Freitag, 29. Mai 2020

Wo bitte geht's nach Entenhausen?

Der Großteil der Sammlung ist im Moment noch unerreichbar auf der Burg.
Der zweite von links ist das Schnitzwerk eines Künstlers der Ahousaht,
eines Ureinwohners von Vancouver Island

Leserinnen und Leser, die mein Blog-Geschreibsel seit gut einem Jahrzehnt verfolgen, mussten sich schon des öfteren mit meinem eigenartigen Verhältnis zu Enten befassen. Einerseits weil sich ja ein Schreiberling einst vor zu Papier gebrachten, "entfesselten Enten"  (canards enchainés) generell in Acht nehmen musste. Andererseits war der Blogger zu seiner aktiven Zeit als Journalist aber auch weltweit untypischer Sammler von Enten-Darstellungen  unterschiedlichster Art. Dass er die fliegenden Viecherl  bis heute mit großer Leidenschaft  und Appetit in allen Stilen der Gourmet-Küche verzehrt, gibt dieser fatalen Liebe dazu dann eine eher bizarre Note.

Aber sie lassen mich auch in natura nicht los:
Früher in dem von mir in Handarbeit angelegten Gartenteich, wo diverse Pärchen alle Jahre wieder ihren Nachwuchs zur Welt brachten und erste Schwimmversuche machen ließen, und selbst in den Tagen als Corona hier unter uns den Verkehr zum Stillstand brachte.

In jenen einsamen und isolierten Tagen flog zweimal pro Woche im Straßenverlauf von West nach Ost - ohne auf die Ampeln zu achten -  ein Stockenten-Paar direkt an meinem Fenster im vierten Stock vorbei; lässig und unbeirrt, obwohl mit aggressiven Flugmanövern gerade in jenen Tagen die Riesen-Krähen auf ihrer Lufthoheit beharrten. Bei den schwarzen Kämpfern wagten weder die Elstern noch die Tauben wie sonst  "Widerflüge", und die Amseln schimpften aus in ihren Nestern im Verborgenen.

Diese zwei Enten - offenbar einer inneren Uhr folgend - hatten möglicher Weise einen fixen Termin, den sie nicht verpassen wollten. So kurz ihr Vorbeiflug war, so lange musste ich über sie nachdenken. Sie gaben mir Rätsel auf.

Dass es sich immer um das selbe Paar handelte, verrieten mir typische Merkmale an ihrem Federkleid.: das braune Weibchen hatte überraschend weiße Flächen an der Unterseite, während der Weiße Ring, der den prächtig schillernden Kopf des Erpels üblicher Weise schmal abgrenzt, breit war wie ein Stehkragen .

Woher und wohin war spekulativ. Aber wieso kamen sie nie auf gleichem Kurs zurück?
Trotz der Verkehrsdichte und der engen Bebauung in unserem Stadtteil gibt es in unmittelbarer Nähe nicht nur den See  des Olympia-Parks, sondern auch einen spannenden Wasserweg: den Nymphenburg-Biedersteiner Kanal, der durch die Gestaltung des Olympia-Parks und Jahrzehnte später durch den Petuel-Park als Überbauung des Mittleren Rings zu einem Wildbach renaturiert wurde.
Zweimal Landschafts-Architektur:
Links der altmodisch renaturierte Kanal,
rechts der moderne Petuel-Park

Den bin ich früher mit dem Rad gerne entlang gefahren. In ihm kann man zahlreiche Fische beobachten, und er hat eine erstaunliche Fließgeschwindigkeit. Vermutlich können Enten in ihm deshalb zwar nicht Gründeln, aber sie kämen schwimmend gemütlich und sicher zum Kleinhesseloher See im Englischen Garten - einem Wasservogel-Paradies.

Gut, dass Ente das sechsspurige Gerausche des Verkehrs nicht mögen könnte, ist nahe liegend. Zu dem müssten die gefiederten Freunde parallel und kreuzend in etwa genauso viele Tunnels und Unterführungen bewältigen wie die Autofahrer. Aber ich habe dort schon ganze Enten-Familien gemütlich paddelnd aus dem Dunkel "auftauchen" sehen.

Aber genau darin lag wohl der Grund. Mein Enten-Pärchen war wohl in Eile und wie immer zu spät dran, weil seine Erpel-Schönheit sich wieder einmal zulange das Gefieder geputzt hat. Zu spät wofür? Für die in Corona-Zeiten zweimal wöchentlich stattfindende Bürgerversammlung von Entenhausen. Da war die "verkehrsberuhigte" Direttissima mit nur einmal am Ende rechts Abbiegen vermutlich am schnellsten...



Mittwoch, 27. Mai 2020

Wir sind das Wirtschaftsvolk!

Volkswirtschaft ist der Begriff für eine bestimmte Anzahl von Wirtschaftssubjekten (UnternehmenHaushalte, Staat), die miteinander in wirtschaftlichen Beziehungen stehen und durch gezieltes Handeln ein gemeinsames wirtschaftliches Ziel (Wohlfahrt) verfolgen.
Hat ihre Optik schon Corona angepasst


In diesen angeblich für uns alle gemeinsam zu bewältigenden, schweren Tagen verteilen die von uns gewählten Volksvertreter Bundes- und Europa weit Milliarden wie Konfetti. Das sind von uns entrichtete Steuergelder, aber auf die Gerechtigkeit bei der Verteilung in einem derartigen Ausmaß haben wir, die Geber, keinen wirklichen Einfluss. Die Legislatur-Perioden sind auf derartig rasant auftauchende Notsituationen einfach nicht eingestellt.

Zynisch behaupten einige nicht wenige, der Staat gängele und entmündige uns anhand von Fallzahlen, die weit weniger dramatisch sind als Katastrophen, die die Welt schon heim gesucht hätten. Aber darf anhand einer tödlichen Gefahr der Verlust an Menschenleben gegen das Wohl der Überlebenden überhaupt statistisch aufgerechnet werden?

Das ist eine grundsätzlich humanistische Frage.

Ich habe deshalb einmal andere Fallzahlen für einen Vergleich zusammen getragen:

Die weltweite "Spanische Grippe" hat in drei pandemischen Wellen 1918/19           ca. 50 000 000
Menschen das Leben gekostet.

An AIDS sind bislang seit dem Ausbruch der Immunschwäche                                 ca. 35 000 000
gestorben. die Krankheit ist eingedämmt aber nicht besiegt.
  
Nine Eleven 2001                                                                                                         ca.          3 000

Der Tsunami im Indischen Ozean 2004 forderte rundum an all seinen Küsten Tote   ca.      230 000

Der vor Fukushima 2011: 18 500 offizielle Opfer dazu noch Strahlen-Opfer              ca.        22 000

Tote der hoffentlich abklingenden Corona Pandemie 2020 Stand 27. Mai  weltweit   ca.   3 000 000    

Es wäre müssig, die Zahlen irgendwie zu kommentieren, aber spannend ist es, über die politischen, unmittelbaren Reaktionen im Anschluss an die Katastrophen nachzudenken. Wird auf Covid-19 so anhaltend weltweit reagiert wie in den bald zwei Jahrzehnten nach "Nine Eleven", droht uns eine Epoche zunehmender Unfreiheit, in der der Kapitalismus den Ton angibt, indem er sich ein volkswirtschaftlichen Deckmantel umhängt.

Dabei wäre es in Zeiten des Internets doch so einfach, die demoskopischen Weissagungen auf  Basis weniger, mit denen man alles rechtfertigt, durch direktes Abstimmen des gesamten Wirtschaftsvolkes abzugleichen. Die Wahl zwischen einer möglichen, tödlichen Ansteckung oder dauerhafter, perspektivloser Armut sollte nicht allein auf dem Altar politischer Profilsucht geopfert werden.

Oder bin ich der einzige der das Ungleichgewicht zwischen kümmerlichen oder ausbleibenden Rettungsschirmen für Kleine und Kleinste an der Basis der Volkswirtschaft und den 9 Milliarden+ für den größten Atmosphären-Vergifter als undemokratisch empfindet?

Naja, ich bin eben alt und gehöre zu denen, die ja sowieso bald stürben. Was weiß denn ich schon?

10 volkswirtschaftliche Regeln - Volkswirtschaftslehre ● Gehe auf SIMPLE...

Montag, 25. Mai 2020

Betroffen

Schreiben ist jonglieren mit Worten und Gedanken. Je mehr davon auf einmal in der Luft sind, desto schneller kann es passieren, dass sie beim geordneten Niederschreiben ihre Begrifflichkeit verändern oder gar verlieren. Beinahe täglich zwingt mich das, vollkommen neu über Worte und ihre Stämme nachzudenken. In diesen Tagen wird jeder, der sich sorgt, mit der Betroffenheit konfrontiert.

Zunächst: Betroffenheit hat nichts mit betroffen Sein und schon gar nichts damit zu tun, dass die dazu gesprochenen Bemerkungen "betrefflich" sind.

Ein Beispiel: Unsere Spitzenpolitiker waren in der heißen Phase der Pandemie tief betroffen vom unermüdlichen Einsatz des Krankenhaus-Personals und der Pflege-Kräfte in Heimen. Aber ich wette meinen Schlapphut drauf, dass sie das bald nicht mehr betrifft und sie die versprochenen wirtschaftlichen Verbesserungen und zumutbare Arbeitszeiten auf dem Altar der Haushalts-Defizite opfern müssen. Wie ließ Brecht in seiner Dreigroschenoper zynisch trällern: "Erst kommt das Fressen dann die Moral!"

Quelle: evangelische zeitung.de
Geben wir es zu: So richtig betroffen sind wir doch nur, wenn es jemanden erwischt hat,  der uns nahe steht. Ansonsten üben wir uns in der von der Nachrichtenlage initialisierten "kollektiven Betroffenheit", die sich im Entzünden von Friedhofs-Lichtern und Niederlegen von verschweißten Blumensträussen für Menschen äußert, die wir andernfalls nie wahrgenommen oder gar gemieden hätten. Ein paar Tage später kommt - wie profan - die Müllabfuhr.

Früher haben Geschäfts-Briefe mit einem "Betreff" begonnen, damit der Empfänger sofort vor dem Lesen des darunter Stehenden, wusste, worum es geht. Heute fällt man per fett gedruckter Zeile  bestehend aus Aktenzeichen und Schlagworten mit der Tür direkt ins Haus. Kurioserweise hält das Mail-Programm auf meinem Computer an dieser altmodischen Chiffre fest.

Vielleicht sollten wir alle in diesen Zeiten unsere tatsächliche Betroffenheit ehrlich auf die Waagschale legen. Dann werden wir zugeben müssen, dass wir schon wieder an Urlaub denken und Reisepläne schmieden, während andere, die ihren Job verloren haben, oder auf unbestimmte Zeit auf Kurzarbeit fixiert worden sind, gar nicht wissen, wie sie demnächst über die Runden kommen werden.
Zahlen aus einer Studie des Bundeswirtschaftsministeriums
über die Betroffenen in Sparten unseres
Kulturbetriebs

Natürlich sollen und müssen die reisen, die es sich noch leisten können und ihr neues Auto für den Trip auch schon bestellt haben. Denn zur Rettung der europäischen Einheit und zum Wohle der Wirtschaft müssen wir jetzt konsumieren bis die Schwarte kracht, damit Schulden aufgenommen und Kredite wieder zurück gezahlt werden können.

Bei der nächsten Pandemie wird nicht alles anders, weil sich an diesem Kreislauf nie etwas ändern wird. Weil die Menschheit viel zu viel erreicht hat, um diese Errungenschaften dann wirklich auf Dauer für einen Lerneffekt aus kurzlebiger Betroffenheit aufzugeben...
Quelle: agid.de

Freitag, 22. Mai 2020

Himmelfahrtskommando

Waren die Jünger das erste Himmelfahrtskommando?
Quelle:gifsnet
Komisch - obwohl wir ja eigentlich nur rudimentär religiös erzogen wurden - war ich als Kind überzeugt, dass Jesus ein paar Leute dabei hatte, die ihm beim Start zum Himmel geholfen haben. Beim Start des "Sputnik" am 4. Oktober 1957 war ich nämlich gerade einmal acht Jahre alt. Die Tatsache, dass der sowjetische "Wegbegleiter" mit einer Rakete in den Orbit geschossen wurde, überlagerte natürlich jede spirituelle Verknüpfung. Und Nachkriegskinder erfuhren in diesen Jahren bewusst von der anderen Bedeutung eines Himmelfahrtskommandos nichts. Hinzu kam, dass mein Vater alles andere als ein Mann war, der am Himmelfahrtstag mit dem Bollerwagen im Schlepp zum Besäufnis in den nahe gelegenen Stadtpark zog. So erlebten meine Schwestern und ich das auch in Hamburg übliche Gegröle an diesem Feiertag aus sicherer Distanz.

Quelle: de.cleanping
Ohne heilige Fleißbildchen und mit Nachsitzen für zu schnelles Sprechen wurde dem "preußischen" Protestanten-Lümmel aus dem Norden die mannigfaltigere katholische Feiertagskultur dann in Bayern noch von der Volksschule nachgereicht. Ich lernte die Freizeit dieser Tage zu schätzen, merkte aber da bereits unterbewusst, wie der Agnostiker in mir heranwuchs.

Was also brachte mich gestern dazu, diesem harmlosen Himmelfahrtskommando mit einem Biergarten-Besuch unter strengsten Korona-Auflagen beizuwohnen? Meine sehr fromme und von mir sehr geliebte Schwiegermutter starb am Himmelfahrtstag. Der wechselt zwar das Datum, ihre vier Kinder (nun alle weit in den 70ern) aber nehmen eben diesen als Gedenk-Tag her. Der wird seither nach dem Besuch am Familiengrab unter blühenden Kastanien im traditionellen Biergarten begangen. Da ich der einzig überlebende Schwiegersohn bin, ist mir das unter Auslassung des "Fried-Hofgangs" eine Ehrenpflicht. Denn anders als bei Ephraim Kishon war die Mutter der Fürsorglichsten aller Ehefrauen tatsächlich "die beste Schwiegermutter von allen", die in jeglicher Beziehung den bösen Klischees widersprach.

Wer wie ich mit der Biergarten-Kultur alt geworden ist, blieb aber trotz einiger "Halbe" ernüchtert. Wo sonst rummeliges Treiben animiert, mussten wir uns beim Betreten nicht nur eine Maske umbinden, sondern bekamen frisch desinfizierte, vorbestellte Tische in Sitzordnung zugewiesen. Meine Frau und ich durften - weil aus einem Haushalt - zwar nebeneinander sitzen und ihr Bruder uns gegenüber, aber die beiden übrigen Schwestern mussten im vorgeschriebenen Abstand am reservierten Nebentisch platz nehmen. Wir sind eben aus vier verschiedenen Haushalten gewesen. So verlangen das die Bedingungen für die Wiedereröffnung...

So ausgedünnt fehlte natürlich trotz aller belegter Tische irgendwie die Stimmung, und abbusseln durften wir uns natürlich auch nicht. Aber nach all der Isolation war das zumindest ein Anfang. Der investigative Geist in mir registrierte allerdings immer noch reichlich Gefahrenmomente für eine Ansteckung. Ob sich das Ganze im Nachhinein nicht doch noch als Himmelfahrtskommando erweist, wird sich während der Inkubationszeit zeigen...

Mittwoch, 20. Mai 2020

Corona killt das Gute an der EU

Da kann unser Gesundheitsminister, der emsige Jens Spahn, mit seinen sentimentalen Spots in allen Medien unseren Zusammenhalt im Kampf gegen Corona noch so sehr feiern. Covid-19 hat sich dennoch schon längst als Spaltpilz in einem viel größeren, immer schon erheblich vorgeschädigten Organismus festgesetzt: Die Europäische Union.
Einst als vierte Dimension gegen die abdriftenden Super-Mächte USA, Russland und China erträumt, hat das Virus in den Gehirnen ihrer Führer längst irreparabel Schaden angerichtet.

Obwohl sich aus diesem geografisch kleinen Konglomerat an Staaten einst, "nach Christus" zählbar, die westliche Welt entwickelt hat, waren dabei eben immer nur einzelne Nationen in vorübergehender Stärke Feder- oder sollte man besser sagen Schwert führend verantwortlich. In der historischen Reihenfolge: die Griechen, die Römer, die Germanen, die Deutschen, die Spanier, die Briten, die Franzosen. Einheit war oft nur durch Unterwerfung möglich. Selbst in Übersee ging das auf den entdeckten Territorien bis ins letzte Jahrhundert mit "kolonialer"Macht weiter.

Wer meinem Lieblingshistoriker Heinrich August Winkler gedanklich folgt, darf die Entstehung des "Westens" als wahres Wunder begreifen. Nur, Wunder gibt es eben nicht, weil sich die Menschheit und die aus ihr hervorgehenden Macht-Politiker nicht grundsätzlich ändern. Der Glaube an Heilsbringung aus dem Wirken einzelner Personen war und ist  immer schon fatal und verhängnisvoll... Und dennoch geben wir  Untertanen  ihnen - selbst auf demokratischem Weg -immer wieder die Gelegenheit, sich im selbst bespiegelten Glauben an das eigene Können im wahrsten Sinne des Wortes "aufzuspielen".

Aber populistisches Vorgehen hat auf Dauer noch zu keiner Heilung geführt; nur zum vorbestimmten Untergang.

Corona führt uns im Europa der Gegenwart eine Auswahl von Spitzenpolitikern vor, denen es wirklich nicht nur um das Wohl des eigenen Landes, sondern auch um die Bewahrung der Union geht. Mag sein, dass die das vor allem deshalb wollen, weil das Land für das sie verantwortlich sind, von der Krise besonders hart betroffen ist. Aber dann gibt es eine Minderheit, die grundsätzlich hott sagt, wenn die Mehrheit eigentlich ein Hü möchte. Mit einem Hott fällt man einfach mehr auf und weiß die egoistisch national ausgerichtete Anhängerschaft dabei mit Sicherheit hinter sich.

Wer aber ein mehrspänniges Fuhrwerk sicher aus dem Schlagloch bugsieren möchte, braucht einheitliche Kommandos. Deshalb killt Corona - so klein das Virus auch sein mag - das Große und Gute an der "Europäischen Idee". Leider wird das immer so bleiben. Europa ist für eine Weltmacht eben einfach nicht geschaffen.
Siehst du die Sterne der EU?

Sie sind gleich am Verblassen.
Einen Kreis zu bilden immerzu
Aus Nationen aller Klassen.
Das war doch stets ihr Ziel
Als Macht mit einer Stärke
Doch das Virus ließ davon nicht viel.
Egoistisch geh'n  sie nun zu Werke
So greift man nicht nach Sternen!
Europa wird dies schmerzhaft lernen...

Montag, 18. Mai 2020

Totano total


Wer in diesen Tagen keinen Lagerkoller erleiden will, dem empfehle ich zur Befeuerung der Partnerschaft kreatives Kochen als täglich neue Überraschung. Gestern ist es mir gelungen, die fürsorglichste Ehefrau von allen als Belohnung für ihren mutigen Einsatz an der Corona-Front mal wieder so richtig zum Jauchzen zu bringen.

Nachdem der letzte Post ja von meiner Sehnsucht nach Italien handelte, ließ mich der Gedanke nicht mehr los, mal mediterranes Flair auf den Tisch zu zaubern. Denn endlich gelangen wieder frische Meeresfrüchte aus dem Mittelmeer in die nördlichste Hauptstadt Italiens: Monaco di Bavaria.

Soll keiner behaupten, der Spruch "liebe geht durch den Magen" habe keine Berechtigung. Allerdings hätte ich meinen Schwiegersohn auch ohne seine meisterlichen Fähigkeiten am Herd fest in meine Herz geschlossen. Er hat während der Isolation, in der er ja den Kochlöffel nur zu Hause schwingen darf seine Familie nicht nur bekocht, sondern meiner Tochter im Home-Office den Rücken bei der Betreuung unseres Enkels frei gehalten. In sofern hat die Korona-Krise aber auch zur Intensivierung der Vater-Sohn-Beziehung beigetragen, die ja wegen der Schichten des Souschefs vom gerade erst eröffneten Gourmet-Restaurant "MONA" eher sporadisch war.

Eine kleine Schwärmerei des Opas über frische Totani wie wir sie einst am Strand in Elba hatten im telegram an meine Tochter,  und schon lieferte der Schwiegersohn, der zum Frischemarkt ja nur über die Straße muss. Das Monster, das er vor die Tür stellte, hatte aber weder mit den Kleinen, die ich im umido für die Pasta schmore, noch für die mittelgroßen Braunen zum Grillen zu  tun. Der 800-Gramm-Oschi passte gerade noch geputzt in unsere größte Reine. Aber damit forderte er mich alten Smutje erst recht heraus:

Vorbemerkung: Von allen Speise-Mollusken riecht der Totano - selbst wenn er direkt aus dem Meer kommt - am intensivsten. Dafür mundet er aber auch köstlicher als das andere "Weichgummi mit Fischgeschmack". Meinem Riesen-Exemplar hätte ich gerne das passende Deo verpasst. Mehr riecht eben auch mehr nach Meer! Da musste ich eben einfach durch. Und es war auch gut, dass ich mich rechtzeitig an die knirschende letzte Pasta "Totani in umido" erinnerte, bei der ich mich auf das Putzen des Fischhändlers verlassen hatte. Ich unterzog unser Abendessen also einem ausgiebigen Bad unter fließendem, heißen Wasser - und hatte einen kleinen Strand im Spülbecken. Auch vergessen die Putzer - wie in  diesem Fall -  gerne die lange chitinartige Versteifung des Balgs oder Bauchsacks heraus zu ziehen. Hier war sie gut zwanzig Zentimeter lang...

Totano ripieno in umido

Gefüllter Pfeilkalamar im eigenen Saft geschmort und übergrillt
Entweder als Hauptgang für zwei bis drei Personen, oder als Vorspeise für vier bis fünf Personen


Zutaten:
1 Totano ca. 800g gründlich geputzt
6 festkochende kleine Kartoffeln geschält und gewürfelt
1 große Karotte geschält und gleichgroß gewürfelt wie die Kartoffeln
1 Esslöffel gezupfte, frische Estragon-Blätter
1 Esslöffel gezupfte, frische, glatte Petersilie
1 Esslöffel fein gehackter, frischer Knoblauch
3 bis 4 getrocknete Peperoncini zerbröselt -- je nach gewünschter Schärfe
12 entkernte Oliven halbiert
1 gestrichener Esslöffel Meersalz
2 Esslöffel Tomatenmark
1 Glas Wein und die gleiche Menge bestes Olivenöl

Zubereitung:
Die Kartoffeln und Karotten mit den Kräutern, den Gewürzen samt Öl und Tomatenmark gründlich und geschmeidig vermengen, bis sie eine löffelbare Füllung ergeben.
Dann schon in der  Reine den Bauchsack vom Totano damit fest stopfend und prall mit einem Esslöffel füllen.
Schließlich den Balg mit den anhängenden Fühlern und Kopf-Tentakel "verschließen". Achtung: Im Kopf könnte noch der "Schnabel" stecken. Das Kugelige Umfeld fest drücken, dann kommt er raus...
Das Tier mit dem gestopften Balg oben in die Reine legen, den Deckel drauf und bei 90 Grad Umluft zunächst etwa eine Stunde im Ofen schmoren bis der Balg dort, wo die "Korsett-Stage" war, aufgerissen ist. Dann das Offene mit dem Wein und dem Öl übergießen und nun bei 100 Grad eine weitere Stunde mit geschlossenem Deckel schmoren lassen.
Bis kurz vor dem Grillen ohne Deckel bei geöffnetem Ofen ausdampfen lassen. Den Sud mit einer Kelle in ein Extra-Gefäß weitgehend abschöpfen und bereit halten.

Jetzt wird es etwas kompliziert und verlangt Geschick:
Mit Bratwender und Kochlöffel den Totano in der Reine vorsichtig wegen der Füllung auf die offene Seite drehen und ohne Deckel bei 250 Grad von oben für 20 Minuten bei leicht geöffneter Ofen-Tür  den"Rücken" grillen.
Danach wieder vorsichtig wenden, damit die Füllung nicht heraus rutscht, und mit dem abgeschöpften Sud wieder angießen. Lieber portionsweise: Der "umido" muss beim Servieren nach etwa einer halben Stunde Übergrillen dicklich, reichlich für alle aber auch noch geschmeidig sein.

Noch ein Tipp: Die "Seitenflügel" zum Steuern, die dem Pfeilkalamar seinen Namen gaben, werden nach dem Grillen abgefallen sein.  Siehe auch mein Foto. Sie sind unansehnlich ausgedörrt. Deshalb sollte sich der Koch immer großzügig für sie opfern. In Wahrheit sind sie eine knusperige Köstlichkeit...

Buon Appetito!

Freitag, 15. Mai 2020

Die Sehnsucht

Die Hoffnung stirbt zuletzt? Wirklich? Ich meine, die Sehnsucht stirbt zuletzter! Seit dieser Woche wollte ich längst schon wieder "Briefe von der Burg" verschickt haben, aber die unsichtbare Macht verhindert das - wie zur Zeit so vieles.

Da die Münchner Welt hier unter uns sich schon beinahe wieder so verhält wie vor zehn Wochen, wird es noch unverständlicher, wieso unser mittelalterliches Dorf im ligurischen Vorgebirge so außer Reichweite bleibt. Klar, wir haben via Video-Chat und Internet ständig Kontakt zu unseren langsam wieder mehr Freiheit wagenden Freunden und Nachbarn dort. Doch bleibt die bange Frage, ob die Zweit-Heimat, die wir seit nun zwei Jahrzehnten in unseren Herzen tragen, noch die selbe sein wird, wenn wir wieder hinkommen

Der Tod hat die Gemeinde  -vergleichsweise mit anderen Provinzen - weitgehend verschont. Auf der Burg starb weit in ihren Achtzigern als Einzige die Mutter der Frau , die ich in meinen Schilderungen "Gutemiene" getauft hatte. Ansonsten sind die "Burggeister"  - ja ohnehin schon durch ihr Leben dort oben an Isolation gewöhnt - mit dem Ausgehverbot gut zurecht gekommen. Was an Langzeitschädigungen der Seelen entstanden ist, werden wir erst bei den nächsten persönlichen Begegnungen zu spüren bekommen. Natürlich wird das "blaue Auge" mit dem Deutschland bislang durch die Krise gekommen ist, wieder einmal mit feindlichem Argwohn registriert werden...

Wird es heuer überhaupt noch unser regelmäßiges "cena in piazza" geben? Werden noch mehr der alten Gemäuer in der wohl unausweichlich folgenden Wirtschaftskrise aufgegeben und der Zersetzung der Zeit überlassen? Werden wir zu der heiteren, radebrechenden Leichtigkeit nachbarschaftlicher Plauderei zurück finden?

Unsere Sehnsucht ist durch all diese Ungewissheit jedoch nicht geringer geworden. Zu sehr sind die alljährlichen Monate der "Italienischen Momente" zum Bestandteil unseres Lebens geworden. Unser "Luftschloss" hat soviel erlebt und überlebt. Da wird ihm dies vermutlich noch nicht einmal ein leichtes "Ruinen-Runzeln" abringen...
"La cena in piazza" - dann vielleicht noch mit Maske und Abstand, aber immerhin mit gestillter Sehnsucht

Mittwoch, 13. Mai 2020

Gesichtsverlagerung

Auch wenn das Ende immer näher rückt, muss das Alter nicht bedeuten, dass es uns im Moment nur zu potenziellen Opfern macht, wie der Tübinger Bürgermeister Boris Palmer von den Grünen dies gerne hätte. Tübingen ist eine traditionelle Universitätsstadt mit vielen jungen Leuten, aber mit all seiner Kultur auch ein herrlicher Platz für betagte Bildungsbürger, die vielleicht mehr mit den Jungen in den Dialog treten sollten, wenn sie dies wieder dürfen...

Tatsächlich ist der Wert der persönlich erlebten Überlieferung durch all die sensationell bestückten Internet-Suchmaschinen ins Hintertreffen geraten. Aber gibt es etwas nachhaltig Beeinduckenderes als die Schilderung von Augenzeugen, die die Nazi-Gräuel überlebt haben? Mich erschüttert das jedesmal mehr als noch so gut gemachte Filme über die letzten Tage des Krieges, mit denen uns das Fernsehen gerade überhäuft hat.

Mein Leben wäre mit Sicherheit anders verlaufen, wäre ich nicht wie ein Staffelstab nach der verkorksten Schule von einem Mentor zum anderen gereicht worden. Auf jeder Station war ich einer der Jüngsten, und mir war auch klar, dass sie als Gegenleistung für ihre Förderung meine Schnelligkeit und Kraft mitunter im Übermaß beansprucht haben. Aber die Freundschaften, die zu diesen Menschen, die meist zwei Jahrzehnte älter waren und bis zu deren Tod Bestand hatten, waren inniger als zu Gleichaltrigen. Mein bester Freund starb in einem Alter, das ich nun bald selbst erreicht habe, und er - vor allem seine Weltanschauungen und die Lebenserfahrung der Kriegsgeneration - fehlen mir heute mehr denn je. Da wurde mir dann erst klar, dass ich längst selbst in die Rolle des Älteren, des spiritus rector, geraten war.

Als deren Ausbilder habe ich bei zwei Dutzend jungen Menschen beiderlei Geschlechts ebenfalls versucht, einerseits jeweils den Altersunterschied zu überbrücken und andererseits aber auch Mentor zu sein. Alle haben reüssiert und nehmen heute in einem Alter in dem ich damals war, leitende und prägende Positionen ein. Freundschaften sind aber daraus nicht entstanden. Die Zeit ist immer schneller verflossen...

Erst heute durch diese merkwürdigen Diskussionsansätze während der Pandemie, denke ich überhaupt darüber nach. Eigentlich wollte ich nie etwas anderes als Schreiben. Das wurde mir kürzlich klar, als ich eine Roman-Skizze von mir aus dem Jahr 1967 durch Zufall wieder entdeckte.
Bis zu meinen elektronischen Posts habe ich Manuskripte ja sonst nie aufbewahrt oder gar archiviert.

Die Roman-Skizze handelt von einem Jungen, der einen Kopf mit zwei Gesichtern auf den Schultern trägt, die er vor seiner Umwelt wechselnd mit einer gewaltigen Hippie-Haarmähne verbirgt. Das tut er auch mit seiner Fähigkeit, gleichzeitig in die Zukunft und die Vergangenheit sehen zu können. Die Mitmenschen stehen seinen orakelnden Aussagen  nämlich nur feindlich gegenüber und denken allein im Hier und Jetzt. Die humanistisch mythologisch gebildeten Leserinnen und Leser wird es nicht wundern, dass der Jüngling den Namen Janus trug, und seine Haarschopf am Hinterkopf das Gesicht eines bärtigen Greises verbarg.
Münze Kleinasien vermutlich 400 vor Christus Quelle: ggogle

Ich bin über zwei mit der Hand geschriebene Kapitel dieser Skizze nie hinaus gekommen, aber ich habe später noch Janusköpfe aus Ton modelliert, die man so mit Blumen bepflanzen konnte, dass sie aussahen wie Hippies. Vermutlich war es die Ehrfurcht vor diesem Gott "der Tür", des "Gestern und des Morgen". Seine Symbol-Kraft wird ja wohl unbarmherzig bis über das Atom-Zeitalter hinaus anhalten...

Montag, 11. Mai 2020

Angie und die Alpha-Männchen

Manchmal sind Tage so ereignisreich, dass der Steinewerfer gar nicht genug Hände hat. Sein altes Hirn wird dann quasi von einer Geröll-Lawine seiner Gedanken mitgerissen...
Eigentlich sollte der heutige Post wegen des gestrigen Muttertages ja von "Müttern und Mächten" handeln. Schon weil das Kriegsende ja auch 75 Jahre her war, und das Wunder des Wiederaufbaus wohl allenthalben ohne den Überlebenswillen zwangsweise allein erziehender Mütter nicht derart rasch vonstatten gegangen wäre,

Aber dann ging es gedanklich von der Euphorie über das Ende des Grauens und die Befreiung von der Unfreiheit hinunter zu der Ausgelassenheit der Menschen auf die Straßen unterm Glashaus. Das Wetter förderte zudem einen leichtsinnigen Exhibitionismus hinter den verordneten Masken, der schon wieder die alten Alarm-Glocken bimmeln ließ. Der Krieg gegen Covid-19 ist ja mitnichten gewonnen, und wir sind ganz und gar nicht von ihm befreit, weil die weltweiten Fallzahlen immer noch beängstigend sind.

Auch wenn eine Gruppe von katholischen Bischöfen in einem 80seitigen Papier im Zusammenhang mit dem Erreger von einer Verschwörung gegen die Glaubensfreiheit schwadroniert. Auch wenn damit Gedankengut von rechtsfaschistischen Demonstranten zusätzlich verbreitet wird, darf das jetzt nicht gefährliche Zweifel an den Schutzmaßnahmen befeuern.

Und damit bin ich dann wieder gedanklich bei "Müttern und Mächten". Was sind das für hirnrissige Ansichten, wenn bei dem kläglichen Versuch Einheitlichkeit bei den Lockerungen in unserem Land zu erreichen, kommentiert wird, dass die Kanzlerin verloren und die "ministerpräsidialen" Einzelgänger der Länder gewonnen hätten?

Liebe Kollegen! Schaut doch mal genauer auf die lange Kanzlerschaft von Angela Merkel, und dann hebt den Blick auf die Geschichte der Menschheit. Es kann doch kein Zufall sein, dass, wann immer die "Kacke am Dampfen" (sorry!) war, Regentinnen mit langen Amtszeiten die Welt der Alpha-Männchen wieder ins Lot brachten, indem sie der weiblichen Intuition den Vorrang ließen: je nach Situation mit Jungfräulichkeit, massiger Mutterschaft oder sexueller Macht...
Victoria brachte 9 Kinder
zur Welt

Maria Theresia regierte
und gebar 16 Kinder
Nur ein paar Beispiele:
Kleopatra (51 bis 30 v. C.),  Elisabeth I (1558  bis 1603) Maria Theresia (1740 bis 1780) Katharina II (1762 bis 1796) Victoria (1837 bis 1901), Indira Gandhi (1966 bis 1977 und 1980 bis zu ihrer Ermordung 1984), Maggie Thatcher (1979 bis 1990), Angela Merkel (2005 bis hoffentlich über die Korona-Krise hinaus).

Das Fabulieren über Gewinner oder Verlierer im Virus-Krieg hat schon allein deshalb ein "G'schmäckle", weil wir eben alle noch zu Verlierern werden könnten und weil Gewinner im Überlebensfall eben nicht in der Politik gewirkt haben. Aber für die Prognose. wie Angela Merkel aus der Diskussion herauskommt, braucht niemand eine Glaskugel. Laschet  und Söder haben zunächst dafür gesorgt, dass niemand mehr über Friedrich Merze redet, und Altmaier im Duett mit Scholz werden - je länger uns das Virus im Griff hat - dafür sorgen, dass die Kandidaten selbst mit zunehmender, menschlicher  Inkompetenz offenbaren, dass sie Kanzler eben nicht können.  Wie war das? Welche Bundesländer haben immer noch die höchsten Fallzahlen?
Keine Kinder,
aber quasi Mutti
der Bundesrepublik

Alle Bilder Wikipedia
Angela Merkel jedoch macht eben entweder einfach weiter oder sie tritt als Jahrhundert-Kanzlerin ab. und wird die neue Comic-Heldin der 2020er...

Angie und die starken Männer


Freitag, 8. Mai 2020

Was hilft gegen Söderbrennen?

Die  aktivierte Magensäure, die viele brennend aufstoßen, nennt man Sod. Stößt einem dieser besonders sauer und quasi täglich auf, heißt er in der Steigerungsform Superlativ Söder. Während die Medizin gegen das normale Sodbrennen allein schon gut mit einer bewussteren Ernährung und Fortlassen einiger Nahrungsmittel therapieren kann, hilft beim Söderbrennen so gut wie nix; kein Schnaps, keine zusätzliche halbe Bier und schon gar kein Abstand Halten. Beim Tragen einer Schutzmaske kann es nämlich passieren, dass der aufgestoßen Söder auch in die Nase dringt und nicht nur zu Erstickungsanfällen sondern auch zu Täuschungen bei der Wahrnehmung führt.
Von hier will er mit aller Macht nach oben - der Söder

Die Wissenschaftler des "Zieh-Blank-Instituts" (ZBI) - alles erfahrene, bajuwarische Sudmeister - halten das Söderbrennen für eine Begleiterscheinung der Corona-Pandemie, die allerdings über den Virus-Befall hinaus auch noch bis zur Kandidaten-Kür für die Merkel-Nachfolge anhalten könnte. In erster Linie geben die Experten einem gewissen Pylorus - seines Zeichens Pförtner - die Schuld, dass Söder an Volumen gewinnt. Der verhindert nämlich, dass der ganze Scheiß da hinaus geht, wo er eigentlich entweichen sollte und  in der Kanalisation auf üblichem Weg entsorgt werden könnte . Aber ein beinahe unüberwindlicher Faktor ist auch die permanent heiße und verbrauchte Luft, die begleitend mit dem Söder  entweicht.
Ein Helfershelfer, der gerne versteckt operiert:
der Pförtner Pylorus.
Beide schmematischen Darstellungen von Pinterest

Was hilft nun am besten gegen Söderbrennen?
1. Fernsehen sofort ausschalten, sobald die Kanzlerin als erste ihr Statement beendet hat.
2. Solange uns Corona noch beherrscht, nie Nachrichten des Bayrischen Fernsehens gucken.
3. Im Münchner Boulevard einfach die erste Seite des "Politik-Teils" überspringen.
4. Dafür beten, dass Andrea Merkel weiterhin Kanzlerin bleibt.
Das hat im übrigen auch schon der untergetauchte Bundesinnenminister angeregt. Der kennt sich als gescheiterter Trumpist mit Söder und seinen ätzenden Begleiterscheinungen mit am besten aus...


Das Nachwort eines Angehörigen der Wegsperr-, Ausgrenzungs- und Opfer-Generation: Ich schrieb schon meinen Amerikanischen Freunden: Whenever I see and listen to POTUS - I trump myself nearly to death! Wann immer ich den US-Präsidenten sehe und höre, furze ich mich beinahe zu Tode.

Solange ich meine Freiheit als Blogger noch genießen darf, sage ich deshalb auch hier in der Heimat:. Die Welt braucht nicht noch einen selbstverliebten, kamerageilen, sich ständig in den Vordergrund spielenden Dampfpauderer, der meint, überlanges Schwafeln vermittle Kompetenz und Können zum Kanzler. Laut aktuellen Umfrage-Werten bin ich aber wohl in einer Minderheit und muss mich für den Rest meiner Zeit mit erhöhter Magensäure plagen. 

Es lebe der Populismus!

Mittwoch, 6. Mai 2020

Mit den Farben des Regenbogens

In den letzten Tagen spannten sich mehrmals Regenbögen über dem Glashaus, In alten Zeiten wäre dieses optische Himmelsphänomen um diese Jahreszeit kurz vor den Eisheiligen als Zeichen für eine bevorstehende gute Ernte geschätzt worden. Aber das war eben nur ein weiterer Mythos, der mit dieser Lichterscheinung verbunden wird.

Bis heute euphorisiert der Anblick eines Regenbogens die Menschen. Ob das an den Spektralfarben oder dem perfekten  Schwung liegt, oder eher weil er nicht so häufig in Erscheinung tritt, wurde eigentlich nie erforscht. Schon die Urmenschen sahen ihn allerdings - unabhängig von den Göttern, die sie ober vermuteten - als Brücke zwischen Himmel und Erde.

Als wir in einem anderen Leben mit den Kindern über den Shannon und seine Loughs schipperten, erzählte ich ihnen von Leprechauns, den Trollen, die laut der Irischen Mythologie am Ende des Regenbogens mit einem Topf voller Gold auf den Finder warten würden. Die Kids hielten meine Erzählung für Fake, weil sie von Disney und der unsäglichen Killer-Kobold-Filmserie bereits an eine andere "Überlieferung" glaubten.

Aber so ist das eben mit den Farben des Regenbogens: Sie werden ohne Rücksicht auf das Urheberrecht entlehnt oder zum Symbol stilisiert - wie die meisten dekorativen Dinge.

Die "Arctic Sunrise Quelle: Greenpeace
Am besten hat mir die PACE-Flagge gefallen, die die Italiener während der Golf- und Tunesien-Kriege aus tausenden Fenstern und von ebenso vielen Balkonen hängten. Auch dass Greepeace sein Flaggschiff im Kampf für den Klima- und Arten-Schutz "Rainbow Warrier" getauft hat fand ich gut.
Und dass die  sieben Farben über jeder Gay-Parade flattern empfinde ich als ideales Symbol für Vielfarbigkeit und Toleranz, die ja gerade wieder durch den eremitierten Deutsch-Papst infrage gestellt wird.
Quelle. flaggenfritz.de

Der  Welt wäre aus meiner Sicht allein schon geholfen, wenn jeder, der einen realen Regenbogen erblickt, nicht an Töpfe voller Gold denkt, sondern, so langer er ihn betrachtet, in friedlicher Freude hoffnungsfroh verharrt.

Montag, 4. Mai 2020

Vom Corona-Kampf nicht in den Corona-Krampf geraten!

Wenn uns unsere Familiy-Video-Chats am Wochenende eines lehren, dann das gut Zuhören und  vor allem die anderen ausreden zu lassen. Das ist eine Disziplinierung, der wir uns am runden Tisch nie unterworfen hätten. Wir sind eine temperamentvolle und äußerst heftig auf die eigene Meinung pochende Gruppe von Individualisten. Der Video-Chat lässt durcheinander zu reden einfach nicht zu.
Damit haben wir die erste, positive Corona-Nachricht: Wir tauschen Meinungen aus wie noch nie, und ich alter Dauer-Pessimist lerne dabei, dass meine Kinder, die Adepten meiner vermeintlich unzureichenden Erziehung, viel entspannter mit dem Thema Corona umgehen als meine Wenigkeit.

Mein Sohn zum Beispiel ist fest davon überzeugt, dass die Welt nach dem Virus eine andere sein wird. Er baut auf die Lernfähigkeit der Menschen, die sich aus seiner Sicht immer nach globalen Katastrophen durchgesetzt habe. Er bezieht diese Überzeugung aus einem Netz von weltweiten Internet-Freundschaften mit Leuten, die er persönlich noch nie getroffen hat, aber die seine Hoffnung teilen.

Meine Tochter, deren soziale Kompetenz ihr im Leben mächtig Empathie eingebracht hat, vertraut darauf, dass die denkende Mehrheit der Gesellschaft über die Schreier und politisch motivierten Rechthaber in den TV-Debatten mit einem eigenen, bewussten Verhaltens-Kodex obsiegen wird.
Endlose Talks und tägliche "Spezial"-Sendungen,
die heiße Luft in geballten Unkenntnissen
aufwärmen, mögen den Profilen der
Dampfplauderer nützen, aber lösen den
wohl bevorstehenden Corona-Krampf nicht
Foto: ard.de

Mein doppelt betroffener Schwiegersohn, der derzeit zur Tatenlosigkeit verdammte Meisterkoch und um seine Verwandten im heftig durch Corona gebeutelten Heimatland Nepal bangende Hindu, scheint hingegen dennoch die Gelassenheit in Person. Er freut sich darüber, dank Corona soviel Zeit wie nie zuvor mit seinem mittlerweile vierjährigen Sohn zu verbringen.

Während noch meine Gegenargumente im Web ohne Echo verhallen, erinnere ich mich daran, dass meine Eltern kurz vor ihrem Tod auch pessimistisch über unser zukünftiges Leben orakelt haben. Ihr Argument auf dem erlebten Leben basierend, war, dass der Mensch noch nie nachhaltige Konsequenzen aus Katastrophen gezogen habe, die er glücklich überlebt hätte. Und dass er dann vor allem massenhaft im Denken umgeschwenkt und den starken Männern ins nächste Inferno gefolgt sei.
Ein amerikanischer Präsident, der als
Virus-Krisen-Manager versagt hat,
hetzt seine Freischärler in Michigan gegen
die  Gouverneurin Gretchen Wittmer
von den Demokraten wegen des Lockouts derart auf,
dass sie dort bewaffnet das Parlament stürmen...
Foto:AP/dpa Paul Sancya

Dass über die Hälfte der Menschheit derzeit in zur Alleinherrschaft manipulierten Demokratien lebt, ficht die Kinder der aktuellen, europäischen Friedens-Generation offenbar weniger an, als ich gedacht hätte. Die 72 Jahre, die ich im Frieden leben darf, machen mich einerseits hoffnungsfroh, wenn ich auf die Meinen schaue, aber ich bange auch, sie könnten vom Corona-Kampf in den Corona-Krampf geraten.

Freitag, 1. Mai 2020

Aber'n Klacks für mein' DAX

Anlässlich des heutigen Tages der Arbeit, der leider ohne tumultartige Demos begangen werden muss; 
und gewissermaßen zum Auftakt für eine kaum je dagewesene Massen-Arbeitslosigkeit: 
aber unbedingt auch als Anerkennung, 
dass es der DAX  trotz der dramatischen, 
weltweiten Wirtschaftslage  gestern wieder über die 11000er-Marke geschafft hat: 
Hier und heute meine kleine Umdichtung zum Heben der Corona-Laune! 




Zu singen nach der Melodie des Hütten-Suff-Liedes:
"Ja mancher lernt's nie dös Fahr'n mit de Schi"

Ham's  Kurse gseh'n, hoch wie nie?
Mit unsrer Welt geht's net dahi!
Denn kauf''n tan's, spekulier'n tan's,
raufen tan's, schwitzen tan's,

Kurse stütz'n tan's, mauscheln tan's,
Bums am Arsch sitzen tan's,
Auch oft ois verspekuliert ham's,
Aba koa Steuern nie net zahln's!
Börse versteh'n? Kaum oana kann's.


Refrain:
Der Arme mit Corona verkackt's.
Aber unser DAX, d
er packt's.

Ja, mancher stirbt, so ist die Pandemie! 
Aber für'n DAX, is ois nur a Klacks...

Ja, mancher überlebt's trotz Pandemie!
Aber die Börse, die? - Sie zahlt die Zeche nie...


Und no amoi, weil's grad schee is!!!


Alle warten auf den Rettungsschirm.
Der Metzger der Herzen
an unserer Kreuzung hat das dann
selbst in die Hand genommen.
Er lässt seine maskierte Kundschaft
jedenfalls nicht im Regen stehen...