Freitag, 10. Januar 2020

Das Leben - ein Geschenk?

In fast allen Welt-Religionen wird den Gläubigen oktroyiert, dass sie für das Leben, das ihnen die höhere Macht geschenkt hat, dankbar zu sein haben. Stehen ihnen aber Verstand und die nötigen Quellen zur Verfügung, geraten sie angesichts der vielen Menschen, die von Geburt an unter katastrophalen Verhältnissen leben müssen ins Grübeln: Wenn das bei den Hungernden, Dürstenden und Fliehenden der Erde auch Gottheiten sind, die für diese Zustände verantwortlich sind, was ist dann das Geschenk des Lebens wert? Verblüffender Weise sind die Ärmsten der Armen oft am gläubigsten, und sie schätzen das Leben derart, dass sie zur Verbesserung ihrer Verhältnisse - oder sollte es nicht heißen zum Überleben - mit ihren oft noch kleinen und deshalb ja unschuldigen Kindern Heimat und Kulturkreis auf lebensgefährlichen Fluchtwegen verlassen...

Wir satten, mit viel Überflüssigem lebenden Friedens-Menschen des Westens können uns oft das Ausmaß der Armut nur dann vorstellen, wenn wir durch Dokumentationen mit dem Gewissen drauf gestoßen werden. Aber im Handumdrehen beschäftigt uns danach doch eher, wie wir selbst am besten mit dem Geschenk des Lebens umgehen. Denn auch in sicherer Existenz zweifeln wir ja bei den kleinsten Problemen, ob unser Dasein ein Segen ist.

Wieder einmal sind solche Erörterungen eine Frage des Standpunktes, und von ihm kommt es  dann auf die Perspektive an.
Ich erinnere mich wie eingebrannt an eine Diskussion, die ich vor einigen Jahren mit meiner Tochter und meinem Sohn über das Verhältnis von Eltern zu ihren Kindern als kleinstes soziales Gefüge hatte. Beide - philosophisch vorgeprägt - bezweifelten meine Thesen mit einem unwiderlegbaren Argument. Sie seien ja weder gefragt worden, noch für die Geburt in jedweden Verhältnissen verantwortlich gewesen. Deshalb könne aus ihrer bloßen Existenz de jure nicht automatisch von den Eltern ein Anspruch an die Entwicklung ihres Lebensweges gestellt werden...

Manche Kinder hätten vielleicht davon geträumt als Prinzessin oder Prinz im Reichtum einer Dynastie aufzuwachsen. Nun wissen wir - nicht erst seit ein paar Tagen - dass Meghan und ihr Harry mit den Royals "fertig haben". Wer Augen hatte zu sehen und Ohren zu hören, hätte angesichts der aufschlussreichen Dokumentation von der Südafrika-Reise des gar nicht mehr so jungen Eltern-Paares erkennen könne, dass da das royale "Gottes-Geschenk" massiv nicht nur bezweifelt wurde.

Jetzt haben Harry, dessen Mutter nach ihrer Scheinehe vom gnadenlosen britischen Boulevard in den Tod gehetzt wurde und Meghan, die auf dem Weg zum Weltstar die schwierigen Familien-Verhältnisse hinter sich ließ sowie die Karriere aus Liebe aufgab, einen Schluss-Strich unter ihr Dasein als Royals gezogen. So what?

Da erdreistet sich dann aber tatsächlich ein "königstreuer Korrespondent" der ARD, dem Paar in einem Kommentar vorzuwerfen, es habe das Königshaus beschädigt. - Der hätte mal mit meinen Kindern diskutieren sollen.
Umgekehrt wird nämlich ein Schuh draus. In der preisgekrönten Streaming-Serie Crown wird historisch präzise dargelegt, dass das Königshaus gnadenlos Menschen einem verharzten, steifen Protokoll opfert. Es wird Zeit, dass es sich selber abschafft. Aber der Brexit-Boris wird das dann schon in der nun bald geltenden "splendit isolation" verhindern...


Das Buch der Weisheit finden,
aber nicht darin lesen können...
Können-Serie, Acryl auf Karton
Claus Deutelmoser

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