Montag, 4. März 2019

Geschenke

"Ich fürchte die Danaer, auch wenn sie Geschenke tragen." Vergil lässt das im Zusammenhang mit dem Trojanischen Krieg in seiner Dichtung Aeneis  Laokoon sagen. Laokoon ahnt, dass in dem riesigen Holzpferd, das die Danaer vor das Tor der bis dahin vergebens belagerten Stadt rollen, eine Kriegslist versteckt ist.

Den Rest kennen wir alle aus dem Unterricht, und der Begriff Danaer-Geschenk wird seither auf alles angewendet, was uns zunächst erfreut, aber sich dann im Besitz mit Tücke als böser Bumerang erweist.

Seit es das Einkaufen per Mausklick gibt, bekommt der Nutzer im Netz ständig etwas geschenkt, damit die Versorger nicht nur ordentlich Daten abgreifen, sondern auch die in den Geschenken ausgeworfenen Haken zu Einsatz bringen können. Das macht der Computer sogar mit langjährigen Kunden aus der Vor-Netz-Zeit.

Je älter ich werde, desto misstrauischer machen mich Schnäppchen. Selbst bei Kontakten, die sich bislang als zuverlässig heraus gestellt haben, überlege ich mir jetzt zweimal, ob ich empfindliche Daten wie Kreditkarten oder Reiseziele noch preisgebe. Der Fluch des Buchens - beispielsweise per Handy - ist ja, dass das klein Gedruckte im Zweifel noch kleiner ist, und sich dann auch nicht zoomen lässt.

Da ich immer einer war, der lieber schenkt, als etwas geschenkt zu bekommen, weiß ich dass Emotionen in beiden Richtungen erwartungsfreudig im Spiel sind. Ich kann noch so oft sagen, dass ich alles habe und stets gar überreichlich beschenkt wurde. Aber das ist auch eine Falle. Weil der zu Beschenkende dann entweder Alkohol und Süßigkeiten bekommt, die man wegen mittlerweile akuter Stoffwechsel-Probleme eigentlich nicht konsumieren darf (also Anleitung zum erweiterten Selbstmord?). Oder aber die Schenkenden leeren ihre Asservaten-Kammer mit Dingen, die sie selbst mal geschenkt bekommen haben und auf diese Weise loswerden wollen.

Im Familien-Kreis habe ich das jetzt einigermaßen gelöst. Geschenke auszupacken, ist generell die Aufgabe meiner Tochter. Unter uns bewirten wir uns dann bei anstehenden Feierlichkeiten gegenseitig in einem Restaurant der  jeweiligen Wahl. Da wird dann die Zahl aller übrigen, stofflichen Geschenke überschaubarer. Möglichst am Telefon zeitigt das später individuelle Ausbrüche von übermäßiger Freude...

Am liebsten war mir das "geschenkt" auf dem Golfplatz, weil das Gimme mich davor bewahrte, kurze Puts spielen zu müssen, die ich regelmäßig verschob...

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