Montag, 28. Februar 2011

Das vermaledeite F-Fourletter-Word

Die Oscar-Nacht ist gerade ein paar Stunden vorüber, da werden die Cineasten weltweit durch eine Nachricht aufgeschreckt, die gut ein Fake aus  Jay Lenos Tonightshow sein könnte:
Damit auch unter 13jährige "The King's Speech" unbeschadet sehen können, ist jetzt eine entschärfte Version  des preisgekrönten Films in den US-Verleih gekommen. Einige Sätze mit dem gestotterten Füllwort "fuck" oder "fuckin" wurden aus moralischen Gründen entfernt.

Da können Casey Afleck und Joquin Phoenix ja von Glück sagen, dass ihr Film '"I'm Still Here" von Haus aus auf keine minderjährige Zielgruppe ausgerichtet war. Dann wäre diese einmalig gelungene Fälschung einer gescheiterten Rapper-Karriere nämlich weitgehend als Stummfilm in die Programm-Kinos gekommen. Joaquin und seine Mitstreiter ficken verbal derart heftig mit dem vermaledeiten Fourletter-Word herum, dass Ausschnitte bei CNN mit einem Dauerbeep überspielt würden...

Das kuriose an dem F-Wort, so wie es im Amerikanischen gebraucht wird, ist die Tatsache, dass es mittlerweile nur noch ganz, ganz selten im Zusammenhang mit seiner ursprünglichen Bedeutung angewendet wird - nämlich ursächlich beim oder zum Kopulieren...

Wieso tut sich eine Nation, die ja auch die Weltherrschaft in der Porno-Industrie ausübt, so verfickt schwer? Auch deren Rapper und Hiphopper könnten ja kaum einen Tonträger verkaufen, der nicht wenigstens die Mindestanforderung von einem guten Dutzend "Fucks" erfüllte. Vermutlich braucht es ausgebuffte Linguisten zur Entschlüsselung dieses Phänomens.

Diese Nation, in der du an jeder Ecke schwere Schießeisen erwerben kannst und dem Fernsehen zufolge Tage mit einer Schusswunde beginnen, stellt ja schon Kindergartenknaben unter Arrest, weil sie einer Spielkameradin vielleicht ein unschuldiges Küsschen gegeben haben. Oder verhaftet Eltern, die ein harmloses nacktes Herumgeplansche von nicht verwandten und verschiedengeschlechtlichen Babys in einem Kinderbecken geduldet haben, als Sexual-Straftäter.

Was sollen da wir von Dichtern und Denkern sprachlich geprägten Deutschen sagen. Hier wurden ja verlässliche altdeutschen Worte wie das "Ficken" - gemeint war das Putzen oder glänzend Machen durch schnelles Aneinanderreiben - oder die "geilen Triebe" - gemeint waren die zu schnell schießenden Sprossen oder Ranken, die der Gärtner beim Beschnitt entfernen musste - ja gänzlich für eine andere Bedeutung entlehnt. Und zwar so, dass in den Achtzigern auf einmal alles geil war, was für gut befunden wurde.

Gut, wenn man dann so einen umsichtigen journalistischen Ziehvater hatte wie ich. Der - unter anderem Chefredakteur der bedeutendsten Männerzeitschrift - stand einmal einem ratlosen Modell sprachlich bei, als sie meinte:
"Das ist ja mittlerweile das Unangenehme bei den Shootings, das immer dieses vermaledeite F-Wort verwendet wird."
Darauf er:
"Meinen Sie Fummsen?"

Donnerstag, 24. Februar 2011

Freiherr und Führer

Seit gestern habe ich keine Angst mehr,
Wenn die Weltlage sich wirklich zuspitzen sollte, sind wir politisch und personell "alternativlos" aufgestellt.

Wie unser Verteidigungsminister vor dem Bundestag seine Verteidigungsstrategie durchgezogen hat, lässt für jeden Ernstfall hoffen: Einigeln, Positionen festigen, hin und wieder ein gezielter Ausfall und in bester Tannenberg-Taktik in der Mitte zurückweichen, um dann vor allem links um so härter zuzuschlagen.

Was hat seine Selbstherrlichkeit dem wutschnaubenden roten und grünen Gesocks brillant den Dampf abgelassen. Am Ende war er das Opfer und nicht etwa die Wissenschaft oder gar der Ethos gewisser Standesregeln.

Das muß man ja Fan werden. Jetzt verstehe ich meine gesettelten, ihren Wohlstand wahren wollenden Altersgenossen, die ihm zurufen:
"Halten Sie durch Euer Gnaden!"
"Weiter so Herr Freiherr!"
 oder
"Wir stehen hinter Ihnen und folgen Ihnen!"

Und die Frauen erst! Wie der deren Sehnsucht nach maskulin modischen Alphatieren bedient. Eifersüchtig könnte man werden, wäre man selbst nicht so beeindruckt.

Ich bin sicher, KTZG wird jederzeit mit markigen Sprüchen in der Lage sein, das durch HartzIV in der Askese gestählte aber orientierungslose Fussvolk, das Prekariat also, mobil zu machen, damit es ihm in jeden Kampf folgt. Schließlich hat er ihnen ja zunächst die Wehrpflicht erspart, so dass sie im Ernstfall unausgebildet, wie sie dann sind, das ideale Kanonefutter abgeben; vermutlich die nachhaltigste Senkung der Arbeitslosenzahlen.

Und mal ehrlich! Will man sich in einer zugespitzten Situation lieber auf eine zaudernde, zögerliche Exefdejottlerin verlassen oder einem Blaublut die Stange halten, dem das "Herrschen nach Gutsherrenart" gewissermaßen in den Genen steckt?

Mit dieser Mehrheit, die ihn liebt, hinter sich, findet sich bestimmt auch bald ein Vordenker, der zu dem Ergebnis kommt, dass rechtsstaatliche Mittel für die Regentschaft eines solchen Mannes nur hinderlich sind, wenn er als Jurist ja schon vorher dessen Regeln  ignoriert hat. Dann bekommt er vom Allmächtigen vielleicht auch noch die Ermächtigung.

Und wer Zweifel hat, dass das dann das Beste für unser Volk ist, der sollte bei Wikipedia unter Niccolo Machiavelli nachschauen. Der Renaissance-Politologe hätte gestern seine Freude an zu Guttenberg gehabt. Entspricht er doch seinen Ideal-Vorstellungen von einem "Fürsten". Ich zitiere in Gänsefüßchen und kursiv:

"Jeder sieht, was du scheinst. Nur wenige fühlen, wie du bist."
Oder:
"Nicht der Titel verleiht dem Mann Glanz, sondern der Mann dem Titel."

Wir werden den Tag schon noch erleben, da die Universität von Bayreuth feierlich in "Dr. Karl-Theodor zu Guttenberg-Universität" umbenannt wird

Mittwoch, 23. Februar 2011

Im Vacuum der Tyrannei

Schon mal darüber nachgedacht, wieso sich die Islam- und Arabien-Experten, die man sonst mit mehreren Kabelschleppern daran hindern muss, sich in den Focus der Fernsehkameras zu drängeln, auf einmal so rar machen?

Die Bedrohung, über die sie bislang theoretisieren und schwadronieren durften, ist auf einmal gefährlich nahe. Es ist leichter zu erklären, wieso unsere Freiheit am Hindukusch verteidigt werden muss oder wieso wir Irakflüchtigen, die kaum einer Sicherheitsüberprüfung unterzogen werden, die permanente Aufenthaltsbewilligung ausstellen (während manche hier aufgewachsene Türkenkinder die Ausweisung fürchten müssen). Afghanistan ist weit weg und 3.500 Irakis zählen wohl nicht weiter, wenn man sie gezielt über die Bundesrepublik verteilt und dann quasi sich selbst überlässt...

Aber jetzt schwappen die arabischen und afrikanischen Flüchtlinge mit ihren Seelenverkäufern an die Außenhaut der EU und offenbaren, dass die Sicherheitstruppe der FRONTEX schon bald übefordert sein wird: Durch eine Flüchtlingsflotte, die eben bislang von einigen willfährigen und gut geölten Tyrannen am Auslaufen gehindert wurde.

Mumar Al Ghadafi ist der Lockerbie-Flugzeugterror einfach verziehen worden, weil er auf die vermutlich größten Öl-Reserven der Welt Zugriff hat und mit seinen größenwahnsinnigen Clownereien ebenso schwer zu berechnen ist wie Ahmadinejad. Wen hat er nicht alles antanzen lassen und dabei Zugeständnisse abgerungen: Sarkozy, Schröder, Blair und natürlich Bunga-Bunga-Berlosconi. Ölförderung und das Versprechen, ein Bollwerk gegen den afrikanischen Flüchtlingsstrom zu bilden, machten den General über lange Jahre wieder hoffähig. Die USA strichen Libyen sogar von ihrer Liste der "Schurken-Staaten"

Aber jetzt zeigt sich, wie sich überall hinter dem Rumoren ein gefährliches, politisches Vacuum auftut. Ein Vacuum an oppositioneller Kultur, aber auch das fatale Vacuum an tyrannischer Verläßlichkeit. In der arabischen Welt herrschte vielerorts Macchiavellismus pur, und der Westen profitierte ohne schlechtes Gewissen und demzufolge auch ohne Vorkehrungen davon. Wer die einsilbigen Statements seiner Spitzen hört, ahnt auch die Angst vor der Veränderung. Und die ist darauf begründet, dass es keinen Plan gibt. Schon steuern Flugzeugträger die große Syrte an; vorgeblich aus humanitären Gründen.

Ägypten als fehlendes Bollwerk gegen den militanten Antiisraelismus könnte durch seine Instabilität einen dritten Weltkrieg auslösen.

Libyen als gedrosselter oder ganz ausfallender Öl-Liferant lässt jetzt schon die Benzinpreise explodieren.

Tunesien als Damm gegen die afrikanischen Flüchtlinge könnte das ziemlich wackelige Konzept Europas und somit die EU zum Scheitern bringen, wenn das bei der Überschuldung einiger ihrer Mitglieder nicht schon eine neuerlich aufziehende Weltwirtschaftskrise erledigt.

Sollten die Mayas mit ihrem Weltuntergang am 21, Dezember 2012 doch noch recht behalten?

Dienstag, 22. Februar 2011

Kinder, Kinder - was für Vorbilder!

Die Farbkombination Schwarzgelb stand einmal für harmlosen Kinderspaß: Biene Maja, Tigerente, Münchner Kindl... Jetzt steht sie für schlechte Vorbilder.

Zum Beispiel stelle ich mir heute das Frühstück bei seiner Freiherrlichkeit vor:  Mutti in Kampfbluse, Pappi mit der Narrenkappe wider den tierischen Ernst auf dem Kopf. Die Kids - wahlweise blond oder gegelt - wären normalerweise sehr aufgeregt, denn so kurz vor den Fasschingsferien stehen ja noch immer Klassenarbeiten in der Schule an. Aber diesmal müssen sie ja keine Angst haben, wenn sie beim Spicken erwischt werden. Sie brauchen sich ja nur zu entschuldigen und die Arbeit zurückziehen, dann bleibt das künftig ohne Konsequenzen. Freipappi hat das ja gestern im Fernsehen ganz toll vorgemacht.

Und Zukunftsängste müssen sie in solchen Fällen auch nicht mehr haben, weil ja eine der obersten Bundesarbeitgeberinnen deutlich gemacht hat, dass einer wohl der größte Lügenbeutel sein kann, wenn er nur als Minister skrupellos tauglich ist.
Und unser Landesvater erst: Der Ober-Bayer, der ja selbst in seinem Lebenslauf schon mal die Wahrheit verbogen hat, damit  er "wira Studiata daherkemmat", stellt sich auch gleich vor, neben, hinter und KTZG zur Seite - allerdings wohl eher, weil er einen lästigen Konkurrenten für den Parteivorsitz los ist. Positiver Nebeneffekt: Abschreiben kann das Blaublut dann ja auch nicht mehr, wenn ihn der Rumpel-Riese derart rundum deckt...
Ja, der Seehofer. Da handelt er acht Euro für die Ärmsten der Armen als zähen Kompromiss aus und lässt dabei vergessen, dass er über 300 Euro pro bayrischen Bürger in den Alpe-Adria-Sand gesetzt hat. Davon hätte er so übrigens leicht vierzig Monate  Hartz IV (früher und zusätzlich) bestücken können.

Und dann noch das Vorbild  "Westerwave" alias "Nobody can reach me the water": Zwei Journalisten reisen ohne Arbeitsvisum in ein Land ein und betreiben investigative Recherchen. Das wäre übrigens auch in den USA ein kritischer Tatbestand, wie unser Außenminister als studierter Jurist wissen müsste (Ach, das ist der andere tüchtige Minister ja auch. Ja, dann!). Die Frage ist nur, ob der Außen im Schwarzgelb der Borussen, der dem offenbar doch nicht ganz grenzdebilen Ahmadinejad diese diplomatische Steilvorlage gegeben hat, für  Reporter von der TAZ den gleichen Aufwand betrieben hätte. Aber für Personal des staatstragenden PR-Verlages wirft man schon mal den bundeseigenen Jet an und macht Shakehands mit dem gefährlichsten Mann des Nahen Ostens. Niedlich wie er da gestriegelt und geleckt mit Leuten zusammensitzt und Tyrannen staatsmännisch aufwertet, wegen denen Oppositionelle an den Strang skandiert werden. Und noch schlimmer - während Araber dafür sterben, nicht so zu enden wie die bemitleidenswerten iranischen Bürger.

Unser Außenminister mag sich vielleicht - unreflektiert, wie er sich gibt - wie jemand gefühlt haben, der zwei Opfer aus der Höhle des Löwen befreit hat. Tatsächlich aber war er nur eine zappelnde schwarzgelbe Marionette im Puppen-Theater des radikalen Islam.
Ach wär's doch bloß die Augsburger Puppenkiste gewesen, und der Guido nur der Jim Knopf auf dem Weg zu Lukas, dem Lokomotivführer.
Ach Mist! Die Lokomotivführer streiken ja.

Samstag, 19. Februar 2011

Der Seher sieht zwar, aber er verändert nichts

Was habe ich schon alles kommen sehen!

Keine Angst, ich reklamiere hier keine übersinnlichen Kräfte für mich - nur einen halbwegs ausgeprägten analytischen Verstand.
Indem beizeiten unaufgeregt Eins und Eins zummengezählt werden, kann das eigentlich jeder. Nostradamus oder Hildegard von Bingen haben das nicht anders gemacht. Die Summe menschlicher Schwächen multipliziert mit seinen Stärken ergibt die Evolution der Gesellschaft. Dass dabei in der Blütezeit Schwächen wie Gier, Eitelkeit, Machtstreben und Gewaltbereitschaft die Überhand gewinnen, gebiert dann automatisch die Katastrophen. Diese multipliziert mit dem Zeitfaktor werden zur Apokalypse. Dazu braucht man keine Glaskugel.

Der Seher sieht zwar, aber er verändert nichts. Als ob das genetisch so festgelegt ist, braucht es zur Reaktion Visionäre mit der Kraft, etwas zu bewegen oder durchzusetzen. Dabei müssen sie bereit sein, über Leichen zu gehen. Die habe ich leider nie in dem Maße gehabt, wie ich mir das gewünscht hätte. Dennoch möchte ich mein praktisches Versagen in einigen Fällen als Beispiele für meine These in der Praxis aufführen:

Ich darf mich mit Fug und Recht als einer der Pioniere im Gestalten und Herstellen von Zeitschriften und Büchern direkt vom Cumputer in die Druckerei (CTP computer to plate) bezeichnen. Die Gestaltungssoftware in Kombination mit dem Internet vor dem Hintergrund des Rohstoffs- und Zeitmangels ließen mich schon Ende der 90er zu dem Schluß kommen: Print stirbt, und mit ihm der Journalismus. Jetzt brandet ja bereits die Diskussion auf, ob die Internet-Giganten den Zeitungsverlegern zuviel für die digitalen Abos abverlangen. Der Konzern, dem ich gedient habe, hat Isolvenz angemeldet und reißt auch die Firmen mit, die hervorragende, kosteneffiziente analoge Arbeit geleistet haben. Ich bin auf dem selben Weg mit Ihnen gescheitert, weil ich aus Nostalgie und  bei zurückgehenden Werbeerträgen nur angepaßtt weitergemacht habe, statt radikal neue Wege zu gehen

Das Geld, das mir dann noch geblieben war, habe ich in Aktien, Fonds und Beteiligungen angelegt, obwohl ich einige Monate vor dem Beginn der Finanzkrise - als Experten den DAX noch auf die 9000 zustreben sahen - einen köstlichen Beitrag eines Analysten unter dem Titel "Myriads In The Mist" (Milliarden im Nebel) gelesen hatte. Darin  waren minuziös und folgerichtig alle Faktoren für das Ausbrechen der bevorstehenden Finanzkrise aufgeführt . Den Beitrag mailte ich vorsorglich meinem Bankmenschen und investierte trotzdem. Ein halbes Jahr später hatte ich nahezu alles verloren.

Wieso ich jetzt von diesen Erfahrungen auf unseren blaublütigen Verteidigungsminister komme? Wobei der ja ehrlicher eigentlich schon längst Kriegsminister heißen sollte, denn auch dem größten politischen und geografischen Deppen müsste es ja mittlerweile klar geworden sein, dass unsere Freiheit am Hindukusch weniger verteidigt wird als in den Straßen von Ramallah... -  Ach, schöner Schaum vorm Mund!!!

Also deswegen, weil ich das Bild vom Times Square aus den ersten Ministertagen des KTZG mit der bespiellosen Selbstinszenierung unseres gegelten Freiherrn vor Augen habe. Als PR-Profi schrillten da schon meine Alarmsignale. Und  das Unbehagen wuchs mit jedem Prozentzuwachs seiner Beliebtheit, obwohl er bis heute außer naßforschem Auftreten eigentlich nichts vorzuweisen hat.

Die leider nicht sehr zahlreichen Leser meines Blogs erinnern sich vielleicht an meine Prophezeihung, dass unsere Bundeskanzlerin auch seinen Absturz genussvoll abwarten könne? Wer sagt uns denn, dass FDJ-Angie beim Anblick der ganzen zerplatzenden Raketen in der Neujahrsnacht nicht laut darüber nachgedacht hat, dass dies ja auch gut ein strahlendes Schicksal für ihren in der Beliebtheitsskala vor ihr rangierenden Kollegen sein könnte. Mit dem Supereffekt, dass alle die sich im Aufstieg an die freiherrlichen Desinger-Klamottten klammernden Emporkömmlinge das gleiche Schicksal ereilte... Einer aus der Riege der nach ihrer Pfeife tanzenden Ballett-Bübchen hat sich wohl finden lassen, seine Doktorarbeit zu durchforsten. So toll auch, wie sie das "alternativlos" mit den Bankern Weber und Weidmann hinbekommen hat

Wo will ich nur hin mit meiner Parabel?
Alle haben es gesehen, denn es geschieht ja vor aller Augen. Keiner sieht  aber offenbar die Straftat, wie die heutige EMNID-Befragung mit der unverrückten Popularität des Plagiators belegt. Sollte er sich also wieder durchlavieren, obwohl er ja diesmal keinen außer vielleicht sich selbst oder den faulen  Ghostwirter schassen kann? Dann darf sich das Deutsche Volk in seiner Geschichte aber später nicht darüber beschweren, dass es wieder einmal die Politiker bekommen hat, die es verdient.

Ganz etwas anderes:
Morgen ist Bürgerschaftswahl in Hamburg, und da wird - das andere Extrem - einer Erster Bürgermeister, der uneitel und blass im Schröder-Kabinett HartzIV mit verbrochen hat. - Wer hätte das aus damaliger Sicht vorhersehen können? Eine Seher vielleicht, aber würde das etwas ändern?

Dienstag, 15. Februar 2011

Individuelle Wut gebiert gefährliche Intolleranz

Wir hatten das Glashaus zur Jahrtausendwende an eine junge Deutsche vermietet, die mit einem sehr dunkelhäutigen Jordanier zusammenlebte. Der Jordanier wiederum war uns von einem Türken empfohlen worden, der sich jahrelang als zuverlässiger und fürsorglicher Mieter erwiesen hatte...
In der Folge ging die Miete weiterhin pünktlich ein. Eines Tages bekamen wir sogar die Mitteilung, dass die beiden geheiratet hatten. Zwei Jahre später hatten sie zwei Kinder. Deshalb waren wir zunächst nicht überrascht, dass die Miete mitunter tröpfelte. Dann aber übernahm auf einmal das Sozialamt die Mietkosten.

Wenig später schrieb uns die junge Frau in ihrer bltzsauberen Kinderschrift, die Polizei hätte ihre Wohnung gestürmt und dabei die Tür erheblich beschädigt, aber es sei weiter nichts gewesen,  die Polizei käme auch für den entstandenen Schaden auf und kümmere sich um die Reparatur.

Das wiederum wollte ich als Nicht-Rassist und investigativer Journalist so einfach  nicht hinnehmen. Ich rief beim zuständigen Polizei-Revier an. Dort druckste man herum, man wisse nichts Genaues, und erst nachdem ich hartnäckig von einem Verdacht eines rassistischen Übergriffs sprach, verwies man mich ans Polizei-Präsidium. In der Ettstraße das gleiche Spiel, bis ich mir vorkam wie beim Buchbinder Wanninger und mir der Kragen platzte. Letztlich erhielt ich eine Geheimnummer - angeblich beim LKA, unter der sich zunächst eine anonyme Stimme meldete. Man werde mich sofort zurückrufen, verkündete diese.

Das war etwas mehr Geheimniskrämerei, als ich zu einem simplen Übergriff der Ordnungskräfte erwartet hätte.Tatsächlich meldete sich wenige Augenblick später jemand, der sich als Hauptkommissar vorstellte und mir eine Aktennummer nannte, unter der ich jederzeit über die vorher gewählte Nummer mit ihm in Kontakt treten könne. Er könne sich aber aufgrund des Datenschutzes im Moment nur in Andeutungen ergehen.

Auf dieser Basis entstand in den darauf folgenden Tagen eine Art Vertrauensverhältnis. Ich stellte Fragen, auf die ich nach einem gewissen Schema aus Schweigen, Grunzen und der Gegenfrage "Was meinen denn Sie?" ein immer klareres Bild erhielt. Der Jordanier, der wie der Vormieter am Flughafen tätig war, sei nicht zufällig in die Antiterror-Rasterfahndung geraten. Er gehöre mit absoluter Sicherheit zum AlQuaida-Netzwerk, und das gewaltsame Eindringen "unter Gefahr im Verzug" sei eine Maßnahme gewesen, um ihm klar zu machen, dass er erkannt worden sei und auch, um ihn auch aufzuscheuchen.

Tatsächlich bekamen wir wenig später von unserer Mieterin die Anfrage, ob wir sie vorzeitig aus dem Mietverhältnis entlassen könnten, sie wolle mit ihrer Familie zu ihrer Schwester nach Westdeutschland ziehen.
Wie vereinbart unterrichtete ich den Hauptkommissar, der mir riet, ganz normal den Übergabe-Termin zu vereinbaren und letztlich froh zu sein, so aus der Sache rauszukommen.

Die Wohnngsübergabe verlief völlig problemlos. Nur, unsere Mieterin wieder zu sehen, war ein Schock. Aus der lebhaft hübschen, puppenhaften Frau war ein verdruckstes. plumpes Wesen geworden, das sich unter einem grauen, körperlangen Umhang und einem straff um Hals und Kopf gebundenen Tuch verbarg. Trotzdem war ich immer noch geneigt, das ganze für einen großen Irrtum zu halten, denn ihr jordanischer Ehemann war von bemitleidenswerter Traurigkeit, hatte Tränen in den schönen, sanften Augen und bedauerte so aufrichtig, die Wohnung und München zu verlassen, dass ich ganz vergaß, was ich bereits alles von ihm wusste.

Ich erhielt die Adresse der Schwester und noch eine weitere von einem Vertrauensmann aus einem Münchner Vorort, an den ich mich wegen der Wohngeldabrechnung wenden sollte, falls das Sozialamt noch etwas zu monieren hätte.

Am nächsten Tag rief ich meinen Hauptkommissar an, gab ihm die Adressen und berichtete ihm von meinem zwiespältigen Eindruck. Als erstes überraschte er mich mit der Auskunft, dass die Familie nicht nach Wuppertal gefahren, sondern am Morgen über Malmö nach Schweden eingereist und nun in die Obhut der schwedischen Kollegen gelangt sei. Eine gwissse Erleichterung war ihm anzumerken.

Und dann erzählte er mit von Schulungsprogrammen, in denen AlQuaida-Soldaten auf gezielte Ehen mit den jeweiligen, einheimischen Frauen  und die Segnungen der dortigen  sozialen Fürsorge vorbereitet würden. Er riet mir auch, spaßeshalber einmal den Münchner Vertauensmann anzurufen und im Bekannten- und Freundeskreis möglicherweise nach ähnliche Mustern Ausschau zu halten, ja regelrecht zu beobachten.

Der Anruf beim Vertrauensmann landete auf einem AB, der Unverständliches in einer merkwürdigen Sprache kund tat. Später erfuhr ich, dass es sich um einzelne arabische Codeworte handelte - noch dazu rückwärts aufgenommen...

Die real existierende Bedrohung durch den Terrorismus, an die ich quasi hautnah geraten war, kam mir erst wirklich wieder ins Bewusstsein, als die Twin-Towers ein Jahr später unter den Augen der Welt in sich zusammenfielen. Viel unmittelbarer empfand ich die Wut, was aus der jungen Deutschen geworden war und was das wachsende Mißtrauen gegenüber allem Islamischen mit meiner Toleranz und meinem Lieberalismus angestellt hatte. Zwei, drei Konvertierte in meinem weiteren Bekanntenkreis lösten künftig mit ihren Kopftüchern eine solche Wut in mir aus und erzeugten eine derartige Paranoia, dass ich mich nur schwer zur Ordnung rufen konnte. Da war auf einmal ein real exisiterender, rassistisch denkender Nazi in mir.

Ich weiß jetzt - ein Jahrzehnt später, dass es vielen gerade heute ähnlich geht. Bei den Sarrazins unter uns reicht da die innere Erörterung nicht mehr aus, um zur Vernunft zu kommen. Sie müssen das loswerden, was in ihnen brodelt, und dieses Dampfablassen kann gefährlich ansteckend sein.
Ich versuche meine Wut über das Frauenverachtende, das Undemokratische, das Mittelalterliche und das Gewalt religiös Verbrämende - wann immer sich mir die Gelegenheit dazu bietet - mit ruhigen Argumenten zu mäßigen. Dabei stelle ich fest, dass viele gläubige, moderne Muslime ähnlich offfen über Knackpunkte in ihrer Religion reden können, wie  beispielsweise gläubige Katholiken derzeit über den Zölibat.

Samstag, 12. Februar 2011

Der rassistische Nazi in mir

Heute, da die Ägypter auf den Straßen tanzen, fällt es mir schwer, nicht gegen diese Euphorie anzuschreiben. Denn leider bin ich noch nicht zu alt, um mich genau daran zu erinnern, dass Volkes Jubel damals ähnlich laut war, als vor dreißig Jahren der ermordete Anwar al Sadat durch einen Hosni Mubarak von CIA-Gnaden ersetzt wurde...

Als ich mit diesen Blogs anfing, hatte ich mir vorgenommen, vor allem über Dinge zu schreiben, die mich ganz persönlich umtreiben und deren Beschreibung Leuten mit ähnlichem Empfinden vielleicht beim Lesen Spaß macht. Das tagesaktuelle Geschehen hat mich davon abgehalten. Das war bei mir schon als Schüler so. Mitten im Aufsatz sind die emotionalen Meinungspferde mit mir durchgegangen, auf ein anderes, weiteres Feld geprescht, und das unausweichlich folgende, rote "Thema verfehlt!!!" hat mir mehr als eine Deutschnote versaut. Aber ich kann leider nicht anders. Und ist das nicht das Schöne an Postings?

Angesichts des Jubels auf Kairos Straßen gestern kam mir heute Nacht meine Sinai-Reise zwei Jahre nach Mubaraks Amtsantritt wieder in den Sinn. Am östlichen Ufer des Kanals waren  wir da noch an ausgebrannten Panzern und Wracks von abgestürzten Fliegern vorbei gefahren;  den rußigen Erinnerungen an die letzte kriegerische Auseinandersetzung zwischen Ägypten und Isarael. Wir waren ein paar Tage vor Weihnachten auf dem Weg, den Djebel al Moussa zu besteigen und das Katharinenkloster zu besuchen. Das waren kontrastreiche spirituelle - ja fast religiöse - Erfahrungen vor diesem politischen Hitergrund, obwohl ich Agnostiker bin.

Wir fuhren daran anschließend noch zwei Tage durch die Wüste und waren zu Gast bei Beduinen, die von all diesen Zeitläuften unbeeindruckt schienen. Die Geländefahrzeuge samt Ausrüstung wurden von einem jungen, in Berlin geborenen Israeli koordiniert, der auch fließend Arabisch sprach. Am Lagerfeuer fühlte der sich eines Abends bemüßigt, uns seine Sicht vom Stand der Dinge im Nahen Osten zu vermitteln:

Er beschrieb uns die Araber - und die Palestinenser insbesondere - generell als nahezu grenzdebil, faul und nur auf ihren Vorteil bedacht. Unfähig, der Wüste einen gewissen Lebensstandard abzufordern, wären sie auf die intelligenteren und fleißigen Israelis nur neidisch und eifersüchtig. Das sei der eigentliche Hintergrund für die permanenten Spannungen, aber auch für die militärische Überlegenheit der Israelis in den Wüstenkriegen...

Weil die älteren Begleiter, die den Krieg noch miterlebt hatten, schwiegen, hörte ich noch eine Zeit lang zu. Dann unterbrach ich David mit der Frage, ob er eigentlich Jude sei. Er bejahte entrüstet mit einem zornigen "Warum?".

Weil ich mir eine halbe Stunde lang einen Vortrag von menschlicher Überlegenheit und Minderwertigkeit habe anhören müssen, der gut der Denkweise des Dritten Reiches entsprochen hätte. Und das zu Gast bei Menschen, die er wohl eindeutige verachte! Selbstredend sprach David für den Rest der Reise kein Wort mehr mit mir.

Aber wie das so ist mit einschlägigen Erinnerungen, gebähren sie gleich die nächsten:
Wenige Monate später wurde ich nämlich auf Jamaica Opfer eines schwarzrassistisch motivierten Angriffs, dem ich nur knapp ohne Schaden entging.
Ich fotografierte im Hinterland der touristischen Küste zwischen Montegobay und Ochos Rios, als eine Gruppe junger Männer meinen Wagen umzingelte und  "We're killing you - white trash" skandierte. Das sei ihre Insel hier und ich habe gefälligst zu bezahlen, wenn ich sie fotografieren wolle. Ich hatte schreckliche Angst, aber mir wurde schlagartig auch bewusst, wie es ist, wenn man als einziger weit und breit eine andere Hautfarbe hat. Über diese Angst begann ich mit den jungen Leuten unverblümt zu sprechen. Das rettete nicht nur meine Kameras, sondern vielleicht auch mein Leben. Denn meine Reise hatte ja stattgefunden, um der Welt zu zeigen, dass Jamaica damals nach einigen tödlichen Attacken auf Touristen wieder sicher zu bereisen sei.

Da ich ja meist alleine arbeitete und demzufolge auch meist alleine auf  Reportage reiste, hatte ich eigentlich nie über den real existierenden Rassismus und seine Erscheinungsformen nachgedacht. Dort, wo ich reiste, war ich oft der einzige Weiße, der einzige Europäer oder Deutsche. Ich war der Ausländer, ich war die Minderheit, und man war mir in 99 von 100 Fällen stets mit großer Freundlichkeit, Aufgeschlossenheit - und was noch viel wichtiger war - in Notfällen mit aufopferungsvoller Hilfsbereitschaft entgegegen gekommen.
Jetzt lebe ich zudem schon seit zehn Jahren regelmäßig in Italien unter den angeblich so verschlossenen Ligurern. Meiner Familie und mir - den Zugereisten - sind sie mit einer Freundlichkeit zugetan, die ich mit einem immer noch schlechten Gewissen unsererseits den ersten Gastarbeiten in Deutschland gewünscht hätte...

Und dennoch musste ich eines Tages erleben, wie rassistische Gedanken in mir hochstiegen, sich ein innerer Nazi-Schweinehund in mein Bewusstsein drängte. Seither bin ich überzeugt, dass unterbewusstes Infiltrieren in jedem von uns moralische Abgründe aufreißen kann.

Aber davon am Montag mehr.

Übrigens eine ganze Reihe meiner Erlebnisse sind Gegenstand von Erzählungen. Schreibt mir in Euren Kommentaren, wenn Ihr welche davon lesen wollt. Sie werden dann hier oder in meinem Blog "Briefe von der Burg"  (ab April) mit einigen meiner besten, historischen Fotos zum jeweiligen Thema veröffentlicht.

Donnerstag, 3. Februar 2011

Gleichgewicht halten!

Jetzt machen sich die Schläfer auf den Weg. Die islamistischen Schattenkrieger, die im europäischen Liberalismus Asyl oder Aufenthaltsbewilligungen in nahezu allen wichtigen Metropolen genossen, kehren heim, um sich die politische Instabilität in der arabischen Welt zunutze zu machen.

14 Jahre hatte der Ayatholla Chomeini im Pariser Exil ausgeharrt, bis das verhasste Shah-Regime zusammengebrochen war und er 1979 erstmals wieder iranischen Boden betreten konnte. Es war der Beginn einer bluttriefenden Terrorherrschaft, die unter ihrem derzeitigen Führer Mahmoud Ahmadinejad einem eher unheimlichen Höhepunkt entgegen strebt. Nicht nur weil der Iran sich anschickt, eine Atommacht zu werden, sondern vor allem, weil der Iran im Kanon derer, die Israel vernichten wollen und Hasslieder auf die USA singen, die höchsten Töne anstimmt.

Barak Obama im Erbe der Bush-Administrationen steht möglicherweise eine Prüfung bevor, die beim kleinsten Fehler an den Rand des dritten Weltkriegs führt. Wo immer derzeit für politische Veränderungen in der arabischen Welt demonstriert und sogar gestorben wird, ist nämlich absolut nicht sicher, ob das Ziel am Ende tatsächlich Demokratie heißt.

Vielleicht beteiligt sich ja die "Brotherhood" in der Opposition zunächst an demokratischen Prozessen. Sie bleibt aber der Wolf im Schafsfell, weil ihre Mehrheit eben den Gottesstaat mit der Sharia und letztendlich die Weltherrschaft des Islam anstrebt. Es sind Engelszungen mit denen Hillary Clinton diese Kräfte zum gemeinschaftlichen Handeln aufruft, obwohl ihr historisch natürlich bewusst ist, dass die gigantischen US-Militärsubventionen und die schamlosen Dienste des Westens die Mubarak-Regentschaft nach dem Attentat auf Anwar Al Sadat drei Jahrzehnte gestütz hatte.

Wer die generalstabsmäßige Durchführung jenes Anschlags nachliest, der kann sich mit wenig Phantasie vorstellen, wozu das gewachsene und dichter gewordene Netz dessen sich der Dschihad heute bedient, im Zeitalter von Internet und Al Quaida fähig ist.

Ist der Versuch, das Gleichgewicht zu halten, also völlig aussichtslos? Wenn das Argument der Hegemonisten tatsächlich triftig ist, dann gilt es nur, die Muslime unter uns vom Versöhnungsprinzip zu überzeugen. Wenn es stimmt, dass derzeit auf der Welt mehr Moslems in Demokratien leben als außerhalb und diese tatsächlich in der Mehrheit friedlich gesonnen sind, dann sollten sie auch für das Gleichgewicht sorgen. Nicht Merkels oder Westerwelles soltlen da die Stimmen erheben, sondern eher Özils und Özdemirs.

Die neue Moschee in Köln ist so ein bauliches Monument. Ein vergleichbar großes Bauvorhaben einer christlichen Kirche in der Welt des Islam ist nicht nur Kritikern dieses Bauwerks nämlich nicht bekannt. Deshalb gilt es, die Behauptung, daraus mitten im Sarrazin-Land auch eine Begegnungsstätte für Gläubige anderer Religionen machen zu wollen, mit Taten und klaren Absagen an den Dschihad zu manifestieren.

Die wohl schrecklicheste aller Vorstellungen für liberale Bürger der freien Welt wäre, dass auf der einen Seite die Sarrazins und auf der anderen die Takfiri die Oberhand gewönnen...