Dienstag, 25. Februar 2014

Die Pazifisten unter der Donnerkuppel ratlos

Cineasten werden sofort gemerkt haben, dass ich für meinen heutigen Post die Titel zweier Kult-Filme gemixt entlehnt habe.

Für die, die es nicht so mit Filmen haben:  Der deutsche Regisseur Alexander Kluge gab mit seinem Film "Artisten in der Zirkuskuppel ratlos" unserer achso revolutionären 68er-Generation schwer zu denken, und der Mad-Max-Film "Beyond the Thunderdome" schuf eine anderes Menetekel des tödlichen Kampfes mit "Zwei gehen rein, einer kommt raus!"...

Jetzt also ist der Blogger durch die Dutzende Medikamente, die er täglich schlucken muss, völlig durchgeknallt, werdet ihr denken.

Aber die Realität ist eben auch so durchgeknallt, dass ich  mir überlege, auch mein Smartphone nicht mehr zu nutzen, ehe ich seine sämtlichen Funktionen wirklich durchschaut habe.

In den letzten Tagen erreichte mich nämlich auf meinem Samsung S4 (keine Schleichwerbung, sondern die gleiche Warnung, die mir mein Provider auch durchgegeben hatte) das Chat-Angebot eines gewissen Ul.Janow (hahaha der hält mich wohl für so blöd, dass ich einen der Urvater des Terrorismus, Lenins Brudner, nicht kenne) mit einer so  bösen Provokation, dass ich natürlich davon ausging, es sei einer meiner mir bekannten Leser.

Er schrieb :
"Anstatt auf deinem Blog ominöse intellektuelle Spielchen zu betreiben, solltest du lieber mal etwas über unseren Kampf  in der Ukraine schreiben."...

Ich antwortete:
"Ich bin Pazifist. Ich schreibe nie über kriegerische Gewalt, weil ich sie weder gut heiße, noch verstehe."
Mehr nicht, weil ich eingedenk der NSA-Überwachung schon derart eingeschüchtert bin, dass ich bald außer über die Wetteraussichten gar nichts mehr posten werde.

Aber dann kam dieser dialektische Satz zurück, der mich seither wirklich beschäftigt, weil ich kein Gegen-Argument finde:

Ul.Janow:
"Pazifismus ist ein Privileg für Bürger in einer stabilen Demokratie, die insgeheim erwarten, dass andere für die Verteidigung dieser Privilegien die Waffe in die Hand nehmen und auch bereit sind, für sie zu sterben..."

Taxim, Tahrir, Maidan, Rajamangala, Aleppo: Ob Türkei, Ägypten, Kiew,Bangkok oder Syrien - es sind die Plätze des Widerstands, die einem Pazifisten zu denken geben, ob friedliches dagegen Sein in dieser Zeit allein wirklich noch ausreicht.

Mein Pazifismus resultiert aus einem nur angelesenen Geschichtsbewusstsein und aus dem detaillierten Wissen um die kriegerische Deutsche Geschichte. Kriegerische Gewalt und Unfreiheit habe ich nie erlebt.

Ich habe aber die Grünen und die SPD nicht mehr gewählt, weil sie den Verfassungsgrundsatz " nie mehr Krieg von Deutschem Boden" ignoriert haben. Ich kann andererseits  den Einsatz der Alliierten bei der vorläufigen Vernichtung der Nazis nach dem Zweiten Weltkrieg nicht hoch genug einschätzen. Aber ich sehe immer auch, was deren aktuelle Einsätze im Irak, in Afghanistan und im Balkan nicht bewirkt haben.

Hundert Jahre nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges habe ich leider das Gefühl, dass jeglicher Pazifismus für den Arsch ist.

Samstag, 22. Februar 2014

Einzeln, einsam, allein

Im Laufe ihres Lebens machen die meisten Menschen einen erstaunlichen Wandel in ihrer Einstellung zum Miteinander mit anderen durch. Bislang dachte ich, es sei nur bei mir so extrem, aber mittlerweile beobachte ich bei vielen die gleichen Phänomene:

Im Vorschulalter zum Beispiel hatte ich extreme Angst verlassen zu werden. Meine Mutter musste mich sogar auf ihre Geschäftsreisen mitnehmen und brachte mich auch in keinem Kinder-Garten unter, weil ich mit meinem Geheule deren friedvollen Ablauf störte. Im Schoße der Familie genoss ich jedoch die abenteuerlichsten Reisen, weil ich an die unerschütterliche Sicherheit in diesem Verbund glaubte. Die ersten Schuljahre waren durch die erzwungene, ja nur stundenweise Trennung deshalb ein wahrer Graus.

Aber dann begriff ich, dass Kontakte zu Gleichaltrigen herzustellen, durchaus eigene Perspektiven eröffnete. Fortan war ich nicht mehr zuhause zu halten. Ich wurde ein Teil von Kindergruppen, die damals Rasselbanden hießen. Das Gruppen-Erlebnis schuf als Lerneffekt etwas, das man heute vielleicht als soziale Kompetenz beschreiben würde.

Auf Menschen zu zu gehen, sie für etwas zu gewinnen, wurde dann Teil meines Lebens. Erst war ich noch eine Art Pausen-Clown, später so etwas wie ein Partylöwe, aber dann wurde ich überraschender Weise  trotz meiner Jugend so ernst genommen, dass ich gar nicht mehr merkte, wie sehr mich die mir quasi von selbst zuwachsenden Verantwortungen einengten. Im Rückblick habe ich heute deshalb das Gefühl, niemals wirklich jung gewesen zu sein. Da hatte es die Generation meiner Kinder wohl leichter, was sie aber heute vereinzelt daran hindert, erwachsen zu werden.

Heute kann ich fabelhaft allein sein, weil ich dabei nicht einsam bin. Das geht aber nur, weil ich in einer langen Ehe mit einem eigentlich gleich gepolten Partner gelernt habe, dass man einzeln durchaus zusammen sein kann, wenn man den anderen trotz anderer Interessen nicht verändern will.

Warum greife ich dieses tiefgründige Thema überhaupt auf?

Unsere aktuelle Gesellschaft zeichnet sich dadurch aus, dass viele junge Menschen dieses Einzelne im Zusammensein nicht mehr zulassen wollen. Diese Single-Gesellschaft, die an Kommunikations-Technik so schier Grenzenloses bietet, gaukelt ja nur vor, dass wir viel intensiver miteinander umgehen als jemals zuvor. Kein Facebook und kein Whatsapp bringt die Menschen als Individuum so nah, dass  dabei die Auseinandersetzung und das Arrangement mit dem Charakter des Anderen statt fände; selbst wenn man mehrmals am Tag mit ihm simst oder twittert und seine Taten mit einem I like Daumen hoch kommentiert.

Neulich saßen sie wieder bei mir - typische Vertreter dieser Generation - und hatten ihre Laptops und Tablets an meinem WLAN. Sie spielten Quizz drauf, während sie sich sporadisch an einer Art Konversation beteiligten. Aber noch weiß ich, wie ich sie aus der Reserve locken kann:

Ich setzte ihr Single-Dasein in ein Verhältnis zu den abstrusen Mieten für Ein- und Zweiraum-Wohnungen, rechnete ihnen vor, dass sie als Einzelne in dieser Gesellschaft nur noch dann zu Wohlstand kommen können, wenn sie, Risiken eingehend, auf dauerhafte Partnerschaften vertrauen können. Und dass dieses Vertrauen in erster  Linie harte Arbeit an sich selbst und nicht an der Veränderung des Partners bedeutete.

Sonst hieße es am Ende eben tatsächlich:  einzeln, einsam und allein.

Es ist dann doch noch eine recht lebhafte Unterhaltung geworden...

Donnerstag, 20. Februar 2014

Durch die schwarzrotgoldene Olympia-Brille

Die einfachste Antwort auf die typische Frage von Sport-Journalisten  "woran hat's denn gelegen?" war eigentlich immer die Feststellung: Die anderen waren eben doch besser gewesen...

Heute, bei der nahezu mikroskopischen Übertragung jeder einzelnen Schlüssel-Szene, gerät der Berichterstatter natürlich nicht nur ins Hintertreffen, sondern auch in Erklärungsnotstand, weil der ja eröffnet, dass außer dem hoffnungsfrohen Pathos kaum ein Standpunkt für die objektive Betrachtungsweise übrig geblieben ist.

Sie können einem wirklich leid tun die Kollegen; die schreibenden, weil sie mit ihren Texten selbst online immer hinterher dackeln und die übertragenden, weil sie im Falle einer Niederlage unmittelbar mit ihren Vorhersagen scheitern. Was ja häufiger der Fall ist, als mit Prognosen ins Schwarze zu treffen.

Wieso haben sie sich dann dazu verleiten lassen, ihre objektive Betrachtungsweise für das nationalpatriotische Einpeitschen aufzugeben?  Athleten noch als aussichtsreiche Medaillen-Kandidaten hoch zu jubeln, wenn deren Vorleistungen solche Einschätzungen gar nicht erst hergeben. Dass auf die Sekunde programmierte Spitzensportler kaum mehr in Einzelsportarten zu Überraschungen über sich hinauswachsen können, ist doch irgendwie logisch.

There is no business like Showbusiness: Egal ob Olympia oder Weltmeisterschaften - die Berichterstattung soll heute den Stolz auf die Nation stärken, was in globalisierten  Multikulti-Gesellschaften auch zum Teil komische Züge annehmen kann.

Ich erinnere mich immer noch gerne an den Rundfunk-Dauerbrenner von Reporter-Legende Edi Finger, als Österreichs Hans Krankl im argentinischen Cordoba Deutschland 1978 aus allen Weltmeisterschaftsträumen schoss. Was haben wir uns noch über den nationalen Pathos unseres Kollegen lustig gemacht. Heute ist er Standard, und kritische Distanz stört dabei nur: Ob damals vor blutiger Militär-Diktatur oder heute als olympische Huldigung für das Menschen-Rechte verachtende Putin-System.- Hauptsache schöne Spiele!

Jetzt könnte man ja bissig sein, und ableiten , dass die Farbe zumindest dreier Olympischer Ringe die Betrachtung in Schwarz, Rot und Gelb ja geradezu vorgibt, aber der Zynismus bleibt einem bei diesem programmierten National-Stolz doch im Hals stecken.

Gestern habe ich mir - der sportlichen  Abwechslung halber - das wirklich tolle Spiel des FC Bayern gegen Arsenal angeschaut, und auch da über den Lokal-Patriotismus des Kommentators mit ungarischen Wurzeln gestaunt. Denn puristisch betrachtet standen sich ja in beiden Mannschaften nahmhafte Teile der DFB-Auswahl gegenüber, die von National-Spielern aus aller Welt ergänzt wurden. Was ist an den "Gunners" noch "very british"? Und an den Bayern sind es meist nur Philipp Lahm und der Schweinsteiger Basti, denen wirklich standesgemäß die "Lederhosen" von anderen Söldner-Truppen beim Heimspiel ausgezogen werden könnten.

Denn das ist es: Wir schließen oft Söldner - oder gar Gladiatoren - in unsere patriotischen Herzen. So durch die schwarzrotgoldene Brille betrachtet ist Olympia vielleicht doch noch ein letztes Seelen-Refugium...

Sonntag, 16. Februar 2014

Diäten erhalten - Diäten einhalten

Das ging ja so schnell, dass der Bürger es nur am Rande und als „gegeben“ hinnehmen konnte:
Vergangene Woche haben sich unsere Parlamentarier schnell mal einen zehnprozentigen Zuschlag auf ihre Diäten gegönnt. Und das in einer Zeit, da weniger Macht- als Figurbewusste immer noch in den Ansätzen ihrer Frühjahrsdiäten fest stecken und in Folge dessen kaum zum Widerstand in der Lage scheinen…

Als leidenschaftlicher Verschwörungstheoretiker schoss mir gleich durch den Kopf, da könne eine Art „gesetz“mäßiges Verhalten  hinter stecken, denn schließlich liegen die Parallelen ja auf der Hand:

Unsere Vertreter reden ja zu Beginn einer Legislaturperiode auch immer davon, man müsste den Gürtel enger schnallen und sie  haben auch stets gute Vorsätze, die Steuern herunter zu fahren. Aber dann merken sie im politischen Alltag, dass es doch wieder recht eng wird, weil ja alles zunimmt.

Bei den meisten Diät-Aposteln zuhause verhält es sich ja ähnlich. Sie starten mit guten Vorsätzen, sparen hier an Butter dort an Wurst und streichen sogar vorübergehend den Schweinsbraten von der Favoriten-Liste. Kaum belegen ein paar verlorene Pfunde die gute Absicht, wird im alten Stiefel weiter gefuttert und über den Erfolg der Diät gelogen, bis die Schwarte kracht.

Meist ist man hinterher dicker als vorher, was man gut an Altmaier und Gabriel sehen kann. Die brauchen zwar als Minister keine Diäten mehr, haben aber die Chuzpe den flächendeckenden Mindestlohn auf die lange Bank zu schieben. Das parlamentarische Fußvolk ist ja durch die Schnell-Diät erstmal gesättigt.


Mittwoch, 12. Februar 2014

Wenn ich ein Teufel wäre

Bei den Nerds in meiner Leserschaft muss ich nicht groß fragen: Sie wissen, wer Waldorf und Statler sind. Das sind die Zwei, die bei der Muppet-Show auf dem Balkon sitzen, und Kermett, dem Frosch, die Conference mit bissigen Kommentaren so schwer machen...

Jüngst sah ich nach meinem irgendwie komischen Infarkt morgens beim Rasieren in den Spiegel, und da starrte mich Waldorf an: verbiestert, zunehmend kahl, zunehmend bösartig, die Gurken-Nase zitternd vor der nicht mehr vibrierenden Vierfach-Klinge des Gillette-Power-Fusion hinfort biegend.

Ja, was? Aus Faulheit habe ich dem Batterie betriebenen Nass-Rasierer seit Jahren als Trocken-Rasierer keine Energie-Quelle mehr gegönnt, und es hat dennoch super funktioniert. Dort, wo mir meine immer noch zunehmend weibliche Fan-Gemeinde auf die nicht bebartete Wange einen Kuss hinhauchen mochte, fand sie glattes Terrain.

Aber der Waldorf in meinem Spiegelbild pöbelte mich an und erwartete mit diabolischem Grinsen, dass ich in sein teuflisches Puppen-Gehirn schlüpfen möge, um dem Konsumwahn des Alltags endlich etwas entgegen zu setzen.

Also gut! Wäre ich ein Teufel wie Waldorf, würde ich sofort eine Reihe von Vorhöllen erschaffen, um mich endlich an folgenden Konsum-Treibern zu rächen:

Vorhölle 1: In der müssten sich alle Texter und "Conceptioner" von Werbespots von morgens bis abends die von ihnen erdachten Spots anhören und so lange ansehen, bis sie freiwillig kopfüber in den Kessel springen. Dabei schreit ihnen mein leider zu früh verstorbener, bester Freund Rainer - einst Chef der erfolgreichsten deutschen Werbe-Agentur - gellend ins Ohr: "Where is the message???"

Vorhölle 2: Alle Architekten von Ketten-Hotels und die Ausstatter dieser Etablissements werden mit nicht selbst erklärenden Badezimmer-Armaturen und Zwangswohnen so lange ausgelaugt bis sie wegen Unverständnis  verbrüht und von Beton-Einfallslosigkeit  ermattet und verwirrt, den Werbern freiwillig hinterher springen und dabei den Brodeltopf  im Fegefeuer zunächst noch als Wohltat empfinden...

Vorhölle 3: Deutsche Schlager-Komponisten und  -Texter werden von geschulten Germanisten derart dauerhaft genötigt, Interpretationen zu ihren krypitschen Texten abzugeben, bis sie deren Unsinnigkeit erkennen und bereuen. Der Graf von "Unheilig" zuerst, aber dann gleich Xavier Naidoo gefolgt von der Tussi, die so lange "Gib mir nur ein Ohr" singt, bis einer kapiert, dass sie kein W und auch kein T singen kann.

Vorhölle 4:  Alle Diät-Apostel und Hersteller von Schlankmacher-Joghurts werden so lange von diesen Bikini-Mädchen im Pelz  und der stromlinienförmigen Neubauer mit  Omega3-Produkten sowie Laktose- und fettfreiem Weightwatcher-Zeugs gefüttert, bis sie zumindest dort, in des Teufels "Marmite",  ein halbwegs nahrhaftes Süppchen ergeben.


Samstag, 8. Februar 2014

Moral? Die ist für die Anderen

Je totalitärer ein Staat geführt wird, desto zweigleisiger wird die Moral, die in seinen Grenzen gilt. Macht macht machtlos gegenüber dem durch sie bald nicht mehr zu zügelnden Ego derer, die sie ausüben. In Zeiten absolutistischer Herrscher gehört das irgendwie zum erlernten historischen Wissen. Auch wenn die Quellen oft diffus sind.

Bestes Beispiel: Der Sachse August der Starke, dem bis heute nachgesagt wird, er habe bei der Ausübung seines Jus primae Noctis an die 300 Kinder gezeugt. Es passte einfach in die Legenden-Bildung um den barocken Lebemann, dass er tatsächlich  Bräute seiner Untertanen vor ihrer Hochzeitsnacht entjungferte. Nicht eine fundierte Aufzeichnung gibt aber her, dass dieses merkwürdige, ja legendäre Recht - wo auch immer - jemals in Anspruch genommen wurde. Es ist vermutlich der Grusel, der diese Legenden am Leben erhält...

Da sind wir doch dankbar, dass die streitbare Alice Schwarzer in der Jetztzeit nicht nur den Feminismus voran gebracht hat, sondern uns auch glauben machte, dass Penetration ein egoistisch ausgelebter Machismo ist. Ich will mich jetzt nicht bei denen einreihen, die ein Hähnchen (!?) mit der Frauenrechtlerin zu rupfen hätten, sondern lediglich der Moral-Apostolin nachsagen, dass sie niemals so reich geworden wäre, dass sie in der Schweiz Steuern auf Zinserträge hinterziehen hätte können, wenn sie in ihrem Emma-Imperium nicht Moral mit zweierlei Maß angewendet hätte. Frau Schwarzer hat in ihrem Laden Gewinn geschöpft aus männlichen Machtstrukturen und als Rednerin mit einseitigen Moral-Predigten.

Aber sie ist ja nur eine der ansagenden Klasse, die glaubt, dass Standards der gesellschaftlichen Moral nur für die Anderen gelten. Ob Zumwinkel, Hoeness, ja, selbst aktive Politiker, sie werfen gerne den ersten Stein, obwohl sie selbst eben nicht frei von Schuld sind (Römer 2.1).

Was sich seit dem Absolutismus geändert hat, ist die Quellen-Verlässlichkeit: Wer abschreibt, falsch Zeugnis ablegt, moralisiert oder nur dumm daher redet, verfängt sich heute im Netz wie die US-Europa-Diplomatin Victoria Nuland, die ein schönes Beispiel dafür abgibt, wie wenig sich die mächtigste Nation der Welt um die Moral von Freundschaft schert. - Und dabei doch nicht unantastbar ist, weil andere mit bester Tonqualität genauso geschickt abhören wie die NSA.

Wo also die Politik mit derart schlechten Beispielen voraus geht, wundert es nicht, dass machtgeile Organisationen ihre Moral für gezielte Einflussnahme gänzlich über Bord werfen. Keine Bank hat derzeit mehr Verfahren - national und international - am Hals, als die, die in ihrem Firmennamen auf unsere Nationalität pocht.

Und der Allgemeine Deutsche Automobil Club, der sich so gerne politisch einmischt, weil er so viele Mitglieder hat, verleiht ätherische Wesen als Preis, die die Farbe von Neid, Geiz und Eifersucht tragen. Und damit diese Eigenschaften unter den Automobil-Herstellern gar nicht erst aufkommen, werden die Ergebnisse dem Proporz gemäß manipuliert. Das soll alles im Alleingang von einem mäßig begabten aber umso machthungrigeren Kollegen zu verantworten sein? Wer es glaubt, wird nicht nicht nur nicht selig, sondern glaubt auch noch an Gelbe Engel...

Donnerstag, 6. Februar 2014

Das Kind mit dem Bade ausschütten

Das hat einer nun davon, dass er im Moment weder radeln noch spazieren gehen kann: Er denkt anhand von tagesaktuellen Meldungen über die Vergangenheit nach.

Gestern gingen drei Vorkommnisse durch die Medien, die allesamt etwas mit Kindern und Sexualität zu tun hatten.

Allen voran natürlich mal wieder die Katholische Kirche, die von der UNO abgewatscht wurde, weil sie nur allzu zögerlich gegen die Kinder-Schänder in ihren Reihen vorgeht und die ruchbaren Fälle nicht schnell genug den jeweiligen Justiz-Behörden zuführt.

Dann waren da die Eltern einer Dreizehnjährigen, die zu 3000 Euro Strafe verurteilt wurden, weil sie der Forderung der Frühreifen nach Sex mit ihrem Vierzehnjährigen Freund nachgegeben hatten. Und zwar erst nachdem sie mit dem Mädel beim Frauenarzt waren und jener ihr die Pille verschrieben hatte. Laut Gesetz haben Dreizehnjährige eben noch kein Recht auf toleriert vollzogenen Geschlechtsakt.

Und dann stand da die Mutter vor Gericht, die sich vor der Kamera ihres dominanten Freundes seit einiger Zeit an ihren beiden Kindern vergangen hatte.

Solche Meldungen sind heute Alltag, und ich frage mich daher, ob das nicht auch daran liegen könnte, dass nahezu jedes zweite TV-Familien-Drama oder eigene Serien-Krimis den Kindes-Missbrauch als Hintergrund haben. Aber das habe ich ja auch bei der explosionsartigen Vermehrung von homosexuellen Selbstdarstellern in den Doku-Soaps des Vorabendprogrammes gedacht.

Natürlich weiß ich, dass das blanker Unsinn ist, dass sexuelle Ausrichtungen zur medialen Mode-Erscheinung werden könnten. Dass wir soviel davon hören, liegt vielmehr daran, dass unsere heutige Aufgeklärtheit diese Berichterstattung oder Thematisierung impliziert. Man schämt sich nicht mehr bei solchen Themen. Dass ein paar Fehlgeleitete durch vermehrte Kolportage zur Nachahmung angeregt werden, ist aber dennoch nicht auszuschließen.

Ich will die drei oben genannten Fälle weder vergleichen oder ins Verhältnis setzen, noch gewichten, aber sie haben dazu geführt, dass ich mir mein eigenes Verhältnis zu meinen Kindern in Erinnerung gerufen habe, das zum Beispiel - gemessen an amerikanischen Moral-Vorstellungen - wohl schon recht verwerflich war. Seit sie Babys waren, war das gemeinsame Bad mit ihrem Vater das höchste an Kreisch-Vergnügen. In dem Teil unseres Gartens, der von außen nicht einzusehen war, hatte die ganze Familie an heißen Sommer-Tagen nicht einen Faden am Leib. Und Schlechtwetter-Wochenenden mit länger Schlafen wurden durch einen synchronen Tiefflug der Beiden ins elterliche Ehebett eingeleitet, wo so lange gekuschelt wurde, bis man noch einmal einschlief.

Irgendwann mit dem fortschreitenden Alter und der körperlichen Entwicklung hörte das alles von selbst auf, und dann saßen eines Tages junge Männer oder Damen am Frühstückstisch nachdem unsere Beiden vorher artig gefragt hatten, ob die denn über Nacht bleiben dürften. Bis in die 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts hätten wir uns mit dieser Duldung noch der Kuppelei strafbar gemacht.

Also haben sich unsere moralischen Maßstäbe verändert, und wir haben wohl Glück gehabt, dass unsere Kinder in diesem Wandel, zu dem auch die Verfügbarkeit von Internet-Pornografie gehört, unbeschadet erwachsen werden konnten, obwohl wir sie nicht "mit dem Bade ausgeschüttet" haben.

Aber die mediale Dauer-Bombardierung hat doch bei mir unbemerkt etwas bewirkt. Wohl weil ich dieses Aussehen eines Weihnachtsmannes habe, suchen auch völlig fremde Kinder gerne meine Nähe. Heute überlege ich es mir allerdings zweimal, ehe ich ein Kind dann doch nicht auf meinen Schoss nehme und schon gar nicht mit ihm knuddele...

Sonntag, 2. Februar 2014

Großmacht-Denken

Kein Zweifel, Deutschland gilt wieder etwas in der Welt. Wenn schon bei jüngsten Umfragen  die US-Bürger, die von ihrer Administration voll Ausgespähten für die sympathischste Nation halten, und die Franzosen gar mit dem Hartz-IV-Modell liebäugeln, muss doch etwas dran sein am neuen "Deutschen Wesen". Selbst die Briten verzichten immer häufiger auf ihre gewohnten Nazi-Karikaturen zu Gunsten von Anerkennung, die irgendwie alarmiert.

Es sei "das beste Deutschland, das es je gab" verkündete Bundespräsident Gauck stolz bei seiner Eröffnungsrede auf der Sicherheitskonferenz in München. Damit hat er schon recht. Viele Deutschlands gab es ja bislang nicht, bei denen übersteigerter National-Stolz nicht zeitnah in großen Blutvergießen endete...

Aber war gerade deshalb die Sicherheitskonferenz der rechte Anlass, unser nationales Wohlbefinden zum Ausdruck zu bringen? Zumal das ja die Einleitung zum Bekenntnis von letztendlich auch mehr militärischem Engagement Deutschlands war. Dies wurde von der Verteidigungsministerin in brav formulierten Englisch bekräftigt, so dass Außenminister Walter Steinmeier letztlich nur nicken konnte, dass dies der Wandel und "Paradigmen-Wechsel" in der deutschen Außenpolitik sei.

Steht nicht irgendwo in unserer Verfassung, dass von deutschem Boden und deutschen Soldaten nie mehr Gewalt ausgehen soll? Pustekuchen! Bei unserer absolutistischen Groko-Regierung wäre ja die Zustimmung zum bewaffneten Einsatz quasi automatisch gegeben. Und war es nicht der weitsichtige Sozi Struck, der ganz da hinten am Hindukusch fast zwanghaft erkannt hatte, dass dort unsere Freiheit verteidigt werde?...

Und was hat's gebracht? Es wird dort gebombt wie eh und je. Allen Afghanen, die der Bundeswehr irgendwie zu Diensten waren, werden nach dem endgültigen Abzug einer General-Fatwa zum Opfer fallen, wenn wir sie nicht mitnehmen.

Wer Frieden mit Kriegsmitteln erreichen will,  - das lehrt uns die Geschichte - schafft anschließend nur neuen Unfrieden. Dass sollte gerade unser präsidiale Ex-Pfarrer als einer der Köpfe des friedlichen Widerstands in der untergegangenen DDR wissen. Ihm werden seine Worte übrigens später mal historisch nicht vorzuwerfen sein, weil er geschickt jede seiner waghalsigen Phrasen mit einem Konditional konterkariert hat. Ein Musterstück rhetorischer Dialektik.

Der nationale Größenwahn birgt zumeist - und nicht nur bei uns Deutschen - eine eingeschränkte Kurzsichtigkeit - also die Wahrnehmung des Umfeldes direkt vor der eigenen Nase. Es gibt drei Anlässe für die die wenigen im Westen noch verbliebenen, an der Welt interessierten  Demonstranten auf die Straße gehen:

Das sind die G8-Gipfel, weil die Großmächte einfach nicht genug tun, um unsere globalisiert belastete Umwelt zu retten sowie die Arm-Reich-Schere auf ihr zumindest teilweise zu schließen.

Das ist das Wirtschaftsforum in Davos auf dem viel theoretisiert, aber nichts unternommen wird, um die unmittelbar bevorstehende nächste Finanz-Krise zu verhindern.

Und nicht zuletzt die Münchner Sicherheitskonferenz, die zwar aktuell  nicht mehr unbedingt die geschmähte Tagung der Waffen-Lobby aus Zeiten des kalten Krieges ist - aber eben auch keine Friedenskonferenz.

Das vorsichtige Andiskutieren des Ukraine-Konfliktes offenbarte ja bereits das Potenzial für einen europäischen Flächenbrand, dem auch mögliche, vereinte europäische Streitkräfte kaum etwas entgegen zu setzen hätten

"Du sollst nicht töten!" Lautet der Titel des neuesten Buches  des wohl vom Saulus zum Paulus mutierten  Ex-CDU-Abgeordneten und Ex-Burda-Vorstandes Jürgen Todenhöfer. Er warnt darin unter anderem vor Verwicklungen deutscher Soldaten in "Rohstoff-Kriege". wie Beispielsweise in Zentral-Afrika...