Montag, 27. April 2020

Unter unserem Himmel...

...ist seit 50 Jahren eine der sehenswertesten Sendereihen des Bayrischen Fernsehens. Meist frei von politischer Propaganda und selten zu volkstümlich erfährt der Zuseher Bodenständiges,Tiefgründiges, Historisches und Charakteristisches von der vielschichtigen Bayrischen Kultur.

Seit wir aus familiären Gründen im Glashaus wieder  ein Standbein in München haben, hat das Leben "unter unserem Himmel" eine vollkommen andere Perspektive bekommen. Wir haben urban ja nie so hoch gewohnt, und im Münchner Speckgürtel haben wir mit den Kindern den Himmel nur aus unseren Gärten und vom kleinen Park vor unserer Haustür bestaunt, wenn es mal eine Mondfinsternis oder einen Blutmond gab. Im Glashaus sind wir dem Himmel in etwa so nah, wie in Ligurien, das wir durch jeden weiteren Tag in Quarantäne immer schmerzlicher vermissen. Aber o Wunder jetzt ist der Sternenhimmel hier  - vom Smog-Schleier befreit - fast so brillant wie dort.

Seit wir die Wohnung kaum noch verlassen, widmen wir viel Zeit "seismischen" Beobachtungen des Lebens auf der Kreuzung unter uns, Es scheint immer noch nicht arg erschüttert. Das Leben auf Augenhöhe und über uns ist nicht weniger spannend aber viel entspannender, weil die Fauna und Flora der Großstadt nichts vom Virus weiß.

Besonders als in den letzten vierzehn Tagen den tiefblauen "Wappenhimmel" nicht ein Tüpfchen Wolkenweiß kontrastierte erhielt das Bayrische "Weißblau" völlig neue Dimensionen. Normal kreuzen in unserem 270 Grad -Blick gleichzeitig mindesten drei bis vier Flugzeuge und Hubschrauber im Landeanflug durch unser Gesichtsfeld. Das liegt am Großflughafen bei Erding und der Unfall-Rettung im Schwabinger Krankenhaus. Nun ist der Himmel leer. Es gibt kaum noch Flüge, und der Verkehr ist auf  den nicht weit entfernten Ringstraßen und Autobahnzubringern offenbar so dünn geworden, dass fast nur noch Sankas gelegentlich mit Blaulicht durch die Häuserschlucht düsen.

Ob "verunfallt" oder "viralisiert", interessiert die Völkchen am Himmel neben und über uns weniger als Sex oder ein satter Happen:
Erst hatten die Krähen mit ihren beeindruckenden Luftkämpfen und dem heiseren Krächzen in der Balz unsere Aufmerksamkeit. Dann kamen die Elstern, um erste Nester zu berauben, und plötzlich waren auch die Tauben turtelnd zurück, die die Gegend in den vergangenen Jahre gemieden hatten, weil von den Hauseigentümern immer mehr Schutzmaßnahmen gegen ihre Verdauungs-Rückstände installiert wurden.

Von allem unbeeindruckt sind die Amseln ihr Gesang übertönt nun seit nahezu acht Wochen ununterbrochen von vier Uhr früh bis neun Uhr abends alles, was es noch an Geräuschen gibt, Das sind allenfalls die seit Ostern wegen des Frühlings wieder die voll aufgedrehten Stereo-Anlagen aus den vor der Ampel wartenden Autos.
Hört selbst:

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