Freitag, 19. Oktober 2018

Das bayrische Plusquamperfekt

In der Kolumne "Sprachlabor" gibt die Süddeutsche Zeitung jede Woche Puristen Gelegenheit, sich über grammatikalische Fehler ihrer Schreiberlinge auszulassen. Ausgerechnet vor der Landtagswahl wurde da eine alltägliche freistaatliche Vergangenheits-Variante aufgespießt: Das Bilden des Plusquamperfekts aus zwei Perfekt-Varianten.

Der Blog "uriggutBayrisch.de" hält es - das Plusquamperfekt - mundartlich für nicht existent. Das wird sich jetzt mit der Regierung aus CSU/FW und der AfD in der Opposition erst recht nicht ändern, denn es ist ja eine Tatsache, dass am Bayrischen Wesen nun die Republik genesen muss,
Markus Söder: Hochbayrisch
Hubert Aiwanger: Breitbayrisch
AfD; Katrin Ebner-Steiner: Gschert-Bayrisch...

Auf dem Gymnasium hatte ich einen veritablen aber bereits eremitierten Kunst-Professor, dem ich erstaunlicher Weise viel verdanke, obwohl er nach heutigem Standard wohl ein Kunst-Nazi war.
Entartetes gehörte nicht zu seinen Themen, Aber wenn er mit angelegten Ohren von "edler Einfalt und stiller Größe" schwadronierte, dann tat er das, indem er die bajuwarische Ersatz-Variante wählte:
"Namentlich diese Farbe hat der Künstler besonders geliebt gehabt."
Unauslöschlich hat sich dieser Satz in meiner Erinnerung fest gesetzt.

Und nun feiert das doppelte Perfekt vermutlich nicht nur im Parlament fröhliche Urständ. Bald wird das Bayrisch Landessprache, wer braucht da noch das Plusquamperfekt?

Ich jedenfalls werde mein Bairisch jetzt mit einschlägigen Kalendern verfeinern. Vier Jahre sind da keine lange Zeit..

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