Dienstag, 11. Januar 2011

Sag, wo die Blumen sind

Eigentlich soll sich ja ein Blogger, der gelesen werden will, keine aktuell populären Schlagworte für seine Posts suchen, wenn er in deren Fülle dann nicht untergehen will.

Da habe ich als Neublogger natürlich nicht drauf geachtet. Deshalb bin ich jetzt umso mehr geschockt, dass meine aus dem Bauch geschriebenen Texte mit ihren Schlagworten in einem Kontext im Netz landen,in dem meine Befürchtungen und Beobachtungen von der aktuellen Realität noch überholt werden:
Amerikanische Verhältnisse, deutsche McCarthys, Bundesbananenrepublik, Multikulti oder die Integration von Stadthunden in der blockweisen Veränderung unserer Straßen. Überall setzt das Tagesgeschehen noch eins drauf.

Jetzt noch das Attentat auf die US-Abgeordnete Gabrielle Gifford.
Ob die Teaparty-Gänger respektive die offenbar endgültig durchgeknallte Sarah Palin ursächlich moralisch für diesen Anschlag verantwortlich gemacht werden können, bleibt fraglich. Sie heizen nur im Detail etwas an, das offenbar schon immer wie ein schlafender Riese des Unheils unter der Oberflächlickeit lauert.
Ist die seit jeher vielzitierte "silent majority" der USA wirklich durch fokussierte Fadenkreuze auf unliebsame politische Gegner derart zu mobilisieren, dass sie dieser Aufforderung zum "Schießen und Nachladen" nachkommt? Das bedeutete ja, dass sie die politische Führung auf einmal ernst nähme.
Eher ist es wohl so, dass die amerikanischen Verhältnisse große Teile der Bevölkerung im nackten  Existenzkampf gefangen halten. Siehe die Aufnahmen von den erschreckend verwahrlosten, zum Teil auch von den Ordnungskräften aufgegebnenen Straßen in "Downsized Detroit", die die jubelnde Berichterstattung von der aktuellen Automobil-Messe dort flankieren.

Aber auf der anderen Seite werden nach den Tragödien auf dieser Welt immer wieder Tausende von Trauernde in den Nachrichten gezeigt, die Kerzen anzünden, Blumen niederlegen und ungeachtet der eigenen Situation in schier unendlichen Mahnwachen verharren.
Blumen des Mitgefühls, der echt betroffenen Trauer, vielleicht sogar  der ernst gemeinten Solidarität kosten ja echtes Geld. Das heißt, es gibt vielleicht ein vielfaches Mehr  an Menschen, denen der eigene Geldbeutel in so einem Moment Wurst ist.

Ich bewundere das umso erstaunter, als ich zu den Menschen gehöre, denen eine derartige Demonstration kollektiver Betroffenheit eher peinlich wäre; auch wenn mir bei ihrem Anblick immer Tränen der Rührung in die Augen schießen.

Aber was, wenn die Blumen auch ein Zeichen für die potenzielle Bereitschaft von Betroffenheit wäre? Hier in dem Stadteil, in dem mein Glashaus steht, gibt es mehrere Blocks weit in alle Richtungen nicht ein Blumengeschäft...Mag unser Präkariat  keine Blumen oder kann es sich schlichtweg keine leisten?

Sag mir, wo die Blumen sind.
Wo sind sie geblieben?
Sag mir, wo die Blumen sind.
Was ist geschehn?
Sag mir, wo die Blumen sind.
Mädchen pflückten sie geschwind.
Wann wird man je verstehn?
Wann wird man je verstehn?

Where have all the flowers gone
Long time passing?
Where have all the flowers gone
Long time ago?
Where have all the flowers gone
Young girls picked them everyone.
When will we ever learn?
When will we ever learn?



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