Donnerstag, 28. März 2019

The May will be monstrous


Die May ist gekommen
Und GB tritt nicht aus.
Da bleibe, wer keine Lust hat  beim Brexit zuhaus!
Wie die Werte sich wandeln in britischer Zeit
Das geht uns in Europa dann doch langsam zu weit!

Herr Junker, Frau Merkel das Gott uns behüt',
Wer weiß, was  der EU noch alles blüht?
Da gäb's so mache Strafe, die May noch nicht sieht.
Und manch' Trick, den sie vergeblich bemüht...

Frisch auf nun mit dem letzten Infernal,
Wohlstand über alle Berge und Aktien im Tal
Die Quellen versiegen, Frieden im freien Fall.
Mein Herz am Fell des Zwerches in ängstlicher Qual...

Nö, weiter dichte ich jetzt nicht! Bin echt zu frustriert! Aber der Text lässt sich gut mit der Melodie unseres beliebten Volksliedes von Emanuel Geibel  (entlehnter Text von 1841) singen.  J.W. Lyra vertonte es 1844 auf Basis einer alten Volksweise. Ergänzende Strophen aus der Leserschaft - immer gerne! Für die Collage mit dem Presse-Foto von der Münchner SIKO übernehme ich gerne die Verantwortung.

Mittwoch, 27. März 2019

Knickriger König

Nach den globalen Finanzmächten, der Politik und noch vor der Rüstung beherrscht König Fußball am stärksten unsere Gesellschaft. Leute, die erstrangig keine Fans sind, müssen sich im Fernsehen dann mit ollen Kamellen abspeisen lassen, weil Übertragungsrechte von Spielen zu den teuersten Belastungen des Programm-Budgets gehören.

Diese enorme gesellschaftliche Stellung des Fußballs darf aber nicht heißen, dass die Solidar-Gemeinschaft auch dort zahlen muss, wo Teile von ihr akut gefährdet werden. Dass die Kommunen die Kosten für das im Zaum Halten gewaltbereiter Hooligans allein zahlen sollen, ist ein Überbleibsel aus einer Zeit, in der der Kick noch kein Milliarden-Geschäft, sondern auch Zeichen des Wiederaufbaus war.

Der Präsident des Deutschen Liga Fußballs, Reinhard Rauball, weist zu recht auf all die kleinen Vereine hin, die von einer pauschalen Verpflichtung kostenmäßig für die Sicherheit in Anspruch genommen zu werden, hart betroffen wären. Als SPD-Politiker und Rechtsanwalt ist ihm aber auch das Verursacher-Prinzip geläufig. Wieso soll die Gesellschaft in ihrer Gesamtheit für die Sicherheit bei Risiko-Begegnungen im Fußballstadion bezahlen, wenn die Fans das ja schon mit ihren Eintrittskarten oder den Gebühren für entsprechende Spezial-Sender zum Giga-Geschäft Fußball unmittelbar tun könnten?

Armer König Fußball: Mit starkem Arm
einnehmen, aber für die
Sicherheit nur Peanuts erübrigen
Collage:CD
Polizei-Kräfte - so schlecht bezahlt sie obendrein sind - sollen Gesundheit und Gerät auf Kosten des Steuer-Säckels einsetzen, während die Clubs zum Teil als AG absurde Millionen-Beträge für ihre Kicker und immer protzigere Stadien  einsetzen. Der ernsthaft gemeinte Verweis Rauballs auf die ja nicht geringen Steuer-Entrichtungen der Vereine, kann sich ja nur auf die Verpflichtungen beziehen, die eben jeder andere Wirtschaftsbetrieb auch hat. Ohne dass der dann Teile seines Unternehmens unter dem Prädikat Gemeinnützigkeit aussondern könnte.

Bremen wird vermutlich wieder obsiegen, und der DLF dann vor die oberste Instanz ziehen. Das lenkt davon ab, dass den Fußballvereinen nach der "Nazi-Trauerfeier" im Stadion von Kemnitz mittelfristig auch noch ganz andere gesellschaftliche Verpflichtungen obliegen werden. Bloße Lippen-Bekenntnisse gegen Rassismus oder die Demonstration der Integration durch teuere Fußball-Stars aus anderen Kultur-Kreisen werden nicht ausreichen. Da müssen DFB und DLF sich darauf vorbereiten, noch andere Mittel aus ihren enormen Einnahmen um zu leiten; Aufwand für eine ebenfalls nicht messbare Vorkehrung. Denn über allem bleibt dem Fußball und seinen Vereinen, die Verpflichtung, ihren ideellen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten!


https://www.br.de/nachrichten/sport/rekordtransfer-fix-fc-bayern-holt-hernandez-fuer-80-millionen,RLw42t3

Montag, 25. März 2019

Rettet Amendment 22 die Welt?

Aus der Geschichte lernen wir, dass von ihrer Macht Entzückte, sich nicht nur für das Heil ihrer Untertanen unabdingbar halten. Sie herrschen, aber teilen nicht gerne. Wenn sie nicht exekutiert werden, oder einem Attentat zum Opfer fallen, bedeutet das nicht selten, dass sie der Welt bis über die Schmerzgrenze erhalten bleiben.

Ob Stalin, Franco, Doc Duvallier, Bokassa oder Mao - um nur ein paar zu nennen: Sie sterben meist betagt in ihren Betten, ohne von den Geistern all derer in ihren Namen Getöteten heimgesucht zu werden. Ihre Paladine, Speichel-Lecker oder Schatten-Krieger nennen das - egal nach welcher Religion: Vorsehung.

Wie funktioniert das Macht Ausüben, ohne selbst Federn zu lassen? Es gibt immer genügend, die sich im Schatten der Macht für ihre Herrscher aufopfern und dabei eben selten alt werden;  weil sie in Ungnade gefallen, gekillt oder als Verschwörer in Verließen auf nimmer wiedersehen verschwinden.

Da sagen seine Vasallen das Schlimmste unter Eid - vor Gericht oder Anhörungen - über ihn aus, gehen dafür sogar ins Gefängnis, doch an Trump scheint alles abzuprallen. Als sei er ein Superheld von Marvel ausgestattet mit einem Teflon-Gemüt. Wer Politik nur als Comic versteht, fährt voll darauf ab!

Fast während Trumps gesamter, bisherigen Amtszeit investigierte Sonder-Ermittler Robert Mueller hinter den Machenschaften her, derer der Präsidentschafts-Kandidat von ehemaligen, engen Mitarbeitern beschuldigt wurde. Der Berg kreißte, aber gebar dabei nicht mal eine Maus!

Schockierend waren für mich die Bilder vom Wochenende:
Beide - Trump und Mueller - sind ja altersmäßig kaum auseinander. Die zwei Jahre, die Mueller - ehemaliger Chef des FBI - mehr auf dem Buckel hat, wirken aber nun wie ein Jahrzehnt Altersunterschied, während Trump sich mit der Präsidentschaft anscheinend einen Jungbrunnen erschlossen hat.

Wie macht POTUS das mit der Macht?
Er verbraucht Entourage und Personal wie seit langem kein Präsident. Mit jeder Personalie entbürdet er sich seiner Altlasten. Er schwelgt im Gegenteil in seinem oft widersprüchlich wirkendem Tun, was offenbar immer mehr Amerikaner von seiner vermeintlichen Rüpel-Politik überzeugt. Da passt es, dass sich die Amerikaner nie wirklich für die Welt interessiert haben, aus der sie einst zuwanderten.

America first! So hat sich die trumpsche Egozentrik offenbar spielerisch auch beim Volk neuerlich breit gemacht. Dagegen war Ronald Reagans "Pride"-Offensive ja geradezu charmant.

Die Opposition muss da versagen, weil sie diesen Mind Bullets ihres Oberbefehlshabers nichts entgegen zu setzen hat, ohne ihre demokratischen Prinzipien zu verraten.
Täglich ein bis zwei Mind Bullets
verändern die Sichtweise
erheblich

Die zweite Amtszeit von Trump gilt schon jetzt als gesichert. Was, wenn er sich weiter derart "verjüngt'', dass er dann mit bald 80 eine dritte Amtszeit anstrebt.  Wird die Welt am "Amerikanischen Wesen" weiter genesen?

Bis dahin hat er dann vermutlich weiterhin derart viele Hindernisse aus dem Weg geräumt, dass er auch den 22. Zusatzartikel zur Verfassung, der die Regentschaft des Präsidenten auf zwei Amtszeiten begrenzt, mit einem erfundenen "Nationalen Notstand" außer Kraft setzt.

P.S. Damit niemand denkt, ich sei auf dem linken Auge blind: Kenneth Starr, der Sonderermittler beim Amtsenthebungsverfahren gegen Präsident Bill Clinton, scheiterte bei eindeutiger Fakten-Lage ebenfalls an den Gegebenheiten der US-Gesellschaft: "I did not have sexual relations with that woman!"

Freitag, 22. März 2019

Geht aber doch!

Nach über 50 Jahren harmonischen Beisammenseins strebt die einst "zweitbeste" und dann "fürsorglichste" aller Ehefrauen nun das Prädikat "sparsamste" an. Sie ahmt ihren Partei-Kumpel, den Scholz Olli, nach und hat unserem Mini-Familien-Haushalt ebenfalls die "Schwarze Null" verordnet.
Dabei hat sie sich die um ihr Immobilien-Erbe bangende Tochter als Controllerin an ihre Seite geholt. Nicht nur in unserer Abwesenheit überwacht sie - des Computer-Bankings mächtig - scharf unsere Konten und Ausgaben.  Beinahe täglich gibt sie uns nun über den Familien-Chat Anweisungen zu Kosten, die wir einsparen sollen.

Offenbar ist die heute in allen Medien thematisierte Altersarmut auch für uns bedrohlich. Aber um ehrlich zu sein, findet Töchterchen auch meist wirklich etwas, über das wir bislang gedankenlos hinweg geguckt haben. Unsere Ausgabe für Kommunikation beispielsweise, die in beiden "Heimatländern" beinahe doppelt so hoch sind wie aktuelle Standards. Dann haben wir beiden 70er noch Versicherungen aus unserer aktiven Zeit, die sich überlagern. Undsoweiter...

Am meisten aber - in  unserer  am Bedarf reduzierten Lebensphase - verfressen und versaufen wir.
Schon aus gesundheitlichen Gründen wäre da ja Maßhalten angesagt. Aber der orale Konsum - so sagt man - sei ja der Sex-Ersatz im Alter.

Das Leben vor der Gewitter-Front der Altersarmut generiert aber bei mir Gelüste, die ich so nicht von mir erwartet hätte:
Den Oscar Wilde in mir auszumerzen, hat mich bei Wein zum Hardliner gemacht. Ich trinke jetzt gesundes Bier, anstatt mir mit Wein, der mir nicht schmeckt,  den Magen zu verätzen. Da ich Whisky wegen der Leber-Werte ohnehin schon mit Soda verdünnt habe, komme ich nun mit Sorten aus, die ich früher im Regal übersehen hätte.  Und selbst bei denen warte ich gerne auf Sonder-Angebote, die dann um bis zu vier Euro divergieren. Ja, ich gestehe, ich bin auf dem Weg zum Sparfuchs, was nicht heißen wird, dass ich knausrig werde.

Wir heben uns das Essengehen auf Gourmet-Niveau nun für Italien auf. Hier gehen wir in Gaststätten die Bayrische Kost traditionell perfekt darreichen. Aber zur Sehnsucht nach der italienischen Zweit-Heimat kommen jetzt immer auch Gelüste, die ich vorher nicht hatte.

Fast gleichzeitig hatten die "Sparsamste" und ich gestern die Lust auf eine authentische Pizza, wie sie einst in unserer "Schwabinger Zeit" der Mario im  mit Holz befeuerten, Original-Steinofen buk. Wir strebten automatisch die alten Ziele an, aber da gab es keine der Pizzerien mehr. Sie hatten Restaurants mit asiatischen Geschmäckern weichen müssen.

Bei der Irrfahrt mussten wir feststellen, wie sehr sich unser Altschwabing in den Jahren seit unserer unverheirateten, kinderlosen Zeit verändert hat. Was die studentischen und musealen Einrichtungen angeht sicher zum Besseren, aber es wurden auch "landmarks" weg gerissen, um die "location upmarket" zu machen. Im Zuge der unbezahlbaren Mieten wurden die Studenten an den Stdtrand gedrängt.

Aber ihr Hunger muss ja in den Pausen zwischen den Vorlesungen immer noch gestillt werden. Die scheinbare Pizza-Diaspora endete an der Kreuzung Schelling-Türkenstraße. Da fanden wir dann nur wenige Meter auseinander liegend sechs Pizzerien, die auch die veränderten Geschmacksrichtungen von heute in puncto bio und vegan subtil bedienen.

Wir gingen ins "Lo Studente" und hätten fast keinen kleinen Tisch gefunden. So voll war das um die Mittagszeit. Ein paar Professoren oder Dozenten hatten sich unter das junge Volk gemischt, sonst hätte unsere Anwesenheit den Altersdurchschnitt alarmierend erhöht.

Das Set als Speisekarte
für zwei gespiegelt,
Die teuerste Pizza bzw
Pasta schlägt auf
ihr mit knapp über
10 Euro zu Buche
Wir fremdelten komischer Weise keine Sekunde, aber befürchteten - da Fülle und Holzofen-Pizza - längeres Warten.
Innerhalb von weniger als fünf Minuten hatten wir die Pizzen, die wir vom Set bestellten, das frisch hingelegt als Speisekarte fungierte; dazu ein Glas Prosecco und ein Bier. Die beiden "studentischen" Klassiker Quattro Stagioni und die Tages-Pizza wiesen reichlich Belag und einen köstlichen Knusper-Rand auf - ganz wie es sich gehört.

Die "Sparsamste" lebte auf wie im Jungbrunnen. Und als sie nach einer halben Stunde für alles 23 Euro bezahlte, raunte sie mir fragend zu: "Kannst du dich noch erinnern, wann wir das letzte Mal für so wenig Geld derart genüsslich satt geworden sind?"

Geht aber doch!

Mittwoch, 20. März 2019

Hausse geht wieder in die Hose

Längst habe ich schmerzlich lernen müssen, dass die Börse und ich absolut nicht zurande kommen. Als Unternehmer, der ordentliche Gewinne erzielte, war sie ohnehin nicht mein Thema, weil das Reinvestieren mehr einbrachte. Dann war ich aber ausgerechnet im Finanzkrisen-Jahr 2008 gezwungen, Verbliebenes anzulegen. Das tat ich mit deren Produkten bei meiner Hausbank, die mich und meine Firma stets fair behandelte hatte, wenn es um Dispo-Kredite ging.

Dass ich als Anleger schlagartig ein anderes Beute-Schema angenommen hatte, übersah ich, obwohl ich den beiden Anlage-Beratern einen gerade zum Jahres-Ende 07 erschienenen Artikel "Billions in the Mist"  aus dem Wallstreet Journal vorhielt. Was soll ich lange drum herum reden. Im Sommer waren meine Investments 40 Prozent weniger wert. Die eigenen Produkte der Bank zeigten nicht annähernd die versprochene Perspektive. Das Geld war geparkt ohne Ertrag, und es war sogar zu befürchten, dass ich nach der vereinbarten Frist weniger bekommen würde, als eingezahlt wurde.
Also Notbremse, wo es noch ging.

Ein im wahrsten Sinne todsicheres Langzeit-Investment mit amerikanischen Risiko-Lebensversicherungen schüttete zunächst - wie versprochen - zwei Jahre kontinuierlich sinkende Zinserträge aus. Dann häuften sich Erklärungen, warum durch einen statistischen Rechenfehler das Investment in Schieflage geraten sei. Heute habe ich es immer noch als Fußfessel am Bein. Die miesen Jahresberichte werden in Hochglanz vorgelegt und sind für einen Laien absolut unverständlich. Aber eines habe ich begriffen: Die Provision für  die Bank-Berater, die jegliches Risiko verneinten, lag bereits bei angenommenen 14 Prozent. Bei der schiefsten Schieflage, stieg mein Hausbank als Retterin wieder ein. Es war ja schließlich ihr Produkt. Das Institut, das ja vom Staat Geld  zu null Zinsen bekommt, feierte die Rettung für 7 Prozent Verzinsung als generös. Insgesamt 21 Prozent sind also von Haus aus von meinem Investment abzuziehen. wie soll es sich da in diesen Zeiten denn überhaupt rechnen.

Ich rechne nicht mehr damit, aber ich erlebe gerade bei anderen, wie einst seriöse Baken wieder mit der Abzockerei beginnen. Mit klammheimlicher Freude las ich, dass eine Fusion von der Deutschen Bank mit der Commerzbank nicht auf mehr Einfluss hinaus liefe. Die beiden erwiesenen Gangster-Banken hinken derart hinter den weltweit operierenden Tricksern in schwarzen Anzügen her, dass nur die Spekulanten, die gerade die Schein-Hausse im DAX erzeugt haben,  vielleicht etwas von dem Zusammenschluss haben. Aber denen fällt ja schon das aktuelle Urteil zum Unkrautmittel Glyphosat auf die Bayer-Füße.

Mich enttäuscht, dass der SPD-Hoffnungsträger Olaf Scholz als Deutscher Finanz-Minister wohl auch nicht anders kann, als nach der Pfeife des Groß-Kapitals zu tanzen. Kaum ist der weltweite Konjunktur-Abschwung die Nachricht, wird er zum Schäuble. Die schwarze Null geht ihm also bereits über die drängenden sozialen Verpflichtungen.

In meiner Kindheit erkrankte der bekannte Kapitalist Dagobert Duck schwer an einer Goldstaub-Verstopfung seiner Federkiele, die er sich beim Bad in seinem Geld-Speicher zugezogen hatte. Leider war das für die Jetzt-Generation offenbar nicht Warnung genug.

Sonntag, 17. März 2019

Die Demokratie ist selbst ihr größter Feind

Es war ja nur eine Frage der Zeit, bis geistig Minderbemittelte auf die ständigen Anschläge von Islamisten mit halt- und sinnlosem Revanche-Terror reagieren und die sozialen Medien zu Live-Übertragungen missbrauchen.
Die "sozialen Medien" bedienen
die Schwarm-Gier nach Gewalt

Das Attentat auf Moscheen in Christchurch wird vermutlich nicht das einzige bleiben. Dass ausgerechnet eines der friedlichsten und friedfertigsten Länder damit getroffen wurde, lässt nur erahnen, wo diese Irren glauben, das nächste mal für ihre Rache zuschlagen zu müssen: In der Schweiz vielleicht oder auf  den Bermudas. Jedenfalls dort, wo die Gesellschaft denkt, der Frieden sei Gott gegeben manifestiert.

Das Gute ist schutzlos gegen das Böse. Das liegt in der Natur der Sache. Humanes und humanitäres Denken hat  doch allenthalben zum Durchbruch der Demokratie geführt - oder nicht?
Vergegenwärtigen wir uns doch kurz, wie derzeit die Demokratie in Ländern regelrecht gefickt wird, die sie einst als erste eingeführt haben. Vergewaltigt von Machthungrigen, die mit demokratischen Wahlen erst obsiegt und dann die im besten Glauben formulierten Verfassungen aufgeweicht und sukzessive außer Kraft gesetzt haben; unterstützt von Menschen mit bösen Absichten in deren Schatten. So ergibt die Mischung aus völkischem Irrsinn und bösem Kalkül eine explosive Gemenge-Lage: Hilflosigkeit als denkender Gut-Bürger und Gewaltbereitschaft bei allein mit Intelligenz nicht mehr zu Erreichenden.

Auf diese Weise wird die Demokratie durch ihre humanitären und toleranten Vorsätze selbst zu ihrem größten Feind.
Rechtsstaatlichkeit unterliegt jenen, die sie an die Grenze treiben, um ihre Abschaffung zu provozieren. Einmal mehr wird jetzt wieder weltweit gesagt werden, wir lassen uns auf dieses biblische  "Auge um Auge, Zahn um Zahn" aber nicht ein! Jedoch im primitiven Denken der ansonsten meist abgehängten Rotnacken erblüht diese Forderung zu selbst gerechtfertigten Rache-Phantasien.

Das liefert den Trumps, Putins, Erdogans, Orbans  und Kaczytzkis den Freiraum, die demokratisch Dummen oder propagandistisch fehl Geleiteten hinter sich zu vereinen... Gnade uns Gott!

Wenn es ihn doch in solchen Fällen gäbe...

Freitag, 15. März 2019

"Splendid Isolation"

Was verdanken wir der konstitutionellen Monarchie des Vereinigten Königreichs doch für großartige weltpolitische Grundsätze, die ihm nicht nur im 19. Jahrhundert große Anerkennung und Respekt einbrachten! Basierend auf dem da noch einheitlich denkenden Commonwealth angeführt (von den heute eben souverän in andere Denkrichtungen strebenden) Führungsmächten  Kanada und Australien, war das UK noch eine Weltmacht.

Allzweckwaffe Neville
Chamberlain: Schatzminister
Außenminister, Premier
Es waren  im ausgehenden 19. Jahrhundert politische Fans der Krone in Übersee, die mit der Allein-Stellung der Insel gegenüber dem aufkochenden europäischen Festland den Begriff "splendid isolation"  (die wunderbare Isoliertheit) mit zynischem Beiklang erfanden. Die "Heraushalte-Politik" der Briten, die vom Appeasement-Gedanken (Befriedungs- oder Beschwichtigungs-Politik?) und dem Schaffen von Balance of Power, (dem  Gleichgewicht der Mächte) geprägt wurde, scheiterte mit Neville Chamberlain letztmalig 1938 beim sogenannten Münchner Abkommen an den kriegsbereiten Nazis.

Heute in Kommentaren davon zu sprechen, dass Britannien wieder eine "splendid isolation" anstrebe, passt daher überhaupt nicht. Dann hätte das Vereinigte Königreich nämlich niemals der EU beitreten dürfen, sondern wie damals in der Adenauer-Zeit als Siegermacht auf seiner Einzelstellung beharren müssen.
Da waren sie noch eine schwerhörige
Siegernation. Sir Winston Churchill
mit Kanzler Konrad Adenauer. Fotos Wikipedia
Wenn "Ewig Gestrige" im "Altschliff-Denken" nun die Kron-Juwelen mit einem Brexit umarbeiten wollen, übersehen sie, dass der ausweglos erscheinende Dauerstreit doch eines klar macht: GB hat seinen Markenwert als Weltmacht längst verloren, und es wird wohl endgültig abgehängt, wenn es "Rest-Europa" durch immer neue Bedenkzeiten die Chance gibt, dem britischen Löwen die Fangzähne zu reißen:





"Pore Britannia will be drowning in the waves..." 

...kann mit der Melodie des alten englischen Marine-Schlachtensongs gesungen werden.



Mittwoch, 13. März 2019

Fisch fressen Seele auf

In den letzten Wochen bevor wir wieder unseren Wohnort wechseln, wird meine Sehnsucht nach Italien vor allem durch die Hoffnung beflügelt, bald wieder in frischem Fisch und anderen Meeresfrüchten schwelgen zu können... Frutti di Mare! Allein schon das auszusprechen, lässt mir immer das Wasser im Mund zusammenlaufen.

Nichts gegen Forellen, Zander, Saibling und Co.. Aber abgesehen davon, dass auch diese - wie meist auch der Lachs - aus der Zucht stammenden Süßwasser-Fische absurd teuer geworden sind, es gibt sie auch nur noch an wenigen  Ständen in dieser Stadt. In München ist Fisch zu essen eher ein Schicki-Micki-Ding geworden. Ein Fischhändler auf dem Viktualien-Markt schlägt daraus Kapital und hat aus seinenm Laden eher in ein Restaurant für die Society gemacht, ohne aber eine wirklich außergewöhnliche Leistung zu bringen.

Für einen, der auf Fleisch absolut verzichten kann, wenn es Fisch gibt, ist die Seafood-Diaspora in München schmerzlich. Deshalb nehme ich in den Wintermonaten hier meist auch ein paar Gramm zu.

Leider setzen mir Zeitungsberichte aus den letzten Wochen ziemlich zu. Bei Untersuchungen auf breiter Front stellte sich heraus, dass die beliebtesten Speisefische durch den Plastikmüll in beinahe allen Meeren zunehmend mit Micro-Einlagerungen dieser sich schwer zersetzenden Materialien belastet sind.

Gestern berichtete ein Fach-Artikel darüber, dass unser Medikamenten-Konsum durch mannigfaltige Ausscheidungen breitbandig bis ins Meer und in die dort lebende Fauna gelangt. Die aufgeführten Wirkstoffe ließen mich zynisch kurz davon träumen, dass ich die 18 Präparate, die ich täglich einnehmen oder spritzen muss, einfach absetzen könnte, wenn ich nur genug Fisch zu essen bekomme.

Stattdessen trat nach kurzem Bedenken mein schmieriger Acryl-Pinsel wütend in Aktion. Ich dachte an all die Meere, in denen ich geschwommen und getaucht bin, und an deren Gestaden man vom Aussteigen träumen konnte Es ist unendlich traurig, dass ich womöglich zur letzten Generation gehöre, die diese unbeschadet erleben durften, ohne ihre Zerstörung auszuhalten.

Montag, 11. März 2019

Verflixte innere Stimme

"Der einzige Tyrann, den ich in dieser Welt anerkenne, ist die leise innere Stimme."
Oft muss er sie überhört haben, der große Mahatma Gandhi, der hier zitiert wird. Keiner schafft es in einer Welt von Feinden, seine Ziele derart friedvoll und hartnäckig umzusetzen. Ganz im Gegenteil. Die hartnäckige, bisweilen übermächtig herrschende Angst bei eindeutig gefährlichem Tun übertönt mit rauschendem Blut in den Ohren und in der Brust hämmerndem Herzen, was uns die innere Stimme leise rät. Warum machen selbige, die dann Helden genannt werden, als Einzelne etwas, was wir en masse nicht fertig bringen?

Ich selbst bin zwar nie ein Held geworden, und als gelernter Feigling musste ich regelrecht lernen, Ängste zu überwinden. Aber eine innere Stimme hat mich dann jedesmal regelrecht zu Dingen getrieben, die mein normales Ich vermieden hätte. Vermutlich hat Mahatma das Prinzip Angst-Lust niemals kennen gelernt, oder er hat seine leise inner Stimme einfach überhört.

In jungen Jahren habe ich mich auf das Alter gefreut. Ich habe sogar laut davon geträumt, dass ich mit meinem besten Freund inmitten einer Schar von Enkeln an unserer Lieblings-Bar am Atlantik , gekleidet in weißen Anzügen, bei Wein und edlen Speisen den
Sonnen-Untergang feier.
Dazu ist es sehr bald nicht gekommen, weil er  - wie die meisten meiner Freunde wesentlich älter als ich - von einer unheilbaren Krankheit erwischt wurde. Andere mir nahe Menschen hatten wenigstens die Gnade eines raschen Todes was ihr Fehlen aber nicht mindert.

Jetzt sind fast alle Freunde schon tot. Aber im Vergleich zu anderen habe ich wenigstens Familie, die mich, den Familien-Muffel, mit ihrer Liebe auffängt. Nachts habe ich  - trotz einschlägiger Medikamente  - Träume, die sich kein Horror-Regisseur ausdenken könnte, und im Erwachen schlottere ich vor Angst und nicht etwa vor Erleichterung, dass alles nur ein Alp war.
Johann Heinrich Füssli hat 1781 das wohl
berühmteste Tableau zum Thema Alptraum gemalt

In meinem Leben passiert nichts mehr von dem, was mich einst ausgemacht hat, und dennoch sind da Ängste, mit denen ich nicht gerechnet habe. Komischer Weise ist es fast nie die Angst vor einem sich  logisch nähernden Tod. Es sind Ängste vor Dingen des Alltags, die mich zunehmend überfordern.

Gestern war ich auf die Hilfe meiner Tochter angewiesen, weil ich bei Marketing-Anrufen meines Mobilfunk-Providers mich nicht sofort - meiner inneren Stimme folgend - gegen die unablässigen Marketing-Anrufe gestemmt habe. In der Post hatte ich dann übersehen, dass sich die Kosten durch Tarife, die ich eigentlich gar nicht haben wollte, verdoppelt haben.

Beim vierten oder fünften Versuch, mich wegen einer Erklärung mit dem eigens zugeteilten neuen Passwort einzuloggen, hätte ich alle Elektronik im Haus am liebsten aus dem Fenster geworfen.

Als ich mich ein wenig beruhigt hatte, fiel mir der Spruch "Das Alter ist nichts für Feiglinge!" ein,  der der Hollywood-Legende Mae West zugeschrieben wird, und den sich Joachim  "Blacky" Fuchsberger für seinen Buch-Titel entlehnt hatte.

Das Buch habe ich nicht gelesen, aber ich bin mir sicher, dass der charmante "Blacky" nicht die unbeschreibliche Wut durchleben musste, die mich im Hier und Jetzt mehrfach täglich packt.
Wo sind den die inneren Stimmen, die Trump, Erdogan, Maduro oder May einbremsen würden. Alt genug wären die doch,  sie zu hören.

Freitag, 8. März 2019

Wissen versus Glauben

Vermutlich hat jeder von uns schon einmal etwas wider besseren Wissens getan. Vermutlich weil wir geglaubt haben, wir kämen unbeschadet oder zumindest nur mit einem blauen Auge davon.

Das Glauben und das Wissen fechten im Menschen schon immer einen unlauteren Kampf aus, weil wir unseren Glauben auch zum Überwinden unserer Unwissenheit einsetzen. Etwas im festen Glauben zu tun, spricht uns aber nicht frei von Schuld. Selbst in selbst gewählten Umständen können wir später nicht behaupten, wir hätten von all dem nichts gewusst. Denn schon im Unterricht der Naturwissenschaften erfahren wir, dass Glauben nicht Wissen ist.

Generationen von Wissenschaftlern widmeten  ihr Leben auf der Suche nach Beweisbarem. Galileo Galilei wurde von den Kirchenfürsten verfolgt, weil ihm klar war, dass sich die Erde um die Sonne dreht und nicht umgekehrt. Mit seiner Erkenntnis "und sie dreht sich doch" veränderte er das Weltbild der Menschen, und der Klerus war gezwungen seine Dogmen zu überprüfen.

Immer häufiger sorgten in der Folge Wissenschaftler mit ihren Beweisen dafür, dass der denkbare Raum für eine tatsächliche Existenz Gottes immer enger wurde.

Wir wissen heute so viel mehr über den Himmel über uns, das Universum. Sonden sind Jahrzehnte unterwegs, um uns Bilder von anderen Sonnensystemen zu senden, wir haben neuartige Teleskope, die uns sogar zeigen, wie Sterne in schwarzen Löchern verschwinden.

Schwarze Löcher deren Existenz bis zu den Berechnungen von Stephen Hawking dem Laien weltweit so absurd vorkamen, dass sie lieber an die Existenz ihrer verehrten Gottheiten dachten. Sich mit der entsetzlichen Wahrheit über alpha und omega im Verhältnis von Raum uns Zeit zu beschäftigen führte unterm Druck der Politik leider auch zu Atom-Bomben - den Ausgeburten der Wissenschaft.

Dabei richtete der Glaube in Religionen bis heute vielmehr Unheil an als die meisten Erkenntnisse aus der Wissenschaft. Wenn sein Glaube in Gefahr ist, greift der Mensch auf Befehl angeblich höherer Mächte zur Waffe.  Das war schon immer so, und lässt damit die Religionen als größten Kriegsverbrecher in unserer Geschichte zurück. Glaubenskriege gibt es aus immer neuem, geschürtem Hass. Hass, der eigentlich vom religiösen Denken unterdrückt werden müsste. Aber wen kümmern denn schon die Zehn Gebote?

Karl Marx hinterließ die These: Religion ist Opium fürs Volk.

So ganz unrecht hatte er damit nicht, aber es zeigt, dass der Gesellschafts-Theoretiker in seinem Denken wenig Menschliches, allzu Menschliches (Nietzsche) zulassen wollte. Daran scheiterte der von ihm angedachte Sozialismus, obwohl er zum Teil als Ersatz-Religion hochstilisiert wurde.

Wenn wir auf die aktuellen Geschehnisse in unserer Welt schauen, und die eigenen Ängste gestehen, dann müssen wir auch die Sehnsucht der Menschen verstehen, einen übermächtigen Ansprechpartner haben zu wollen. Dass das die wahrhaft Bösen ausnutzen, kann man unter anderem an ihren "Tempel-Bauten" erkennen.
Je größer die sind, desto besser können die Gläubigen kontrolliert und unterdrückt werden.

Der afrikanische Potentat Bokassa ließ von seinem hungernden Volk eine Kathedrale mitten im Nirgendwo als Geschenk für den Papst bauen, obwohl er ansonsten ein gottloser Geselle, Schlächter und wohl auch Kannibale war.

Ja und nun erreichen uns Bilder von dem osmanischen Größenwahn des Recep Tayyip Erdogan, der auf einem Hügel über dem zauberhaften Istanbul die größte Moschee der. Welt errichten ließ. Als sei sein geschmackloser Präsidenten-Palast in Ankara nicht schon der größte Augenkrebs-Erzeuger.

Erdogan denkt stets an sein Bild in der Geschichte, aber auch er sollte sich  wie viele Potentaten davor fürchten, wie sein Amtsvorgänger Adnan  Menderes in 1950ern von den Militärs gestürzt und hingerichtet zu werden.

Von solchen Handlungen erfährt die Menschheit heute viel schneller als jemals zuvor. Was aber nicht heißt, dass sie auf Rattenfänger nicht immer wieder reinfallen.

Von Albert Einstein und Stephen Hawking wissen wir heute, dass sie sich am Ende ihrer unvorstellbaren Denkvorgänge über die Zeit ebenfalls die Frage nach einem Gott gestellt haben und die Agnostiker-Karte zogen, um das Duell zwischen Wissen und Glauben unentschieden enden zu lassen.
Einen Konflikt, den ich in meiner Einstein-Übermalung versucht habe, darzustellen...


Donnerstag, 7. März 2019

Ègalitée, Liebertée, Fraternitée,

Seit Wochen von den sogenannten Gelbwesten gepiesackt, hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zum Wochenende mit einem "offenen Brief" auf breiter Linie eine mediale Gegenoffensive für Europa und gegen populistische Sektierer inszeniert. Die großen Worte haben ihn an die Spitze seiner Bewegung katapultiert. Seither weht ihm jedoch ein heftiger Gegenwind um die Nase.

Ähnlich wie die Briten stört auch die Franzosen, dass das politische Denken nicht länger national geprägt wird, sondern dass das Ziel ein großes und ganzes Europa sein soll. Dass nach quasi drei Jahrzehnten Europa immer noch kein  generelles Umdenken, sondern eher sogar eine kleinstaatliche Welle wieder Fahrt aufnimmt, hängt weder an dem Wunsch nach Freiheit noch an dem Willen zu Brüderlichkeit, sondern es geht hauptsächlich um die Gleichheit.

Dass die nicht wie erhofft funktioniert, liegt an einem Gründungs-Fehler der EU, die die Volkswirtschaften unter dem Euro über einen Kamm scheren wollte. Anstatt von Beginn an durch zentrale Lenkung eine gesamteuropäische Wirtschaft nach dem Prinzip der kommunizierenden Röhren zu gestalten, förderten die starken Mächte in der EU die Abhängigkeit der Staaten, die nicht so gut da standen. Anstatt die Pegel auf Gleicheit zu trimmen, wurden die Abhängigen durch aufgezwungene Maßnahmen von außen immer weiter in eine virtuelle und doch reelle Schulden-Falle gezwungen.
Nur Kommunizieren sichert den Gleichstand

Hätte die EU von Beginn an dieses Geld in den Gleichstand investiert, gäbe es die heutigen Probleme nicht. Aber dann hätten die reichen Staaten auch nicht so an den Miseren verdient. Neid und Missgunst sind schlechte Triebfedern zum Erreichen der "Égalitée".

Meine Leser wissen, dass ich mir nicht anmaße, volkswirtschaftliche Grundkenntnisse zu haben, noch zu wissen, ob das Streben nach Gleichstand von Beginn an, wirklich etwas an den Mentalitäten verändert hätte. So ist das nun einmal in großen Familien. Aber in guten Familien sorgen die Mitglieder für einander, ohne etwas für ihren Einsatz zu verlangen. Schon gar nicht, um sie in die Position von ewigen Schuldnern zu bringen. Das Stichwort heißt Schulden-Erlass - wenn auch kontrolliert nur einmal.

So gleicht Europa in meinen Augen seinem Fußball: Die "geldmächtigen" Clubs versorgen sich von überall her so lange mit Spitzenspielern, die bis zur Absurdität immer teurer werden, um möglichst in der Liga unantastbar zu werden. Ich jedenfalls finde es nicht mehr spaßig, dass immer gleiche Clubs in Serie Meister werden. Der europäische Vergleich mutet  für mich an wie ein steter Wirtschaftsgipfel, zu denen, die medial irregeleiteten Fans mit ihren Merchandising-Käufen auch noch zusätzlich beitragen.

Montag, 4. März 2019

Geschenke

"Ich fürchte die Danaer, auch wenn sie Geschenke tragen." Vergil lässt das im Zusammenhang mit dem Trojanischen Krieg in seiner Dichtung Aeneis  Laokoon sagen. Laokoon ahnt, dass in dem riesigen Holzpferd, das die Danaer vor das Tor der bis dahin vergebens belagerten Stadt rollen, eine Kriegslist versteckt ist.

Den Rest kennen wir alle aus dem Unterricht, und der Begriff Danaer-Geschenk wird seither auf alles angewendet, was uns zunächst erfreut, aber sich dann im Besitz mit Tücke als böser Bumerang erweist.

Seit es das Einkaufen per Mausklick gibt, bekommt der Nutzer im Netz ständig etwas geschenkt, damit die Versorger nicht nur ordentlich Daten abgreifen, sondern auch die in den Geschenken ausgeworfenen Haken zu Einsatz bringen können. Das macht der Computer sogar mit langjährigen Kunden aus der Vor-Netz-Zeit.

Je älter ich werde, desto misstrauischer machen mich Schnäppchen. Selbst bei Kontakten, die sich bislang als zuverlässig heraus gestellt haben, überlege ich mir jetzt zweimal, ob ich empfindliche Daten wie Kreditkarten oder Reiseziele noch preisgebe. Der Fluch des Buchens - beispielsweise per Handy - ist ja, dass das klein Gedruckte im Zweifel noch kleiner ist, und sich dann auch nicht zoomen lässt.

Da ich immer einer war, der lieber schenkt, als etwas geschenkt zu bekommen, weiß ich dass Emotionen in beiden Richtungen erwartungsfreudig im Spiel sind. Ich kann noch so oft sagen, dass ich alles habe und stets gar überreichlich beschenkt wurde. Aber das ist auch eine Falle. Weil der zu Beschenkende dann entweder Alkohol und Süßigkeiten bekommt, die man wegen mittlerweile akuter Stoffwechsel-Probleme eigentlich nicht konsumieren darf (also Anleitung zum erweiterten Selbstmord?). Oder aber die Schenkenden leeren ihre Asservaten-Kammer mit Dingen, die sie selbst mal geschenkt bekommen haben und auf diese Weise loswerden wollen.

Im Familien-Kreis habe ich das jetzt einigermaßen gelöst. Geschenke auszupacken, ist generell die Aufgabe meiner Tochter. Unter uns bewirten wir uns dann bei anstehenden Feierlichkeiten gegenseitig in einem Restaurant der  jeweiligen Wahl. Da wird dann die Zahl aller übrigen, stofflichen Geschenke überschaubarer. Möglichst am Telefon zeitigt das später individuelle Ausbrüche von übermäßiger Freude...

Am liebsten war mir das "geschenkt" auf dem Golfplatz, weil das Gimme mich davor bewahrte, kurze Puts spielen zu müssen, die ich regelmäßig verschob...

Freitag, 1. März 2019

Im Ethnien-Tunnel

Als Zehn-Monate-Kind mit 11,5 schwer zu gebärenden Pfunden, war es nicht erstaunlich, dass mich seit jeher Tunnel-Ängste und schneller Wechsel von Licht und Schatten plagten. Bis zur Einschulung dauerte es, dass ich ohne einen Lichtschimmer nicht einschlafen konnte.

Der Beruf zwang mich später, mit meinen Ängsten klar zu kommen. Noch heute habe ich aber ein mulmiges Gefühl wenn ich durch den Bernardino oder den Gotthard muss. Bei der Gletscher-Tunnelbahn aufs Kitzsteinhorn, zu deren Jungfernfahrt ich eingeladen war, äußerte ich wegen dem geringen Abstand zwischen Triebwagen und Röhre Bedenken, die aber eher als technischer Unverstand belacht wurden.
Dann geschah das Brand-Unglück, das neben den vielen anderen auch beinahe drei meiner Mitarbeiter und die von ihnen betreuten Jahrgangsbesten der Schüler-Rennklassen zu Brandopfern gemacht hätte... Sie nahmen die parallele Gondelbahn.
Heute fährt die Tunnelbahn zum Gletscher nicht mehr.
Im vergangenen Jahr legten Brände sowohl den Gotthard als auch den Bernardino lahm. Aber ich bin ja auch trotz Flugangst bis zu 40 000 Meilen pro jahr geflogen.

Gern nehme ich sie immer noch nicht, aber die "Zügigkeit" meiner U-Bahn-Linie - quasi von der Haustür bis zu diversen Zielen in der Innenstadt - lässt die Bequemlichkeit immer häufiger über mein Unwohlsein siegen. Zudem ist das ja nicht nur ein Zeitgewinn, denn schneller geht es nicht.  Als Rentner fahre ich natürlich antizyklisch.

PEGIDA-Fans  - denke ich mir oft -  hätten allerdings keine Freude an der Vielfalt der Ethnien, die auf dieser Strecke fahren: Unser Multi-Kulti-Viertel, die Studentenheime und die großen Weltfirmen sorgen aus dem Münchner Norden für einen Fahrgäste-Mix hin und zurück, der an New York erinnern würde, wenn die Bahnen hier nicht so proper und die Stationen nicht so luftig wären.

Als Mensch der in vielen Ländern der Welt  selbst als "Exot" aufgefallen ist, macht es mir meinerseits Spaß, die einzelnen Herkunftsländer anhand von Satzfetzen oder Styles zu erraten.
Allen ist zunächst eines gemeinsam: Sie starren meist bewegungslos in ihre Smartphones. Was wiederum für mich gut ist, weil ich sie ja dann unverschämter Weise und ungeniert anstarren kann; wie ein Wächter im Menschen-Zoo.

Lustig ist, dass die jungen Frauen vom Balkan noch an der Mode mit den langen Blusen festhalten, die unter der kurzen, engen Winterjacke bis über den Po hervor lugen. Die jungen Männer dazu tragen Hosen, die Cargoschnitt und Pluderlook vereinen. Wo gibt es die überhaupt? Die als Mitteleuropäerinnen auszumachenden Damen, die nicht von Restriktionen getrieben sind, Reize her zu zeigen, tragen trotz Kälte Hosen wie ein zweite Haut und dazu Kapuzen-Jacken verbrämt mit Fell-Imitat. Bei den Männern ist das Pendant die quer über die Brust getragene Schultertasche.
Trotz oder obwohl der Hipster-Look ausklingt, ist die alte 501 Jeans nach wie vor der totale Ankommer. Die "Chino-Beine" hat eben nicht jeder, der ein wenig Sport treibt.

Aber jetzt mal zu meinen +-Altersgenossen und -Genossinnen. Die Hype um Rucksäcke aller Art für Männlein und Weiblein, die einem diesen gewissen Look gibt, doch noch nicht abgehängt zu sein, hält in diesen Altersgruppen wohl noch an. Wenn die Gelenke allerdings schon so morsch sind, dass sie die Dinger - egal was drin ist - nur noch schwer abstreifen können, kommt es in den alten Triebwagen gern zu ulkigen Sitzpositionen. Die  können zum Verhängnis werden, wenn der Zug ruckartig beschleunigt oder bremst...