Sonntag, 18. Februar 2024

Ein Weimarer Gewimmel

Streit-Kunst ohne Streit-Macht

 Die Menschheit kann nur überleben, wenn sie ihren moralischen Kompass neu justiert. Aber ob das mit Politikern zu realisieren ist, bleibt in den ersten Wochen dieses Schicksalsjahres 2024 fraglich. Es fehlt aber auch global an großen Vordenkern, Philosophen und wirklichen, geistigen Friedensstiftern. Die Macht des in die Zukunft gedachten Wortes wird durch eine Unzahl medialer Plattformen zu einer akuten Gedanken-Diarrhö. Wieso haben sich im letzten Jahrhundert letztlich doch noch große moralische Wegweisungen gegen Ideologien durchsetzen können? - Weil die schweigenden Mehrheiten der Völker mitgedacht und sehr diszipliniert Zivilcourage bewiesen haben.

Und weshalb kam es im neuen Jahrtausend zu dieser Renaissance der Unmoral, obwohl es doch nach all den Kriegen - ob heiß oder kalt - den von ihr betroffenen Staaten so gut ging wie nie zuvor? Das wird ein schwer lösbares Rätsel des dritten Jahrtausends bleiben, wenn die Wohlstands-Staaten den narzisstischen Autoritarismus der Politik nicht entmachten.

Quelle: pinterest
Viele wollten ihn verdammen,
aber vor der Geschichte war
er dann doch nicht 
"The Bad Man" - wie im
gleichnamigen Film:
Ronald Reagan
Nur mal so zur Erinnerung: Es war ausgerechnet ein vom Western-Star ins höchste Amt der Welt gewählter Republikaner, der den "Wind of Change" über den eisernen Vorhang blies, wo er die beiden Pflänzchen Glasnost und Perestroika derart stark zum Erblühen brachte, dass Deutschland die Wiedervereinigung ohne Blutvergießen schaffen konnte. Jetzt gefährden zwei Präsidentschaftskandidaten des alten Blockdenkens aus dem gleichen Machthunger leichtfertig den Weltfrieden. Trump mit Putin zu vergleichen, funktioniert, weil es keinen moralischen Fixpunkt in ihrem Machtstreben gibt. Trump mit einer Fülle an Vergehen juristisch konfrontiert, tanzt der US-Demokratie weiter auf der Nase herum, weil er Gegner mit moralischem Kompass rüde hat ins Abseits drängen lässt und seine Wähler mit Lügen und Parolen gegen die Ordnung aufbringt. Putin lässt Gegner erst gar nicht zu und erstickt die Opposition, indem er sie aus fadenscheinigsten Gründen gar nicht erst zu Wahlen zulässt. - Wenn er sie wie Nawalny nicht wegsperren und qualvoll von seinem Apparat umbringen lässt.

Das uneinige Europa wird zudem zwischen den Blöcken noch weiter destabilisiert, weil es unter mehreren Geburtsfehlern leidet. Diese Behinderungen werden zunehmend und schamlos von Politikern ausgenutzt, die eigentlich gar nicht mehr im  eigenen Land im Sinne des demokratischen Gefüges  regieren. Fördergelder der EU werden zur  persönlichen Vorteilsnahme auf die Konten der Sippe umgeleiteten. Keiner hat doch wirklich damit gerechnet, dass es noch einmal eine reale Kriegsbedrohung geben könnte. Die Auswirkungen und Etat-Belastungen des Ukraine-Krieges auf die jeweiligen Haushalte der Mitgliedsstaaten überrascht hingegen nur solche, die Demokratie im Selbstverständnis immer noch mit "sauberer" Politik gleichsetzen.

In der Bundesrepublik Deutschland konnte sich so statt Gemeinsamkeit in der Problemlösung wieder einmal eine Art "Weimarer Gewimmel" bilden, in dem jeder seine "Wählerschäfchen" zum eigenen Macht-Zuwachs ins Trockene bringen will. Der unbequeme Regierungswechsel nach 16 Jahren Merkel-Moderation führte derart zum kollektiven Gedächtnisverlust der einstigen Regierungspartei, dass der desolate Zustand unserer Verteidigung - um nur ein Beispiel zu nennen - allein den zwei Jahren "Ampel" zugeschrieben wird. Dass der Gaza-Krieg gleichzeitig mit dem erneut massiv auftretenden Antisemitismus in Zusammenhang mit der Migrationspolitik gesetzt wird, lässt das "Wir schaffen das!" der Langzeitkanzlerin auch schnurstracks vergessen. Selbst das Haushaltsurteil des BGH muss allein von der aktuellen Regierung geschultert werden, obwohl die Haushalte vor Kriegsausbruch  ja nicht selten Sondervermögen oder "Schuldenbremse" verlangt hätten.

Quelle: DerWesten.de
Frei nach Schuberts Winterreise:
Der Wegweiser
Was vermeid ich denn die Wege,
wo die andren Wandrer gehn...

Weil sich aber die aktuelle politische Landschaft als derartiger Morast offenbart, wurden neue Parteien erst ermutigt, wie einst die NSDAP, den dummen und prekären Bodensatz unserer Gesellschaft in einer Gemengelage mit elitärer nationaler Großmanns-Sucht aufzusaugen. Dass Sara Wagenknecht vermutlich nur die Sprechpuppe des Spaltpilzes Oscar Lafontaine ist, wurde kürzlich in einer Talkrunde bei Maybritt Illner deutlich. Wer kann denn angesichts der offenbarten Kriegsverbrechen von Zar Putin noch an das Gute im Russischen glauben. Es sei denn dieses ideale Modell für die böse Stiefmutter von Schneewittchen liebäugelt in einem Größenwahnsinnplan damit, bald Putins  Statthalterin eines okkupierten Deutschlands zu werden. Und was ist eine Werteunion anderes als ein propagiertes Nazidenken, dessen ihr Anführer nicht nur bezichtigt sondern auch aus dem Amt entfernt wurde...

Wie schlecht steht es um Deutschland tatsächlich, und wer alles hat Interesse daran, diesen provozierten Zustand noch zu verstärken? Noch nie wurde während einer Legislaturperiode von gerade mal zwei Jahren - und nach der Pandemie - derart viel gestreikt. Dass aber auch noch nie so viele Bürger gegen Rechts aufgestanden sind, lässt mich doch noch hoffen, dass die braune Gefahr abgewendet wird und die guten Demokraten gemeinsam mit aller Kraft das Steuer noch einmal herumreißen

Quelle: Mediathek Main Echo

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