Freitag, 30. Oktober 2020

Eremit in Quarantäne

animated.gifs.net
Wieso fragen mich nur alle Anrufer, wie es mir geht?
Klar, wir sind wohl gerade noch rechtzeitig aus Ligurien herausgekommen. Mit einer zauberhaften Herbstreise übrigens, die uns die Ankunft des Winters hier leichter ertragen ließ. Dann waren wir gleich am nächsten Vormittag zum voraus gebuchten  "Drivethrough-Testing" auf dem brachen Oktoberfest-Gelände. Doppelreihen von Autos unter der Bavaria. Dazwischen besorgte, unangemeldete Fußgänger, die für zusätzliche Verzögerungen sorgten. Aber insgesamt doch nur etwas mehr als eine halbe Stunde Wartezeit bis wir bei den freundlichen und geduldigen Testern anlangten. Das mit den Barcodes klappte wirklich super schnell. In zwei bis drei Tagen sollten wir dann unsere Ergebnisse via Smartphone oder Computer abrufen können. Heute beginnt der fünfte Tag unserer Quarantäne, und noch immer haben wir keine Ergebnisse...

Was war passiert? Sich täglich steigernde Fallzahlen in Rekrodhöhe von über 17000 Neuinfizierten waren passiert! Das hat die "Doctorbox" offenbar in ihrer Kapazität derart zerlegt, dass sie - wie zugesagt - auch im Ernstfall keine e-mails mehr beantworten kann.

Nun sind wir aber qua Definition wegen unseres Alters und der Vorerkrankungen nicht nur Risikogruppe, sondern auch von "tonnenweise" benötigten Medikamenten abhängig. Die waren uns am Ende unseres Ligurien-Aufenthaltes wegen der strengen Rationierungs-Politik unserer Krankenkassen bei denen wir über 50 Jahre Mitglieder sind, aber teilweise ausgegangen. De jure zählen in der Quarantäne nur die fixierten, belegbaren Termine für Blutabnahme und die verlangte Quartals-Untersuchung in der ersten Novemberwoche. Einfach mal über den Ring los düsen, um beim Arzt die Gesundheitskarten einlesen zu lassen, wäre eine Grauzone gewesen, auf die wir uns bei den derzeitig so diffusen Sachverhalten nicht einlassen wollten. Ohne eingelesene Karten aber keine Rezepte!

Das wäre jetzt noch das Diabetiker-Delight:
Schnell konsumierbare Hardware
aus Schokolade und Marzipan
für die Advent-Posts
Quelle: Lehwalder-Wordpress
Dann aber ging es wegen der Jahrzehnte langen "Geschäftsbeziehungen" doch noch ganz unbürokratisch: Die Ärzte faxten die Rezepte an unsere Apotheke und behalten die Originale bis die Karten eingelesen werden. Die Apotheke vertraute uns nicht nur auf Rechnung für die Zuzahlungen, sondern lieferte alles noch rechtzeitig am gleichen Abend vor die Haustür. So werden wir den Rest der Quarantäne also auch noch herumbekommen, zumal uns die Kinder schon mit Leckereien vor versorgt hatten, und der Metzger unseres Vertrauens gestern auch noch warmen Leberkäs und Brezen über die Kreuzung lieferte...

Wie soll es uns also gehen? Mir zumindest geht es prächtig. Denn die Quarantäne unterstützt meinen in den letzten Jahren stetig zunehmenden Hang zum Dasein eines elektronisch und nahrungsmäßig gut gefütterten Eremiten.

Das kann ich schreiben, weil meine - in ihrer unendlichen Fürsorge völlig ausgebremste - Ehefrau meine Bloggs eh nicht liest.


Mittwoch, 28. Oktober 2020

Navigator gesucht

 Die, die denken sie könnten etwas ändern oder besser machen, bedienen selten die Instrumenten des Wandels. Das äußert sich dann in so hilflosen Sprüchen wie:

Die besten Kapitäne, sind die, die im Hafen bleiben.
Oder:
Millionen von Bundestrainern sitzen vor der Glotze.

Journalisten dürfen sich bei so einer Stilisierung nicht ausnehmen, obwohl es ja in funktionierenden Gesellschaften durchaus zu ihren Pflichten gehörte, ihre Ansichten mitzuteilen oder die der Mächtigen zu kommentieren. Nun aber gibt es durch die elektronischen, die angeblich sozialen Medien, das Problem, dass es zu viele selbst ernannte Meinungs-Botschafter gibt.  Meist sind die dann auch noch schneller als die, deren Arbeit erst gedruckt oder für eine Sendung vorbereitet werden muss. Das hinterher Dackeln bei "Nachrichten-Machern", denen das Wort Recherche ein völliges Fremdwort ist, wird in diesen Tagen zu einer ernsten Bedrohung.

So las ich ungläubig, dass die obskure Weltbewegung "QAnon" wesentliche Impulse von einem den hiesigen Ermittlern bekannten deutschen Hacker aus der Bundeshauptstadt bekommt. Der vermittelt den Unsinn der "Anonists" in Sekundenschnelle einem Millionen-Publikum, das dann glaubt, dass der heute 65 Jahre alt gewordene Bill Gates und seine elitären Spießgesellen entführte Kleinkinder in Laboren halten, um aus ihnen einen exklusiven Extrakt für ewiges Leben zu gewinnen... Dabei müssten die sich nur das zerfurchte, faltenreich blasse und zu früh gealterte Gesicht des Tycoons anschauen, um zu erkennen, dass das unterstellte Unterfangen gerade bei ihm wohl nicht gewirkt hat.

Aber - und um die Metapher von oben für mein eigentliches Thema wieder aufzugreifen:
Macht macht einsam und isoliert zunehmend von dem Umfeld von dem man sich einst berufen gefühlt hat. Während hingegen Schwarm-Blödheit bei ihrem Wachstum davon profitiert, dass es für sie keine "Geburten-Kontrolle" gibt. Sowohl zu lange an der Macht zu bleiben als auch den größten Unsinn ohne Hinterfragen in sein Hirn zu lassen, gefährden nun zuzüglich zur Klima-Krise die gesamte Menschheit. 

Gegen Machthunger hilft nach wie vor keine Diät. Gegen das zu lange "Ausleben der Macht" könnten zwar in Demokratien noch besser funktionierende Beschränkungen helfen. Aber würde die Politik per se die denn aktiv überhaupt anstreben? Jüngstes Beispiel, wie das "funktioniert", ist ja die gerade auf den Weg gebrachte Reform, die unseren Bundestag eigentlich schrumpfen sollte. - Ihn aber auch vergrößern könnte - wie findige Rechner das für die anstehende Wahl im "Worst-Case-Szenario" schon kalkuliert haben.

Corona macht allein die "Vorwahl" schon zur Farce, weil regulierende Parteitage mit Kandidaten-Kür verschoben oder gleich abgesagt werden. So böte sich immerhin den "Bundeskanzlern vor der Glotze" reichlich Gelegenheit, darüber nachzudenken, wieso die lange, meist umsichtige Regentschaft von Angela Merkel nicht nur in ihrer, sondern in allen Parteien zu einem Nachwuchsproblem geführt hat. Was sich in jüngster Zeit  im übrigen bereits allein durch die Fluktuation von Parteivorsitzenden jeglicher Couleur manifestiert hat.

Wenn ich an die politischen Wellenberge und immer neue, plötzlich auftauchende Klippen und Riffs im derzeitigen Weltgefüge denke, sehe ich in Deutschland keine parteilich profilierte Persönlichkeit mehr, die uns und Europa zwischen Machtmenschen wie Trump, Erdogan, Johnson, Putin und Xi Jinping achtsam navigierend aber bestimmt auf Kurs halten könnte.

Da fällt mir die Jahrtausend-Karikatur "Dropping The Pilot" (Der Lotse geht von Bord) ein, die John Tenniel für den "Punch" vom 29. März 1889 über den Abgang von Reichskanzler Otto Von Bismarck gezeichnet hat. Der SPIEGEL hat dieses offenbar zeitlos gültige Meisterwerk - durch dessen Konterfei ergänzt - dann auch beim Abgang von Helmut Schmidt 1982  sogar auf dem Cover.

Mal sehen, ob es auch noch eine Merkel-Variante geben wird...





Montag, 26. Oktober 2020

Erreicht er noch den Superlativ?

Ist es Zufall oder schicksalhafter Hinweis, dass sich der Name des Bayrischen Ministerpräsidenten auf den Komparativ jenes Adjektivs reimt, das im Deutschen geistige Schwachmaten beschreibt?

Seit dem Ausbruch der Pandemie spielt sich der Mann wortreich und unpräzise in den V(F)ordergrund). Wonach er meist nur den Worten der Kanzlerin ausgedehnter hinterher plappert, um sie dann mit seinen grandios beschriebenen Null-Lösungen noch zu toppen. Dabei sind von seinen "Landeskindern" bald 3000 an Covid-19 verstorben - also fast ein Drittel der bundesdeutschen Corona-Toten insgesamt!
Die aktuellen Fallzahlen im Freistaat steigen munter weiter, ohne dass der Ministerpräsident oder seine (blonde) Gesundheitsministerin (vier Strafpunkte für mich auf der Macho-Liste!!!) den Mund etwas weniger voll nehmen. Ganz im Gegenteil: Markus Söder strebt in der von Corona verseuchten Findung eines kommenden Kanzlerinnen-Nachfolgers wohl mit täglich absurder werdenden Pressekonferenzen offenbar doch noch den Superlativ von blöd an. - Weil er es kann.

Um in der CSU politisch Erfolg zu haben, darf an deren Spitze keiner mehr das Gen des Anstands haben, dass Andersgläubigen signalisiert, wann es besser wäre, zurück zu treten. Siehe auch Scheuer, Dobrindt, Seehofer und Huml.

Gott mit Dir, Du Land der Bayern! Doch Gnade uns  - Bayrischer Gott - und den Menschen in den übrigen Bundesländern, dass dieser Menschenschlag noch mehr Bundespolitik macht. Echt jetzt!

Dorten gangat's zum Abgang Frau Huml!
Und gem's fei obacht, dass man Sie mit derer Mask'n net kennt!
Quelle: dpa und sz.de