Freitag, 29. Januar 2016

Geheimer Anlage-Tipp: GLG AG

In diesen Tagen, in denen ein Teilzeit-Börsianer nicht weiß, was von Aktien überhaupt noch zu halten ist, hört unsereiner gerne überall die Flöhe husten. Warum ich auf Signale achte, um dann doch immer wieder die richtigen Zeitpunkte zum An- oder Verkauf zu verpassen, kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Aber ich spiele ja auch Lotto, wenn ein großer Jackpot lockt.

Aber wenn ein verschlüsselter Tipp aus einer absolut vertrauensvollen Umgebung via Smartphone kommt - angehängt an einen Hinweis auf einen erfolgreichen Radiologen, dann weckt das meine Neugier.

Als es vor anderthalb Jahrzehnten losging mit meinen chronischen Erkrankungen, führte mich der Zufall in die Praxis zweier junger Internisten. Meine Überlegung war, dass ich die kaum überleben könnte. So wuchs ein einmaliges Vertrauensverhältnis, dass auch die diversen Kürzungen und Bürokratien der sogenannten Gesundheits-Reform überlebte. Sie sind jetzt um die Fünfzig, aber
kommunikationstechnisch mit allen Wassern gewaschen

Von einer mittelgroße Praxis entwickelten sich die zwei zu einer Megapraxis mit vielen spezialisierten Angeboten und einem Personal zum Knutschen.

Und jetzt auch noch ultimative Anlage-Tipps? Musste ich sofort nachschauen! Von einer GLG AG hatte ich noch nie etwas gehört, stieß im Internet aber auf seitenweise Links zu einem Finanz-Dienstleister. Dass der Doc den empfehlen wollte, konnte ich nicht recht glauben. Also ergänzte ich den Suchbegriff durch "Medizin-Technik". Noch merkwürdigere Ergebnisse. Aber auch da gab es immerhin einige Treffer in München

Ich bat also meine Frau, das Rätsel beim Abholen der Überweisung zu klären,

Die drei Damen vom Empfang wurden auch nicht schlau aus dem Hinweis. Die eine war schon halb zum Doktor unterwegs, als sie schallend loslachte:

"Mei unser Doktor ist halt ein echter Smarthone-User. Das heißt: Ganz liebe Grüße Alfred Gebhardt..."

Dienstag, 26. Januar 2016

Vom Pionier zum Veteran

Neulich erhielt ich - wie immer zur unpassendsten Zeit - einen Anruf von meinem Provider. Die routinierte Dame vom Call-Center ließ sich nicht abwimmeln und begründete ihre Fürsorge damit, dass meine Download-Kapazität an der Obergrenze angelangt sei. Als ich erwiderte, dass ich doch die viel gepriesenen Flatrate hätte, verwies sie auf die Download-Mengen für automatisch aktualisierte Apps, (die ich nicht wollte und auch nicht bräuchte). Und im übrigen sei ja die Download-Erhöhung für mich als Prime-Kunden sowieso kostenneutral...

Was soll ich sagen. Ich stimmte zu, berichtete aber meinem in diesen Bereichen  allwissenden Sohn über den merkwürdigen Vorgang. Der faltete mich regelrecht zusammen und verbat mir ein für allemal, Dinge ohne schriftliche Bestätigung zu verändern. Selbst wenn sie als "kostenneutral" angepriesen würden.

Ich ging in mein Zimmer und heulte erst einmal eine Weile. Wie konnte es denn passiert sein, dass ich als Pionier der computerisierte Arbeitswelt derart ins Abseits geraten war?

Im Geiste ging ich die Anschaffungen durch; Composer, Robotyper, Tele-Copierer, elend langsame Computer mit bald zu kleinen Arbeitsspeichern, Netzwerke, die einen eigenen Server-Raum brauchten. Software mit Tücken, die ein Vermögen kosteten. Spezial-Kräfte, die nur mal an einem Kabel rüttelten, um Rechnungen wie Spitzen-Chirurgen zu stellen. Immer waren wir zweite Sieger. Ein Rennen gegen die Zeit, dass nur der Beste auf Augenhöhe halbwegs bestreiten konnte...

Jetzt las ich dieser Tage, dass ein Smartphone-Hersteller angeblich ein "Verfallsdatum" in seine Produkte eingebaut habe.Bei denen ließe bei überlangen Gebrauch nicht nur die Ladeleistung nach, sondern auch die Kompatibilität mit den sich ständig verändernden Funktionen.

Aber wer nicht hintan stehen will beim Fortschritt muss sich heutzutage öffnen und glaubt, was ihm langjährige Weggefährten wie Windows anpreisen. Mit dem Download des neuen Betriebssystems habe ich daher meinen Computer noch ein Stück weiter preis gegeben. So weit, dass ich quasi in vielen Bereichen schon entmündigt bin. Zusammen mit meinem Smartphone werde ich nun in einem Maße fremd gesteuert, dass ich mich frage, wie lange es noch bis zur automatischen Einweisung ins Sanatorium dauert.

Wenn ich dereinst gefragt werde, wieso ich immer alles automatisch gut gefunden hätte, was  mir angeboten worden war, werde ich antworten müssen:
"Ich war einfach schon zu alt, um mich noch beschweren zu können..."

Freitag, 22. Januar 2016

Virus

Wenn der Blogger Pause macht, passiert das allenfalls unter Zwang- als eine Art Zwangspause. Wie jedes Jahr um die selbe Zeit hat mich so ein winzig kleines Teil erwischt und durch seine Gruppendynamik stante pede ins Nirwana geschickt. Aber während mein Körper erschlafft war, hörte mein Hirn nicht auf zu arbeiten, Merkwürdige Assoziationen umkreisten bewölkte Gedanken, Und als die ersten Sonnenstrahlen wieder mein Gemüt erhellten, blieb die Frage, wieso wir uns mit den winzig kleinen Angreifern so schwer tun:


Der Einzelnachweis ist kompliziert, weil das Angriffsziel erst erkannt wird, wenn sich Viren zu Grüppchen vereint haben. Dann aber ist es oft zu spät, weil in der modernen Welt des Reisens die Verbreitung so irrsinnig schnell ist. Wer erinnert sich nicht an den Terror, den der Vogelgrippe-Virus H5N1 ausgelöst hat?

Wer den an Kompetenz überquellenden Beitrag über Viren auf WIKIPEDIA liest, wird das Gedanken-Gewirr, das mich gerade beherrscht, vielleicht enttüddeln  können:

Was, wenn der sogenannte Islamische Staat keine Chefstrategen, sondern böse Virologen beschäftigt? Erst wird ein Masterplan aller Schwachstellen in den diversen Gesellschaften hergestellt. Dann werden diese von Virulenten Trägern quasi geimpft und verklumpen sich bis zum Ausbrechen tödlicher Gewalt. Aber anstatt den "IS" mit virologischen Mitteln zu bekämpfen, wie das bei EBOLA so super funktioniert hat. bomben wir auf die ein, die vermutlich am wenigsten mit der Verbreitung des Virus "IS16" zu tun haben.

Für die Entwicklung eines Anti-Virus dürfte es bereits zu spät sein. Also müsste die Allianz - anstatt weiter kollaterale Opfer in kauf zu nehmen, die Lebensadern des Terrors konsequent veröden: Keine Waffen, kein Geld, kein Öl unbekannter Herkunft, keine Verhandlungsangebote und mehr Aufklärung über die Wege der Infektion.

Vielleicht sollten die westlichen Dienste auch ein paar Virologen beschäftigen. Bomber bringen's nicht!

Sonntag, 17. Januar 2016

Wenn's wirklich Winter wird

Es gibt das sich verändernde Klima! Das Klima ist immer so, wie die jeweiligen Wetter-Verhältnisse es summa summarum gestalten, und daher ist es gut, dass wir heute den globalen Überblick haben, Der nützt uns zwar nichts, weil wir dem Wetter eh nichts entgegen halten können, aber es ist eben gut zu wissen. Wenn wir uns nicht selbst ausixen, dann tun das eben extreme geophysikalische Ereignisse. Der Natur ist das übrigens schnuppe - wie schon mehrfach in der Erdgeschichte. Gemessen an der Zeitdauer solcher Vorkommnisse ist die Verweildauer des "zivilisierten" Menschen eh ein Witz. Die 180 000 Jahre der Primitivlinge, denen man den Namen Neandertaler gegeben hat, werden, wir aller Voraussicht schon nicht durchhalten...

An Weihnachten war es ausgerechnet am Nordpol so warm wie noch nie. Dafür hatten die Ärmsten der Armen Schnee. Die Flüchtlinge bei uns wurden zunächst mal verschont, aber jetzt holt sie der Winter ein. ARD.de veröffentlicht heute morgen das Foto einer schier endlosen Schlange von Flüchtlingen die sich an der Grenze von Mazedonien zu Serbien durch den Neuschnee bewegt.

Der verstorbene Entertainer Rudi Carrell hätte angesichts der vergangenen Tropen-Sommer in unseren Breiten auf Druck der Medien längst seinen Sommer-Song umgetextet in:
Wann wird es endlich wieder Winter, ein Winter, wie er früher einmal war?...

Tatsächlich ist unser wahrnehmen Wollen in erster Linie von Wunschdenken und in zweiter von Kindheits-Eindrücken im Zeitraffer geprägt. Den Rest erledigt das Zusammenspiel von Konsum,,Medien und Werbung. Wer im Oktober schon Nikoläuse kaufen muss, damit sie nicht vergriffen sind, wird in eine Erwartungshaltung zum Winter gepresst, die der nie und nimmer erfüllen kann. Denn unter einer Höhe von 500 Metern über dem Meeresspiegel, waren weiße Weihnachten schon immer eher eine Ausnahme.

Weiße Weihnachten haben nichts mit dem Winter zu tun, der ja vom Kalender her eh erst zwei Tage vor Heiligabend beginnt. Wenn es Schneesicherheit überhaupt geben sollte, dann am ehesten statistisch gesehen zwischen Mitte Januar und Anfang März. Diese Tatsache passte aber weder der Wintersport-Industrie noch dem Tourismus. Also wurde alles unternommen, damit dem Kunden eine nahezu halbjährige Saison geboten werden konnte.

Hurra! Jetzt hat es geschneit! Die Medien warnen vor Glätte und leichtsinniger Unterkühlung, Die Kinder haben in den Parks ihren Spaß und vergessen sofort die schneelosen Ferien. Die Stadtverwaltung muss doch noch an ihre Streusalz-Vorräte. Alles ist genauso wie es sein sollte - wenn es wirklich Winter wird,,,

Donnerstag, 14. Januar 2016

Dumm gelaufen

Oft sind es nur Kleinigkeiten an denen man Klima-Veränderungen wahrnehmen kann - gleichgültig ob durchs Wetter oder sprachliche Entlarvung.

"Dumm ist nur, wer dummes tut!", schwadroniert Hollywood-Simplizissimus Forrest Gump aus dem Gedanken-Gut seiner Mutter. Die wusste unerschütterlich von den verborgenen Talenten ihres Sohnes - und auch, den Begriff  "dumm" richtig anzuwenden...

Dieser Tage wollte die Münchner Abendzeitung, die einst als bestes Boulevard-Blatt der Republik galt, auf das Bildungsgefälle innerhalb der Schulsprengel der Landeshauptstadt hinweisen Das gipfelte dann aber in der Überschrift:

Wer arm ist, bleibt eher dumm

Da das gleichzeitig vorrangig an den Einwohnern mit Migrations-Hintergrund fest gemacht wurde, ist die vielleicht unbewusst vollzogene Gleichung "Migranten=arm=dumm" vor dem Hintergrund der aktuellen Lage unserer Gesellschaft fatal.
Da der Begriff dumm durch volksdümmliche Sprichworte längst falsch angewandt wird, könnte da der Leser so leicht drüber fliegen, dass in ihm das Diskriminierende dieser Aussage im Unterbewusstsein hängen bleibt.

Um nicht als Beckmesser zu erscheinen, empfehle ich, im Internet nach Alternativen zum Wort dumm zu suchen. Keine Alternative hat da mit unterprivilegiert sein oder Mangel an Bildung zu tun, was ja mit der Überschrift wohl eigentlich gemeint war.

Eine neue Sprache nicht schnell genug erlernen zu können, oder kulturelle Unterschiede nicht sofort zu verstehen, hat mit Talent und Erziehung zu tun. Das heißt jedoch nicht, dass alle armen Ausländer - oder sagen wir doch gleich offen "alle armen Flüchtlinge" - dumm sind.

Dass es Defizite an der Bildungs-Vermittlung gibt, ist unbestritten, aber davon sind auch im hohen Maße alt eingesessene Deutsche Bürger betroffen, sonst hätte PEGIDA nicht so einen Zulauf oder würden deren Hass-Parolen nicht so begeistert nachgeplappert.

Dass, wer als Migrant in unserer Gesellschaft angekommen ist, sehr wohl weiß, was Bildung wert ist, kann ich jeden Tag am Zulauf  des Nachhilfe-Dienstes im Glashaus sehen. Seit wir hier wohnen hat der seinen Raumbedarf verdoppelt. Nicht zuletzt wegen des Anteils an Migranten-Kindern, die sich bei der Wertschätzung für den finanziellen Aufwand, den ihre Eltern betreiben, übrigens viel disziplinierter und erzogener verhalten, als ihre deutschen Mit-Büffler.

Montag, 11. Januar 2016

Woran denkst du gerade?

Gestern habe ich mal wieder fern gesehen. War ja nicht so doll mit dem Programm über die Feiertage. Ich schau sowieso am liebsten Tier-Dokumentationen. Langsam aber sicher sollten wir uns mal generell an deren Gruppen- und Familien-Verhalten orientieren. Muss ja nicht gleich so abwegig sein wie die eines Zoo-Löwen, der vor Weihnachten in Amur Freundschaft mit einer Ziege geschlossen hatte, die ihm eigentlich als Lebendfutter zugeführt worden war...

Gestern also ging  es um Intelligenz und Gruppenverhalten von Elefanten, die wir Menschen immer noch ausrotten, obwohl sie in  manchen Bereichen viel cleverer und "sinn"voller leben als wir. Leider verschob mich dabei eine österreichische Zoologin mit ihrem breiten Dialekt gänzlich aus der Perspektive.

Sie kommentierte einen in der  Bewegung erstarrten Riesen:"Schauns jetzt denkta. Dös könma erkennen, aber leider noch net wos er denkt."

Ich musste mir die Zoologin unmittelbar daheim mit ihrem Partner im Bett vorstellen. Wie sie in die sinnliche Stille hinein die Frage stellt: "Woran denkst du gerade?"

In Filmen ist so eine Frage ja ein Dauerbrenner, und in Zeiten der Emanzipation wird sie dort nun auch mal von Männern gestellt. Aber das glaube ich nicht so ganz.

Fest steht, dass um Komplikationen zu vermeiden, nur eine Standard-Antwort für beide Gender in Frage kommt: "Ich habe gerade daran gedacht, wie glücklich ich mit dir bin..."

Ob in Wahrheit die eine daran denkt, dass die Waschmaschine noch ausgeräumt werden muss, während der andere die Winterreifen wechseln will, ist nicht von Belang, Für einen Augenblick ist der ewige, unerfüllte Traum des Menschen, die Gedanken des anderen Lesen zu können, wissen zu wollen,  was durch dessen Gedanken zieht, zu beider Zufriedenheit ausgehebelt.

Aber sie kommt eben nicht nur einmal, sondern entsprechend der Neigung, den anderen kontrollieren zu wollen, immer wieder. Und dann bedarf es einer Elefanten-Haut, sowie ergiebiger Kreativität.

Die Elefanten haben zwar diese Haut, aber in  Beziehungen bräuchten sie die meist gar nicht. Ihre Riesen-Hirne und die gewaltigen Nerven-Netzwerke ihrer Sinne speichern seit Jahrmillionen Rektion des Miteinanders. Pubertierende Jungbullen - um nur ein nachahmenswertes Beispiel zu nennen - werden mit den Alten auf separate Wanderschaft geschickt, bis sie sich "die Hörner abgestoßen haben".

Die Elefanten-Damen kümmern sich derweil mit ihrer weiblichen Nachkommenschaft, um die Weitergabe des sozialen Verhaltens, zu dem auch ein kollektives Adoptions-Konzept gehört, sollte eine Kuh mit  Kalb sterben. Wer in der Sippe so eng eingebunden ist, braucht kein Gedankenlesen. Jede Bewegung ist Signal, jedes Erlebnis wird gespeichert. Sogar die Sprache ihrer Feinde können sie von denen ihnen wohl gesonnener Menschen unterscheiden.

Es ist gut, dass wir die Elefanten endlich schützen und studieren, damit wir eventuell davon lernen können. Aber ihre Gedanken lesen wollen? Was gedacht wird, sollte - egal ob Mensch oder Tier - trotz all der sozialen Netzwerke doch überwiegend Privatsache sein.

Freitag, 8. Januar 2016

Ist ja zum Schießen!

Wenn die Willkommens-Kultur von jungen Adepten der Mittelmeer-Nationen, denen einst das Gastrecht heilig war, mit sexueller Gewalt und Räubereien vergolten wird, dann ist das vor allem ein Zeichen, wie sehr die Welt bereits zerrüttet ist.

In der Zeit, in der Savonarola in Florenz seinen Scheiterhaufen-Terror ausübte, sollen Geschichtsquellen zufolge ja die orgiastischsten Feste gefeiert worden sein, wenn die Pest nicht gerade für Stillstand gesorgt hat. Ihr mögt mich für hypersensibel halten, aber ich habe in den ersten Tagen des Jahres auch durch Bilder den Eindruck gewonnen, als steuerten wir alle auf ein Purgatorium zu.

Die Gespräche waren gespenstisch. Menschen, von denen ich es nicht erwartet hatte, bedienten sich auf einmal populistischer Parolen und Forderungen, denen sie noch ein paar Wochen zuvor empört eine Abfuhr erteilt haben. Ich musste da an die Erzählungen meines Vaters denken. Bei den bürgerlichen Diners im heranrauschenden Hitlerwahn, wechselten viele liberal gestimmte Freunde in der Reichshauptstadt plötzlich ihre weißen Smoking-Hemden gegen das Braun der NSDAP. Sie waren jung, hatten Familie und wollten ihre Elite-Jobs gerne behalten...

Diese Ausrede gibt es diesmal nicht. Wir sind bis an die Zähne mit vielfältiger Information bewaffnet, die beim Nachdenken ein zumindest individuelles Stimmungsbild ergäbe. Aber viele schwimmen lieber im Mainstream.

Traditionell verbringen wir die letzten Stunden des Jahres im viele Jahrzehnte bestehenden Freundeskreis. Die wunderschöne Wohnung liegt wie eine Aussichtsplattform über der Theresien-Wiese, über der immer am meisten Raketen-Radau entsteht, Kurz nach 11 Uhr piepsten viele Smartphones und übermittelten die Terror-Warnung für München. Keiner von uns ging hinunter.
Also sahen wir aus den Fenstern zu, wie die Menschen jubelnd im donnernd blitzenden Nebel verschwanden. Keiner wäre in der Lage gewesen, die Böller von losgehenden Sprengstoff-Westen zu unterscheiden. Aber es war glücklicher Weise alles ein falscher Alarm.

Nicht so in Köln und Hamburg, wo Frauen eingekreist und sexuell belästigt wurden. Ich war nicht dabei, deshalb gestatte ich mir nicht, in die allfälligen Diskussionen einzusteigen. Aber was ich auf den Smartphone-Videoschnipseln gesehen habe, war Savonarola pur.

Mir tat der Hohn und Spott leid, der über der vor kurzem selbst Gewaltopfer gewesenen Bürgermeisterin Reker ausgegossen wurde. Ihr "Armlängen-Tipp" manifestiert doch geradezu die Hilflosigkeit der Frauen gegenüber sexueller Gewalt in unserer ach so tollen Gesellschaft...

Aber die weltweite Gewalt-Spirale dreht sich ja in einer Geschwindigkeit, die kein Verharren im Entsetzen mehr zulässt. Die Saudi-Regierung, der wir so gerne Waffen liefern, ließ nach mittelalterlichem Brauch ihrer Gesetze 47 Staatsfeinde mit dem Schwert hinrichten, was dem Nahost-Friedensprozess wohl endgültig den Garaus gemacht hat.

Als ob das in den ersten Tagen von 2016 noch nicht genug war, verkündete US-Präsident Obama in einer sehr rührend mit Opfern und Hinterbliebenen bestückten Presse-Konferenz, die Maßnahmen, die er im Alleingang seines letzten Amtsjahres gegen die Waffen-Lobby seines Landes ergreifen werde.

Keine Stunde später versammelten sich überall in den Staaten Tausende, um gegen diese Vorhaben zu demonstrieren. Was, wenn so ein "Shitstorm" auch in Köln und Hamburg der Auslöser war. Dann gnade uns der Gott (oder die Götter) um dessen (deren) Willen all die Gewalt ausgebrochen sein soll.

In Texas, wo das offene Tragen von Waffen seit Jahresbeginn wieder erlaubt ist, sprach eine Frau etwa im Alter der Meinigen mit stolz vom pinkfarbenen T-Shirt gespannter Brust in das Mikrofon eines Nachrichten-Senders:
"Wenn Russland unser verfassungsmäßiges Recht auf das Tragen von Waffen hätte, wäre Putin schon längst abgeknallt worden".


Dienstag, 5. Januar 2016

Sankt Nimmerlein

Zu den vielen Schutzmächten im weißblauen Himmel über Bayern gehört auch ein Heiliger, der vielfältig in Aktion tritt, aber keine Erlösung bringt: Sankt Nimmerlein. Er ist so erfolglos, dass er einen Namenstag hat, der nie gefeiert wird.: Den Sankt Nimmerleinstag.

Der Schutzpatron der hilflos Scheiternden, der gute Vorsätze an Neujahr nicht Einhaltenden und nichts Erreichenden hat in diesen Tagen viel zu tun, um auch wirklich  nie und nimmer etwas zu erreichen. Ist es da ein Wunder, dass ausgerechnet die FDP ihr Heilig Drei König Treffen traditionell an dem Tag veranstaltet, an dem Sankt Nimmerlein seine aussichtslose Arbeit nach all dem Feiern wieder aufnimmt? Und obendrein noch die CSU in Wildbad Kreuth!

So sicher wie Weihnachten nie auf Ostern fällt, wird es auch in diesem Jahr wieder bei Ereignissen und Vorgängen bleiben, die zu keinem Ende führen. Da jeder die voraussehen kann, fragt sich unsereiner doch, wieso dann all die Anstrengungen unternommen werden.

Hier meine Nie-und-Nimmer-Hitliste für 2016:

1. Horst Seehofer, der christlich unsoziale Demagoge, wird nie ein Politiker werden, den man  lange in Erinnerung behält: Im Schlechten wie im Guten. Aber was da jetzt an Nachfolge-Kandidaten in der Gerüchte-Küche verbraten wird, ist beängstigend

2. Es wird nie und nimmer einen deutschen Politiker geben, der Angela Merkel während ihrer Amtszeit das Wasser reichen kann.

3. Sigmar Gabriel wird nie und nimmer Bundeskanzler.

4. Nie und nimmer wird es ein Mittel gegen populistische Volksverdummung geben.

5. Nie und nimmer wird sich die Einstellung der Mächtigen zur Dringlichkeit der Maßnahmen gegen die Verseuchung unserer Erde ändern.

6. Sag niemals nie! - Ist Quatsch. Auch die Hoffnung ist endlich.

7. Die Forderung "nie wieder Krieg!" wird sich nie erfüllen.

8. Nie werden die wahren Hintergründe der so genannten NSU-Morde aufgedeckt.

9. Nie wird der sogenannte IS obsiegen, aber er wird die Welt so verändern, wie die Mächtigen sie haben wollen.

10. Nie und nimmer werden wir aufhören, uns für den Mittelpunkt der Welt zu halten. Dabei sind wir in den Maßstäben von Raum und Zeit des Universums kaum so wahrnehmbar wie das Verdauungsprodukt eines Pantoffeltierchens unterm Mikroskop...