Dienstag, 25. Februar 2014

Die Pazifisten unter der Donnerkuppel ratlos

Cineasten werden sofort gemerkt haben, dass ich für meinen heutigen Post die Titel zweier Kult-Filme gemixt entlehnt habe.

Für die, die es nicht so mit Filmen haben:  Der deutsche Regisseur Alexander Kluge gab mit seinem Film "Artisten in der Zirkuskuppel ratlos" unserer achso revolutionären 68er-Generation schwer zu denken, und der Mad-Max-Film "Beyond the Thunderdome" schuf eine anderes Menetekel des tödlichen Kampfes mit "Zwei gehen rein, einer kommt raus!"...

Jetzt also ist der Blogger durch die Dutzende Medikamente, die er täglich schlucken muss, völlig durchgeknallt, werdet ihr denken.

Aber die Realität ist eben auch so durchgeknallt, dass ich  mir überlege, auch mein Smartphone nicht mehr zu nutzen, ehe ich seine sämtlichen Funktionen wirklich durchschaut habe.

In den letzten Tagen erreichte mich nämlich auf meinem Samsung S4 (keine Schleichwerbung, sondern die gleiche Warnung, die mir mein Provider auch durchgegeben hatte) das Chat-Angebot eines gewissen Ul.Janow (hahaha der hält mich wohl für so blöd, dass ich einen der Urvater des Terrorismus, Lenins Brudner, nicht kenne) mit einer so  bösen Provokation, dass ich natürlich davon ausging, es sei einer meiner mir bekannten Leser.

Er schrieb :
"Anstatt auf deinem Blog ominöse intellektuelle Spielchen zu betreiben, solltest du lieber mal etwas über unseren Kampf  in der Ukraine schreiben."...

Ich antwortete:
"Ich bin Pazifist. Ich schreibe nie über kriegerische Gewalt, weil ich sie weder gut heiße, noch verstehe."
Mehr nicht, weil ich eingedenk der NSA-Überwachung schon derart eingeschüchtert bin, dass ich bald außer über die Wetteraussichten gar nichts mehr posten werde.

Aber dann kam dieser dialektische Satz zurück, der mich seither wirklich beschäftigt, weil ich kein Gegen-Argument finde:

Ul.Janow:
"Pazifismus ist ein Privileg für Bürger in einer stabilen Demokratie, die insgeheim erwarten, dass andere für die Verteidigung dieser Privilegien die Waffe in die Hand nehmen und auch bereit sind, für sie zu sterben..."

Taxim, Tahrir, Maidan, Rajamangala, Aleppo: Ob Türkei, Ägypten, Kiew,Bangkok oder Syrien - es sind die Plätze des Widerstands, die einem Pazifisten zu denken geben, ob friedliches dagegen Sein in dieser Zeit allein wirklich noch ausreicht.

Mein Pazifismus resultiert aus einem nur angelesenen Geschichtsbewusstsein und aus dem detaillierten Wissen um die kriegerische Deutsche Geschichte. Kriegerische Gewalt und Unfreiheit habe ich nie erlebt.

Ich habe aber die Grünen und die SPD nicht mehr gewählt, weil sie den Verfassungsgrundsatz " nie mehr Krieg von Deutschem Boden" ignoriert haben. Ich kann andererseits  den Einsatz der Alliierten bei der vorläufigen Vernichtung der Nazis nach dem Zweiten Weltkrieg nicht hoch genug einschätzen. Aber ich sehe immer auch, was deren aktuelle Einsätze im Irak, in Afghanistan und im Balkan nicht bewirkt haben.

Hundert Jahre nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges habe ich leider das Gefühl, dass jeglicher Pazifismus für den Arsch ist.

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