Dienstag, 28. April 2020

Meist macht Macht mit Masken mehr Mummenschanz






Art. 16
Schutzwaffen- und Vermummungsverbot
(2) Es ist auch verboten,
1.
an derartigen Veranstaltungen in einer Aufmachung teilzunehmen, die geeignet und den Umständen nach darauf gerichtet ist, die Feststellung der Identität zu verhindern, oder den Weg zu derartigen Veranstaltungen in einer solchen Aufmachung zurückzulegen,
2.
bei derartigen Veranstaltungen oder auf dem Weg dorthin Gegenstände mit sich zu führen, die geeignet und den Umständen nach dazu bestimmt sind, die Feststellung der Identität zu verhindern, oder
3.
sich im Anschluss an oder sonst im Zusammenhang mit derartigen Veranstaltungen mit anderen zu einem gemeinschaftlichen friedensstörenden Handeln zusammenzuschließen und dabei..

Dies ist ein Zitat aus dem Bayrischen Versammlungsgesetz bezüglich des Tragens von Masken oder Vermummungen... Was für ein fabelhafter juristischer Mummenschanz!

Eigentlich hatte ich mir geschworen,
bis zum Ende aller mit dem
Corona-Virus verbundenen Auflagen
das Glashaus aus
Protest weder zu verlassen,
noch sonstwo in persona
zu erscheinen. 
Im neueren, viralen Sprachgebrauch
nennt man dieses Verhalten
 das "Seehofern"  -zu Ehren
unseres selten überschätzten
Innenministers, der wegen
Covid-19 offenbar gänzlich untergetaucht ist.
Dann sandte mir aber meine
Schwägerin - als Schneidermeisterin
eigentlich in gehobener Damen-Couture
unterwegs - von ihr selbst geschneiderte
Masken in XXXXXL damit
ich endlich die fürsorglichste aller
Ehefrauen zumindest beim
Einkaufen entlaste...



Montag, 27. April 2020

Unter unserem Himmel...

...ist seit 50 Jahren eine der sehenswertesten Sendereihen des Bayrischen Fernsehens. Meist frei von politischer Propaganda und selten zu volkstümlich erfährt der Zuseher Bodenständiges,Tiefgründiges, Historisches und Charakteristisches von der vielschichtigen Bayrischen Kultur.

Seit wir aus familiären Gründen im Glashaus wieder  ein Standbein in München haben, hat das Leben "unter unserem Himmel" eine vollkommen andere Perspektive bekommen. Wir haben urban ja nie so hoch gewohnt, und im Münchner Speckgürtel haben wir mit den Kindern den Himmel nur aus unseren Gärten und vom kleinen Park vor unserer Haustür bestaunt, wenn es mal eine Mondfinsternis oder einen Blutmond gab. Im Glashaus sind wir dem Himmel in etwa so nah, wie in Ligurien, das wir durch jeden weiteren Tag in Quarantäne immer schmerzlicher vermissen. Aber o Wunder jetzt ist der Sternenhimmel hier  - vom Smog-Schleier befreit - fast so brillant wie dort.

Seit wir die Wohnung kaum noch verlassen, widmen wir viel Zeit "seismischen" Beobachtungen des Lebens auf der Kreuzung unter uns, Es scheint immer noch nicht arg erschüttert. Das Leben auf Augenhöhe und über uns ist nicht weniger spannend aber viel entspannender, weil die Fauna und Flora der Großstadt nichts vom Virus weiß.

Besonders als in den letzten vierzehn Tagen den tiefblauen "Wappenhimmel" nicht ein Tüpfchen Wolkenweiß kontrastierte erhielt das Bayrische "Weißblau" völlig neue Dimensionen. Normal kreuzen in unserem 270 Grad -Blick gleichzeitig mindesten drei bis vier Flugzeuge und Hubschrauber im Landeanflug durch unser Gesichtsfeld. Das liegt am Großflughafen bei Erding und der Unfall-Rettung im Schwabinger Krankenhaus. Nun ist der Himmel leer. Es gibt kaum noch Flüge, und der Verkehr ist auf  den nicht weit entfernten Ringstraßen und Autobahnzubringern offenbar so dünn geworden, dass fast nur noch Sankas gelegentlich mit Blaulicht durch die Häuserschlucht düsen.

Ob "verunfallt" oder "viralisiert", interessiert die Völkchen am Himmel neben und über uns weniger als Sex oder ein satter Happen:
Erst hatten die Krähen mit ihren beeindruckenden Luftkämpfen und dem heiseren Krächzen in der Balz unsere Aufmerksamkeit. Dann kamen die Elstern, um erste Nester zu berauben, und plötzlich waren auch die Tauben turtelnd zurück, die die Gegend in den vergangenen Jahre gemieden hatten, weil von den Hauseigentümern immer mehr Schutzmaßnahmen gegen ihre Verdauungs-Rückstände installiert wurden.

Von allem unbeeindruckt sind die Amseln ihr Gesang übertönt nun seit nahezu acht Wochen ununterbrochen von vier Uhr früh bis neun Uhr abends alles, was es noch an Geräuschen gibt, Das sind allenfalls die seit Ostern wegen des Frühlings wieder die voll aufgedrehten Stereo-Anlagen aus den vor der Ampel wartenden Autos.
Hört selbst:

Freitag, 24. April 2020

Torschuss-Panik

Die Kanzlerin hat recht! Kaum wurden die Lockerungen und Erleichterungen der Corona-Beschränkungen in vorsichtige Formulierungen verpackt, explodierte bei so einem Frühlingswetter zumindest in der Bayrischen Landeshauptstadt die übliche Lebensfreude. Der Verkehr hat wieder die nervende Dichte, und die Raser nutzen die längste Straße Münchens zwischen den Ampeln wie immer mit ihren aufgebohrten Maschinen für extreme Beschleunigungstests. Röhrende Auspuffe und quietschend qualmenden Reifen interessieren die Polizisten offenbar weniger als der richtige Abstand unter den Leuten. Alles beim Alten?

Nicht ganz, denn es gilt ja dann die angeordnete Masken-Pflicht, die das Bild der pulsierenden Kreuzung doch verändert. Ich guck immer nach, wie sie in den Bussen und in den Warteschlangen vor den geöffneten Läden befolgt wird. Ich muss feststellen, dass die hiesige Bevölkerung, so ethnisch gemischt sie auch sein mag, von Anfang an alles vorbildlich umsetzt. Wo kommt also das Übersprudeln der Laune her? Es liegt wohl am Wesen des befreit Fühlens.

Dabei hat sich an der eigentlichen Ungerechtigkeit in den Beschränkungen durch Corona, soviel ja nicht geändert. Nach wie vor dürfen vermutlich nur die Branchen wieder ihre Mitarbeiter aktivieren, die in der jeweiligen Exekutive und in den Regierungen die stärkste Lobby-Arbeit geleistet haben.

Tatsächlich bleiben alle auf der Strecke, die nun schon die achte Woche im Zwangsurlaub sind, keinen Lohn oder ein Gehalt mehr überwiesen bekommen, aber ihre Daueraufträge und Ratenzahlungen aus vielleicht gerade noch vorhandenen Rücklagen bedienen können. Für die gibt es reichlich Augenwischer-Maßnahmen, die das Bild vom eigentlichen Korona-KZ verschleiern sollen.

Die perfideste Entscheidung:
Der Profi-Fußball darf seine Liga-Spiele fortsetzen. Christian Seifert, der Geschäftsführer der DFL, erläuterte gestern das Konzept der Durchführung ohne Zuschauer und unter permanenten Korona-Tests.

Die Sponsoren haben längst die Macht.
Foto: bild
Es erfolgte kein Aufschrei und kein Protest vom einfachen Fußvolk! Es ist ein Hohn, dass die bestbezahltesten Arbeitnehmer mit ihren Millionen-Gehältern zurück an die Arbeit dürfen, während Kultur-Betriebe, Kaufhäuser und der Mittelstand ihre Beschäftigten weiterhin in die mit Steuergeldern gepamperte Kurzarbeit schicken oder ihnen sogar kündigen müssen...
Soll der aktuelle Fußball gar die Funktion von "Panem et Circenses" wie im alten Rom erfüllen, als die Cesaren von ihrer gescheiterten Politik ablenken wollten? Die Hintergründe konnte jeder hinter Christian Seifert an der Sponsoren-Wand entdecken:

Die Branche, die sich in der Akzeleration aus der Gier nach immer mehr Geld schon längst ins Abseits und eine verhängnisvolle Abhängigkeit gezockt hat, wird von einem unsichtbaren Virus in Torschuss-Panik versetzt.

Dass ich das noch erleben darf.

Andere Branchen zocken auch, aber im Fußball hängt eben alles in einem im Verhältnis zur Leistung überbezahlten Personal ab, dass bei Bedarf dann auch noch in einer Art Sklavenmarkt zu Unsummen weiter verscherbelt wird. Dazu wird der weltweite Verbands-Betrieb dann auch noch von einer undurchschaubaren Korruptions-Kultur gelenkt, die kaum justiziabel ist. Beispiel: Die Macher des Sommermärchens, die wegen durch Korona verschleppter Gerichtstermine von Verjährungen profitieren werden...

Anpfiff zu den Geister-Spielen
mit dem Corona-Tod
als Schiedsrichter
Kollage:CD
Die Geisterspiele werden also allein wegen der Übertragungs-Rechte veranstaltet und wohl kaum für die Fans, die sich ihre Tickets vom Mund absparen müssen. Mal sehen, wer sich in ein paar Wochen das Abo beim Bezahl-Fernsehen noch leisten kann? Und die Sport-Kneipen und Gaststätten, wo der arme Fan Fußball auf sky gucken könnte, bleiben ja auch bis auf Weiteres geschlossen...

Aus der  angestrebten win win Situation könnte also leicht eine lose lost Rechnung werden. Ein wenig Gesundschrumpfung könnte dem Fußball in diesen für alle schweren Zeiten  allerdings auch nicht schaden...

Mittwoch, 22. April 2020

Erkenntnisse über die Unkenntnis

Je länger die Corona-Krise dauert, desto mehr entpuppt sie sich als Kontakt-Katalysator oder besser Reaktionsbeschleuniger für Erkenntnisse, die wenig später die Unkenntnis der Agierenden offenbart. Drei Berufsgruppen, die keinerlei verordneten Einschränkungen unterliegen, treiben die Menschheit vor sich her: die Medien-Schaffenden, die wissenschaftlichen Experten und an vorderster Front Politiker der Exekutive.

Täglich werden immerzu neue
Erkenntnis-Säue durch
die Medien-Dörfer getrieben
Da die Medien ständig Nachrichten-Futter liefern müssen, stöbern sie Wissenschaftler auf, die naturgemäß im Stillen forschen und zerren sie ins Rampenlicht oder die Schlagzeilen. Es werden aktuell regelrechte Stars erzeugt, die durch ihr Auftreten wiederum die Profilsüchtigsten unter den Politikern zu voreiligen Entscheidungen treiben. Dieser Mechanismus ist so alt wie das Nachrichtenwesen.

Die neue und auch oft verwirrende Komponente steuert das Internet bei, in dem ja schnelle Äußerungen ungefiltert und in Cyber-Geschwindigkeit ohne Zwischenstationen an ein Millionen-Publikum gelangen. Da twittern und posten dann alle, die man mit ihren Erkenntnissen, Meinungen und Ratschlägen nicht in der ersten Reihe präsentiert hat.  Haben die dann auch so lange  recht, nur weil sie am häufigsten und längsten zitiert werden? Aber können auf dieser brüchigen Basis überhaupt politisch richtige Entscheidungen getroffen werden?

Nicht wer am häufigsten und längsten öffentlich auftritt, hat immer Motive, in erster Linie dem Volk das Dasein zu lindern. Das kann man am Hü und Hott bei den aktuellen Maßnahmen leicht erkennen. Fest steht, dass die beiden Bundesländer, deren Ministerpräsidenten den Virus zur Vorwahl missbrauchen, nach wie vor in puncto Fallzahlen und Erfolg der Maßnahmen am schlechtesten dastehen...

Für das Tragen von Gesichtsmasken sprechen keinerlei gleichlautende Erkenntnisse, weil zum Für und Wider des Selbstschutzes oder dem der Mitmenschen nicht nur ihre nicht vorgeschriebene, einheitliche Qualität kommt, sondern weil sie auch im Verdacht stehen, die Sorglosigkeit beim Verrichten anderer Vorkehrungen zu fördern. Dennoch wird seit Beginn der Pandemie getadelt, dass für diese "Teil-Vermummung" nicht ausreichend Produkte zur Verfügung stehen.

Ebenso erfährt der Interessierte täglich, dass in den Kliniken zu wenig Intensiv-Betten zur Verfügung stehen, und das Personal dennoch bis zur Erschöpfung seinen heroischen Kampf gegen Covid-19 liefert. In Nebensätzen oder versteckten Beiträgen erfährt man aber - wenn man will - dass Deutschland immer noch in der Lage ist, auch stark betroffene Patienten aus dem europäischen Ausland aufzunehmen. Dem ausgesperrten, "grenzgängerischen" Klinik-Fach-Personal wurde jedoch  zur Entlastung erst nach massiven Protesten der Weg zur Arbeit wieder erlaubt; quasi gleichzeitig mit dem Durchwinken  der fehlenden Erntehelfer. Verlässlichkeit bei Entscheidern sieht irgendwie anders aus.

In aller Stille haben mutige Pathologen aus Deutschland und der Schweiz gegen alle Warnungen von RKI und den Fernseh-Virologen wegen der Ansteckungsgefahr mittlerweile Hunderte verstorbene "Korona-Patienten" seziert. Ein Großteil ist mit und nicht an dem Covid-19 verstorben, weil Vorerkrankungen deren Lebenserwartungen im Alter eh schon stark eingeschränkt hätten. Ein Drittel der registrierten, deutschen Todesfälle waren während betreuter Pflege zu verzeichnen.

Übereinstimmend haben die pathologischen Untersuchungen aber auch ergeben, dass bei den durch den Virus befallenen Lungen, die immer mehr Geräte fordernde Beatmung durch Sauerstoff rein gar nichts gebracht hätte. Weil nämlich die durch Covid-19 verursachte Schädigung den Sauerstoff-Transport gar nicht mehr zugelassen habe...

Was ist wahre Erkenntnis und was offenbart uns die evidente Unkenntnis?

Wehe, wenn das derart überforderte Volk aufsteht und schreit:

Was ist denn das noch für ein Leben? Und - was wird das für ein Leben sein, wenn wir überleben?

Der "letzte Apfel am Baum der Erkenntnis" wurde längst angebissen.
Claus Deutelmoser 2009 Öl auf Leinwand


Sonntag, 19. April 2020

Leben im Takt

Der heutige Montag soll ja zeigen, ob es schrittweise zurück zur Normalität geht, oder ob uns Covid-19 auf lange Zeit nicht mehr aus seiner Bedrohung entlässt. Der Verkehr auf der Kreuzung unter uns ist bereits fast so stark wie einst, und es sind wieder weniger Jogger unterwegs. Ein Zeichen, dass vielleicht doch einige mehr an ihren Arbeitsplatz zurück dürfen...

Aber was wird aus denen, die weiterhin in ihrem Hausarrest verharren müssen? Es ist denkbar, dass die Alten, die"Generation Opfer", tatsächlich am ehesten damit zurecht kommen. Es sei denn, sie sind krank vor Sorge um ihre Kinder und Kindeskinder. Wenn ich so mit Freunden und Bekannten herum telefoniere, wird deutlich, dass die im wirtschaftlich abgesicherten Ruhestand kaum unter den Maßnahmen leiden; vielleicht am ehesten weil die Biergärten und Restaurants geschlossen bleiben und ihre Konzert- und Theater-Abonnements ausgesetzt sind.

Der ohne eigenen Schuld in die wirtschaftliche Klemme geratene Anteil unserer viral entstandenen Zweiklassen-Gesellschaft wird aber, wenn die Politik ihn weiter aus dem Takt des normalen Lebens zwingt, zu einem Brandbeschleuniger ungeahnten Ausmaßes. Siehe die Trumpisten in den USA, die gerade einen zynischen Moral-Code vorgeben

Mir ist durch das planlose herum Zappen zwischen fürsorglich gemeinten TV-Magazinen zur Corona-Krise ein Beitrag aufgefallen, der mir im Hinblick auf den Rhythmus des Lebens ganz anders  zu Denken gegeben hat:

Einem Reporter war es gelungen, ein Interview mit einem Mann zu führen, der soeben nach Verbüßung einer langen Haftstrafe in die eingeschränkte Freiheit der aktuellen Virus-Wirklichkeit entlassen wurde. Der war ja quasi in einer Situation, als hätte man ihm nur Freigang oder den Vorzug gewährt, öfter vor die Tür zu dürfen. Er meinte, er sei vor allem deshalb hilflos, weil er nicht mehr "getaktet" sei. Ein komischer Ausdruck, den ich erst durch seine weitere Erklärung verstand:
Die Forderung nach freier Takt-Wahl,
um nicht für lange Zeit aus
dem Takt zu geraten, bleibt
leider weiterhin unerfüllt...
Quelle: amazon
"Im Gefängnis läuft der Tag nach einem immer gleichen Takt ab. Da wird einem Aufstehen, Essen, Duschen, sogar die freie Zeit und das Schlafen im immer gleichen Rhythmus vorgegeben. In der Wohnung hier finde ich mich noch nicht zurecht. Freunde und Verwandte, die mich sowieso nicht besuchen dürften, habe ich nicht. Der Arbeitsplatz, den man mir vermittelt hat, bleibt auf ungewisse Zeit nicht verfügbar. Ich lebe gewissermaßen in einer Haftverlängerung."

Ein Leben im Takt muss also wohl nichts mit einem intakten Leben zu tun haben. Aber es ist durchaus denkbar, dass die Politik genau so wenig über diese "Taktlosigkeit" und ihre gesellschaftlichen Langzeit-Folgen erahnt, wie sie vom erfolgreichen Kampf gegen Corona wirklich weiß.


Freitag, 17. April 2020

Zeit zum Zynismus

Wenn es in der Isolation mit dem logischen Nachvollziehen hapert, verfalle ich leicht in Zynismus. Das liegt aber bestimmt wieder einmal daran, dass ich mit dem Alter hadere und deshalb resigniere. Ich weiß nicht, was ich mir in dieser Woche von der Politik wirklich erwartet habe. Universal-Lösungen für eine derartige Pandemie - das macht ja schon das tägliche Überfüttern durch Sonder-Berichterstattung mit den immer gleichen Inhalten deutlich - gibt es eben nicht. Die öffentlichen Auftritte der Regierungsspitzen offenbaren zudem in wohlfeiler Dialektik, die allein dem eigenen Profil dient, die Hilflosigkeit bei Entscheidungen.

Bei unserem tunesischen Supermarkt der zwar kleiner ist als die ominösen 800 Quadratmeter, war schon die Polizei, weil durch die"maghrebinische" Anordnung der Regale dort das geforderte Abstand Halten nur schwer zu erreichen ist. Unsere Freunde aus Nordafrika müssen also mit der Ordnung nun schon auf der Straße beginnen, wie unser Metzger das schon praktiziert. Bin mal gespannt, wie sich das heute am heiligen Freitag Abend auswirkt, wo sie doch schon nicht in die geschlossenen Moscheen zum Beten dürfen und Unsicherheiten wegen des bald beginnenden Ramadans herrschen...

Das ausgerechnet der christlich sozialste Ministerpräsident der Bundesrepublik, der so gerne strengere  und weitere Wege geht, seinen Glaubens-Genossen weiterhin den Kirchgang verbietet, will mir nicht in den Kopf. Als wären unsere Kirchen so gerappelt voll, dass man  da in den Bänken nicht genügend Abstand halten könnten; zumindest mehr als in den Presse-Konferenzen  und Sitzungen von Kabinetten und Gremien.

Was die vermeintliche Allmacht der Regierenden bei ihren mutlosen Schritten übersieht, ist, dass ein großer Teil der Bevölkerung ja schon jetzt nach Wegen sucht, eigene  "Umwege" zu finden. Je länger ein Ausnahmezustand - das lehrt uns die Geschichte - desto größer wird die Gefahr des Widerstands. Aber auch der Fatalismus gewinnt an Raum, der in der Frage gipfeln könnte:
"Was soll ich mein Leben schützen, wenn es  bald ohne Arbeit, ohne Geld und ohne Bewahrung des Erreichten nicht mehr lebenswert ist?"

In einem philosophischen Exzerpt  auf einer Internet-Seite über Zynismus las ich als böses Beispiel, man solle doch um die Renten-Kassen zu entlasten, einfach ab einem gewissen Lebensalter die medizinische Versorgung der Alten gesetzlich verbieten: https://wortwuchs.net/zynismus/

Bin ich nun Zyniker oder einfach nur Realist gewesen,  als ich vor ein paar Tagen schrieb, dass am Ende immer wieder die selben noch Reicher geworden sind?
Seht diese Statistik, die WELT-online vor ein paar Stunden aus sicherer Quelle veröffentlicht hat:

Eigentlich wollte ich heute mal was
Lustiges schreiben. Aber aus einem Zyniker kann ja über Nacht nur ein verbissener Komiker werden..
Da fiel mir im Morgengrauen ein Roman des immer lesenswerten Autoren-DuosFruttero&Lucentini ein:
Im "Geheimnis der Pineta" ringen in einer winterlichen Ferien-Siedlung am Meer zwei Komiker mit Blockade um ihr neues Programm, indem sie sich  Stichworte zu Szenarien zuwerfen, die meist mit dem Satz "Das ist nicht komisch!" in Gegenseitigkeit abgeschmettert werden.

Das versuche ich jetzt auch einmal:
"Fünf Nonnen in einem Kaufhaus-Fahrstuhl!"
"Geht nicht und ist nicht komisch", schreit mein Über-Ich: "Die Kaufhäuser sind ja geschlossen!"
Aber  in realitas via Tagesschau: Mehrere Politiker mit Schutzmasken dicht gedrängt im Fahrstuhl eines Regierungsgebäudes das geht???

Ist aber eben auch nicht komisch!

Mittwoch, 15. April 2020

Per aspera ad astra!

Mit der gleichen Geschwindigkeit, mit der sich Covid-19 ausbreitet, nimmt auch die allgemeine Verunsicherung zu. Das liegt daran, dass die Zahl der ernsthaft Infizierten weitaus kleiner ist, als die der Klugscheißer, die glauben, dazu auch noch etwas sagen zu müssen. Dass das RKI seine Zahlen kommentiert, ist in Ordnung, aber wieso trägt die Akademie Leopoldina, die außer ihren Angehörigen im einfachen Volk keiner kennt, jetzt auch noch zur föderalen Kultur-Verwirrung beim Umgang mit Schließungen von Schulen und Kitas im Kampf gegen Corona bei?

Die Akademie ist so alt, dass sie schon fast in Vergessenheit geraten wäre. Nun tritt sie mit geballter Vorstandschaft parallel in den Nachrichten-Sendungen auf, um den Kultur-Politikern der uneinigsten  Bundesländer gut Ratschläge zu geben. Da kann sie von Glück sagen, dass sie von anderen Schlaumeiern, die jetzt Leute über 70 generell ins Zwangs-Quarantäne verbannen wollen (und das  von Juristen positiv haben prüfen lassen), nicht gleich mit einbezogen werden.
Bein amazon schon im Versand:
Die Chance auf ein besseres Leben


Nein, meine lieben Altersgenossen! Damit hätte ich keine Probleme, wenn dann bei weltweiter Anwendung ein paar in der Krise herum tapernde, greise Machtpolitiker gleich mit einbezogen würden. Aber wieso so zaghaft? Wieso nicht die Grenze für die Zwangseinweisung in die Quarantäne beim gesetzlichen Renten-Alter ansetzen? Nicht auszudenken, wenn Trump, Putin, Erdogan Kaczynski und auch bald Frau Merkel in einem Quarantäne-Heim für alte Politiker neutralisiert werden. Blieben allerdings noch die jungen Wilden, die ja auch ganz schön Schaden anrichten.

Aber mal im Ernst: Wer möchte im Moment Politiker sein? Auf der einen Seite die Sorge um die Volksgesundheit und auf der anderen der ungeheure Druck der Wirtschaftsbosse, die nun langsam um die Macht bangen, die ja eigentlich ihnen zusteht. Wäre ja wohl ein Witz, wenn eine unsichtbare Tücke, einem Virus, das gelänge, was der Kommunismus nicht geschafft hat: Eine neue Ausrichtung des Kapitalismus.

Keine Bange! So weit wird es nicht kommen. Wenn die staatlichen Gelder für Rettungsmaßnahmen ausgeschöpft sind, bleiben wieder die übrig, die im Sinne des Wiederaufbaus bereit sind,  alle Errungenschaften der sozialen Marktwirtschaft auf Null zurück zu setzen. Und wieder ist der Blöde "Otto Normalbürger", der diese Rettungsmaßnahmen mit seinen Steuern erst ermöglicht hat.
Details bitte selbst hier nachlesen:
https://www.bundesfinanzministerium.de/Monatsberichte/2019/01/Inhalte/Kapitel-3-Analysen/3-5-steuereinnahmen-haushaltsjahr-2018.html;jsessionid=1D2736022EA4A35A2BF1C0AD0DFC95CB.delivery1-master

Weil das "aspera", das Seneca dem vielfach geprüft Herkules angedichtet hat, so leicht nach eigenem Gusto gedeutet werden kann, wird sein Spruch "per aspera ad astra" auch so gerne als Parole für solche zitiert, die gar nicht erst die Chance haben, der rauen Wirklichkeit in Richtung Sterne zu entkommen. Meine zeitgenössische Übersetzung würde daher lauten:
"Aus der Scheiße in den Orbit!"

Nach vierwöchiger Quarantäne per aspera ad astra:
Die Sojus-Besatzung, die vor fünf Tagen
zur ISS aufgebrochen ist:
Chris Cassidy, Anatol Iwanischin, und Iwan Wagner
(von links nach rechts)
Apropos: Vor ein paar Tagen haben sich wieder drei Astronauten auf den Weg zur ISS gemacht. Geplant ist ein Aufenthalt von sechseinhalb Monaten. Sie werden bei ihrer Rückkehr am besten beurteilen können, ob da "die Welt schon eine andere" geworden ist. Wenn sie überhaupt noch jemand zurück holen kann... Der Film "On The Beach" (Das letzte Ufer) bietet - wie schon erwähnt - die passende Perspektive...

Montag, 13. April 2020

Urbi@Orbi

Immer mehr Mächtige mahnen im Moment mit markigen Mottos zum Durchhalten: Mich erinnert es an eine Zeit, die ich zum Glück nur aus zittrigen Filmen, gestörten Ton-Aufnahmen und verblassten Schwarzweiß-Bildern kenne. Parolen aus den Tagen als die Deutschen den Krieg schon längst verloren hatten (siehe auch mein Kolberg-Vergleich vom 18.März)). Dieses wiederholte Moralisieren könnte den Verdacht eher befeuern, dass die Mächtigen vielleicht doch schon von einem verlorenen Krieg gegen Covid-19 wissen und den eigenen Worten nicht mehr lauschen.  Lesen die denn ihre eigenen Zustimmungswerte für ihr Handeln nicht? Mehr Mut machen - ihr Mächtigen!!!.

Aber es gibt auch keinen Anlass zu obskuren Theorien, weil einer sagt, "die Welt danach wird eine andere sein". Auch diese Weissagung hatten wir im Verlauf der Geschichte bei einschneidenden Anlässen schon mannigfach, ohne dass sich der Mensch in seinen Kern-Trieben arg verändert hätte.

Ich als agierender Agnostiker finde da tatsächlich Trost im Glauben anderer. Denn wenn Gläubige sich zu einem Gottesdienst in einem Autokino versammeln oder millionenfach die Karfreitags-Prozession auf dem ausgestorbenen Petersplatz streamen - was ich übrigens auch gemacht habe - dann muss das schon als Zeichen gewertet werden, dass es auch viral viele gute Menschen gibt.

Leser und Leserinnen, die schon längere Zeit meine Posts konsumieren, werden immer wieder von meinem zwiespältigen Umgang mit dem Katholizismus konfrontiert. Ihm konnte ich immer schon durch seine an der Seele rüttelnden Inszenierungen  mehr abgewinnen als der kargen Nüchternheit jener Religion, in der ich einst getauft wurde. Meinen Kindern habe ich ohne Beeinflussung die freie Wahl eines Glaubens gelassen. Und meine Frau, die praktizierende Katholikin, hat sie auch nicht nachhaltig beeinflusst. Mein Sohn ist ebenfalls Agnostiker geworden, und meine Tochter als in alle Richtungen Glaubende, versucht für meinen Enkel, den Sohn eines designierten Lehrers der höchsten Hindu-Kaste, tatsächlich eine Brückenbauerin zwischen den Weltreligionen zu sein...

Das führt natürlich an einem Ostersonntag auch zu Irrungen und Verwirrungen. Denn meine Familie ist es seit jeher gewohnt, dass beim Decken für die Tafel unseres Oster-Brunchs die Live-Übertragung des Segens "Urbi et Orbi" läuft. Hinterfragt wurde das nie, denn es ist unser spezielles Ritual wie die wechselnde Verlesung der Weihnachtsgeschichte...

Selbst in Corona-Zeiten war es meinem Sohn, dem gottlosen Daten-Jongleur, wichtig, dass wir trotz der räumlichen Trennung unser spätest Oster-Frühstück zusammen einnehmen. Flugs verband er uns  am Morgen über "whereby" zum Video-Gruppen-Chat. Wir Älteren hatten zwar kleinere Nervenzusammenbrüche bevor alle Mikros und Kameras gleichgeschaltet waren, aber dann waren wir bereit für


"Urbi@Orbi"

Aber seht selbst:
Vorne Festtags-Brunch, dahinter Familie,
und der Papst via TV live dabei
Später schalteten sich dann noch Freundinnen und Freunde selbst aus der italienischen Quarantäne hinzu. Wenn das nicht ganz im Sinne der Osterbotschaft von Francesco war...

Freitag, 10. April 2020

Die ethische Rangfolge

Die Gesundheit der gesamten Gesellschaft zu schützen, ist gemessen an der
verfassungsgemäßen Entfaltung der individuellen Freiheit vorrangig. So ist die Klageabweisung im Eilverfahren durch den Bundesgerichtshof diese Woche im Hinblick auf  die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie zu verstehen. Ein Bürger hatte Klage eingereicht, weil er sich deswegen in seinen Grundrechten wie Freizügigkeit und eines selbst bestimmtes Lebens vom Staat gegängelt fühlte.

Interessant ist dabei die Tatsache, dass das eine Nachricht unter vielen "Bad-News" war, die dann nicht weiter thematisiert wurde. Dabei ist die ethische Rangfolge in Demokratien de jure immer wieder eine Modell-Diskussion. Ganz wie bei der Frage, ob die Staatsmacht angesichts einer zu erwartenden hohen Zahl an Todesopfern im Zentrum einer Großstadt den Befehl zum Abschuss eines von Terroristen wie bei Nine Eleven entführten Passagier-Flugzeuges geben darf...

Die aktuellen Werte der Befürwortung aller politischen Maßnahmen durch uns Bürger stellt die ethische Rangfolge ja noch nicht in frage. Aber diese Werte werden sich schnell verändern, wenn die Pandemie selbst bei Verbesserung der Fallzahlen so lange dauert, wie befürchtet.

Dass große Wirtschaftsunternehmen ihren Betrieb auf Kurzarbeit herunter schrauben müssen und Kleinunternehmer in die Insolvenz geraten, wäre ohne explosionsartig wachsende Arbeitslosenzahlen noch eine Zeit lang hinnehmbar - beziehungsweise durch Hilfsfonds abzupuffern. Aber dann!

Eine Art D-Day für die
Weltwirtschaft und eine
Kettenreaktion vermutlich
heftiger als Atombomben.
Fällt der erste Stein,
könnten wir alle umfallen..
Quelle; amazon.de
Da hilft ein Blick hinüber zu den amerikanischen Covid-19-Verleugnern. Als Trump die Gefahr immer noch unterschätzte, deckte sich die Zivilbevölkerung bereits überproportional im statistischen Vergleich mit Schusswaffen und Techniken zur häuslichen Selbstverteidigung ein. Jetzt bei den weltweit höchsten Corona-Fallzahlen steuern die USA auf eine Massenarbeitslosigkeit zu, die in ihrer allein auf Konsum gestriegelten und kaum sozialen Marktwirtschaft den sogenannten "Domino-Effekt" einander mitreißender Pleiten auslösen könnte.
Wenn die auf Pump basierende Bestreitung des täglichen Lebens dadurch unterbrochen wird, dass nichts mehr oder nur noch wenig aufs Konto kommt, können weder Mieten noch Raten für das Auto gezahlt werden  Überfällige Hypotheken für die traditionell überschuldeten Eigenheime häufen sich an und verelenden Kreditnehmer und -Geber gleichermaßen...

In so einem Szenario unterliegt die ethische Rangfolge enormen Verwerfungen. So auch geschehen im durch WKI und Spanische Grippe während der 1920er Jahre geschwächten Europa. Könnte ein wirklich geeint agierendes Europa so etwas auch im Vergleich zu den USA  leichter bewältigen?

Der spaltende, nationale Egoismus funktioniert schnell - wie es die EU am Brexit zu spüren bekam.

Wer in der Euro-Zone ist, muss in Euro denken und die aktuelle Chance wahrnehmen, ihn durch Einheit zu stärken. Da müssen die Nationen, die wirtschaftlich besser gerüstet sind, das Teilen lernen, ohne sich erpressen zu lassen. Aber hier muss es dann auch einen Zeitpunkt geben, bei dem die ethische Rangfolge zur Rettung vieler gleichrangig ist mit dem gesundheitlichen Schutz vergleichsweise weniger. Zumindest bis die Zahl der Vollbeschäftigten wieder den "vorpandemischen" Stand erreicht hat.

Das Szenario darf nicht heißen - Volkswirtschaftler gegen Marktwirtschaftler unter Vernachlässigung des Sozialen - sondern bietet nur die eine Perspektive:

Europa zieht an einem Strang oder geht unter.

Mittwoch, 8. April 2020

Jetzt auch das noch!

So langsam wächst in mir der Verdacht, dass Corona in den Apps und auf den Websides unter den Textern übelste Sadisten generiert. Anders ist die beinahe ausschließliche Häufung des Horrors kaum zu erklären. Nur ein Beispiel: Wieso ist es bei all den Statistiken so schwer, die Zahl der Genesenen und die Hochrechnung von Infizierten, die anscheinend gegen das Virus immun sind, gegen zu rechnen? Und die aufwendigen, "interaktiven" RKI-Länder- und Übersichtskarten setzen den individuellen Zuwachs oder Schwund auch nicht so ins Verhältnis, dass der am Detail Interessierte seine eigene Rechnung aufmachen könnte...

Könnte ich diese Zahl auf der Skala noch so deutlich lesen,
wäre ich mächtig stolz und wieder bei meinem
Kampfgewicht als Teenager
Quelle: ard.de
Ja und gestern das noch: Covid-19 führe zu Gewichtszunahme, ließ ARD.de verlauten. Ich war so geschockt, dass ich den unter dieser Überschrift mühsam konstruierten Hinweis auf die Gefahr der körperlichen Untätigkeit in der Eingeschlossenheit nicht mehr richtig wahrnahm. Meine erste Reaktion: Lieber Himmel jetzt kommt zu meinem Alter, der Stoffwechsel-Erkrankung und meinem durch zwei Infarkte vorgeschädigten Herzen auch noch, dass ich unweigerlich dick werde!

Als ich mich dann etwas beruhigt hatte, wurde mir wieder bewusst, dass ich mich ja schon einige Jahrzehnte mit einem Mords-Gewicht über den Erdball bewege. Eine Figur, die schon versaut ist, kann man im Alter kaum noch durch eine Corona-Kur verschönern...
Größe ist immer relativ:
Der Polizei-Chef von Shanghai
gratuliert 1986 dem Chefredakteur
zum zweiten Führerschein für "Langnasen"
Foto: Gerold Jung

Ich mache dieses negative Summen-Spiel einfach nicht mit! Mir macht es Spaß mit der fürsorglichsten Ehefrau von allen die reduzierte Zahl unserer Einkäufe so zu planen, dass wir eine variable Abfolge von Lebensmitteln in einem ausgeklügelten Wochenplan auf Gourmet-Niveau umsetzten.

Rechtzeitig erreichte mich auch eine Mail von einem Leser, der fragte, wieso ich gerade bei den Einschränkungen durch die Pandemie darauf verzichte, hilfreiche Rezept-Vorschläge zu posten?
Nun ja, als Fanatiker frischester Zutaten tue ich mich eben schwer, zu gestehen dass ich unter diesen Umständen sehr wohl zu schätzen gelernt habe, tiefgekühlte oder konservierte Ware einzusetzen. Selbst Fisch und Meeresfrüchte nehme ich so in kauf, um meine Sehnsucht nach dem Burgdorf in Ligurien zu dämpfen.

Deshalb heute ein Rezept-Vorschlag, den ich ohne Pandemie und die ehrenhafte Aufgabe, meinen schwächelnden Schwager mit Wohlgeschmack zu versorgen, nie und nimmer gepostet hätte. Ich gebe zu: Beim Schreiben bin ich fast so rot geworden wie meine obligater Hummer-Icon:

Pfunds-Chilli

für vier Personen oder als Not-Reserve fürs Gefrierfach

Zutaten:
1 Pfund Schweinebauch
1 Pfund Mais aus der Dose
1 Pfund Kidneybohnen aus der Dose
1 Pfund mehlige Kartoffeln
1 große rote Zwiebel
4 Zehen möglichst frischen Knoblauch
4 bis 5 getrocknete Chilli-Schoten oder Peperoncino zum partiellen Abschmecken
1 Schnapsglas süßer Essig oder dunkler Balsamico
3 Gehäufte Esslöffel Tomatenmark
1 Esslöffel Salz
1 Würfel Gemüsebrühe
1 Becher süße Sahne

Zubereitung:
Schweinebauch in Würfel von etwa 1 cm Kantenlänge schneiden und mit etwas Bratfett scharf in geräumigen Topf bei geschlossenem Deckel anbraten.
Geschälte Kartoffeln ebenso in extra Gefäß würfeln und mit der fein gehackten Zwiebel, dem Knoblauch und dem Salz sowie den grob zerpflückten Chilli-Schoten vermengen und abgedeckt stehen lassen, bis der Schweinebauch ein wenig geröstet aussieht.
Das Kartoffel-Gemisch dann hinzu geben und etwa zehn Minuten unter permanentem Rühren mit rösten.
Dann den Brühwürfel zerbröseln, und das Geröstel mit dem Tomatenmark samt Essig mit kochendem Wasser angießen.
Jetzt die Temperatur der Flamme auf Köcheln zurück stellen und den Inhalt der Dosen samt Saft hinzu geben. Kräftig rühren und Deckel drauf.
Nach einer Stunde kräftig durchmischen und den Deckel zum Reduzieren deer Flüssigkeit ein wenig verschieben.
Nach einer weiteren Stunde eine Esslöffel voll zum Abschmecken probieren, gegebenen Falles nachwürzen. Falls zu scharf oder zu salzig daran denken, dass ja noch die Sahne fehlt. Aber erst einmal runter von der Flamme und eine Stunde ziehen lassen.
Zehn Minuten vor dem Servieren wieder bei mittlerer Temperatur zurück auf den Herd und unter gleichmäßigem Rühren mindesten 1/4 Liter Sahne untermengen.
Fertig!

Buen Provecho!

Wie wir Kochtopf-Mexikaner zu sagen pflegen...

Montag, 6. April 2020

Von der Babylonischen Gefangenschaft durch Corona

Stellt euch vor - liebe Mitleidende - der Frühling ist da und niemand geht hin. Seit 35 Tagen habe ich das Glashaus nur für eine halbe Stunde zur Kommunalwahl verlassen.
Unsere Ehe war nie harmonischer. Obwohl, ich muss gestehen, dass wir manchmal bewusst einen Streit vom Zaun brechen und uns spielerisch anpöbeln, um den Ernstfall häuslicher Gewalt - wie prognostiziert - schon einmal verbal zu erproben. Die Fürsorglichste von allen ist im Vergleich zu meiner Körperfülle so winzig, dass es ohnehin keinen Spaß machte, sie zu verprügeln, Stattdessen brechen wir alle Abstandsregeln, kuscheln im Ehebett und küssen uns  den Tod verachtend sogar auf den Mund.

Bei so einem Unterschied
an Länge und Breite ist
körperliche Gewalt erst recht
nicht opportun
Was schon ein Wagnis ist, weil meine von jeher bessere Hälfte furchtlos den Kontakt zur Außenwelt aufrecht erhält. Dreimal pro Woche versorgt sie ihren auf Hilfe angewiesenen älteren Bruder.
Auf dem Weg dorthin macht sie natürlich Hamsterkäufe, die sie im Auto lassen kann, weil unsere Tiefgarage immer noch Kühlschrank-Temperatur hat. Heute gehen wir zum ersten Mal regelkonform in unser  zum Anwesen gehörendes Gärtchen, wo Amsel, Drossel, Fink und Star meiner Holden im Chor für die unermüdliche Fütterung während der Kälte-Periode dankten werden. Winter konnte man diese Jahreszeit ja in München in letzter Zeit kaum noch nennen.

Apropos Winter: Unser Landes-Fürst, dem absolut nicht zu überschätzenden Söder Marcus, ist es gelungen, die Ursache dafür heraus zu finden, wieso sein gar nicht mal so vollflächiges Reich trotz seiner strengen Maßnahmen zum Schutz gegen Corona weiterhin die höchsten Zuwachs - und Sterberaten aller Bundesländer aufweist (Stand 6. April Null Uhr 24.974 Infizierte, 437 Todesfälle): Die Ösis und die Eidgenossen waren schuld. Weil die einen Schnee hatten und unsere braven Skifahrer zum Abzocken bei Jagatee, Germknödel, Raclette und Hoblchaas in ihre völlig verseuchten Après-Spelunken gelockt haben. Die Bazis! Und nehmt diese Verschwörungs-Theorie noch hin - ihr geldgierigen Älpler! Ihr versprüht für eure Rennstrecken durch Bakterien haltbarer gemachten Kunstschnee. Wer weiß, ob da nicht gar Covid-19 vermengt war, den die "Schneelutscher" aus dem Norden dann mit dem Eis im Skiwasser konsumiert haben?

So eine Anschuldigung passt natürlich insgesamt in das Bild des akuten Nachbarn-Bushings, dem neuesten Spaltpilz in der europäischen Einheit: An Rhein und Saar  beschimpfen sich Franzosen und Deutsche auf den Grenzbrücken. die Italiener werfen uns vor, dass wir wieder arrogante und besserwisserische Herrenmenschen seien, weil unsere Kanzlerin den Eurobonds nicht zustimmt. Aber dann wieder zum eigenen Wohl Polen, Rumänen und Tschechen als Ernte-Helfer oder medizinisches Personal ins Land pendeln lässt.

Wer hat gesagt, dass das Virus die besten Seiten in unseren Mitmenschen aktiviert? Das Internet mit seinen zahlreichen Plattformen bietet einen Zustandsbericht, bei dem man am liebsten nicht mehr vor die Tür will. Ach, sollen wir ja eh nicht!

Nur der Münchner Multikulti-Stadtteil Milbertshofen, in dem das Glashaus steht, scheint sich vom rüden Miteinander nicht anstecken zu lassen. Beinahe heiter joggt  den ganzen, langen Tag die gemischtrassige Nachbarschaft in allen Himmelsrichtungen an uns vorbei. Die Schlange vor unserem Metzger gegenüber mit ordentlich Abstand haltenden, geduldig wartenden Konsumenten aus vielen Ethnien könnte es so auch in New York geben, hätte Trump das Virus nicht so lange verharmlost. Übrigens halten auch die Moslems an unserem Sindbad-Market hundert Meter weiter vor allem freitags - ganz gegen ihren sonstigen "Hang zum Tumult" - mit teutonischer Genauigkeit Abstand. Da Kitas und Schulen zu sind, kann jeder an den um den Block wandernden vielköpfigen Familien-Verbunden genau sehen, wer am fleißigsten für eine Deutsche Nach-Corona-Gesellschaft sorgt.

Diese irgendwie heitere und vielsprachige  "Babylonische Gefangenschaft" in Milbertshofen sollten sich die AfD-Vordenker mal geben. Gut, dass die zur Zeit aus ihrem braun vermiesten  Umfeldern nicht heraus dürfen...


Freitag, 3. April 2020

Was wird aus der "Freien Marktwirtschaft"?

Ich zitiere hier vorab https://unternehmer.de/ mit der gängigen Definition zu den Merkmalen der "Freien Marktwirtschaft", damit alle. die meinen Blog besuchen, sich  frei von meinen Anmerkungen und diversen Verschwörungstheorien und angesichts der durch die Pandemie verursachten Auswirkungen auf die Wirtschaft selbst ein Bild machen sollen:

Die freie Marktwirtschaft zeichnet sich aus durch:
  • freien Wettbewerb
  • offene Märkte
  • Individualplanung und individuelles Risiko
  • Vertrags- und Gewerbefreiheit
  • Streben nach maximalem Gewinn
  • Konsum- und Investitionsfreiheit
  • Privateigentum an Produktionsmitteln
  • freie Berufswahl
  • untergeordnete Rolle des Staates
  • Zwang zur demokratischen Gesellschaftsordnung
  • freie Austauschbarkeit der Währungen
Meine Ansicht zu Punkt  1:
Die Maßnahmen und Verordnungen der Legislative, um uns vor Covid-19 zu schützen, haben den freien Wettbewerb nicht nur unterbunden, sondern auch zu extremen Ungerechtigkeiten geführt: Drogerie-Märkte dürfen weiter geöffnet bleiben, andere Läden mit vergleichbarer Angebotsstruktur nicht. Gemüse-Bauern dürfen nun Erntehelfer aus dem Ausland holen. Gärtnerei-Betriebe bleiben auf ihren Frühjahrspflanzen und -Blumen sitzen.

Bei Punkt 2:
Welche Märkte offen bleiben, entscheidet die Verwaltung der Bundesländer. Im Binnen-Handel gelten andere Regeln als im Export, der von den Bundesministerien als überlebenswichtig gegebenen Falles zugelassen wird. Aus Verzweiflung auf Versandhandel umzustellen, hilft nur so lange die Krise dauert. Dauert sie zu lange, ist die alte Struktur des Einzelhandels irreparabel.

Für Punkt 3 gilt:
Jegliche individuelle Planung hat die Corona-Pandemie aktuell unmöglich gemacht. Das individuelle Risiko ist durch die Beschränkung der Strukturen kaum noch einzuschätzen. Es trifft dadurch natürlich - was gut ist - Heuschrecken-Investoren und solche im besonderen Maße, die für das Zusammenraffen von Firmen bei Krediten nur noch auf den Zehenspitzen stehen. Die Dummen sind dann die Arbeiter und Angestellten.
Bei denen, die in normalen Zeiten,  ein solides Risiko kalkuliert haben, wird es abzuwarten sein, wie schnell Rettungsschirme, günstige Kredite oder Ausgleichszahlung voll umfänglich ankommen.

Punkt 4:
Wer jetzt seinem Gewerbe nachgeht, hat (siehe Punkt 1) keinerlei Planungssicherheit, muss aber damit rechnen, dass die Partner bei bereits abgeschlossenen Verträgen aus eigener Not auf dem Rechtsgrundsatz" pacta sunt servanda" bestehen müssen. Sich dort legislativ durch Aussetzungen einzumischen, gefährdete dann in erster Linie unseren Rechtsstaat dauerhaft.

Punkt 5 braucht eine veränderte Perspektive:
Schon in der ersten Stunde meiner kaufmännischen Ausbildung, lernte ich, dass Unternehmen gegründet werden, um Gewinn zu machen. Dass er maximal anzustreben sei, wurde aber ebenso wenig vermittelt, wie in der Folge mit dem Erwirtschafteten umzugehen sei. Es gibt keinerlei Ethik-Regeln für maximales Gewinn-Streben, was historisch gerade in solchen Notsituationen wie heute belegbar ist. Auch dass es für die Big-Gamer immer noch jede Menge Steuer-Schlupflöcher gibt, ist ein Manko.

Punkt 6:
Die Frage, ob wir alles konsumieren sollen, was im Angebot ist, wird dadurch beantwortet, was wir bereit sind, dafür anzulegen oder besser auszugeben...

Im Prinzip ja zu Punkt 7:
In meinen Rebellen-Jahren gab es die Idee vom Staatsmonopolistischen Kapitlismus, kurz "Stamokap" genannt. Irrungen und Wirrungen der marxistisch-leninistischen Theorien - am besten nachzuvollziehen am Untergang der sogenannten DDR. Der Mensch will Eigentum, und selbst als einfachem Arbeiter steht ihm auch die Beteiligung an den jeweiligen Produktionsmitteln zu. Einst Beispiel gebend: Bosch, Siemens und Rosenthal...

Punkt 8 muss nicht hinterfragt werden.

Punkt 9 ist aktuell reziprok:
Im Moment - ob uns das gefällt oder nicht - muss der Staat sich einfach überordnen: auch um unsere hart erarbeitete, gesellschaftliche Struktur zu erhalten. Die brennende Frage muss aber sein: Wie weit darf oder muss der Staat gehen, damit wir geheilt werden und dennoch ein Weg zurück noch möglich ist. Können wir - das Volk - dann noch beeinflussen oder gar verlangen, dass der Staat sich ihm/uns wieder unterordnet?

Das allein würde Punkt 10 schon gewährleisten.

Zu Punkt 11:
So lange es keine gerecht bemessene Weltwährung gibt - was ja Utopie ist, wie selbst Kryptische Währungen derzeit zeigen - wird es den Devisen-Handel geben. Um jeden Preis muss deshalb der Euro die Corona-Krise überleben. Dann wird er auch auf seinem Weg zur Leitwährung gestärkt aus ihr hervorgehen!
Passend dazu mein interaktives Bild"Midas-Apokalypse"
- je mehr Gier in der Welt, desto mehr gold auf diesem Bild










Mittwoch, 1. April 2020

Survival of the Fittest

Aus dem gestrigen Corona-Konvolut an bad news stach eine Meldung heraus: Harry und Meghan verlassen die Royal Firm und müssen nun im amerikanisch/kanadischen Exil für die Kosten ihrer Sicherheit selbst aufkommen. Was sie wohl ziemlich schnell in den Ruin und ihren aus der Thronfolge gezerrten Sohn in die Sozialfürsorge treibt. Die gnadenlose Yellow Press des Vereinigten Königreichs jubelt: Dem garstigen Harry mit seinem widerspenstigen Schauspieler-Flittchen, das zudem das blaue Blut ja verunreinigt hat, geschieht das nur recht! Und natürlich muss auch Trump da gleich betonen, dass er für die Sicherheit des abtrünnigen Paares keinen Cent abdrückt. Mei o mei! Die bald noch ärmeren Sussexens! Da kann man ja das Schicksal der Hunderttausende, die Weltweit vom Virus-Tod bedroht sind, glatt mal hintan stellen...

Und wieso thematisiert dann der olle O.belix das dann auch noch? Ganz einfach: Weil das Paar samt Sohn ideal ist, um die Interpretation der ur-britischen These "Survival of the Fittest" beispielhaft vorzunehmen.
Herbert Spencer
Herbert Spencer stellte sie 1864 auf, und Charles Darwin machte sie populär, indem er sie fünf Jahre
Charles Darwin
später im fünften Band von "Entstehung der Arten" noch deutlicher auslegte: Nur jene Spezies überleben, denen es in der Evolution gelingt, sich den stetig veränderten Bedingungen anzupassen. Mit dem "Überleben der Stärksten", wie das immer gern übersetzt wird, hat das ganz und gar nichts zu tun.

Zurück zum einstigen Prinzenpaar:
Beide waren nicht bereit, sich dem evolutionären Stillstand des Britischen Königshauses anzupassen. Aus gutem Grund, wenn man das anschaut, was sch der Boulevard zeit ihrer Lebensläufe so über sie zurecht fantasiert hat. Aber sind sie deshalb "Misfits" also nicht "gesellschaftsfähig"? (Übrigens auch ein immer noch sehenswerter Film von John Huston aus dem Jahr 1961 mit einer fabelhaften Marilyn Monroe in ihrer letzten Rolle.)

Misfits werden ein Großteil der Armen und Mindestlohn-Schufter, die den Covid-19 überleben, aber dann nichts mehr zum Leben haben. Desperat und hungernd, weil eine wieder und immer noch nur um Profit ringende Schicht böser, reicher Machtmenschen am "Wiederaufbau" verdienen will; angeblich um die Gesellschaft zu retten.
Noch ein Tipp zum Gucken in der Corona-Diaspora daheim: In der ARD-Mediathek gibt es die historische Doku-Serie "Krieg der Träume", die die Zeit zwischen 1919 und 1939 in abstrahierender Fiktion und schnellen Schnitten alter Filme so darstellt, dass einem angesichts der derzeitigen wieder zu erkennenden Zustände auf der Welt der Atem weg bleibt.

Tatsächlich ist es nämlich so, dass heute wie zu Zeiten der Versailler Friedenskonferenz 1919 die wichtigsten Staaten von selbstsüchtigen "Verfassungsveränderern" gesteuert werden, die alles - nur nicht globales "Volkeswohl" wollen;  schnöden (Virus)-Kriegsgewinn im Sinne angeblich nationaler Interessen.
Beim Verteilen der Beute gleich
das Fundament zum Zweiten Weltkrieg
gegossen: Die Versailler Friedenskonferenz 1919
Diejenigen, die mit denen überleben, werden, weil sie sich immer und überall den Verhältnissen anpassen können, wieder Beifall in Form von Heldenverehrung zollen.

Europa könnte das - im Kern geeint - verhindern, indem es den Spaltpilzen in der Not einfach den Geldhahn zudreht und sie aus der Union verbannt. Aber uneins im Virus-Krieg, geführt von der absoluten Fehlbesetzung Ursula von der Leyen wird dieses Europa, wie es einst geplant war, eher geräuschlos untergehen.

Die sich verändernden Gesellschaften, werden dazu wohl auch nicht allzu schnell versuchen, alte Standards demokratisch zurück zu gewinnen.

Also nach dem Virus kommt der Hunger, dann werden Revolutionen im Kleinen blutig nieder geschlagen und letztlich wird ein Dritter Weltkrieg den Planeten Erde von allen Dinosauriern des Denkens befreien. Niemand wird dann noch da sein, um verständnislos den Kopf zu schütteln...

No more Survival - even for the Fittest possible...