Mittwoch, 27. April 2016

Geblendet vom Paradies

Wer hat eigentlich ein Interesse daran, Aufbruchswilligen  armer Länder das Paradies Europa vorzugaukeln? Kann es sein, dass diese Menschen nur Nachrichten erreichen, die einer rapide wachsenden Schlepper-Industrie nützen?

Statt im Korruptions-Sumpf versickernde Entwicklungshilfe als Eigen-Marketing für neue Absatzmärkte zu leisten, sollten die EU-Staaten vielleicht direkt vor Ort mit knallharter Information ansetzen.

Erste Nachricht wäre: Ihr könnt Eure Kultur nicht um jeden Preis exportieren.
Zweite Nachricht: Die Religions-Ausübung ist nur so lange frei, wie sie die jeweiligen gesellschaftlichen Grundfesten nicht erschüttert, oder glaubt, sie verdrängen zu können.
Dritte Nachricht: Die Integration ist ein langwieriger Prozess und dauert um so länger, je weniger Willen dazu vorhanden ist.

In der Süddeutschen stand dieser Tage ein interessanter Beitrag über ein Afghanisches Geschwister-Paar im Twen-Alter. Während sie sich innerhalb von vier Jahren an den westlichen Lebensstil, der ihr als Frau volle Entscheidungs-Freiheit verschaffte, komplett angepasst hat, kam ihr Bruder mit dem Land und ihrer Einstellung nicht mehr zurecht. Er wollte zurück und verzweifelte daran, dass seine Schwester dies nicht wollte.

Die Gleichstellung der Frau, die ja selbst im aufgeklärten Europa noch längst nicht zur Gänze vollzogen ist, wird zu einem weiteren Stolperstein auf dem Weg zur Integration. So lange es Potentaten gibt, die der Frau nur einen Platz am Herd zuweisen (und womöglich Prämien dafür ausloben?!), wird es zusätzlich zu einem Geschlechter-Konflikt in unserer Gesellschaft kommen; wie an Sylvester auf der Domplatte zu Köln und anderen, mittlerweile beinahe alltäglichen Übergriffen...

Das Schein-Paradies Europa ist in der Lage vieles zu verkraften; aber keinen Rücksturz ins Mittelalter und schon gar nicht die kollektive Auferstehung des National-Sozialismus mit Argumenten, die unabdingliche humanitäre Maßnahmen verteufeln.

Hier tut sich augenscheinlich ein gefährlicher Abgrund auf, der - so er nicht überwunden wird - all die vom Paradies Geblendeten hineinstürzen lässt. Eine Tragödie, blieben dann nur die politischen Blender über.

Sonntag, 24. April 2016

Lotterie des Lebens

Die Kanadierin Alanis Morissette hat das mit der Ironie des Lebens in ihrem Song "Ironic" sehr nett auf den Punkt gebracht:

An old man turned ninety-eight He won the lottery and died the next day...

Vor ein paar Wochen knackte ein Deutscher den Euro-Jackpot mit über 40 Millionen. Dieser Tage verteilte ein Bayer mit den richtigen Zahlen auf dem Schein über Nacht im Geiste schon seinen Gewinn an Familie und wohltätige Organisationen, aber der 70jährige hatte den Schein eine halbe Stunde zu spät eingereicht; ausgerechnet an seinem Geburtstag.

Wer von den beiden glücklicher ins Grab geht, wird sich erweisen. 
Solche Aussichten hat eine Augsburger Schülerin allerdings nicht mehr. Sie war zum Austausch in Ecuador und mit ihren Gast-Eltern und deren Kindern just in einem Kaufhaus, das beim Erbeben alle unter sich begrub...

Einzelschicksale? Sie genießen oft mehr Aufmerksamkeit als das tägliche Massensterben auf See oder in den Trümmern einst blühender Städte. Warum? - Weil man sich mit Einzelnen besser identifizieren kann. Jeder kann sich leichter vorstellen oder gar davon träumen, was er mit einem Haufen Geld anstellt, als sich in ein Kind zu versetzten, das in einem überfüllten Schlauchboot zusieht, wie das die Luft verliert.

Wer an einen Gott glaubt und ohne Sünde ist, wird bei weitem nicht ausgenommen von der Ironie des Schicksals, Die, die Unheil anrichten,werden aber auch nicht geschont. Noch entgehen sie einem vorbestimmten Ende. Der Eine stirbt friedlich im Bett, nachdem er Millionen Menschen auf dem Gewissen hat, der Andere wird gerichtet oder richtet sich selbst. Da gibt es keine statistische Signifikanz, an der  ein Grad der Gerechtigkeit zu messen wäre. 

Wenn ich mich besinne, wie oft ich eigentlich schon den sprichwörtlichen Löffel hätte abgeben müssen und wie viele meiner gleichaltrigen, schöneren, reicheren und besseren Freunde nicht mehr da sind, dann widerspricht das eigentlich  jeglicher Strebsamkeit.

Auf der anderen Seite sterben Stars anscheinend immer viel zu früh. Wären da nicht andererseits Sir Paul McCartney oder die Rolling Stones, die als Opas gerade Havanna gerockt haben... Aber die Beatles sind genau das richtige Beispiel für die Willkür wütender Mächte: John wird erschossen, George stirbt am Krebs und Ringo, der Drummer und Älteste der Fab-Four, ist mit 76 immer noch putzmunter.

Das bestärkt mich darin, lieber weiter mein Lotter-Leben zu führen, als mich um die Lotterie des Lebens zu sorgen.

Donnerstag, 21. April 2016

Liberaler Flashback

Gestern Nacht erwachte meine Erinnerung, wieso ich in meiner wählerischen Jugend die sozial-liberale Regierungskoalition unterstützte. Wegen Walter Scheel, Hildegard Hamm-Brücher aber vor allen Dingen wegen Gerhart Braun.
Als er in 70ern Innenminister war - und damit für Sport zuständig - hatte ich gelegentlich mit ihm zu tun. Das war ruhige uneitle Kompetenz, tatsächlich geprägt von juristischer Sachlichkeit. Vor allem in Zeiten, da bei Großereignissen noch zwei deutsche Mannschaften antraten...

Mit seiner erfolgreichen Klage gegen das sogenannte BKA-Gesetz hat Baum im Grunde einen Ball aufgenommen, den sein späterer Nachfolger im Amt und ehemaliger RAF-Verteidiger Otto Schily immer wieder hartnäckig ins Feld zurück geschlagen hatte:

Wenn der Rechtsstaat im Kampf gegen den Terror seine Prinzipien aufgibt, hat er ihn bereits verloren.

Nach allem, was wir mittlerweile an Schlampereien, Vertuschungen und Konspirationen bei der "Aufklärung" der sogenannte NSU-Morde erfahren durften, ist die Entschärfung des BKA-Gesetzes bitter nötig. Hat sich doch der Eindruck eingestellt, dass selbstherrliche Ermittler sowieso schon ihre eigenen Limits beim "plein pouvoir" überschreiten.

Sicher, der Terror ist allgegenwärtig. Dass er Deutschland noch nicht mit schrecklicher Wucht ereilt hat, liegt sicherlich am Beharren der Kanzlerin unser Land wenigstens dem Anschein nach vor der Welt als humanitär und tolerant darstellen zu wollen. - Auch wenn die Realität längst eine andere ist.

Die zunehmend an Einfluss gewinnende AFD spielt die Anti-Islam-Karte ja bewusst, weil sie das kann. Sie weiß ja immer mehr Deutsche hinter sich. Damit provoziert sie kaltblütig kalkuliert, dass die Bomben des Terrors auch verstärkt bei uns gezündet werden, Denn über die Frage nach der  sogenannten "inneren Sicherheit" ist mancher einst demokratische Staat im Handumdrehen zur Diktatur geworden. Nicht selten waren die sogenannten Sicherheitskräfte dabei willfährige Steigbügelhalter.

Thomas de Maiziere wäre dabei mit seinem beleidigten Gequengel über erschwerte Arbeitsbedingungen seiner Organe wieder einmal der falsche Mann am falschen Platz. Denn indem jeder Bürger in seinen Grundrechten beschnitten würde, wäre das Volk bald gar nicht mehr imstande sie auszuüben.

Dank an Sie und Ihre Mitstreiter Herr Minister a.d.

Samstag, 16. April 2016

Pantoffel-Held

Abbitte zu leisten bei den noch Lebenden, ist schon schwer. Aber im Nachhinein bei denen, die von uns gegangen sind, ist das für einen Agnostiker wie mich nur proforma möglich. Ich glaube, sie käme einfach nicht an. Das erhöht die Reue.

Wahrhaft Böses habe ich zwar in meinem Leben nicht begangen, aber in manchen Situationen würde ich rückblickend anders und vor allem milder reagieren. Das gilt vor allem für meine Eltern, die glücklicher Weise bei vollem Verstand von einer Sekunde auf die andere aus dem Leben geschieden sind.

Dass sie geistig so fit waren, hatte zur Folge, dass wir uns über ihre Schrulligkeiten, die sich zunehmend einstellten, sehr unsensibel lustig gemacht haben. Wie kann einer als junger und aktiver Mensch auch kapieren, dass die Radien im Alter immer enger werden, Dass die Kontemplation in Ruhe von der Erinnerung ans Schöne gespeist wird?

Jetzt, da wir auch Großeltern geworden sind, machen unsere Kinder mit uns dasselbe. Sie ziehen uns liebevoll auf, wenn wir in der schönen neuen Welt der Computer-Updates und App-Neuheiten einfach nicht mehr mithalten können. Wenn wir lieber mit dem immer weiter abgebauten Bank-Personal persönlich reden wollen, als unsere alltäglichen Dinge per Online-Banking zu erledigen.

Hin und wieder gibt es dann aber auch für uns noch Grund zu schmunzeln. Mit einem neuen Tarif hatte mir mein Internet-Provider auch einen neuen futuristisch gestylten WLAN zukommen lassen - aber keine Zugangsdaten. Die Kontaktaufnahme war mehrere Tage aussichtslos. Also musste mein Sohn ran, der aber nur an Wochenenden die nötige Ruhe findet, um mit Computer-Stimmen und Tasten-Feldern zu kommunizieren. Ich hatte an einem Wochentag schon mehrfach über zwanzig Minuten in der Leitung gehangen, um dann den Rat zu bekommen, doch ein andermal wieder anzurufen...

Meinem Sohn ging es nicht besser, was mir ein klammheimliche Freude bereitete. Nur, dass am Ende der Warteschleife eine Computer-Frauenstimme ihm sanft riet, doch während der Geschäftszeiten anzurufen. Vor der Anwender-CD, die wie ein Geschoss aus World-Of-Warcraft in Kopfhöhe auf mich zuflog, konnte ich mit gerade noch auf den Bauch werfen (ist etwas übertrieben). Aber tatsächlich funktionieren meine unmittelbare Reaktion noch am besten.

Was stellt sich heraus, als mein Sohn dann wochentags in den Service-Chat einstieg? Der Provider, der die Zugangsdaten per Brief mit der Schneckenpost verschickt, hatte das schlichtweg vergessen. Das war denen so peinlich, dass wir die Daten unmittelbar per Telefon aus dem Festnetz bekamen.

Was lerne ich daraus? So gut also meine Reflexe auf Unerwartetes noch funktionieren, so schlecht sind die Alltags-Verrichtungen. Ganz offenbar funktioniert meine rechte Gehirnhälfte, die ja bekanntlich die Linke steuert, besser. Was beim Tippen der Blogs zunehmend zu Buchstaben-Verdrehern führt. Korrekturlesen kann der Mann, dem früher nachgesagt wurde, er würde selbst eine Bahnsteigkarte zu spannender Lektüre redigieren, auch nicht mehr gescheit. Also verzeiht, wenn sich die Fehler in meinen Posts häufen...

Aber was will man von so einem Schussel schon noch groß erwarten? Gestern ging ich ganz beschwingt zum Auto, um mal wieder zur Blutabnahme zu fahren. Ich schaute neugierig an mir herunter, was mir denn diese Leichtigkeit verschaffte. Da entdeckte ich, dass ich meine Hausschuhe noch anhatte...

Mittwoch, 13. April 2016

Die dokumentierten Deszendenten

Schnell ein wenig Klugscheißerei aus Wikipedia;

Deszendenten sind nachgeborene Erbgut-Träger von Lebewesen.
Um die geht es hier - und nicht um das astrologische Gegenüber von Aszendenten.

Wer immer uns Menschlein durch Satelliten, Vorratsdaten-Speicherung oder Handy-Überwachung in Zukunft ausspähen will, sei gewarnt. Denn die Generation Smartphone schlägt zurück.

Gleichgültig ob die als Eltern Spätberufenen der DINK-Pärchen (DINK steht für Double Income No Kids), die durch nichts zu irritierenden Kinder-Affinen oder die Flüchtlinge und Asylanten:

Alle die im Besitz eines Smartphones sind, dokumentieren das Heranwachsen ihrer Deszendenten mehrmals täglich in allen Lebenslagen und schicken sie über Chat-Dienste, Mails an die nähere oder fernere Verwandtschaft sowie den Freundeskreis, parken sie in Clouds oder Drop-Boxes Von dort werden die JPGs und MPGs wiederum an alle weiter gereicht, um die Fackel der Fortpflanzung ins weltweite Web zu tragen.

Bei dem zur Zeit herrschenden Baby-Boom können einem die Datensammler und Überwacher nur leid tun. Das läuft dann nämlich auf das Schachbrett-Theorem hinaus:

Ein Getreide-Körnchen auf das erste Feld und dann die jeweilige Verdopplung auf das nächste. - Nur mit dem Unterschied, dass sich die Multiplikanten ja schon in Stufe zwei unkontrollierbar vermehren, selbst wenn nur die niedlichsten Bilder und Filmchen einer Einkind-Familie ausgesucht werden.

Gemessen, was wir als Großeltern bei nur einem Enkel täglich auf unsere diversen Geräte bekommen und dann an unseren betagten Freundes-Kreis weiter reichen, ist die Vorstellung nicht verwegen, dass die Vorratsdaten-Speicherung so massiv Sshlummer-Happihappi-Schnuller-Windel und Eltern-Selfies aufnehmen muss, dass sie an ihre Kapazitäts-Grenzen gelangt.

Was für eine herrliche Vorstellung, dass diese derart dokumentierten Deszendenten dereinst, die in der Sierra unterirdisch verborgenen NSA-Riesenspeicher so erhitzen, dass keine Energie der Welt mehr die nötige Herunterkühlung schafft.

Mein Enkel kann dann seinen Enkeln erzählen, dass er dabei war, wie Big Brother vor lauter Fruchtbarkeit platzte.

Was Dissidenten nicht schafften, erledigten die Deszendenten.


Freitag, 8. April 2016

Tirade ist niemals Satire

Jan Böhmermann hat seinen Auftritt Beim Grimme-Preis heute Abend abgesagt. Das ist gut so, wenn er das aus der Einsicht tut, dass er mit seiner Tiarde gegen Erdogan zu weit gegangen ist. Es wäre schlecht, wenn er diese Entscheidung als beleidigte Leberwurst getroffen hätte; im Gefühl des vom ZDF zu Unrecht Zensierten.

Schon lange habe ich befürchtet, dass diese neue Moderatoren-Generation aus Selbst-Verliebtheit über Grenzen des Anstands oder gar des Rechtes hinweg rauscht. Die Raabs, Poschers, Stuckrad-Barres und eben auch Bohmermann haben durch ihre ungesunde Popularität den Abstand zum Ego verloren. Das haben sie durch diverse Abstürze oder gar erfolgreiche Klagen zwar schon bisweilen zu spüren bekommen, aber der Rückenwind der begeisterten Zuseher hat sie stets darin bestärkt, derbe Späße auf Kosten anderer, - oft  harm- oder wehrloser Menschen - seien  komisch.

Stimmt nicht! Das ist nur ungezogen. Aber an Staatsmännern sein Mütchen derart zu kühlen, erreicht ganz andere Dimensionen. Und da wird klar, wie dumm und unwissend diese hochgespülten, jungen Moderatoren doch sind, was eine mögliche Tragweite ihres Tuns angeht.

Meine Leser wissen, dass ich kein Erdogan-Freund bin, und den Türkischen Ministerpräsidenten für einen "pathologisch Grenzwertigen" halte. Aber die Ehre des Menschen ist eben laut unserer Verfassung unantastbar. Und lernend aus unserer tragisch-verbrecherischen Vergangenheit haben ihre Väter für das Verunglimpfen anderer Staaten und deren Lenker auch Schutzmaßnahmen eingerichtet.

Satire ist ein gutes Mittel, um diese Hürden zu umgehen. Denn Satire hängt sich an Gesagtem und den Taten der hochgestellten Zielpersonen auf. Je feiner das Florett der Satire zu sticht, desto entlarvender sind dann die provozierten Gegenargumente. Aber absurd Unbewiesenes in einer Schmähung zu wiederholen, sorgt eben dafür, dass der Geschmähte widerwillig - wie in meinem Fall - von diversen Hütern des Anstands in Schutz genommen werden muss.

Dieser Text, Herr Bohmermann, ist weder komisch, noch hält er Grenzen des unter Gentlemen geforderten guten Geschmacks ein:

Sackdoof, feige und verklemmt,
ist Erdogan der Präsident.
Sein Gelöt stinkt schlimm nach Döner,
selbst ein Schweinepfurz riecht schöner.
Er ist der Mann der Mädchen schlägt,
und dabei Gummimasken trägt.
Am liebsten mag er Ziegen ficken,
und Minderheiten unterdrücken,
Kurden treten, Christen hauen,
und dabei Kinderpornos schauen.
Und selbst Abends heißt statt schlafen,
Fellatio mit hundert Schafen.
Ja, Erdogan ist voll und ganz,
ein Präsident mit kleinem Schwanz.
Jeden Türken hört man flöten,
die dumme Sau hat Schrumpelklöten,
Von Ankara bis Istanbul,
weis jeder, dieser Mann ist schwul,
Pervers, verlaust und zoophil
Recep Fritzl Priklopil.
Sein Kopf so leer, wie seine Eier,
Ja, Erdogan ist voll und ganz,
ein Präsident mit kleinem Schwanz.
Von Ankara bis Istanbul,
weis jeder, dieser Mann ist schwul,
Pervers, verlaust und zoophil
Recep Fritzl Priklopil.
Sein Kopf so leer, wie seine Eier,
der Star auf jeder Gangbang-Feier
.Bis der Schwanz beim pinkeln brennt,
das ist Recep Erdogan, der türkische Präsident.

Dienstag, 5. April 2016

Oh, wie schön ist Panama!!!

Dem einzigen, den ich die weltweite Aufmerksamkeit um die "Panama-Papers" gönne, ist das Universal-Genie mit dem Marken-Namen "Janosch". Seine 1978 erschaffene Tiger-Ente ist das Anhängsel der beiden Freunde Bär und Tiger. Wobei mir Tiger als Pilzsammler besonders sympathisch war, weil das vor Tschernobil auch eine Leidenschaft von mir war.

Es war aber damals schon gut, dass Panama für die beiden Gefährten nur ein Traumland war, so konnte sich eines der besten Kinderbücher seine heitere Unschuld erhalten.

Zur gleichen Zeit zog nämlich in Wirklichkeit Manuel Noriega in dem Land am Kanal sein ziseliertes Spinnennetz aus Gewaltherrschaft und Drogen-Umschlagplatz für die Kartelle Kolumbiens immer dreister auf. Letztendlich blieb der "Schutzmacht USA" mit ihrer militärisch gesicherten Kanal-Zone nichts anderes übrig als die Invasion.

Wer glaubt, die äußerst lesenswerte Agenten-Satire "Der Schneider von Panama" aus der Feder John le Carrés sei maßlos übertrieben, der wird allein schon durch die vorauseilenden Gerüchte  um die "Panama-Papers" eines Besseren belehrt.

Die Ursprünge für diese kriminelle Entwicklung zur echten "Bananen-Republik" sind auf den Bau des Kanals zurückzuführen. Er lockte Abenteurer aus der ganzen Welt an, von denen in den Fieber-Sümpfen nicht wenige ihr Leben ließen (Großartige arte-Doku auf YouTube!). Es war auch eine Art tragischer Goldrausch, der ausgelöst wurde - mit den Begleiterscheinungen Korruption, Ausbeutung und Menschen-Handel. Aber besonders einnahmeträchtig war das Waschen von Unsummen aus dubiosen Geldquellen. Selbst die Portfolios diverser Dienste erlagen der Verlockung, um immer neue Mittel für den Kampf gegen die Drogen und den Kommunismus selbst zu generieren. Weshalb Panama-City tatsächlich ein bunter Tummelplatz für Spione und Agenten war.

So mutet es wie ein Treppenwitz der Weltgeschichte an, dass jetzt die Entourage von Zar Vladimir Putin dort ihre "Briefkästen" reichlich befüllt haben soll.

Merkwürdig ist nur, dass wir "kleinen Menschen" uns über all das gar nicht mehr richtig aufregen können, weil wir ja seit Jahren mit Steuerbetrug in großem Stil konfrontiert werden. Wir dürfen uns nur über eine Justiz wundern  die solche Straftäter immer vergleichsweise günstig davon kommen lässt, während ein Müllmann, der ein fort geworfenes Kinder-Bett gut gebrauchen konnte, gleich hart verknackt wurde. Aber jetzt wissen wir auch, dass die meisten aus den Papers ja staatstragende Funktionen haben, Die kann keiner so leicht wegsperren.

Oh, wie schön ist Panama! Das lenkt mal wieder spannend von den humanitären Problemen dieser Welt ab.

Was könnte mit den hinterzogenen Steuer-Milliarden alles Gutes getan werden, wenn man sie denn vor lauter Briefkästen fände...

P.S. Die AZ München hatte heute die gleiche Assoziation, aber da war mein Post schon fertig...

Sonntag, 3. April 2016

Irrungen und Wirrungen

Philosophie- und Psychologie-Studenten sei zeitnah das Thema zu einer aktuellen Frage als Abschluss- oder Doktorarbeit empfohlen:

Wieso schaffen es auch von Laien leicht zu diagnostizierende Borderliner und pathologische Narzissten in der Weltgeschichte immer wieder, höchste Staats-Ämter zu bekleiden und dabei funktionierende, gesellschaftliche Gefüge bis zum Untergang zu manipulieren?


Und wieso lassen  sich als besonnen geltende PolitikerInnen auf Deals mit denen ein?

Gerade lese ich. dass auf  Wikileaks Abhörprotokolle von Telefonaten verschiedener IWF-Manager veröffentlicht wurden, nach denen Griechenland die auferlegten Sparmaßnahmen nicht einhalten wird.

Bei mir drängt sich da folgender Pragmatismus auf: Griechenland ist EU-Mitglied, die Türkei darf es - so lange sie nicht in den Kreis der Demokratien zurück kehrt - nie und nimmer werden.
Wieso stopft also die EU Milliarden dem Erdogan-Regime in den Rachen, das Syrer nicht nur bereits jetzt schon  ins zerbombte Heimatland abschiebt, dem so genannten IS für den fadenscheinigen Kampf gegen die Kurden heimlich Waffen liefert und sämtlichen zentral-europäischen Werten den Kampf angesagt hat?

Wäre es da nicht sinnvoller, den derzeit doppelt gebeutelten Griechen das Geld zu geben und von dort mit billigeren Luftbrücken die von der Türkei aus ohnehin zugesagte Verteilung auf alle EU-Staaten vorzunehmen? Den EU-Mitgliedern, die nicht mitmachen, werden die Fördermittel entzogen und flössen im ersten Stadium auch Griechenland zu. Im zweiten Stadium wird deren Mitgliedschaft mit Entzug des Stimmrechts auf Eis gelegt.

Klingt das radikal oder absurd?

Ist bestimmt nicht so absurd wie unsere kleine Kanzlerin, die auf einem riesigen Gold-Sessel neben dem wie ein Pascha thronenden Erdogan sitzt und gequält lächelt...

Klar, Putin wartet nur auf ein NATO-Zerwürfnis und sehnt sich  nach einem "Bruder im Geiste" wie Donald Trump als US-Präsidenten. Die Polen will der neue Zar sich holen und das Baltikum. Armenien und Aserbaidschan tun gerade mit ihrer kriegerischen Auseinandersetzung um Berg-Karabach ihr Möglichstes, den gefräßigen russischen Bären als vermeintliche Schutz- und Ordnungsmacht anzulocken...

Das alles wird nur aufhören, wenn die Frage oben samt Lösung beantwortet wird.

Immer wieder passend dazu mein Bild "Mitläufer".