Mittwoch, 8. April 2020

Jetzt auch das noch!

So langsam wächst in mir der Verdacht, dass Corona in den Apps und auf den Websides unter den Textern übelste Sadisten generiert. Anders ist die beinahe ausschließliche Häufung des Horrors kaum zu erklären. Nur ein Beispiel: Wieso ist es bei all den Statistiken so schwer, die Zahl der Genesenen und die Hochrechnung von Infizierten, die anscheinend gegen das Virus immun sind, gegen zu rechnen? Und die aufwendigen, "interaktiven" RKI-Länder- und Übersichtskarten setzen den individuellen Zuwachs oder Schwund auch nicht so ins Verhältnis, dass der am Detail Interessierte seine eigene Rechnung aufmachen könnte...

Könnte ich diese Zahl auf der Skala noch so deutlich lesen,
wäre ich mächtig stolz und wieder bei meinem
Kampfgewicht als Teenager
Quelle: ard.de
Ja und gestern das noch: Covid-19 führe zu Gewichtszunahme, ließ ARD.de verlauten. Ich war so geschockt, dass ich den unter dieser Überschrift mühsam konstruierten Hinweis auf die Gefahr der körperlichen Untätigkeit in der Eingeschlossenheit nicht mehr richtig wahrnahm. Meine erste Reaktion: Lieber Himmel jetzt kommt zu meinem Alter, der Stoffwechsel-Erkrankung und meinem durch zwei Infarkte vorgeschädigten Herzen auch noch, dass ich unweigerlich dick werde!

Als ich mich dann etwas beruhigt hatte, wurde mir wieder bewusst, dass ich mich ja schon einige Jahrzehnte mit einem Mords-Gewicht über den Erdball bewege. Eine Figur, die schon versaut ist, kann man im Alter kaum noch durch eine Corona-Kur verschönern...
Größe ist immer relativ:
Der Polizei-Chef von Shanghai
gratuliert 1986 dem Chefredakteur
zum zweiten Führerschein für "Langnasen"
Foto: Gerold Jung

Ich mache dieses negative Summen-Spiel einfach nicht mit! Mir macht es Spaß mit der fürsorglichsten Ehefrau von allen die reduzierte Zahl unserer Einkäufe so zu planen, dass wir eine variable Abfolge von Lebensmitteln in einem ausgeklügelten Wochenplan auf Gourmet-Niveau umsetzten.

Rechtzeitig erreichte mich auch eine Mail von einem Leser, der fragte, wieso ich gerade bei den Einschränkungen durch die Pandemie darauf verzichte, hilfreiche Rezept-Vorschläge zu posten?
Nun ja, als Fanatiker frischester Zutaten tue ich mich eben schwer, zu gestehen dass ich unter diesen Umständen sehr wohl zu schätzen gelernt habe, tiefgekühlte oder konservierte Ware einzusetzen. Selbst Fisch und Meeresfrüchte nehme ich so in kauf, um meine Sehnsucht nach dem Burgdorf in Ligurien zu dämpfen.

Deshalb heute ein Rezept-Vorschlag, den ich ohne Pandemie und die ehrenhafte Aufgabe, meinen schwächelnden Schwager mit Wohlgeschmack zu versorgen, nie und nimmer gepostet hätte. Ich gebe zu: Beim Schreiben bin ich fast so rot geworden wie meine obligater Hummer-Icon:

Pfunds-Chilli

für vier Personen oder als Not-Reserve fürs Gefrierfach

Zutaten:
1 Pfund Schweinebauch
1 Pfund Mais aus der Dose
1 Pfund Kidneybohnen aus der Dose
1 Pfund mehlige Kartoffeln
1 große rote Zwiebel
4 Zehen möglichst frischen Knoblauch
4 bis 5 getrocknete Chilli-Schoten oder Peperoncino zum partiellen Abschmecken
1 Schnapsglas süßer Essig oder dunkler Balsamico
3 Gehäufte Esslöffel Tomatenmark
1 Esslöffel Salz
1 Würfel Gemüsebrühe
1 Becher süße Sahne

Zubereitung:
Schweinebauch in Würfel von etwa 1 cm Kantenlänge schneiden und mit etwas Bratfett scharf in geräumigen Topf bei geschlossenem Deckel anbraten.
Geschälte Kartoffeln ebenso in extra Gefäß würfeln und mit der fein gehackten Zwiebel, dem Knoblauch und dem Salz sowie den grob zerpflückten Chilli-Schoten vermengen und abgedeckt stehen lassen, bis der Schweinebauch ein wenig geröstet aussieht.
Das Kartoffel-Gemisch dann hinzu geben und etwa zehn Minuten unter permanentem Rühren mit rösten.
Dann den Brühwürfel zerbröseln, und das Geröstel mit dem Tomatenmark samt Essig mit kochendem Wasser angießen.
Jetzt die Temperatur der Flamme auf Köcheln zurück stellen und den Inhalt der Dosen samt Saft hinzu geben. Kräftig rühren und Deckel drauf.
Nach einer Stunde kräftig durchmischen und den Deckel zum Reduzieren deer Flüssigkeit ein wenig verschieben.
Nach einer weiteren Stunde eine Esslöffel voll zum Abschmecken probieren, gegebenen Falles nachwürzen. Falls zu scharf oder zu salzig daran denken, dass ja noch die Sahne fehlt. Aber erst einmal runter von der Flamme und eine Stunde ziehen lassen.
Zehn Minuten vor dem Servieren wieder bei mittlerer Temperatur zurück auf den Herd und unter gleichmäßigem Rühren mindesten 1/4 Liter Sahne untermengen.
Fertig!

Buen Provecho!

Wie wir Kochtopf-Mexikaner zu sagen pflegen...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen