Mittwoch, 23. Februar 2011

Im Vacuum der Tyrannei

Schon mal darüber nachgedacht, wieso sich die Islam- und Arabien-Experten, die man sonst mit mehreren Kabelschleppern daran hindern muss, sich in den Focus der Fernsehkameras zu drängeln, auf einmal so rar machen?

Die Bedrohung, über die sie bislang theoretisieren und schwadronieren durften, ist auf einmal gefährlich nahe. Es ist leichter zu erklären, wieso unsere Freiheit am Hindukusch verteidigt werden muss oder wieso wir Irakflüchtigen, die kaum einer Sicherheitsüberprüfung unterzogen werden, die permanente Aufenthaltsbewilligung ausstellen (während manche hier aufgewachsene Türkenkinder die Ausweisung fürchten müssen). Afghanistan ist weit weg und 3.500 Irakis zählen wohl nicht weiter, wenn man sie gezielt über die Bundesrepublik verteilt und dann quasi sich selbst überlässt...

Aber jetzt schwappen die arabischen und afrikanischen Flüchtlinge mit ihren Seelenverkäufern an die Außenhaut der EU und offenbaren, dass die Sicherheitstruppe der FRONTEX schon bald übefordert sein wird: Durch eine Flüchtlingsflotte, die eben bislang von einigen willfährigen und gut geölten Tyrannen am Auslaufen gehindert wurde.

Mumar Al Ghadafi ist der Lockerbie-Flugzeugterror einfach verziehen worden, weil er auf die vermutlich größten Öl-Reserven der Welt Zugriff hat und mit seinen größenwahnsinnigen Clownereien ebenso schwer zu berechnen ist wie Ahmadinejad. Wen hat er nicht alles antanzen lassen und dabei Zugeständnisse abgerungen: Sarkozy, Schröder, Blair und natürlich Bunga-Bunga-Berlosconi. Ölförderung und das Versprechen, ein Bollwerk gegen den afrikanischen Flüchtlingsstrom zu bilden, machten den General über lange Jahre wieder hoffähig. Die USA strichen Libyen sogar von ihrer Liste der "Schurken-Staaten"

Aber jetzt zeigt sich, wie sich überall hinter dem Rumoren ein gefährliches, politisches Vacuum auftut. Ein Vacuum an oppositioneller Kultur, aber auch das fatale Vacuum an tyrannischer Verläßlichkeit. In der arabischen Welt herrschte vielerorts Macchiavellismus pur, und der Westen profitierte ohne schlechtes Gewissen und demzufolge auch ohne Vorkehrungen davon. Wer die einsilbigen Statements seiner Spitzen hört, ahnt auch die Angst vor der Veränderung. Und die ist darauf begründet, dass es keinen Plan gibt. Schon steuern Flugzeugträger die große Syrte an; vorgeblich aus humanitären Gründen.

Ägypten als fehlendes Bollwerk gegen den militanten Antiisraelismus könnte durch seine Instabilität einen dritten Weltkrieg auslösen.

Libyen als gedrosselter oder ganz ausfallender Öl-Liferant lässt jetzt schon die Benzinpreise explodieren.

Tunesien als Damm gegen die afrikanischen Flüchtlinge könnte das ziemlich wackelige Konzept Europas und somit die EU zum Scheitern bringen, wenn das bei der Überschuldung einiger ihrer Mitglieder nicht schon eine neuerlich aufziehende Weltwirtschaftskrise erledigt.

Sollten die Mayas mit ihrem Weltuntergang am 21, Dezember 2012 doch noch recht behalten?

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen