Montag, 28. Februar 2011

Das vermaledeite F-Fourletter-Word

Die Oscar-Nacht ist gerade ein paar Stunden vorüber, da werden die Cineasten weltweit durch eine Nachricht aufgeschreckt, die gut ein Fake aus  Jay Lenos Tonightshow sein könnte:
Damit auch unter 13jährige "The King's Speech" unbeschadet sehen können, ist jetzt eine entschärfte Version  des preisgekrönten Films in den US-Verleih gekommen. Einige Sätze mit dem gestotterten Füllwort "fuck" oder "fuckin" wurden aus moralischen Gründen entfernt.

Da können Casey Afleck und Joquin Phoenix ja von Glück sagen, dass ihr Film '"I'm Still Here" von Haus aus auf keine minderjährige Zielgruppe ausgerichtet war. Dann wäre diese einmalig gelungene Fälschung einer gescheiterten Rapper-Karriere nämlich weitgehend als Stummfilm in die Programm-Kinos gekommen. Joaquin und seine Mitstreiter ficken verbal derart heftig mit dem vermaledeiten Fourletter-Word herum, dass Ausschnitte bei CNN mit einem Dauerbeep überspielt würden...

Das kuriose an dem F-Wort, so wie es im Amerikanischen gebraucht wird, ist die Tatsache, dass es mittlerweile nur noch ganz, ganz selten im Zusammenhang mit seiner ursprünglichen Bedeutung angewendet wird - nämlich ursächlich beim oder zum Kopulieren...

Wieso tut sich eine Nation, die ja auch die Weltherrschaft in der Porno-Industrie ausübt, so verfickt schwer? Auch deren Rapper und Hiphopper könnten ja kaum einen Tonträger verkaufen, der nicht wenigstens die Mindestanforderung von einem guten Dutzend "Fucks" erfüllte. Vermutlich braucht es ausgebuffte Linguisten zur Entschlüsselung dieses Phänomens.

Diese Nation, in der du an jeder Ecke schwere Schießeisen erwerben kannst und dem Fernsehen zufolge Tage mit einer Schusswunde beginnen, stellt ja schon Kindergartenknaben unter Arrest, weil sie einer Spielkameradin vielleicht ein unschuldiges Küsschen gegeben haben. Oder verhaftet Eltern, die ein harmloses nacktes Herumgeplansche von nicht verwandten und verschiedengeschlechtlichen Babys in einem Kinderbecken geduldet haben, als Sexual-Straftäter.

Was sollen da wir von Dichtern und Denkern sprachlich geprägten Deutschen sagen. Hier wurden ja verlässliche altdeutschen Worte wie das "Ficken" - gemeint war das Putzen oder glänzend Machen durch schnelles Aneinanderreiben - oder die "geilen Triebe" - gemeint waren die zu schnell schießenden Sprossen oder Ranken, die der Gärtner beim Beschnitt entfernen musste - ja gänzlich für eine andere Bedeutung entlehnt. Und zwar so, dass in den Achtzigern auf einmal alles geil war, was für gut befunden wurde.

Gut, wenn man dann so einen umsichtigen journalistischen Ziehvater hatte wie ich. Der - unter anderem Chefredakteur der bedeutendsten Männerzeitschrift - stand einmal einem ratlosen Modell sprachlich bei, als sie meinte:
"Das ist ja mittlerweile das Unangenehme bei den Shootings, das immer dieses vermaledeite F-Wort verwendet wird."
Darauf er:
"Meinen Sie Fummsen?"

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