Mittwoch, 7. Juni 2023

Der Aufstieg faschistischer Demokraten ist keine Alternative für Deutschland

Quelle: ARD
Seit in der vergangenen Woche die Umfragewerte der AfD in diversen "Sonntagsfragen" auf 18 bis 19 Prozent gestiegen sind, wird danach gesucht, wer daran schuld sein könnte:
Natürlich in erster Linie die Politik der Ampel und dann die Medien. Wieso hat denn in diesem Land der schlechten Schulen, der divers ambitionierten Jugend und der im ewigen Vergessen vertrottelnden Alten niemand den Mut, mal dem Volk selbst die Schuld zu geben:
Querdenker, Verschwörungsgläubige, eine Reichsbürgerschaft Anstrebende, DDR-Nostalgiker und Neofaschisten werden medial geradezu in eine Gemengelage gezwungen, die die AfD mit ihren Parolen und Rückgriffe auf Nazi-Sprache (Björn "Bernd" Höckes Anklage durch die Staatsanwaltschaft Halle) am besten nutzt.

Wie leben - wie der Rest der Welt - in einer durch die Pandemie und den Ukrainekrieg ausgelösten Dauerkrise, die dadurch verstärkt wird, dass von Beginn an derart medial und oppositionell auf die "Ampel" eingeprügelt wird, wie niemals  in Friedenszeiten auf andere Koalitionen. So zum Teil - r16 Jahren Merkel stets ausblendend - unreflektiert getrieben, müssen Fehler einfach passieren.

In welche Freiheit wollen sie uns führen?
Quelle: Junge Freiheit
Als Betroffener stelle ich mir schon immer die Frage, ob der Geschichts-Unterricht an unseren Schulen bewusst so klitternd dargeboten wird, dass zur Zeit niemand die Parallelen zum Jahr 1923 wahrnimmt. Auch da war das Deutsche Reich dank der "Weimarer Republik" und der politischen Situation nach dem Ersten Weltkrieg erschüttert. Zuvor waren Extreme wir bei der Münchner Räterepublik (1919) oder beim Kapp-Putsch (1920) blutig aufeinander geprallt.
 Von demokratischen Kräften - nicht wie im multimedialen Heute - kaum wahrgenommen, schmiedete 1923 mitten in der Hyper-Inflation eine Österreicher eigene Putschpläne für Deutschland. Etwa jetzt um diese Jahreszeit begann der unscheinbarer Mann mit Schnurrbart als außergewöhnlich begabter und suggestiver Rhetorik seinen einzigartig erschütternden Karriereweg. Eigentlich wollte Adolf Hitler seinen 'Angriff auf die Demokratie' schon im September starten, aber er wartete, bis der Karren so tief im Morast versank, dass er sich namhafter Unterstützer und der Duldung der rechtskonservativen Bayrischen Staatregierung halbwegs sicher sein konnte. Am 8. und 9. November 1923 kam es dann zum Hitler-Putsch, und mit Erich Ludendorff - dem WKI-General an seiner Seite  - zum Marsch auf die Feldherrnhalle in München.
Der kleine "Gefreite" marschierte zwischen den
großen Generälen zur Feldherrenhalle
Quelle: Bundesarchiv

Der Putsch schlug fehl, aber was danach mit Hitler und Ludendorff geschah, machte erst den Weg frei für das sogenannte "Dritte Reich": Ludendorff wurde wegen seiner Verdienste im Krieg und der daraus gefolgerten "nationalen Gesinnung" freigesprochen, Adolf Hitler kam nach ein paar Monaten Festungshaft in Landsberg schon im Dezember 1924 wieder frei. Es war gewissermaßen eine Komfort-Haft während der er ab dem 1. April wenig geläutert Mitläufern wesentliche Kapitel von "Mein Kampf" diktiert hatte. Die Bewährung wurde ihm wegen seiner fabelhaft mit nationalistischer Gesinnung vorgetragenen Rechtfertigungs-Rede zugebilligt..
Die ganze Farce konnte nur aufgeführt werden, weil die Bayrische Staatsregierung vehement und unmittelbar darauf bestanden hatte, dass die Prozesse gegen beide Verschwörer in Bayern stattzufinden hatten.
Noch mit Auflagen der Bewährung begann also Hitlers Aufstieg als "faschistischer Demokrat": Zwar in Eile aber mit Weile. Ein Jahrzehnt reichte ihm bis zu seiner "Ermächtigung" zum Führer.
Bei der Verhaftung gewählter
Stadträte leisteten reguläre
Soldaten mit Hakenkreuzen "Erste Hilfe"
Quelle: Bundesarchiv


Seine offenbar immer noch wirksamen strategischen Konzepte für den Weg zur Macht werden aktuell von seinen heutigen Epigonen erneut angewendet. Ein Instrument - wie damals "Der Stürmer" - ist die Zeitung "Junge Freiheit". Sie steht zwar wegen wiederholter staatsfeindlicher Beiträge unter Beobachtung des Verfassungsschutzes,  das bremst sie aber nicht, mit professioneller Aufmachung und in hervorragend formulierten Beiträgen das schleichende Gift nationalsozialistischen Gedankenguts gelogen wie gedruckt auch online zu verbreiten.

Hetze mit Hilfe von KI
Quelle: AfD
Wir leben in einer Zeit, in der ein führender AfD-Politiker sich vor einer TV-Kamera freut, wie gut ihm ein Hetz-Bild mittels KI gelungen sei. Und  er scheut sich dabei nicht, das Ziel seiner Verunglimpfung und Diskriminierung (siehe Bild rechts) auch noch zu rechtfertigen. Müssten da nicht endlich bei einer deutlichen Mehrheit der Deutschen alle Alarmsignale schrillen?

Und was nutzten die Bekundungen von Merz und Söder, wirklich, sollte die AfD die 20-Prozentmarke überschreiten und die FDP die Ampel "abschalten". Da läge die Absolute Mehrheit unverzichtbar plötzlich rechts und eröffnete geradezu ungarische oder polnische Perspektiven...

Ich packe jetzt ein paar Sachen und reise in meine bereits neofaschistisch regierte Wahlheimat. Offenbar zügelt sich der kleine, blonde Temperamentsbolzen Giorgia Meloni noch. Das EU-Klima könnte sich aber schnell wieder verändern:  Hin zu einer rechtsnationalen Nord-Süd-Achse , wenn nördlich der Alpen der Wind plötzlich noch stärker von rechts kommt. War ja alles schon mal da!

Wenn ich in Ligurien nicht verhaftet werde, oder als "Zecke" auf dem Weg dorthin einem Attentat zum Opfer falle, schreibe ich
 ab dem14. Juni wieder Briefe von der Burg
 


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen