Sonntag, 4. Februar 2024

Von Reisezeiten und Zeitreisen

 Der Trend ginge zum Frühbuchen und Luxuszielen frohlockt die deutsche Touristik-Branche schon jetzt nach den ersten Wochen des Jahres. Wie passt das zur Konsum-Skepsis und zur angeblich so dramatischen Situation unseres Landes? Noch mal alles raushauen, bevor es zu spät ist? Oder reden wir uns nur ein, dass es unserer Gesellschaft viel schlechter ginge als bisher?

Ich kann mich ja guten Gewissens in solche Fragen nicht mehr einmischen, weil ich seit mehr als zwei Jahrzehnten nur noch einen Hin-und-her-Reisender bin. Ich tausche zwei Orte, zu denen andere gerne reisen. In Ländern, die sich einander  in punkto über den Staat  zu Jammern und exzessiv zu reisen höchstens in der Lautstärke aber ansonsten in nichts nachstehen. Das ist Privileg und Luxus zugleich - zumindest aus meiner Sicht.

Aber dieser Status hindert mich nicht daran,  darüber nachzudenken, wohin die Reiselust uns in Zukunft lenkt, wenn sich immer mehr Staaten kriegerisch gegenüber stehen und Millionen Menschen wegen des Klimawandels über den gesamten Globus verteilt hungern und verdursten. Und wie passt überhaupt die zunehmende Fremdenfeindlichkeit in der EU zu unserem Begehren, andere Länder und Leute mit ihren speziellen Eigenheiten kennen zu lernen? Hallo! Solche Überlegungen sind weder moralinsauer noch überheblich, wenn sich touristische Zukunft-Denker bereits mit Raumfahrt-Projekten und Pauschal-Zeitreisen beschäftigen.
Passend zu meinen Überlegungen brachte das sehr sehenswerte Vorabend-Format "Gut, zu wissen" im BR-Fernsehen am 3. Februar die Sendung "Wie geht Zeitreisen?" ttps://www.br.de/br-fernsehen/programmkalender/sendung-3988882.html.

Quelle: Googl
Laut den Drehbüchern von 
"Star Trek" wird der
"Warp-Antrieb" erst 2063
erfunden werden. Ob es
die Erde da nch gibt, wie
wir sie gekannt haben?
Mal ganz abgesehen davon, dass die Zeit auch in der allein vom Menschen abgeleiteten Segmentierung nach Jahren, Tagen, Stunden, Minuten und Sekunden linear nur eindimensional voran geht, nicht stehen bleibt, und höchstens gefühlt vergeht, liefert sie eine kaum zu überwindende Dimension. Um zu anderen eventuell bewohnten Galaxien zu gelangen, müsste der Mensch in mehrfacher Lichtgeschwindigkeit reisen können. Könnte das mit "Warpen" irgendwie mathematisch-theoretisch tatsächlich gelingen, so gäbe es aus den dafür zur Raumverkürzung benötigten "Schwarzen Löchern" keine Rückkehr - also auch keine Reisen in die Vergangenheit. Hinzu kommt dann noch der nicht aufzuhaltende Faktor, dass die Menschen an Bord ja weiterhin altern,...

Aber ist das Reisen in vergangene Epochen überhaupt ratsam? Wer die vier akribisch  zusammen getragenen Bände von Historiker Heinrich August Winklers "Geschichte des Westens" aufmerksam durcharbeitet, wird feststellen, dass Geschichte sich zwar immer irgendwie wiederholt, aber eben keinen "Umkehrschub" zulässt. Und das führt zu der Erkenntnis, dass die Zeit eben in den seltensten Fällen "gut und alt" war. So sind wir für die Reisen in die Vergangenheit auch weiterhin - wie auch für Science Fiction - auf gute Filme mit sauber recherchierten Drehbüchern angewiesen. Mit ihnen können wir in Glücksfällen erleichtert seufzend feststellen, was wir in den vergangenen Epochen so alles an Missständen überwunden haben.

Quelle: Softonic
Bradley Cooper in nahezu perfekter
Maske mit verblüffender Mimik
Zwei der Anfang März für den Oscar nominierten Filme konnte ich mir schon im Stream ansehen. Es geht darum, dass die Zwei Protagonisten ihre Homosexualität vor der Öffentlichkeit, in der sie in den 1960ern standen, verbergen mussten, um zu reüssieren: "Maestro", Bradley Coopers Bio-Pic über die Zerrissenheit  des Musik-Genies Leonard Bernstein und "Rustin" eine viel zu späte Würdigung des Mannes, der Dr. Martin Luther King buchstäblich "in Marsch" setzte...

Quelle: IMDB
Bayard Rustin der Organisator des Marsches auf Washington
am 28- August 1963 dargestellt von Jeffrey Wright




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