Sonntag, 24. April 2016

Lotterie des Lebens

Die Kanadierin Alanis Morissette hat das mit der Ironie des Lebens in ihrem Song "Ironic" sehr nett auf den Punkt gebracht:

An old man turned ninety-eight He won the lottery and died the next day...

Vor ein paar Wochen knackte ein Deutscher den Euro-Jackpot mit über 40 Millionen. Dieser Tage verteilte ein Bayer mit den richtigen Zahlen auf dem Schein über Nacht im Geiste schon seinen Gewinn an Familie und wohltätige Organisationen, aber der 70jährige hatte den Schein eine halbe Stunde zu spät eingereicht; ausgerechnet an seinem Geburtstag.

Wer von den beiden glücklicher ins Grab geht, wird sich erweisen. 
Solche Aussichten hat eine Augsburger Schülerin allerdings nicht mehr. Sie war zum Austausch in Ecuador und mit ihren Gast-Eltern und deren Kindern just in einem Kaufhaus, das beim Erbeben alle unter sich begrub...

Einzelschicksale? Sie genießen oft mehr Aufmerksamkeit als das tägliche Massensterben auf See oder in den Trümmern einst blühender Städte. Warum? - Weil man sich mit Einzelnen besser identifizieren kann. Jeder kann sich leichter vorstellen oder gar davon träumen, was er mit einem Haufen Geld anstellt, als sich in ein Kind zu versetzten, das in einem überfüllten Schlauchboot zusieht, wie das die Luft verliert.

Wer an einen Gott glaubt und ohne Sünde ist, wird bei weitem nicht ausgenommen von der Ironie des Schicksals, Die, die Unheil anrichten,werden aber auch nicht geschont. Noch entgehen sie einem vorbestimmten Ende. Der Eine stirbt friedlich im Bett, nachdem er Millionen Menschen auf dem Gewissen hat, der Andere wird gerichtet oder richtet sich selbst. Da gibt es keine statistische Signifikanz, an der  ein Grad der Gerechtigkeit zu messen wäre. 

Wenn ich mich besinne, wie oft ich eigentlich schon den sprichwörtlichen Löffel hätte abgeben müssen und wie viele meiner gleichaltrigen, schöneren, reicheren und besseren Freunde nicht mehr da sind, dann widerspricht das eigentlich  jeglicher Strebsamkeit.

Auf der anderen Seite sterben Stars anscheinend immer viel zu früh. Wären da nicht andererseits Sir Paul McCartney oder die Rolling Stones, die als Opas gerade Havanna gerockt haben... Aber die Beatles sind genau das richtige Beispiel für die Willkür wütender Mächte: John wird erschossen, George stirbt am Krebs und Ringo, der Drummer und Älteste der Fab-Four, ist mit 76 immer noch putzmunter.

Das bestärkt mich darin, lieber weiter mein Lotter-Leben zu führen, als mich um die Lotterie des Lebens zu sorgen.

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