kreuz mit dem Ankreuzen - zumal unsere Kinder und bald wahlberechtigten Jugendlichen zu einem überwiegenden Prozentsatz eine aktuellen Studie zufolge nicht mehr in der Lage sind, in Medien zwischen Nachricht und Meinung zu unterscheiden...

So definiert Wikipedia Overblocking präzise:
Overblocking (auch overtargeting, overcensoring) bezeichnet die technische Verhinderung eines Vorgangs anhand von Regeln, die Ausnahmen und Sonderfälle nicht beachtet. Overblocking tritt z. B. auch bei IP-Sperren, Content-Filtering im Urheberrechtsbereich und Jugendschutzfiltern auf. 

Freitag, 7. Mai 2021

Lähmende Legislative


Legislative, Exekutive und dann die Administrative - so funktioniert ein demokratischer Staat. Sind wir dankbar, dass es in unserem Land so ist, auch wenn unser Parlament im Moment wohl legislativen Übereifer zeigt! Es ist eben Wahljahr.
Weil wir immer noch den unsichtbaren Feind in unserem täglichen Leben nicht im Griff haben, bleiben die meisten Themen, mit denen Parteien sonst punkten könnten, eher in der zweiten Reihe. Seit das oberste Gericht die Gesetzte zur Klimawende mit einem Ungenügend in Kabinett und Parlament zurück verwiesen hat, verfärben sich alle Parteiprogramme in sattes Grün.

Ansonsten habe ich den Eindruck, dass zur Verwirrung des Wahlvolkes in der kurzen Zeit bis zu den Wahlen Gesetze mit immer längeren Namen schnell durchgewunken werden. Quasi: Je unaussprechlicher ein Gesetz, desto schneller erscheint es im Gesetzesblatt. Da ist dann bei mir als dummer Wähler eine gewisse Lähmung die Reaktion. Vor allem wenn die Nachrichten parallel zu den sich ständig ändernden Verordnungen zur Bekämpfung der Pandemie,  nebenbei verlauten lassen, was uns alles bald noch weiter gängelt.

In dieser Woche ist die Novelle des "Netzwerkdurchsetzungsgesetzes" im Parlament. Wenn es dabei bleibt, hat die Legislative wieder einmal so ein Gesetzes-Namen-Monster geschaffen, denn darin sind wir Deutschen eben unnachahmlich. Ein paar Beispiele;

"Vermögenszuordnungszusständigkeitsübertragungsgesellschaftsgesetz"
oder
"Verkehrsinfrastrukturfinanzierungsgesellschaftsgesetz"
Kein Wunder, dass sich der Scheuer da immer herauswinden kann...

So schön kann Stau aussehen - Herr Scheuer
Quelle:süddeutsche.de



Wegen Veränderungen auf dem Fleischmarkt wurde in Mecklenburg-Vorpommern kürzlich folgendes Gesetz  von 1999 zum Schutz vor BSE kassiert:

"Rinderkennzeichnungs-Rindfleischetkettierungsüberwachungsaufgabenübetragungsgesetz"

Quelle: clipart-library

Die Juristen, die solche Gesetze anwenden müssen, täten einem leid, wären die nicht schon immer schlau genug, solche Bandwürmer  abzukürzen: Hier das Kürzel "BGDBIBBMinBFANO"

Preisfrage an meine Leser: Wie heißt dieses Gesetz ausgeschrieben?

Für die ersten drei richtigen Antworten verfasst der Blogger wieder "Oden an die Sieger"

Mittwoch, 5. Mai 2021

Der Klang der Sprache

Quelle: Wikipedia
 Von dem Privat-Gelehrten Heinrich Schliemann ist bekannt dass er sieben Sprachen perfekt beherrschte, und zudem Latein und Altgriechisch studierte. Das war wohl zum Teil seinem außerordentlichen Sprachtalent zuzuschreiben, aber vor allem - selbst als er bereits ein erfolgreicher Kaufmann im Welthandel war - seinem Lerneifer.

Den hatte ich leider nie. Zwar versuchte ich mir stets vor meinen Reportage-Reisen  Schriftzeichen und Redewendungen einzuprägen, aber zu mehr reichte es einfach nicht, weil ich definitiv zu faul war. Heute weiß ich, dass jemand der eine fremde Sprache perfekt erlernt hat, das nicht allein seinem Talent zu verdanken hat, sondern Lebensumständen, die Fleiß und Anpassung verlangten. Das ist ganz gewiss der Grund, wieso viele hier Geborene die von Migranten abstammen, so außerordentlich reüssiert haben.

Schon allein diese Tatsache müsste ein Grund sein, diese Bereicherung für unsere Gesellschaft und Kultur zu feiern. Stattdessen führt ihre Anwesenheit zu Verunglimpfung und Hass bis hinein in diffamierende Parteiprogramme. Und wehe die Abkömmlinge haben auch noch eine dunklere Hautfarbe.

Das Multikulti hier unter mir in der "babylonischen Gefangenschaft" der Pandemie, zeigt mir dass wir nicht nur Sahins, Özdemirs, Banerjees und Mohamed Alis feien sollten, sondern auch die Anstrengungen aller weniger Begabten. Was liefe denn in unserem täglichen Leben noch ohne die?

Ich weiß, dass es politisch nicht korrekt ist, nach der Herkunft derjenigen zu fragen, die uns im Alltag jetzt noch begegnen. Nicht gut im Lernen, habe ich jedoch ein gutes Erinnerungsvermögen, dass sich auch im Abspeichern hiesiger und fremder Sprach-Melodien bewährt, deshalb kann ich beiläufig fragen, ohne möglicherweise zu verletzen

So wie unser Paket-Lieferant Deutsch intoniert, war mir klar, dass er aus dem einst französisch sprechenden Teil Afrikas stammt. Ich erzählte ihm zwischen Tür und Angel, dass ich mal am Cap Vert war. Tatsächlich huschte ein Lächeln übers Gesicht, weil er aus Yoff bei Katar stammt. Zu mehr war natürlich keine Zeit, aber seither sagen wir locker: "Ca va?"

Heute können entsprechend programmierte Computer
jede Sprach samt ausgefallenster Dialekte in
Bruchteilen von Sekunden entschlüsseln
Quelle. Sportfolio.com

Beim Pizza-Lieferanten im Haus arbeitet kein Italiener. Seit mein Schwiegersohn mit seiner Familie zum Corona-konformen Picknick in unseren Garten war, wissen wir mehr, weil einer vom Personal Inder ist und happy war, wieder einmal Urdu sprechen zu können.

Die tunesische Supermarkt-Filiale schräg gegenüber hat nicht nur das beste Obst und Gemüse, sondern ist in ganz München auch ein Geheimtipp für hervorragendes Lammfleisch. Sie sprechen dort lieber Deutsch als Französisch, was historisch verständlich ist. Das Personal ist  eine Mischung aus ganz jungen und bewährten, älteren Kräften. Die Jungen wechseln, sobald sie einigermaßen Deutsch können in andere Filialen. Vielleicht auch in Deutsche Supermarkt-Ketten. Im nahe gelegenen, vermutlich besser bezahlenden Penny ist einheimisches Personal nur noch vereinzelt anzutreffen. Unsere Apotheke beschäftigt entsprechend der Sprach-Vielfalt im Viertel Serbokroatisch sprechende Damen und bildet junge Türkinnen aus, die Kopftuch tragen dürfen.

Mitunter habe ich das Gefühl, dass unsere Mitbürger kroatischer Abstand weniger hinterher sind fehlerloses Deutsch ohne Akzent zu sprechen. Dabei hätten sie mit Miroslav Nemec, der den Tatort-Ermittler Ivo Batic verkörpert, doch eine (ent)sprechendes Beispiel. Meine Friseurin und auch unser Hausmeister haben immer noch den melodisch holpernden Sprachmodus wie unsere einstige Haushaltshilfe und Torwart-Legende "Radi" Radenkovic. Das Mag daran liegen, dass München mit bald 40 000 Einwohnern kroatischer Nationalität eine der größten kroatischen Städte mit einem autarken Kulturleben ist...

Übrigens meinen lustigsten Treffer beim Erkennen des Klanges einer Sprache erzielte ich in einer der nobelsten Cocktail-Bars von Barcelona. Deren Personal hinter dem Tresen bestand nur aus Chinesen. Der junge Mann, der uns auf Spanisch nach unseren Wünschen fragte, gab die Bestellung in seiner Sprache weiter. Auch an Mandarin hatte ich mir ja einst die Zähne ausgebissen, aber mein beifahrender Dolmetscher klärte mich auf der langen Fahrt damals über die verschiedenen Intonationen auf. Während die Pekinger das R wie ein Rülpslaut aussprachen, sollte ich darauf achten, wie die Menschen in Suzhou diesen Konsonanten quasi durch ein Hauchen umgingen. Nun ist Spanisch ja eine Sprache, in der das gerollte R sehr dominant ist. Unser Mann gab die bestellte Margarita jedoch mit zwei unnachahmlichen Hauchlauten weiter. Als er die Drinks hinstellte, fragte ich ihn in meinem kümmerlichen Spanisch, ob er denn aus Suzhou sei. Die nächsten Drinks gingen unter großen Ehrbekundungen aufs Haus...

Am Kaiser-Kanal bei Suzhou
Foto: Claus Deutelmoser



Montag, 3. Mai 2021

Fatale Fallzahlen

Professor Gert Antes
Mathematiker und
Medizistatistker

Was sollen wir in punkto Pandemie überhaupt noch glauben? Gestern gab es im Heute-Journal des ZDF ein Interview mit dem Freiburger Professor Gert Antes, der die politischen Entscheidungen im Kampf gegen die Monster-Infektion schlichtweg als "Blindflug" bezeichnete. Der Medizin-Statistiker warf den Zahlen, nach denen die Politik Entscheidungen träfe,  vor, sie seien ungenügend strukturiert:
https://www.zdf.de/nachrichten/heute-journal/heute-journal-vom-02-05-2021-100.html.

Schon lange habe ich ja auf diesem Blog den Verdacht geäußert, gewisse Maßnahmen im Lockdown würden quasi "frei Schnauze" getroffen, weil sie so widersprüchlich daher kamen. Jetzt hat der Wegbereiter der "evidenzbasierten Medizin" in Deutschland das bloße Verkünden von Fallzahlen und Länderstatistiken ohne einzelstatistische Auswertungen als fatales Versäumnis angeprangert. Vor allem ist wohl viel zu wenig ersichtlich, wie groß die Gefahr sei, der Schüler, Studenten und ihre Lehrer zum Beispiel  tatsächlich an ihren Lehr-Instituten ausgesetzt sind. Oder ob Friseur-Salons nicht doch weniger gefährlich seien als Zahnarzt-Praxen. Es gibt wohl tatsächlich für den Einzelhandel keine spartenkonforme, statistische Erhebung,  und der Sinn von nächtlichen Ausgangssperren lässt sich anhand der Fallzahlen auch international nicht signifikant ableiten.

Die  Zahlen in der Statistik geben immer
 noch keinen Anlass zum Jubeln
Quelle: freepik.de

Antes ist überzeugt, dass es kein Problem gewesen wäre, die Statistiken schon zu Beginn der Pandemie detaillierter anzulegen. Dann hätten sich möglicherweise auch für die Impf-Strategie präzisere Prioritäten ergeben.

Ich will ja wirklich nicht oberschlau erscheinen, aber was habe ich denn in meinem Post vom 20.4.2020  unter dem Titel "Erkenntnis über die Unkenntnis" schon "ohne eigenes Netzwerk" geschrieben?




https://www.blogger.com/blog/post/edit/5587705271014655148/4509243383221475038