Sonntag, 2. Februar 2014

Großmacht-Denken

Kein Zweifel, Deutschland gilt wieder etwas in der Welt. Wenn schon bei jüngsten Umfragen  die US-Bürger, die von ihrer Administration voll Ausgespähten für die sympathischste Nation halten, und die Franzosen gar mit dem Hartz-IV-Modell liebäugeln, muss doch etwas dran sein am neuen "Deutschen Wesen". Selbst die Briten verzichten immer häufiger auf ihre gewohnten Nazi-Karikaturen zu Gunsten von Anerkennung, die irgendwie alarmiert.

Es sei "das beste Deutschland, das es je gab" verkündete Bundespräsident Gauck stolz bei seiner Eröffnungsrede auf der Sicherheitskonferenz in München. Damit hat er schon recht. Viele Deutschlands gab es ja bislang nicht, bei denen übersteigerter National-Stolz nicht zeitnah in großen Blutvergießen endete...

Aber war gerade deshalb die Sicherheitskonferenz der rechte Anlass, unser nationales Wohlbefinden zum Ausdruck zu bringen? Zumal das ja die Einleitung zum Bekenntnis von letztendlich auch mehr militärischem Engagement Deutschlands war. Dies wurde von der Verteidigungsministerin in brav formulierten Englisch bekräftigt, so dass Außenminister Walter Steinmeier letztlich nur nicken konnte, dass dies der Wandel und "Paradigmen-Wechsel" in der deutschen Außenpolitik sei.

Steht nicht irgendwo in unserer Verfassung, dass von deutschem Boden und deutschen Soldaten nie mehr Gewalt ausgehen soll? Pustekuchen! Bei unserer absolutistischen Groko-Regierung wäre ja die Zustimmung zum bewaffneten Einsatz quasi automatisch gegeben. Und war es nicht der weitsichtige Sozi Struck, der ganz da hinten am Hindukusch fast zwanghaft erkannt hatte, dass dort unsere Freiheit verteidigt werde?...

Und was hat's gebracht? Es wird dort gebombt wie eh und je. Allen Afghanen, die der Bundeswehr irgendwie zu Diensten waren, werden nach dem endgültigen Abzug einer General-Fatwa zum Opfer fallen, wenn wir sie nicht mitnehmen.

Wer Frieden mit Kriegsmitteln erreichen will,  - das lehrt uns die Geschichte - schafft anschließend nur neuen Unfrieden. Dass sollte gerade unser präsidiale Ex-Pfarrer als einer der Köpfe des friedlichen Widerstands in der untergegangenen DDR wissen. Ihm werden seine Worte übrigens später mal historisch nicht vorzuwerfen sein, weil er geschickt jede seiner waghalsigen Phrasen mit einem Konditional konterkariert hat. Ein Musterstück rhetorischer Dialektik.

Der nationale Größenwahn birgt zumeist - und nicht nur bei uns Deutschen - eine eingeschränkte Kurzsichtigkeit - also die Wahrnehmung des Umfeldes direkt vor der eigenen Nase. Es gibt drei Anlässe für die die wenigen im Westen noch verbliebenen, an der Welt interessierten  Demonstranten auf die Straße gehen:

Das sind die G8-Gipfel, weil die Großmächte einfach nicht genug tun, um unsere globalisiert belastete Umwelt zu retten sowie die Arm-Reich-Schere auf ihr zumindest teilweise zu schließen.

Das ist das Wirtschaftsforum in Davos auf dem viel theoretisiert, aber nichts unternommen wird, um die unmittelbar bevorstehende nächste Finanz-Krise zu verhindern.

Und nicht zuletzt die Münchner Sicherheitskonferenz, die zwar aktuell  nicht mehr unbedingt die geschmähte Tagung der Waffen-Lobby aus Zeiten des kalten Krieges ist - aber eben auch keine Friedenskonferenz.

Das vorsichtige Andiskutieren des Ukraine-Konfliktes offenbarte ja bereits das Potenzial für einen europäischen Flächenbrand, dem auch mögliche, vereinte europäische Streitkräfte kaum etwas entgegen zu setzen hätten

"Du sollst nicht töten!" Lautet der Titel des neuesten Buches  des wohl vom Saulus zum Paulus mutierten  Ex-CDU-Abgeordneten und Ex-Burda-Vorstandes Jürgen Todenhöfer. Er warnt darin unter anderem vor Verwicklungen deutscher Soldaten in "Rohstoff-Kriege". wie Beispielsweise in Zentral-Afrika...

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