Donnerstag, 29. Februar 2024

Machtlos gegen Müll?

Die UN haben gerade die neue Studie im Hinblick auf die Vermüllung der Erde bis zum Jahr 2050 vorgelegt. Die weltweite Belastung durch Abfälle, die ja jetzt schon bedrohliche Ausmaße angenommen hat,  wird dann nochmals um 65 Prozent gestiegen sein
https://wedocs.unep.org/bitstream/handle/20.500.11822/44939/global_waste_management_outlook_2024.pdf?sequence=3

Quelle: Tagesschau
Wir bemühen uns in unserem Zweipersonen-Seniorenhaushalt, um Trennung und Vermeidung, wo es nur geht. Das führt bisweilen dazu, dass das Auto meiner Frau wie eine mobile Müllkippe aussieht, weil Sondermüll und Glas-Container - aus welchen Gründen auch immer - aus unserer unmittelbaren Nachbarschaft verschwunden sind. Was wird, wenn wir nicht mehr fahren können?

Den Alltagsmüll reduzieren wir schon länger, und die Läden in Geh-Weite haben sich auch schon daran gewöhnt, dass wir unsere eigenen Taschen dabei haben und darauf bestehen, dass Gemüse und Fleisch ohne jeweilige Sondertüten auf die Kassenwaage kommen. Im Supermarkt jedoch bleibt das ein Kampf gegen Windmühlenflügel. Jegliches Gut wird ja heute in durchsichtigen Umverpackungen verschweißt. Der Metzger unseres Vertrauens verwendet sogar ein Spezial-Papier, das innen eine Plastikfolie aufweist. Immerhin lässt sich das zum Trennen gut auseinander ziehen.

Neben meinem Schreibtisch steht ein gar nicht mal so kleiner Papierkorb aus echtem Naturgeflecht, den ich mit umweltfreundlichen  Beuteln auskleide. Ich achte darauf, Dinge so lange es nur irgendwie geht, zu verwenden. Trotzdem ist er zweimal die Woche voll mit unvermeidbaren Abfällen. Ich führe zum Beispiel einen aussichtslosen Kampf gegen die plastifizierten Verpackungen, die sich zwar scheinbar zusammenknüllen lassen, sich aber schon beim Flug zum Papierkorb wieder in ihr ursprüngliches Format zurück strecken. Klar, dass ist nur eine Volumens- und kaum eine Gewichtsfrage. Doch natürlich ist Müll längst auch eine Platzfrage. Als chronisch Kranker rege ich mich auch über jede einzelne der mir verschriebenen Arzneien auf, die  Pille für Pille in Alufolie verschweißt daher kommen. Was ist aus all den Gläschen, Röhrchen und Döschen  der alten Apotheken geworden?

Quelle: SPIEGEL

Natürlich fängt der dosierte Umgang mit Müll in den eigenen vier Wänden an. Aber was, wenn andere sich nicht an die einfachsten Regeln halten? Unser Glashaus hat seine Tonnen für diverse Stoffe am Garten unter einer Remise, deren Zugang durch das Gartentor in der Nebenstraße nur mit dem passenden Hausschlüssel erfolgen kann. Aber offenbar ist man oft so in Eile, dass es nicht wieder geschlossen wird. Dann schlägt die Stunde einer Spezies, von der ich erst erfuhr, seit ich wieder in der Stadt wohne: Müllvagabunden sind schnell und effektiv im Auffinden von Tonnen, für die sie nichts zahlen wollen. Denn seit die Tonnen zu regelrechten Wagons geworden sind, muss man alljährlich auch immer mehr für die private Müllentsorgung zahlen. Ehe man sich die Kosten für so ein Ungetüm auf Rädern aufbürdet, nutzt man lieber die der Nachbarschaft..

Es ist vollkommen klar, dass das Trennen von Müll unabdinglich ist. Aber wie detailliert kann das in einer Wegwerf-Gesellschaft verlangt werden, wenn Sondermüll-Deponien und Wertstoff-Höfe nicht allenthalben zur Verfügung stehen? Es darf nicht übersehen werden, dass Müll längst auch ein Wirtschaftsgut geworden ist. Müll aus Italien wird beispielsweise zum Verbrennen nach Österreich verfrachtet, was den Transporteuren global zu goldenen Nasen verhilft und nach dem Motto "non olet" auch in Slums der sogenannten Dritten Welt landet.

Quelle: proplanta
Dorthin gehen auch große Teile der Altkleider-Sammlungen Europas. Während wir hier in Europa unser Gewissen mit nachhaltigerer Mode beruhigen, werden die von uns verkonsumierten Billig-Roben aus Plastikstoffen, die einst dortselbst von Kinderhand gefertigt wurden, wieder einem neuen Kreislauf zugeführt.

Ach ja! Das Europäische Lieferketten-Gesetz zu deren Schutz kommt aktuell nun doch nicht, weil die Industrie mit der damit verbundenen Bürokratie der Nachweispflicht angeblich nicht zurechtkäme...

Quelle:WELT


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