Freitag, 28. Januar 2011

Kein Platz mehr an der Sonne

Jetzt hat die Volkserhebung an der afrikanischen Mittelmeer-Küste auch die Ägypter erreicht. Dann werden wohl auch die Algerier und Marokkaner nicht mehr lange auf sich warten lassen und nach den ersten Versuchen im vergangenen Jahr richtig loslegen. Es sieht so aus, als hätten sich alle maghrebinischen Diktatoren zu spät auf die sich vervielfältigende Gedankenfreiheit via Internet und Handy eingestellt.

Außen- und Wirtschaftpolitiker unseres Landes aber haben nicht etwa Angst vor einem gewaltigen Genozid oder einem Weltbrand, der aus dieser Lage entstehen könnte, sondern beeilen sich gleich wieder mit Besorgnisäußerungen zu Migrationswellen oder Gefährdungen wirtschaftlicher Interessen. Das bedeutet entweder, dass alle unsere Dienste unisono versagt haben oder dass deren Erkenntnisse so erschreckend sind, dass die liberalen Luschen im Kabinett Merkel sich lieber inkompetent geben, als die eigentliche Gefahr beim Namen zu nennen: Die weitere "Iranisierung" der arabischen Welt.

Jetzt rächt es sich, dass das Regime Mubarak mit seiner Staatssicherheit vom Westen zwei Jahrzehnte als externe Folterkammer mißbraucht wurde. Wer Henkersknechte braucht, um Israel zu schützen und das Gleichgewicht in der Welt zu halten, der darf sich nun nicht wundern, wenn die wütenden Angehörigen der Opfer oder die wenigen überlebenden Gefolterten ins radikale, antiwestliche Lager wechseln. Es ist nämlich einfach nicht wahr, dass die Oppositionen - wie noch behauptet wird - ohne Führung sei. Wobei ElBaradei jedoch  tatsächlich der einzige wirklich demokratisch gesonnene Hoffnungsträger von Weltrang sein dürfte

Es ist viel mehr so, dass die unterdrückungsresistenten Netzwerke im Überlebenskampf schon längst eine dschihadistische Untergrundstruktur aufgebaut haben, die nicht nur grenzüberschreitend funktioniert, sondern weit über die Grenzen der arabischen Welt hinaus reicht. Die Führung der US-Streitkräfte, die zum Beispiel auf der südphilippinischen Insel Jolo Schutzdienst leisten, weiß nicht erst seit dem Anschlag auf Mumbay, dass das Alquaida-Netzwerk viel weiter in den Osten reicht, ja hier über Nacht sogar einen weiteren Großbrand entfachen könnte; mit einem riesigen Schattenheer unter Waffen, das zahlenmäßig ums dreißigfache überlegen wäre. Der strategischen Dschihad wartet nur auf den rechten Moment dort oder im Maghreb ein weiteres Afghanistan zu schaffen.

Haben denn alle vergessen, wie schnell das ölgeschmierte Schah-Regime verschwunden ist, und was es für einen Blutzoll gekostet hat, Saddam Hussein, den die erste Bush-Administration ja gerade mit ihren Waffenlieferungen in die starke Position am persischen Golf gebracht hatte, wieder los zu werden?

Für Tunesien, Marokko und Ägypten ist der Tourismus einer der wichtigsten Wirtschaftszweige, deshalb werden die Takfiri - auch wegen der lockeren Sitten der Touristen - nicht davor zurückschrecken, ihn in ihre Strategien mit einzubeziehen. Europäische Winterflüchtlinge werden dort bald kaum noch Platz an der Sonne haben. Aber das könnte dann das vergleichsweise geringere Problem sein.

Montag, 24. Januar 2011

Scharia und Demokratie - eine explosive Mischung

Takfiri sind jene Islamisten, die sämtliche Staatsformen ablehnen, die nicht die Scharia als alleingültiges Rechtsprinzip zwischen Gott und den Gläubigen gelten lassen. Ganz besonders sind ihnen Demokratien ein Dorn im Auge, weil sie ja  Allahs direktes Einwirken auf den Menschen durch die geteilten Mächte Legislative, Exekutive und Administrative in Frage stellen.
Es gibt nicht wenige, die in der Angst vor den Takfiri den eigentlichen Grund für die beständigen arabischen Diktaturen oder totalitären Scheindemokratien sehen. Wenn der alte Westen, und hier insbesondere das "Neue Europa" jetzt mit gespannter Erwartung auf die sich erhebenden Volksmassen in Tunesien, Algerien, Sudan und möglicher Weise auch im Libanon blicken, dann sollte dabei auch eine gute Portion wachsamer Argwohn sein.

Vier Jahre vor Thilo Sarrazins "Deutschland schafft sich ab" hat der US-Thrillerautor Daniel Silva seinen Roman "Gotteskrieger" (The Secret Servant) geschrieben, der jetzt als Paperback erschienen ist. Obwohl in den ersten Kapiteln dieses Millionen-Sellers soviel mehr antiislamistissche Argumente zusammengetragen wurden, wir im gesamten Sarrazin-Erguss, sind Inhalte in den betroffenen Ländern (USA, Großbritannien, Israel, Ägypten und die Niederlande) nicht einmal ansatzweise derart diskutiert worden. Die Quintessenz von Silvas Szenario geht weit über Sarrazins These hinaus. Auf den Punkt gebracht ist sie gar ein erweiterter Umkehrschluss: "Europa wird abgeschafft" - und zwar durch die Netzwerke der militanten Takfiri. In der Tat möchte jeder, der in den letzten Wochen Nachrichten gesehen hat, am liebsten zustimmen, ohne länger nachzudenken. Wie Schuppen scheint es einem da von den Augen zu fallen:
Der Anschlag auf die Kopten in Ägypten, der Selbstmörder-Terror im Irak und in Pakistan. Erdogans leiser Abschied vom türkischen Laizismus des Atatürk, die verhinderten Anschläge in den USA, die permanent erhöhten Terrorwarnstufen... Die Reihe lässt sich im Katastrophejahr 2010 ergiebig zurück verfolgen. Und je mehr man sie sich vergegenwärtigt, desto leichter landet auch der Liberalste auf dem "Zero-Tolerance-Level".

Weil Moscheen als Treibhäuser für das Saatgut der Takfiri-Ideologie verdächtigt werden, wird vielerorts ein Baustop gefordert oder gar eine Auflage, für jede Moschee hier müsse eine christliche Kirche dort gebaut werden.
"Warum lassen wir sie überhaupt noch rein?" fragen die Ultrarechten.
"Wieso schmeißen wir sie nicht raus?"ergänzen die Neo-Nazis.
Aber auch von der Zwangsforderung, sich sprachlich und verhaltensmäßig anzupassen, ist es nur noch ein kleiner Schritt, rechtsstaatliche Prinzipien für diesen Teil der bei uns legal lebenden Menschen zu schwächen oder ganz abzuschaffen.

In dem Moment, in dem das geschieht, hat der Terrorismus eines seiner wichtigsten Ziele erreicht - nämlich die Destabilisierung unseres eigenen, mühsam errungenen Wertegefüges. Das wiederum würde die Spanne zwischen Unrecht und Recht so schrumpfen lassen, das beide Seiten bei Reaktionen die Legitimation zur noch härteren Gangart - zur Eskalation -  ableiten.

Wenn wir davon ausgehen, dass die Mehrheit der Zuwanderer mohamedanischen Glaubens - wie jüngste Studien das auch bestätigen - in Europa nichts als ihr kleines privates Glück anstreben, dann ist vermutlich die verlässlichste Antiterrormaßnahme eine permanente Verbesserung integrativer Lebensumstände. Diese Voraussetzungen müssten natürlich auch in den Köpfen von uns allen stattfinden.

Als Gegenlektüre zu Silvas "Gotteskrieger", aber auch als Integrationsfallstudie für unsere vorschnellen Politiker empfehle ich gerne Rafik Shamis "Die dunkle Seite der Liebe". Der gebürtige Syrer schreibt Deutsch, und zwar so ergreifend, dass ich mich tief vor ihm  und seiner nicht ermüdenden Energie im Dienste der Verständigung verbeuge.

Mittwoch, 19. Januar 2011

Alternativloses Restrisiko

Auch ein im Glashaus sitzender Klugscheißer wie ich lässt sich hin und wieder mal von den Medien positiv überraschen. Da hat doch ausgerechnet einer der Kanäle aus der staatstragenden Präkariat-Privatsender-Gruppe gestern abendfüllend das andere heiß diskutierte K-Thema angepackt, wähnrend im Dschungel vor sieben Millionen Zusehern die Promis tobten. Weitgehend schonungslos wurde da nach dem Spielfilm "Restrisiko" in der anschließenden Dokumentation zur Kernenergie unser aller Laborratten-Dasein thematisiert.

Und das an einem Tag an dem das Credo unserer Kanzlerin zum Unwort des Jahres gekürt wurde: alternativlos.
Für sie war ja der Wiedereinstieg in die Kernkraft und die Laufzeitverlängerung unserer AKWs angeblich auch alternativlos. Wie Sie uns ja auch sonst - immer wieder mit wechselndem Erfolg zwar - weißmacht, dass es zu ihrer Politik insgesamt keine Alternativen gibt...

Worin besteht eigentlich der gravierende Unterschied zwischen der Politik des mit Gasprom-Geldern getrösteten "Basta-Kanzlers" und dieser FDJgeschulten DDR-Elitephysikerin als unsere"Alternativlos-Kanzlerin"?

Zu ihr gibt es im Gegensatz zu Gerhard Schröder vor nur ein paar Jahren derzeit tatschlich keine personellen Alternativen mehr. Weder in den eigenen Reihen der schwarzgelben Koalition noch in den drei Oppositionsparteien. Alle beißen sich an Angela aternativlos die Zähne aus oder werden - so sie widerstehen - wie von einer Gottesanbeterin nach der Paarung alternativlos verknuspert. Das macht sie derart geschickt und strategisch genial, dass ich manchmal denke, der DDR-Spionage-Chef Marcus Wolf habe nach Günther Guillaume mit Angela Merkel den noch größeren Coup gelandet;.- gewissermaßen das Restrisiko der im Supergau untergegegangenen DDR ins Endlager Bundeskanzleramt zu entsorgen. Das Zwischenlager war dabei der angeblich wiedervereinigende Aussitzkanzler, dem sie ja lange genug als "sein Mädchen" aus nächster Nähe zuschauen konnte. Wen hat die Kanzlerin seither nicht alles ausgesessen, ins Leere laufen lassen, demotiviert, weggelobt, abgeschoben!

Wer täglich die Feinheiten ihrer Strategien erkennt und beobachtet, der kann jetzt schon prognostizieren, dass es dem wehrhaften Freiherren, ehe er die Sterne der Macht ergreifen kann, ähnlich ergehen wird:

Erst lässt sie ihn wie eine Rakete aufsteigen und Glanz verbreiten, damit er auch auf  sie abstrahltt. Und dann bei seinem Verpuffen sieht man, dass er nichts weiter war als ein Merkel-Werbe-Fesselballon, dessen Leinen sie am Zenit leise und genussvoll kappt. Wohl wissend, dass wer besonders schnell aufsteigt, beim Absturz aus großer Höhe auch nachhaltiger zerschmettert.

Wie nachhaltig hingegen die Atompolitik unserer (mit in der Regierung beispiellosen Physikkenntnissen ausgestatteten) Kanzlerin sein wird, werden ich glücklicherweise (hoffentlich) nicht mehr erleben. Aber da das Restrisiko eben nicht beherrschbar ist, gibt es beim GAU eben auch keine Hoffnung, wie uns das in dem Spielfilm mit dem verstrahlten Hamburg vorgegaukelt wird. Die Halbwertzeiten sprengen nämlich sämtliche vorstellbare Dimensionen, und was die Reste der Atomstrom-Produktion für Risiken bergen, sieht man ja bereits nach wenigen Jahren im Salzstock der Asse... Dessen geprüfte Unbedenklichkeit übrigens auf ein Dekret der damaligen Umweltministerin Angela Merkel zurückgeht...

Also bleibt auch die Hoffnung alternativlos.

Donnerstag, 13. Januar 2011

Wundersame Wählergunst statt wirklicher Wählerwut

Ja, wenn das nicht passt - zum sogenannten Super-Wahljahr! Gestern hat der seit einem Rentenalter schwarz manipulierte Freistaatssender eine aktuelle Wählerstimmung veröffentlicht, bei der die CSU wundersame fünf Prozent Gunstzuwachs verzeichnet.

Nun könnte man sagen, dies sei alles dem sich permanent selbst inszenierenden Verteidigungsfreiherrn geschuldet - oder der fatalen Sehnsucht der Freistaatler nach straußscher Hinterpfotzigkeit, in der unser aktueller Landesvater sich ja täglich mit wachsendem Talent beweist. Ich befürchte aber, es liegt an der Vergesslichkeit der Stimmbürger und -Bürgerinnnen. Sie leiden offenbar immer dann an kollektiver Demenz, wenn das Bäuchlein zur Weihnachtszeit wieder praller wird und der Kontostand vielleicht wieder mal im Plus ist.

Schon ist vergessen, dass die Aufsicht führende CSU-Clique Beihilfe geleistet hat, damit die Bayrische Landesbank in der Affäre um die Hypo Alpe Adria pro Kopf des bayrischen Bürgers über 300 Euro verzocken konnte.( Aber dann bei Hartz IV wegen fünf Euro auf die Bremse treten.) Die Aufklärung, was der Spekulant Tilo Berlin bei dieser Transaktion in den Taschen der freistaatlichen Elite hat verschwinden lassen, wird ja wohl  ewig auf sich warten lassen.

Auch in der Rettung der angeblich auf europäischer Ebene staatstragenden Hypo Real Estate stecken ja Milliarden unserer Steuergelder. Da regen einen die Gebühren aus der GEZ, die der BR zu unserer Information in die Befragung ( zur demoskopischen Unzeit) investiert hat, schon gar nicht mehr auf.

Wieso regt sich eigentlich niemand auf? Wo bleibt eine Art Wählerwut?  Es wird ja immer nur von Wählergunst gesprochen, weil eine Wählerwut ja nach Aufruhr klingen würde. Wäre nicht so ein Superwahljahr  mal eine gute Gelegenheit, sich per Stimmzettel Luft zu verschaffen. Nicht, dass sich beim derzeitigen Personalangebot der anderen Parteien groß etwas ändern würde. Aber es würde einem bis zur leider obligaten Ernüchterung vielleicht doch für ein paar Wochen das Gefühl geben, das in einer Demokratie die Macht immer noch vom Volke ausgeht...

Dienstag, 11. Januar 2011

Sag, wo die Blumen sind

Eigentlich soll sich ja ein Blogger, der gelesen werden will, keine aktuell populären Schlagworte für seine Posts suchen, wenn er in deren Fülle dann nicht untergehen will.

Da habe ich als Neublogger natürlich nicht drauf geachtet. Deshalb bin ich jetzt umso mehr geschockt, dass meine aus dem Bauch geschriebenen Texte mit ihren Schlagworten in einem Kontext im Netz landen,in dem meine Befürchtungen und Beobachtungen von der aktuellen Realität noch überholt werden:
Amerikanische Verhältnisse, deutsche McCarthys, Bundesbananenrepublik, Multikulti oder die Integration von Stadthunden in der blockweisen Veränderung unserer Straßen. Überall setzt das Tagesgeschehen noch eins drauf.

Jetzt noch das Attentat auf die US-Abgeordnete Gabrielle Gifford.
Ob die Teaparty-Gänger respektive die offenbar endgültig durchgeknallte Sarah Palin ursächlich moralisch für diesen Anschlag verantwortlich gemacht werden können, bleibt fraglich. Sie heizen nur im Detail etwas an, das offenbar schon immer wie ein schlafender Riese des Unheils unter der Oberflächlickeit lauert.
Ist die seit jeher vielzitierte "silent majority" der USA wirklich durch fokussierte Fadenkreuze auf unliebsame politische Gegner derart zu mobilisieren, dass sie dieser Aufforderung zum "Schießen und Nachladen" nachkommt? Das bedeutete ja, dass sie die politische Führung auf einmal ernst nähme.
Eher ist es wohl so, dass die amerikanischen Verhältnisse große Teile der Bevölkerung im nackten  Existenzkampf gefangen halten. Siehe die Aufnahmen von den erschreckend verwahrlosten, zum Teil auch von den Ordnungskräften aufgegebnenen Straßen in "Downsized Detroit", die die jubelnde Berichterstattung von der aktuellen Automobil-Messe dort flankieren.

Aber auf der anderen Seite werden nach den Tragödien auf dieser Welt immer wieder Tausende von Trauernde in den Nachrichten gezeigt, die Kerzen anzünden, Blumen niederlegen und ungeachtet der eigenen Situation in schier unendlichen Mahnwachen verharren.
Blumen des Mitgefühls, der echt betroffenen Trauer, vielleicht sogar  der ernst gemeinten Solidarität kosten ja echtes Geld. Das heißt, es gibt vielleicht ein vielfaches Mehr  an Menschen, denen der eigene Geldbeutel in so einem Moment Wurst ist.

Ich bewundere das umso erstaunter, als ich zu den Menschen gehöre, denen eine derartige Demonstration kollektiver Betroffenheit eher peinlich wäre; auch wenn mir bei ihrem Anblick immer Tränen der Rührung in die Augen schießen.

Aber was, wenn die Blumen auch ein Zeichen für die potenzielle Bereitschaft von Betroffenheit wäre? Hier in dem Stadteil, in dem mein Glashaus steht, gibt es mehrere Blocks weit in alle Richtungen nicht ein Blumengeschäft...Mag unser Präkariat  keine Blumen oder kann es sich schlichtweg keine leisten?

Sag mir, wo die Blumen sind.
Wo sind sie geblieben?
Sag mir, wo die Blumen sind.
Was ist geschehn?
Sag mir, wo die Blumen sind.
Mädchen pflückten sie geschwind.
Wann wird man je verstehn?
Wann wird man je verstehn?

Where have all the flowers gone
Long time passing?
Where have all the flowers gone
Long time ago?
Where have all the flowers gone
Young girls picked them everyone.
When will we ever learn?
When will we ever learn?



Samstag, 8. Januar 2011

Auf der Suche nach einem deutschen McCarthy?

So schnell geht das. Anstatt sich wegen seines eitlen und unergiebigen Wirkens an die eigene Nase zu fassen, beschwört unser aller außenministerieller Selbstdarsteller Westerwelle die Horrorvision einer "linken Regierung", die seine gebrochenen Versprechen und das Versagen der großen Koalition ja erst möglich machen würden.
Und die Linke, in persona von Frau Gesine Lötzsch, spielt ihm auch noch in die Karten, indem sie das Gespenst Kommunismus zeitgleich als eine erneuerbare Vision schmackhaft machen will.Keiner wird der Polit-Blondine unterstellen, dass sie die häßliche Fratze des real existierenden Kommunismus aus ihrer Kindheit verdrängt hat.

Als wenn unsere Verhältnisse wirklich so stabil wären, dass wir wieder die Romantik in dieser Idee entdecken sollten... Da zündelt sie wohl bewusst. Und was daran gefährlich ist, ist nicht die Gefahr, dass hie und da ein Scheiterhaufen entflammt wird, sondern das sind die deutschen McCarthys, die nur darauf lauern angesichts einer vermeintlichen Gefahr unsere gedankliche Freiheit zu beschneiden.

Der politische Kommunnismus ist ein für allemal gescheitert, und das ist gut so!

Das soll nicht heißen, dass er nicht in kleinen sozialen Einheiten funktionieren kann und sogar real existiert.
Die Urchristen in Antiochia haben das vorgelebt, die Israelis in den Kibbuzim leben so, und im heutigen China exisiteren wirtschaftlich ungemein erfolgreiche Gemeinwesen, in denen jeder Einzelne durch einen knallharten, kommunistischen Kapitalismus reicher geworden ist, als manch unabhängig arbeitender Unternehmer...

Vielleicht gibt es für die altkommunistischen Romantiker in der Partei "Die Linke" ja eine empfehlenswerte Lektüre. Ich will hier nicht den Klugscheißer spielen, weil ich alt genug bin, dass ich den Kommunismus auch außerhalb unseres Landes hautnah erleben durfte, aber ich verweise auf das großartige Werk unseres Vorzeige-Historikers Heinrich August Winkler "Die Geschichte des Westens". Völlig ohne Manipulation und unkommentiert sind da die Ideen aus der Mitte des vorletzten Jahrhunderts zusammengetragen und mit ihren historischen Auswirkungen dokumentiert worden.

Mich als praktizierenden Pazifisten hat bei diesem Panorama am meisten erschüttert, dass von Marx über Engels, ja selbst durch Bebel und Kautzky das Blutvergießen bei der Durchsetzung ihrer Philosophien nicht nur nicht ausgeschlossen, sondern ausdrücklich als legitimes, politisches Mittel akzeptiert wurde.

Donnerstag, 6. Januar 2011

Bananenrepublik? - Das sind doch die anderen!

In etwa zeitgleich mit der Wende saß ich auf einer Insel im Indischen Ozean an einer Bar und unterhielt mich mit einem netten und kultivierten Belgier über Sportfischen und Bergsteigen. Der Mann war mir nicht nur sympathisch, sondern hatte noch mehr von der Welt gesehen als ich. Es entwickelte sich spontan eine Vertrauensbasis, auf der wir uns verabredeten, am nächsten Tag gemeinsam einen erloschenen Vulkan zu besteigen. Er wollte mich abholen, aber dazu kam es nicht. Er ließ bedauernd ausrichten, dass ihn "Staatsgeschäfte" von unserem Ausflug abhielten.
Wenige Wochen später - ich schrieb gerade an der Reportage - sah ich den Mann wieder: Auf einem Nachrichten-Foto. Allerdings stand da ein ganz anderer Name drunter und beim Lesen des dazugehörigen Textes sträubten sich meine Nackenhaare: Der nette Belgier hatte soeben als Chef der Palastwache die wesentliche Rolle bei einem Staatsstreich gespielt, und er stand gleichzeitig im Verdacht, ein Agent des "Deuxième Bureau", des französischen Geheimdienstes zu sein.

Ich begann daraufhin meinen Beitrag neu: Mit einer Betrachtung über das Wesen und Enstehen von Bananenrepubliken. Heute schäme ich mich dafür, weil ich in der Euphorie der Wiedervereinigung und der Auflösung der Blöcke von einer arroganten Warte eine Argumentationskette schmiedete, die zwanzig Jahre später für Europa und den Rest der Welt quasi global gilt:

In Weißrussland läßt ein Dikatator eine Scheinwahl abhalten und steckt anschließend die Opposition ins Gefängnis.

In Russland wird ein nicht genehmer Oligarch nach allen Regeln der Rechtsbeugung weiterhin weg geschlossen.

In der Elfenbeinküste weigert sich ein abgewählter Präsident dem neugewählten Platz zu machen und provoziert wieder einmal einen dieser ungehemmt blutigen Bürgerkriege, für die Bananenrepubliken ja bekannt sind.

In Europa hat eine Nation die Ratspräsidentschaft übernommen, ohne die es die deutsche Wiederverreinigung wohl kaum gegeben hätte, die aber ihren auch gegen die Russen behaupteten Liberalismus gerade mit einem Mediengesetz abschafft, das eindeutig auf Wiederbelebung der Diktatur angelegt ist.

In meiner zweiten Heimat, Italien, erkauft sich der Ministerpräsident ungeniert Stimmen, die ein gegen ihn gerichtetes Mißtrauensvotum scheitern lassen.

Von einem Irak-Krieg, der sich gegen nicht existierende Massenvernichtungswaffen richtete und nicht endende Gewalt und Trauer über ein Volk gebracht hat, möchte ich ebensowenig schreiben wie von einem Sträflingslager Guantanamo in dem dieses "Land of the Free" die Menschenrechte außer Kraft setzt.

Was allgegenwärtig die Frage aufwirft: Wo bleibt das Volk dabei? Wer ist das Volk überhaupt?

Aber sind die Bananen-Republiken wirklich nur die anderen?

Abgesehen von Stuttgart 21, Rückkehr in die Atom-Energie an parlamentarischen Mehrheiten vorbei, Steuerversprechen, die nicht gehalten werden etc etc etc etc?

Dem Bayrischen Steuerzahler wurden kurz mal 4 Milliarden von der eigenen Landesbank geklaut, da stellt sich heraus, dass sich auf dem Konto einer der Vorstände eben dieser Landesbank so nebenbei 52 Millionen Dollar angesammelt haben; das Fünfzigfache seines hypothetischen Jahresgehaltes... Alle Aufsichtsräte wurden übrigens vor kurzem von jeglicher Schuld an diesem Finanz-debakel reingewaschen...

Ach, und hier noch ein kleines Beispiel eines kleinen Steuerzahlers aus einem Land, in dem ja große Steuerhinterzieher bzw. -Flüchtlinge meist immer noch weitgehend straffrei ausgehen:

Mein Steuerbescheid vom März 2009 kündigte mir eine Rückzahlung von ein paar tausend Euro an. Das war ja aber auch mitten in der Finanzkrise, da kann das mit der Rückzahlung schon dauern. Aber im Herbst des Aufschwungs war das Geld immer noch nicht eingegangen.
Nachfragen wurden lapidar mit Nachforschungen haltloser Verdachtsmomente gekontert. Jetzt im neuen Jahr wurde die Rückzahlung erneut angekündigt  - mit einer Verzugsverzinsung, die unterhalb des schlechtesten Banksatzes liegt. die Differenz zum Zinssatz des im gleichen Zeitraum vom Staat qaufgenommenen Kredits waren bei mir zwar nur 140 Euro. Aber rechnet das doch mal hoch auf vielleicht eine Million Bundesbürger, die ebenfalls etwas zurückzubekommen gehabt hätten und es nicht lgeich bekommen haben...

Alles Banane?