Mittwoch, 12. Februar 2014

Wenn ich ein Teufel wäre

Bei den Nerds in meiner Leserschaft muss ich nicht groß fragen: Sie wissen, wer Waldorf und Statler sind. Das sind die Zwei, die bei der Muppet-Show auf dem Balkon sitzen, und Kermett, dem Frosch, die Conference mit bissigen Kommentaren so schwer machen...

Jüngst sah ich nach meinem irgendwie komischen Infarkt morgens beim Rasieren in den Spiegel, und da starrte mich Waldorf an: verbiestert, zunehmend kahl, zunehmend bösartig, die Gurken-Nase zitternd vor der nicht mehr vibrierenden Vierfach-Klinge des Gillette-Power-Fusion hinfort biegend.

Ja, was? Aus Faulheit habe ich dem Batterie betriebenen Nass-Rasierer seit Jahren als Trocken-Rasierer keine Energie-Quelle mehr gegönnt, und es hat dennoch super funktioniert. Dort, wo mir meine immer noch zunehmend weibliche Fan-Gemeinde auf die nicht bebartete Wange einen Kuss hinhauchen mochte, fand sie glattes Terrain.

Aber der Waldorf in meinem Spiegelbild pöbelte mich an und erwartete mit diabolischem Grinsen, dass ich in sein teuflisches Puppen-Gehirn schlüpfen möge, um dem Konsumwahn des Alltags endlich etwas entgegen zu setzen.

Also gut! Wäre ich ein Teufel wie Waldorf, würde ich sofort eine Reihe von Vorhöllen erschaffen, um mich endlich an folgenden Konsum-Treibern zu rächen:

Vorhölle 1: In der müssten sich alle Texter und "Conceptioner" von Werbespots von morgens bis abends die von ihnen erdachten Spots anhören und so lange ansehen, bis sie freiwillig kopfüber in den Kessel springen. Dabei schreit ihnen mein leider zu früh verstorbener, bester Freund Rainer - einst Chef der erfolgreichsten deutschen Werbe-Agentur - gellend ins Ohr: "Where is the message???"

Vorhölle 2: Alle Architekten von Ketten-Hotels und die Ausstatter dieser Etablissements werden mit nicht selbst erklärenden Badezimmer-Armaturen und Zwangswohnen so lange ausgelaugt bis sie wegen Unverständnis  verbrüht und von Beton-Einfallslosigkeit  ermattet und verwirrt, den Werbern freiwillig hinterher springen und dabei den Brodeltopf  im Fegefeuer zunächst noch als Wohltat empfinden...

Vorhölle 3: Deutsche Schlager-Komponisten und  -Texter werden von geschulten Germanisten derart dauerhaft genötigt, Interpretationen zu ihren krypitschen Texten abzugeben, bis sie deren Unsinnigkeit erkennen und bereuen. Der Graf von "Unheilig" zuerst, aber dann gleich Xavier Naidoo gefolgt von der Tussi, die so lange "Gib mir nur ein Ohr" singt, bis einer kapiert, dass sie kein W und auch kein T singen kann.

Vorhölle 4:  Alle Diät-Apostel und Hersteller von Schlankmacher-Joghurts werden so lange von diesen Bikini-Mädchen im Pelz  und der stromlinienförmigen Neubauer mit  Omega3-Produkten sowie Laktose- und fettfreiem Weightwatcher-Zeugs gefüttert, bis sie zumindest dort, in des Teufels "Marmite",  ein halbwegs nahrhaftes Süppchen ergeben.


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