Mittwoch, 22. Januar 2020

Im libyschen Labyrinth Leben lassen?

Die Geschichte lehrt uns bis in unsere Tage hinein immer wieder, dass Tyrannen oft mit jämmerlichen Toden für ihr Tun bestraft werden. Der vom libyschen Operetten-Tyrannen Muammar al-Gaddafi war wohl besonders erbärmlich und jämmerlich.
Muammar "der Große"
google.de
Aber er offenbart bis heute auch, das, was bei all den heroischen Befreiungsgeschichten nicht erzählt wird. Nämlich, dass so lange der Deckel der Diktatur auf dem brodelnden Topf des Volkes gehalten wird, eine gewisse, wenn auch humanistisch und völkerrechtlich zu verachtende Stabilität herrscht. Befreit geht sie so schnell verloren, dass in kürzester Zeit die nächste Junta oder diktatorische Alleinherrschaft wieder Fuß fasst, als sei all das Blut ohne Grund vergossen worden...
Beispiele aus dem nahen und fernen Osten sowie Arabien und Nordafrika sind aktuell derart immanent, dass ich mir ihre Aufzählung bei meiner gebildeten Leserschaft bestimmt ersparen kann.

Nun also Libyen, das mit der von Merkel und Maas vorangetriebenen "Friedens-Konferenz" in Berlin am vergangenen Wochenende aus seiner desaströsen Situation befreit werden sollte. Alle, die gerufen wurden, kamen. Die Teilnehmer-Liste war das Who-is-Who der Weltpolitik. Allerdings saßen am runden Tisch eben auch die Potentaten und Anti-Demokraten, die eigentlich überhaupt kein Interesse an der Veränderungen in dem an Bodenschätzen so reichen Land haben; ja sogar an der Gewalt beteiligt sind.
Quelle: t-online.de
Europa - eh schon geschwächt durch den Brexit-Rechtsaußen Boris Johnson und den innenpolitisch ums Überleben kämpfenden Emmanuel Macron - lenkte den Anspruch auf Erfolg dieser Konferenz auf die Deutsche Politik um. Dabei kann aber nichts rauskommen, denn Deutschland hat als Friedens-Spender weder einen vertretbaren historischen noch moralischen Anspruch.

Aber jetzt haben wir den "Dreck im Schachterl" wie man im CSU-Land sagt: Weil unsere Politikerinnen und Politiker eine derart dicke Lippe riskierten, wird erwartet, dass Deutschland liefert und sich nach der Vollmundigkeit nicht wegduckt. Aber mit welcher Perspektive für die Bürgerinnen und Bürger?

Dass die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr nun seit zwei Jahrzehnten "unsere Freiheit am Hindukusch verteidigen" hat weder den Taliban geschwächt noch die afghanischen Verhältnisse nachhaltig stabilisiert. Ich - als hartnäckiger Pazifist und Kriegsdienstverweigerer - muss jedesmal verklemmt lachen, wenn ich lese, dass Deutsche Spezialisten Sicherheitskräfte in den vom Terror erschütterten Ländern beraten. Mit welcher praktischen Erfahrung und auf was für Gebieten denn? - Kaputte Hubschrauber oder verklemmte Automatik-Gewehre zu warten? Unsere Bundeswehr ist ja noch nicht einmal fähig, mit dem derzeitigen Flugpark Kanzlerin und Außenminister sicher  in solche Länder zu transportieren.

Funktionieren oder nicht funktionieren?
Das ist hier die Frage...
Quelle: presseorgane.de
In Libyen hätte eine Schutz-Truppe, die zum jetzigen Zeitpunkt von der UN ja noch nicht einmal Blauhelm-Status bekäme, keine Chance gegen die hoch gerüsteten, kampferfahrenen Interessenvertreter, die für dieses Desaster eigentlich die Verantwortung tragen. Was nützt ein Embargo gegen offiziell angeforderte und bereits in Libyen befindliche Truppen? Wer glaubt denn Putins Märchen von freiberuflichen russischen Söldnern?

Wenn Deutscher Blutzoll und das von den Afghanistan-Einsätzen traumatisierte Bundeswehr-Personal nicht Mahnung genug sind, müssen wir Bürger bei Wahlen dafür sorgen, dass Deutsche im Libyschen Labyrinth nicht ihr Leben lassen müssen...

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