Mittwoch, 31. Januar 2018

Christlich

Die Zerstörung von Sodom
Sodom und Gomorrha, die Flucht der heiligen Familie nach Ägypten, um nur zwei Beispiele zu nennen, sind Schilderungen aus der Bibel, auf die ja im Bedarfsfall geschworen wird. Moses führt sein ganzes Volk ins gelobte Land, in dem Milch und Honig fließen sollen.

Die Flucht nach Ägypten
Alle heiligen Schriften sind voll von Berichten über das Leiden von Vertriebenen, worauf die sprichwörtliche  Barmherzigkeit des Christenmenschen letztendlich  fußen sollte. Stattdessen wird sie in der Gegenwart mit Füßen getreten.

Dass es Regeln für die Behandlung von Flüchtlingen geben muss, ist unbestritten, aber wenn es um den Nachzug vom Härte-Fall mehrfach betroffenen Kindern oder Rest-Familien geht, darf der gläubige Christ sich eigentlich nicht dagegen stemmen. Was hätte mit Jesus, Maria und Joseph geschehen können, wären sie nicht von dem von Herodes angeordneten Baby-Mord geflohen.

Entweder einer glaubt es, oder gibt es nur vor, weil mit dem christlichen Glauben politisch immer noch viele Stimmen zu erzielen sind. Wer in diesen Tagen die christlich Sozialen oder die christlichen Demokraten bei den Groko-Verhandlungen hört, entdeckt noch nicht einmal mehr einen Rest von christlicher Barmherzigkeit. Eher wird das Argumentieren zur scheinheiligen Anbiederung, um die Wähler der AfD ins eigene Lager zu ziehen.

Montag, 29. Januar 2018

Was bitte ist ein Realo?

Wikipedia weiß da eine bizarre Antwort:

RealoRealos bezeichnet die Vertreter von so genannten realpolitischen Positionen innerhalb der deutschen Partei Bündnis 90/Die Grünen und ihrer Fraktionen auf kommunaler, Landes- und Bundesebene. Weibliche Realos werden gelegentlich als Realas bezeichnet.

Wenn die Antwort so stimmt, bedeutet das ja nichts anderes, als dass der Rest des Bündnis90/Die Grünen alles Traumtänzer sind und mit ihren Forderungen irreale Ziele verfolgen...

Meine Güte! Muss man Klimaziele, Dieselverschmutzung, Agrar-Industrie und Stuttgart 21  wie Wilfried Kretschmann unterpflügen, um grüne Machterhaltung zu erlangen?

Sollten Analena Baerbock und Robert Habeck ihre Partei wirklich zu "neuer Glamour"
Quelle. zdf.de
führen, wie DIE ZEIT die Wahl der neuen Partei-Führung kommentiert, dann wäre es angebracht, den Beg
riff "Realo" umgehend in punkto Glaubhaftigkeit einzumotten.

Nix für ungut liebe "Fundis" !

Freitag, 26. Januar 2018

Die Büchse der Pandora

Götter-Vater Zeus ließ aus Lehm Pandora formen und stattete die Schönheit zugleich mit einem Gefäß aus, das alle Untugenden der Menschen unter Verschluss halten sollte. Sein Wille wollte, dass sie niemals geöffnet werde. Aber - das kennen wir ja vom Sündenfall mit Eva und der Schlange - scheint die mythologische Weiblichkeit eben einfach nicht genügend gewappnet, Dinge unter Verschluss zu halten. Natürlich wurde die Büchse der Pandora geöffnet und all der Unflat breitete sich aus über der Menschheit...

Seither - bis in unsere Tage - gibt es unverrückbar die Männer-Domäne.

Dass es der Mensch trotzdem recht weit gebracht hat, und der Fortschritt ihn nun an den Rand des von den Göttern angedrohten Endes trägt, verdanken wir dem unermüdlichen Forschergeist des "Homo Sapiens". Er hat die Evolution auf ein Tempo gesteigert, dass uns unweigerlich aus der Kurve hauen wird. Was waren die Schriftsteller weitsichtig, dass sie das meiste schon von Jules Verne, Frank Herbert bis hin zu Stanislav Lem in ihren Phantasien mit Worten erschaffen hatten, was bereits oder bald wissenschaftlicher Alltag ist.

Bei jeder Neuerung oder Erfindung werden Warnungen vor einem Armageddon laut, das ja seit der Erfindung der Atombombe und der anschließenden Nutzung der Kern-Energie allgegenwärtig ist.

Der Fortschritt frisst seine Kinder - mehr noch als es Revolutionen tun. Die nicht Forschenden stellen sich dabei immer aufs Neue die Frage, ob Forschung so weit getrieben werden darf. Muss alles erreicht werden, zu dem der Menschheit die Mittel theoretisch zur Verfügung stehen?

Nach dem Klonschaf Dolly haben nun chinesische Forscher erstmals Primaten geklont: herausgekommen sind zwei niedlich aussehende Äffchen mit den Namen Zhong Zhong und Hua Hua (auf dem Bild unten links oder rechts - ist eh wurscht), bei dem mir als Cineasten natürlich sofort der Film-Zyklus um den "Planet der Affen" in den Sinn kommt. Dass ausgerechnet das volkreichste Land der Erde nun die Vorstufe zum Replikanten erklommen hat und dabei leider immer noch von einem gleichgeschalteten Volkskongress geknechtet wird, lässt alle futuristischen Phantasien zum realen Alptraum werden.

Nach den Robotern, die der wachsenden Menschheit immer mehr Arbeit fortnehmen, kommen dann die gehorsamen Klons, die kämpfend in die jeweiligen Konflikte geschickt werden. Aber dann ist Ethos sowieso ein Begriff, der noch nicht einmal mehr in den Wörterbüchern steht. Leichtfertige weibliche Mythen wären dann allerdings auch überflüssig.

Mittwoch, 24. Januar 2018

Humor?

Ist diese Redewendung im Deutschen nicht entlarvend?
"Humor ist, wenn man trotzdem lacht..."

Er mag bei vielen, die seine Sprüche zitieren, in Vergessenheit geraten sein, und doch darf man diesen Meister der Satire mit Fug und Recht als den Wegbereiter des politische Kabaretts in Deutschland bezeichnen:
Otto Julius Bierbaum (1865 bis 1910) alias Martin Möbius oder Simplicissimus.


Geistvoller Humor hat also eigentlich kein Verfalls-Datum, wohingegen das plumpe mit Pointen auf  die Pauke Hauen den jeweiligen Mode-Erscheinungen unterliegt. Ungewisse Zeiten, in denen sich jeder das Spontane wegen drohender Sanktionen verbeißt, sind meist Hochzeiten für Satiriker. Mein Vater pflegte stets zu sagen, dass der deutsche Humor im "Dritten Reich" mit dem Exodus der jüdischen Mitbürger seinen Exitus erlebte.

So gehört, können wir uns doch freuen, dass wir heute noch die Auswahl haben und Wort-Artisten wie Dieter Nuhr oder Urban Priol per TV-Fernbedienung den Vorzug vor den Mario Barths geben dürfen.

"Chacun à son gout!" Jeder nach seinem Geschmack, wie in der Fledermaus gesungen wird.

Im Fasching, dem Karneval, der Fastnacht oder anderen tollen Tagen kommt jeder auf seine Kosten, der sich von den Umzügen und Bällen mitreißen und von "Tollitäten" regieren lässt. Er unterwirft sich sogar den Karnevals-Sitzungen. Wen interessiert es dann auf der Straße oder in Ballsälen, dass es hinter den Kulissen bei den Berufs-Karnevalisten oft schlimmer zugeht als in der Politik?
"Fasching is fei koa Spaß!"sagte mir mal so einer, und drohte mir auf die Nase zu hauen, weil ich in einem Text nicht genug Abstand gewahrt hatte.

"Die Sau rauslassen!" ist kein deutsches Privileg und daher für die Kennzeichnung unseres Humors nicht geeignet, Franzosen und Engländern, denen wir gerne einen qualitativ feineren Humor zusprechen, lieben diesen Zustand auch.

In der persönlichen Bestandsaufnahme habe ich das politische Kabarett der 19Sechziger, wie es von der Lach&Schieß-Gesellschaft inspiriert wurde, dem übrigen Humor vorgezogen, aber ich gestehe, dass ich einmal herzlich über Otto Waalkes gelacht habe, das aber heute nicht mehr verstehe. Klar, das Alter sorgt für Abstand, aber das ist es nicht allein. Über Dieter Hildebrandt  und Loriot habe ich mein Leben lang bis zu ihrem Tod immer lachen können...


Montag, 22. Januar 2018

Das Kreuz mit dem Kreuz

Mag sein, dass ich als bekennender Agnostiker immer wieder an religiös verursachten Konflikten in der Welt verzweifle. Wenn sie aber quasi vor der Haustür stattfinden, werde ich wütend und hadere mit dem Bigotten.

Ein Richter hat  im Verfahren gegen eines Afghanen  das Kreuz im Gerichtssaal abhängen lassen und verursacht damit einen Shit-Storm. Gut, bei uns gibt es kein laizistisches Staatsgefüge wie beispielsweise in Frankreich. Dennoch besteht im aktuellen Deutschen Rechtswesen keine Anordnung, dass religöse Symbole im Gerichtssaal vorschreibt. Ganz im Gegenteil: sie sind vom Prinzip her nur geduldet. Sogar das "so wahr mir Gott helfe" gehört nicht mehr zwingend zum Schwur. Ein einfaches "Ja" auf die Belehrung zur Wahrheitspflicht und die überkonfessionelle Eid-Formel reicht.
Damit ist ein Eid bereits rechtskräftig.
Quelle: sr.onlinde.de

Ein Richter ist in Deutschland der absolute Herrscher im Gerichtssaal, sofern er sich an das geltende Recht und die allgemeinen Regeln im menschliche Umgang hält.

Interessant an dem aktuellen Fall ist, dass die Presse den Vorgang erst hochgeputscht hat und ihm den Beigeschmack gab, hier kusche ein Richter vor dem zunehmend allgegenwärtigen Islam in unserer Gesellschaft.

Erst mit zwei Tagen Verspätung - was er de jure gar nicht müsste - erklärte der Richter seine Maßnahme. Er wollte dem jungen Afghanen klar machen, dass bei deutschen Gerichten, die jeweilige Religion nichts mit dem Urteilsspruch zu tun hat.

In einer Gesellschaft, in der "Jungtürken" vermehrt denken, sie müssten
Frauen den Handschlag verweigern, weil diese unrein seien, war das aus meiner Sicht ein denkwürdiger, richterlicher Akt zur "Leitkultur".

Freitag, 19. Januar 2018

Eine Frage der Wahrnehmung













Am Wochenende entscheidet die alte Tante SPD über ihren Untergang oder ihren totalen Untergang. In diesen unlösbaren Konflikt hat sie sich selbst manövriert, obwohl sie in ihrer Historie, die dann niemanden mehr interessiert, allein Martin Schulz die Schuld zuweisen wird.

Diese Situation erinnert mich an die Kinder-Geschichte mit dem Drachen, der dem Ritter in seinen Krallen zum Überleben eine Wahl lässt: Wenn du lügst, fresse ich dich, sagst du die Wahrheit, verbrenne ich dich!


Es ist ein jüngster Fehler der SPD, dass sie ihre Vorsitzenden gerne vorher oder während der Kandidatur verbrennt. Das war mit Per Steinbrück so, mit dem gräflich planschenden Rudolf Scharping, mit dem unbequem visionären Oskar Lafontaine und auch indirekt mit Sigmar Gabriel.


 Seit seiner Messias-Wahl hat Schulz wie Steinbrück auf den Rückhalt der Genossen gehofft und auf die Strategie der Berater. Als nichts kam, ging er auf Tauchstation und ließ es zu, dass Sigmar Gabriel als Außenminister mit plötzlich verbal zugewachsener Kompetenz und die Bundeskanzlerin in nöliger Routine die Bühne quasi für sich alleine hatten Und dann noch die allwissenden CSU-Trolle!

Dem arroganten Steinbrück verzieh die Basis den Stinke-Finger im SZ-Magazin nicht, und beim Fußvolk der "Sozen" kam auf einmal auch das dialektische Getöse ihres 100-Prozent-Vorsitzenden nicht mehr an. Und dann flog auch noch der Bumerang des "wir gehen mit Frau Merkel nicht in mehr in eine Regierung". Der traf Schulz - sein Wort nicht haltend - im Rückflug hart auf seiner Stirnglatze.

Europa ist eben nicht Deutschland und Wurzeln in Würselen taugen nicht für Weltpolitik. Meine Leser mögen mir das verzeihen, aber die SPD ist "töter" als tot. Egal, was der Sonntag für ein mögliches Basis-Votum bringt. Das sage ich übrigens als Jahrzehnte langer, ehemaliger Stammwähler.

Ich bin noch nicht einmal sicher, ob Schulz anstelle des Ritters, die lebensrettende Antwort eingefallen wäre. Meinen Lesern aber gewiss!

Die ersten drei richtigen Antworten, brauchen für eine Woche meine Blogs nicht mehr zu lesen...

Mittwoch, 17. Januar 2018

Das Heimweh der Taxler

Offenbar ist es hinter dem Steuer eines Taxis leichter sich zu integrieren. Wer nachts in München via App oder sonstwie ein Taxi heran ruft, steigt überwiegend zu einem Fahrer mit dem sogenannten Migrations-Hintergrund. In den Metropolen der westlichen Welt habe ich ähnliche Erfahrungen schon weit früher gemacht.

An den Lizenzen mit dem Namen erkenne ich schnell, woher derjenige kommt und dann mache ich je nach Länge der Fahrt Small-Talk, indem ich Erinnerungen an meine Reisen teile.

Dank GPS und Navi kennen sich die Taxler ja heute automatisch mit der direkten Anfahrt aus und brauchen keine Anweisungen.

Neulich fuhr mich ein junger Mann, dessen Familie aus Sile am Schwarzen Meer stammt. Er selbst war ein gebürtiger Münchner, bei dem ich mit meinen mageren Türkisch-Kenntnissen nicht sehr weit kam, weil er selbst schon überhaupt kein Türkisch mehr spricht. Also erzählte ich ihm von den tollen Ferien als kleiner Junge an Siles Strand  Kum Baba.

Oft trifft man allerdings auf Fahrer, die erst vor Kurzem die Chance bekommen haben und unendlich dankbar für sie sind. Zwar gibt es in München offenbar eine Taxi-Schwemme aber immer noch Bedarf an Fahrern, wie ich dem Tag und Nacht blinkenden Leucht-Banner vom Unternehmen schräg gegenüber entnehme. Es sind vor allem Männer aus Nordafrika, die nachts unterwegs sind. Da drängt sich natürlich die Frage auf, ob sie angefeindet werden, oder selbst Angst haben.

Entweder sind Leute, die sich bei den horrenden Preisen ein Taxi leisten können, nicht ausländerfeindlich oder aber zumindest ist München toleranter als die Politiker das wahrhaben wollen

Ein Thema wird bei meinen Gesprächen aber eher einsilbig behandelt: Das Heimweh.

Die Antwort bekomme ich jede Nacht, wenn ich nicht schlafen kann. Die kleine Querstraße unter unserem Schlafzimmer-Fenster hat eine sehr lange Ampel-Phase. Sobald die Taxler aus der Fremde eine Lehrfahrt haben, drehen sie die Stereo-Anlage derartalger auf, dass die Wagentüren vibrieren. An den jeweiligen Hits aus deren Heimat erkenne ich nun oft das Herkunftsland des Fahrers.

Die Video-Hits auf YouTube sind im übrigen so mit Sex angereichert, dass die Imame wohl in absehbarer Zeit dem Pluralismus kaum mehr standhalten können.

https://www.shazam.com/de/charts/top-100/turkey

https://ma.popnable.com/charts/top-40

https://dz.popnable.com/charts/top-40/week-73

Sonntag, 14. Januar 2018

Telefonieren beim Flanieren

Wie meine Leser wissen, bin ich jeglicher, digitaler Kommunikation gegenüber aufgeschlossen. Sonst dürfte ich ja auch meine Bloggs gar nicht unterhalten. Aber ich gehöre eben zu dieser Übergangs-Generation, die die weitere Entwicklung mehr hinterfragt, als die Jahrgänge, die mit all den Facetten dieser Technologie aufgewachsen sind.

Seit geraumer Zeit beobachte ich, dass beim Flanieren, oder bei der Bewegung von einem Ort zum anderen, ständig das Handy für ausführliche Gespräche genutzt wird.  Als sei es langweilig, nur so einen Fuß vor den anderen zu setzen. Da passiert es, dass ich auf meinem Weg zum Supermarkt von einer unbekannten Frau angesprochen werde, die mich fragt, ob ich das wirkliche so meine.
Ich antworte:"Was denn?"
Aber sie geht einfach weiter, ohne mich und meine Frage wahrzunehmen.
Ah! Denke ich, Bluetooth! Und komme mir vor wie so ein alter Depp, dass ich das nicht gleich geschnallt habe.

Bei den nächsten Begegnungen im nahe gelegenen Park, falle ich so schnell nicht mehr auf Leute rein, die einfach so vor sich hin plappern. Denn jeder Zweite nutzt das spazieren Gehen mittlerweile offenbar zu unaufschieblichen, längst fälligen Telefonaten. statt einfach zu entspannen. So ist das nun einmal im Flat-Rate-Zeitalter.

In der Wochenend-Ausgabe der "Süddeutschen" war in einer Kolumne auch von den Wichtigtuern im Zug die Rede, die - obwohl ja die Kopfhörer und Mikrophone mittlerweile Geheimdienst-Standards überbieten - im Zug das ganze Abteil mit Firmen-Geheimnissen versorgen. Manager der zweiten Wahl agieren tatsächlich so, weil ja Tweets und Twitter ihre großartige Rolle beim Vorankommen ihrer Geschäfte nicht genügend berücksichtigen.

Gut, ich gebe zu, seit geraumer Zeit ruft mich niemand mehr an, weil die Familie das "telegram" benutzt und gleich Bilder und Videos mitschickt, dass es allen gut geht. Und sie denken dann. dass sie nicht mehr ans Telefon gehen müssen, wenn die Alten anrufen...

Komisch, wenn eine Oma zum Babysitten gebraucht wird oder der "oide Depp" (früher Großvater) ausnahmsweise mal wieder wegen eines Rats gefragt ist, funktionieren auf einmal auch die alten Kommunikations-Wege wieder...

Freitag, 12. Januar 2018

Vom Deutschen Wesen

Obwohl ich weiß, dass ich in einem der sichersten und immer weiter prosperierenden Länder der Welt zuhause bin, geht es mir wie unserem früheren Präsidenten Gustav Heinemann, der einmal sagte: "Ich liebe keine Staaten, aber meine Frau!". Er sagte auch gerne: "Wer mit dem Finger auf andere zeigt, soll daran denken, dass dabei drei auf ihn selbst gerichtet sind."
Der dritte Präsident der Bundesrepublik Deutschland (1969 - 1974) war eine sanfte, pazifistisch geprägte Vater-Figur. Trotz Kaltem Krieg und wachsendem Terror warb er für Integration, die im wiedervereinten Deutschland der Gegenwart kaum eine Chance hat. Das Präsidenten-Amt ist leider auch viel zu politisch geworden.

Als Bub ohne detailliertes Wissen über die jüngere deutsche Vergangenheit wurde ich auf den zum Teil abenteuerlichen Familien-Reisen viel zu kosmopolitisch, um am Deutschen Wesen zu hängen. Da ich in der Nachbarschaft von Amerikanern aufwuchs, war ich zeitweise neidisch auf den "American Way of Life", der nichts mit dem heutigen "America First" zu tun hatte. Das Thema "Pride" kam vorrangig erst bei Ronald Reagan auf

Rückblickend wundere ich mich nur, wieso mir trotz meines "arischen Aussehens" nie Feindschaft entgegen schlug. Selbst auf dem Balkan und in Griechenland, wo ja die Deutsche Wehrmacht unter der Zivil-Bevölkerung Blutbäder angerichtet hatte, wurde ich von Kindern wie Erwachsenen verwöhnt und als Spiel-Kamerad auf Zeit akzeptiert. Verwundert war ich nur, dass je weiter wir nach Osten kamen, der Name Adolf Hitler mit irritierendem Respekt ausgesprochen wurde.

Bei uns in der Familie wurde erst später intensiv über die Zeit der Nazis gesprochen. Vielleicht, weil mein Großvater, der Wirkliche Geheimrat Erhard Deutelmoser, den ich erstmals auf dem Sterbebett sah, gänzlich das Gegenteil meines Vaters war: Nachdem er erst dem letzten Kaiser im Krieg die Presse-Arbeit organisierte, dann nach dem Ersten Weltkrieg dem sozialdemokratischen, ersten Reichspräsidenten, Friedrich Ebert, als Pressechef diente, stieg er aber noch im hohen Alter in die Nazi-Uniform um.
Erhard Deutelmoser (ganz links) auf
dem Weg zum Reichstag.
v.l. Max von Baden, und
Wilhelm von Radowitz

Heinrich Mann beschreibt in seinem großartigen Roman "Der Untertan" eine derartige Karriere zur wilhelminischen Zeit. Nach dieser Lektüre kapierte ich  erst den späten Zeitpunkt der familiären Erörterung.

Die meisten Deutschen neigen bis heute dazu, ihre Mäntelchen nach dem jeweiligen Wind auszurichten, und so agieren ihre Politiker eben nach Proporz. Ein Verhalten, dass kaum Struktur-Änderungen zulässt. Das aber erklärt, wieso es so lange gedauert hat, bis nach all den Sondierungen endlich Koalitions-Gespräche aufgenommen werden. Das Gewürge soll dem Wahlvolk suggerieren, dass hart um Veränderungen gerungen wurde, die letztlich marginal sind. Dabei gibt sich die SPD weiter dem Untergang preis, und die CSU bekommt wieder einmal mehr Gewicht, als ihr von den Mandaten her zu stünde.

Getrieben von der Angst, die AfD könne ihre Abgeordneten-Zahl bei Neuwahlen weiter vergrößern, wurde eine Minderheiten-Regierung verhindert, obwohl die dem Pluralismus in unserem Land endlich mal gut getan hätte...

Dienstag, 9. Januar 2018

Oprah for President!

Seit ihrer flammenden Rede bei der Verleihung der Golden Globes träumt eine Hälfte der US-Bürger davon, dass Oprah Winfrey vielleicht doch noch in die Politik wechselt. Das Medien-Multitalent mit Milliarden-Vermögen wäre in der Tat ein schweres Gegengewicht der Demokraten, um Donald The Trump eine zweite Amtszeit zu verwehren.

Wer sie nur als Moderatorin oder Bürgerrechtlerin wahrgenommen hat, übersieht, dass sie auch eine grandiose Schauspielerin ist (Die Farbe Lila, Der Butler und aktuell in der Netflix-Serie Greenleaf).

Die USA haben mit Schauspielern in hohen politischen Ämtern ja keine schlechten Erfahrungen gemacht. Ronald Reagan hat nicht nur den Kalten Krieg beendet, sondern auch mit Gorbatschow den Grundstein für die Wiedervereinigung gelegt. Arnold Schwarzenegger war Gouverneur von Kalifornien. Der Kinderstar Shirley Temple war eine Top-Diplomatin, erlebte als Botschafterin das gewaltsame Ende des Prager Frühlings und war auch Protokoll-Chefin im Weißen Haus.

Die Amerikaner wählen gerne jemanden, den sie zu kennen glauben, Winfrey hat dabei einen doppelten Bonus als Schwarze und als glaubhafte Kämpferin für die Rechte der Frauen. Dass sie eine typische Karriere von ganz unten zur Milliardärin hingelegt hat, befördert sie auf Augenhöhe mit Trump. Sie ist mit 63 deutlich jünger als der gegenwärtige Präsident und ohne Frage charmanter.

Sie sollte die Spekulationen schnell durch eine klare Ansage beenden. Denn vielleicht wird sie schneller gebraucht, als Amerika denkt.

Der furchtlose Sonder-Ermittler in der Russlandaffäre, Robert Mueller, hat gerade angekündigt, den Präsidenten persönlich befragen zu wollen...



Samstag, 6. Januar 2018

Heilige Drei Könige

Wer die Widersprüchlichkeit der diversen Quellen über das Erscheinen der Drei abklopft, wird mit der Hauptproblematik von Überlieferungen konfrontiert. Wie wir aus der Geschichte wissen, ist ja auch die Schilderung von Augenzeugen höchst unterschiedlich. Und damit beginnt jegliche Legenden-Bildung.

Die aktuelle Berichterstattung ist auch immer noch vom jeweiligen Blickwinkel abhängig. So werden Gestalten gerühmt, die andernorts als Verbrecher an der Menschheit wahrgenommen werden.

Wenn Orban bei der CSU-Klausur in Seeon redet, wird er von rechts als Verkünder und von links als Schädling der EU gesehen. Die Christ-Demokraten feuern aber in Wahrheit ein feines Torpedo für die anstehenden Koalitions-Verhandlungen ab. Die Kleinen stechen die Großen heißt es beim Skat, wenn wertlose Zahlenkarten mit Assen und Zehnern anderer Farben bedient werden müssen:

Die Sieben der CSU und die Neun der Liberalen stechen derzeit alle aus, die sich möglicher Weise tatsächlich um eine Regierbarkeit der Bundesrepublik sorgen. Ich wiederhole: Das hatten wir schon einmal in den Weimarer Zeiten.

Nun wird heute bei dem Treffen der FDP, das richtiger Weise "Drei Weise  (oder drei Magier) aus dem Morgenland-Treffen" heißen müsste, der liberale König Lindner vermutlich als Trumpf ausgespielt, weil sonst nur Luschen im Beiblatt stecken. Helfen Weisheit und Zauberei der FDP?

Vielleicht kommt Christian Lindner dann ja doch noch zum Regieren, wenn es erwartungsgemäß doch nicht zur "Groko" kommt.

Ob durch Neuwahlen, eine Minderheiten-Regierung oder eine instabile Jamaika-Koalition: Die Republik befindet sich dabei in ernster Gefahr.
Quelle: Blick/CH

Wenn ich mich täusche, lasse ich mich gerne von der Geschichte als Deppen vorführen...
Vielleicht sollten sich die Lautsprecher aber an der Straßen-Verkehrsordnung orientieren:


Es gilt  ein grundsätzliches Rechtsüberholverbot, welches jedoch Ausnahmen kennt!

Mittwoch, 3. Januar 2018

Jetzt auch noch Korsika?

Die Angst vor der umzingelnden Globalisierung ist es wohl, die überall in den Vereinigten Staaten von Europa zu separatistischen Ideen führt. Dabei sind die subjektiven Gründe oft leicht verständlich und überlagern die objektiven, weil diese kompliziert sind.

Die EU verlangt an ihren Rändern zunächst einmal von den Bürgern viel Verzicht und Gottvertrauen, ehe ihre Segnungen alle erreichen. Hierbei kann ich nur wiederholt auf die zum Teil sehr blutige Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika verweisen. Allerdings mit dem Spruch "Gut Ding braucht Weile" kommt in der rasanten, digitalen Gegenwart keiner mehr recht klar.

Wer das große Ganze nicht im Fokus hat, sondern nur die eigene Lebensdauer im Hier und Jetzt, ohne dabei an die Kindeskinder zu denken, tut sich eben schwer mit der Zukunft.

Nach den Katalanen streben nun auch die Korsen eine gewisse Freistaatlichkeit an. Wir Deutschen erleben ja gerade bei der schwierigen Bildung einer regierungsfähigen Koalition, wie diese als Quertreiber daher kommt. Der erzkonservative Populismus trifft ja dabei auf hörige Ohren: America first, Bayern zuerst, Katalonien zuerst und nun auch Korsika.

Geht es den Korsen wirklich nur um mehr Mitsprache im zentral regierten Frankreich. Wie ja auch die Katalanen im Votum der erneuten Wahl den zentralistischen Zugriff aus Madrid nicht mehr spüren wollen.

Es geht also darum, dem zentralistischen Zugriff ein Ende zu bereiten. Vielleicht haben die Fehler, die das junge Europa zunächst mit seiner oktruyerten Regulierung im Detail gemacht hat, zu diesem Wunsch nach Unabhängigkeit geführt. Dann gilt es diese möglichst schnell zu korrigieren.

Der Zug EU ist abgefahren, aber das bedeutet ja nicht, dass unterwegs nicht doch noch Gleis-Arbeiten stattfinden könnten und Weichen gestellt werden, die die Umverteilung der Mittel zulassen.

Weder Bayern, noch Katalonien, noch  Korsika wären auf sich allein gestellt im Großen und Ganzen in der globalisierten Zukunft nicht überlebensfähig. Die Chinesen und Russen warten nur darauf, sie zu übernehmen... Und ob Trump die USA mit Egozentrik heilt, ist nach einem Jahr mehr als fraglich.

Montag, 1. Januar 2018

Vorsätze

Wieso nur scheitern die meisten guten Vorsätze fürs neue Jahr?
Der Vorsatz wird auch im Strafrecht härter geahndet als der Affekt, weil er vom Willen geprägt ist, ihn umzusetzen. Da hilft auch das Prädikat "gut" wenig, weil der Wille ja bekanntlich häufig dem schwachen Fleisch unterliegt. Und wieso hängt der gute Vorsatz ausgerechnet mit dem Jahresanfang zusammen, wenn man sich und anderen durchaus das ganze Jahr hindurch Gutes tun könnte?...

In der Silvester-Nacht hatten wir das Privileg mit jungen Menschen zusammen zu sitzen, und wir fragten kurz vor Jahres-Ende gegenseitig unsere Hoffnungen und Wünsche für 2018 ab. Während wir Alten für uns in erster Linie an Frieden und Gesundheit dachten, waren die Jungen eher bange, eine Beziehung zu finden und genügend Geld zu verdienen. Vorsätze wurden nicht artikuliert: Überwiegend Nichtraucher mit gertenschlanken Figuren und mäßigem Alkohol-Konsum schienen sie keinen Anlass für Vorsätze zu haben. Das müsste eigentlich positiv stimmen, liefe es abstrahiert aber nicht auf die Formel "Geld und Liebe" hinaus.

Wir Alten hingegen haben längst aufgehört mit den Vorsätzen, weniger zu essen und zu trinken. Die lebenslange Liebe ist abgesichert durch den großen Schatz an gemeinsamen Erinnerungen. Und Geld? Na ja, es könnte immer ein wenig mehr sein. Und der Vorsatz, in diesem Jahr nicht schon vom "Boanl" abgeholt zu werden, ist leider eindeutig nicht vom eigenen Willen geprägt...