Mittwoch, 14. Juni 2023

Madame Mia

 Nichts entfacht ja wohl Leidenschaft  heißer als eine Pause von sieben Monaten nach der  ersten Liebelei. Mir jedenfalls zersprang fast das Herz als Mia ihr nicht gerade schmächtiges  Schweizer Frauchen von der Piazza in unsere Küche zerrte. Die Fürsorglichste lässt sie ja bekanntlich morgens immer offen, damit sie Passanten zu einem Schätzchen animiert oder gar auf eine Tasse Deutschen Kaffees herein bittet.

Mias Näschen hat natürlich schon von weitem davon Wind bekommen, dass wir wieder da sind. Ob sie die sieben Monate so schmerzlich überwunden hat wie ich, scheint beim Zeitgefühl, das Hunden weitgehend abgesprochen wird jedoch fraglich. Vor allem weil sie in dieser Zeit von einem Mädchen zu einem stattlichen Beauceran-Beauty herangewachsen ist. Aber mich mit ihrer Nase stupsend um Leckerli und Öhrchen-Knacken anzuhauen, hat sie zumindest nicht vergessen.

Wenn sie genug hat, legt sie sich genüsslich schnaufend - wie im vergangenen Jahr - als Wache diagonal vor die Tür. - Nur. dass nun niemand  mehr an ihr vorbei kommt. Was bist du groß geworden Mädchen!

Wie groß wurde mir erst am Nachmittag bewusst als ihr auch nicht großes Herrchen meine Frau zur Begrüßung umarmte. Da ging Mia auf den Hinterbeinen dazwische. Nicht aus Eifersucht, sondern um mitzubusseln:  Alle drei waren dabei auf Augenhöhe.  Das Bild muss ich irgendwann nachliefern, wenn ich mal wieder online bin...


Dienstag, 13. Juni 2023

Gar nicht nett - ohne Netz

 Riesen Ärger mit Vodafone Italia: Eine Rechnung im Haus liegen gebliebene, und schon wird aus dem Lockvogel-angebot ein teurer Alptraum.

Ich muss jetzt eine Zeit lang auf dem Smart tippen,  bis ich eine Lösung finde. Meine Burgbriefe  werden kürze, kommen dafür aber öfter. Wie altmodisches Briefe schreiben eben!

Mittwoch, 7. Juni 2023

Der Aufstieg faschistischer Demokraten ist keine Alternative für Deutschland

Quelle: ARD
Seit in der vergangenen Woche die Umfragewerte der AfD in diversen "Sonntagsfragen" auf 18 bis 19 Prozent gestiegen sind, wird danach gesucht, wer daran schuld sein könnte:
Natürlich in erster Linie die Politik der Ampel und dann die Medien. Wieso hat denn in diesem Land der schlechten Schulen, der divers ambitionierten Jugend und der im ewigen Vergessen vertrottelnden Alten niemand den Mut, mal dem Volk selbst die Schuld zu geben:
Querdenker, Verschwörungsgläubige, eine Reichsbürgerschaft Anstrebende, DDR-Nostalgiker und Neofaschisten werden medial geradezu in eine Gemengelage gezwungen, die die AfD mit ihren Parolen und Rückgriffe auf Nazi-Sprache (Björn "Bernd" Höckes Anklage durch die Staatsanwaltschaft Halle) am besten nutzt.

Wie leben - wie der Rest der Welt - in einer durch die Pandemie und den Ukrainekrieg ausgelösten Dauerkrise, die dadurch verstärkt wird, dass von Beginn an derart medial und oppositionell auf die "Ampel" eingeprügelt wird, wie niemals  in Friedenszeiten auf andere Koalitionen. So zum Teil - r16 Jahren Merkel stets ausblendend - unreflektiert getrieben, müssen Fehler einfach passieren.

In welche Freiheit wollen sie uns führen?
Quelle: Junge Freiheit
Als Betroffener stelle ich mir schon immer die Frage, ob der Geschichts-Unterricht an unseren Schulen bewusst so klitternd dargeboten wird, dass zur Zeit niemand die Parallelen zum Jahr 1923 wahrnimmt. Auch da war das Deutsche Reich dank der "Weimarer Republik" und der politischen Situation nach dem Ersten Weltkrieg erschüttert. Zuvor waren Extreme wir bei der Münchner Räterepublik (1919) oder beim Kapp-Putsch (1920) blutig aufeinander geprallt.
 Von demokratischen Kräften - nicht wie im multimedialen Heute - kaum wahrgenommen, schmiedete 1923 mitten in der Hyper-Inflation eine Österreicher eigene Putschpläne für Deutschland. Etwa jetzt um diese Jahreszeit begann der unscheinbarer Mann mit Schnurrbart als außergewöhnlich begabter und suggestiver Rhetorik seinen einzigartig erschütternden Karriereweg. Eigentlich wollte Adolf Hitler seinen 'Angriff auf die Demokratie' schon im September starten, aber er wartete, bis der Karren so tief im Morast versank, dass er sich namhafter Unterstützer und der Duldung der rechtskonservativen Bayrischen Staatregierung halbwegs sicher sein konnte. Am 8. und 9. November 1923 kam es dann zum Hitler-Putsch, und mit Erich Ludendorff - dem WKI-General an seiner Seite  - zum Marsch auf die Feldherrnhalle in München.
Der kleine "Gefreite" marschierte zwischen den
großen Generälen zur Feldherrenhalle
Quelle: Bundesarchiv

Der Putsch schlug fehl, aber was danach mit Hitler und Ludendorff geschah, machte erst den Weg frei für das sogenannte "Dritte Reich": Ludendorff wurde wegen seiner Verdienste im Krieg und der daraus gefolgerten "nationalen Gesinnung" freigesprochen, Adolf Hitler kam nach ein paar Monaten Festungshaft in Landsberg schon im Dezember 1924 wieder frei. Es war gewissermaßen eine Komfort-Haft während der er ab dem 1. April wenig geläutert Mitläufern wesentliche Kapitel von "Mein Kampf" diktiert hatte. Die Bewährung wurde ihm wegen seiner fabelhaft mit nationalistischer Gesinnung vorgetragenen Rechtfertigungs-Rede zugebilligt..
Die ganze Farce konnte nur aufgeführt werden, weil die Bayrische Staatsregierung vehement und unmittelbar darauf bestanden hatte, dass die Prozesse gegen beide Verschwörer in Bayern stattzufinden hatten.
Noch mit Auflagen der Bewährung begann also Hitlers Aufstieg als "faschistischer Demokrat": Zwar in Eile aber mit Weile. Ein Jahrzehnt reichte ihm bis zu seiner "Ermächtigung" zum Führer.
Bei der Verhaftung gewählter
Stadträte leisteten reguläre
Soldaten mit Hakenkreuzen "Erste Hilfe"
Quelle: Bundesarchiv


Seine offenbar immer noch wirksamen strategischen Konzepte für den Weg zur Macht werden aktuell von seinen heutigen Epigonen erneut angewendet. Ein Instrument - wie damals "Der Stürmer" - ist die Zeitung "Junge Freiheit". Sie steht zwar wegen wiederholter staatsfeindlicher Beiträge unter Beobachtung des Verfassungsschutzes,  das bremst sie aber nicht, mit professioneller Aufmachung und in hervorragend formulierten Beiträgen das schleichende Gift nationalsozialistischen Gedankenguts gelogen wie gedruckt auch online zu verbreiten.

Hetze mit Hilfe von KI
Quelle: AfD
Wir leben in einer Zeit, in der ein führender AfD-Politiker sich vor einer TV-Kamera freut, wie gut ihm ein Hetz-Bild mittels KI gelungen sei. Und  er scheut sich dabei nicht, das Ziel seiner Verunglimpfung und Diskriminierung (siehe Bild rechts) auch noch zu rechtfertigen. Müssten da nicht endlich bei einer deutlichen Mehrheit der Deutschen alle Alarmsignale schrillen?

Und was nutzten die Bekundungen von Merz und Söder, wirklich, sollte die AfD die 20-Prozentmarke überschreiten und die FDP die Ampel "abschalten". Da läge die Absolute Mehrheit unverzichtbar plötzlich rechts und eröffnete geradezu ungarische oder polnische Perspektiven...

Ich packe jetzt ein paar Sachen und reise in meine bereits neofaschistisch regierte Wahlheimat. Offenbar zügelt sich der kleine, blonde Temperamentsbolzen Giorgia Meloni noch. Das EU-Klima könnte sich aber schnell wieder verändern:  Hin zu einer rechtsnationalen Nord-Süd-Achse , wenn nördlich der Alpen der Wind plötzlich noch stärker von rechts kommt. War ja alles schon mal da!

Wenn ich in Ligurien nicht verhaftet werde, oder als "Zecke" auf dem Weg dorthin einem Attentat zum Opfer falle, schreibe ich
 ab dem14. Juni wieder Briefe von der Burg
 


Sonntag, 4. Juni 2023

Gerangel um Gold


 Alt zu sein, ist schon nicht komisch. Alt zu werden jedoch, gerät  leicht in zunehmende Lächerlichkeit.

Wer zum Beispiel so lange mit einem Menschen zusammenlebt wie ich mit der fürsorglichsten aller meiner Ehefrauen, der lernt mit der Zeit, dass der Spruch "Die (der) ändert sich nie!" als komplett falsche Prognose abgeheftet werden muss.

Meine Frau und ich haben derart spannende Phasen durchlebt und waren derart aufeinander eingespielt, dass wir oft angefangene Sätze des Partners beendeten. Wenn wir nicht gar gleichzeitig mit der selben Wortwahl dem Gegenüber etwas sagen wollten. Noch alberner: Ein im selben Moment gemeinsam gehörter Satzrhythmus intonierte in unseren Hirnen eine gleichzeitig darauf gesungene, gängige Melodie.

Aber, dass wir mal in ein Gerangel um Gold geraten würden, war nicht abzusehen.
Im Lagerkoller, dass wir wegen ihrer Zähne noch nicht nach Ligurien konnten, gerieten wir in den letzten Wochen zunehmend in Streitereien aus nichtigem Anlass. Ihre Kommentare zu den schrecklichen Tagesnachrichten wurden immer lauter, ihre Lösungsvorschläge immer drastischer. Ausgerechnet  sie, deren Lebensmotto doch ist: "Ich kann's nicht ändern."

Und dann geriet ein harmloses Märchenbild, das ich mal als Teil einer Serie für das Kinderzimmer gemalt habe, in ihren Streit-Fokus. Dazu muss ich sagen, dass wir uns wirklich gegensätzlich verändert haben: Sie, die immer ausgleichend und fürsorglich agierende, wirft auf einmal alles, was sie ärgert in einen Topf. Ich, der immer Aufbrausende habe mich in den letzten Monaten eher in eine Schnecke verwandelt, die schnell die Fühleraugen einfährt und sich in ihr Haus zurückzieht...

Ich weiß nicht, aus welchen verborgenen Winkeln aller Umzugs-Kartons es der längst vergessene "Froschkönig" auf das Bilderbord geschafft hat. Er war Auslöser einer der blödesten Streitereien unseres 56jährigen Zusammenseins:

"Mich regt schon immer auf, dass der Ball aus meiner Sicht aussieht, als hätte die Prinzessin Elephantiasis in den Unterschenkeln."

"Spatzl, das ist doch die Perle, die der Frosch hochgetaucht hat."

"Das war doch ein goldener Ball und keine Perle!"

"Schau mal wie viele Varianten dieses Märchens es international gibt. Ich habe mich vor mehr als vierzig Jahren eben für die mystische Perle entschieden, und jetzt meckerst du erst?"

"Ich sehe die als fürchterlich dicke Unterschenkel."

"Ja, was Kunst ist, liegt im Auge des Betrachters. Aber das Bild habe ich doch völlig anspruchslos aus dem Bauch heraus nur für die kurze Kindheit unserer Brut gemalt."

"Dann kannst du das ja jetzt so ändern, dass die dicken Schenkel weg sind. Und im übrigen - bei den Gebrüdern Grimm war das sowieso ein goldener Ball!"

"Ich denke nicht daran, das Bild zu verändern. Wenn es dir nicht gefällt, dann schaff es dahin zurück, wo du es plötzlich hergeholt hast. Basta!"

"Aber das ist es ja. Ich liebe dieses Bild so sehr, dass mich die dicken Schenkel einfach stören, Mach doch bitte zumindest einen goldenen Ball draus."

"Kommt gar nicht infrage!"

Aber was macht der "Schneck", während die Holde in der Waschküche ist? Er holt sein sorgsam gehütetes "Bellini-Gold" und trägt die zähe Masse mit dem Zeigefinger auf die wundervoll "fluoreszierende 60jährige Perle."


Es vergehen drei Tage voller sanfter und liebevoller Fürsorglichkeit, aber sie merkt nichts, bis ich sie darauf anspreche.

Claus Deutelmoser: Froschkönig ca. 1983 - Öl auf Leinwand

Wir verändern uns eben doch! Vor allem, wenn wir nicht mehr richtig gucken können...

Freitag, 2. Juni 2023

Zu dicht am Ich bin ich noch nicht

Der Meteorologische Sommeranfang gestern wird vermutlich - wie die Jahreszeiten überhaupt - durch Klimawandel irgendwann obsolet sein.

Es gibt in München kaum einen Park, der so dazu dient,,im Sinne von Prinzregent Luitpold
aus der Zeit zu fallen.  
1911 wurde der Park aus Anlass des 90. Geburtstages
 des Prinzregenten mit der Pflanzung der 90. Linde eröffnet

Quelle: gesundheitstrends.de


Wir haben hier nur ein paar Minuten zu gehen, um in einem der schönsten kleineren Parks Münchens zu flanieren, und in dem ist wegen der gegenwärtigen Temperauren schon mindestens seit einer Woche Hochsommer. Meine Frau und ich sitzen gerne auf einer Bank an der südlichen Flanke des "Schuttberges".
Quelle: münchen.de
Von den Zerstörungen Münchens, die da zusammengetragen wurden, um sie los zu werden, wissen natürlich meist nur noch die Älteren. Die Jüngeren nützen seine sonnige Südflanke als ideal geneigte Liegewiese, um ihren vom miesen Wetter im April und den ersten Mai-Wochen ausgebleichten Körpern eine Rundum-Bräunung zu verpassen. Familien mit Kindern lagern unter den Schatten großer Eichen, Linden und Kastanien auf ebenem Grund. Wenn wir die Augen zukneifen und die durchgeknallten Ferien-Kinder auf ihren mit Vollgas vorbeidüsenden E-Scootern ausblenden, entsteht ein Gemälde wie aus der Belle Époque...
Mehr als 100 Jahre fast unverändert,
und wie man unten sieht,
niemals aus der Zeit gefallen:
Le Jardin de Luxembourg à Paris
Quelle: istock

Printemps au Jardin de Luxembourg
Miniatur von Antoine Parró um 1900
Öl auf Schiefertafel
Sammlung: Deutelmoser
Und schon sind wir dabei, für einen Moment aus der Zeit zu fallen. Aber auf die Belle Époque folgten eben die zwei Weltkriege, Weltwirtschafts-Krisen und der Eiserne Vorhang. Nun, da wir zu früh glaubten, die Vorzeichen für dauerhaften Frieden stünden so vielversprechend wie nie, brennt unsere Erdkugel an so vielen Lunten, wie kaum jemals zuvor: Eine muss diese Bombe doch irgendwann zum Platzen bringen.

Die Erde ist ein schaurig schöner Mini-Stern in den Weiten der Galaxis. Wir benehmen uns aber, als seien wir die "Masters Of The Universe". Oder - gerade zu diesem Text  passend - wie mein Sohn sie nannte, als er klein war: "Die Meister vom Juni-Berg".

Das aus der Zeit fallen Können wie Dr. Who in der letzten Episode der Kult-Serie hat aber eben gar nichts mit Sciencefiction-Zeitreisen zu tun, sondern ist eine höchst irdische Fähigkeit die wir uns alle aneignen müssten, um angesichts der Zeitläufte nicht dem kollektiven Wahnsinn zu verfallen.

Hier einmal für zwischendurch einige Deutungs-Möglichkeiten:
- altmodisch, überholt seinnicht mehr in die Gegenwart passen, (scheinbar) einer vergangenen Epoche angehören
 - in der gegenwärtigen Lage deplatziert, nicht mehr angemessen, angebracht sein

aus der Zeit fallen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/aus%20der%20Zeit%20fallen>, abgerufen am 01.06.2023

Neuralink hat jetzt bereits die Zulassung
mit seinen Implantaten für Versuche am Menschen
Naturgemäß müsste es älteren Menschen leichter gelingen, aus der Zeit zu fallen, weil sie ja mehr von ihr erlebt haben. Tatsächlich steht dem aber ein Phänomen gegenüber. Je älter und einsamer der Mensch, desto dichter steht er allein an seinem Ich. Was bedeuten könnte - da niemand mehr da ist, ihn zu korrigieren - dass er auch einsam und unbemerkt  aus der Zeit fällt. Demenz, Alzheimer und gegenwärtige Wahrnehmung, sind vielleicht dereinst durch Steuer-Chips im menschlichen Hirn - wie sie Elon Musk gerade in seinem neuesten Start-up reif für Versuche am Menschen entwickelt hat - wirklich heilbar. Aber sie werden nicht beeinflussen, aus welcher Zeit wir fallen, wenn die für uns gekommen ist.

Da bin ich doch mal froh, dass ich - weil nicht allein - wohl noch nicht zu nah an meinem Ich stehe. Zu nah, um es womöglich nicht mehr wahrnehmen zu können...