Montag, 27. März 2023

Walle. walle Wasser!

Der Politik ist ja wohl nicht vorzuwerfen, dass sie nicht erkannt hätte, wie alarmierend der Zustand unseres Planeten ist: Erst der Klima-Gipfel, dann das Hochsee-Abkommen und jetzt noch die Welt-Wasserkonferenz.

Quelle: abe.books

Walle! walle
Manche Strecke,
 Dass, zum Zwecke, Wasser fließe
Und mit reichem, vollem Schwalle
 Zu dem Bade sich ergieße...

Der Welt täten aktuell dennoch ein paar Zauberlehrlinge, wie Goethe sie in seinem Gedicht beschrieb, als Retter ganz gut. Denn schon inmitten dieses Jahrhunderts wird Trinkwasser zu einem Luxusgut. Wie kann das sein, wenn andererseits und anscheinend solche Katastrophen wie im Ahrtal oder die jüngsten Spontan-Hochwasser in Nordaustralien oder Kalifornien einen bedrohliche Überfluss signalisieren?

Schon immer war Wasser ein "Freund-Feind", der andererseits auch mit Tsunamis und Sturmfluten vom Meer verortet wurde. Wasser hat den Nachteil, dass es außer in Ansammlungen so unsichtbar ist, dass die Menschen von jeher verschwenderisch mit diesem Element umgehen und nicht daran denken, wie es innerhalb von ein paar Generationen verschwinden könnte. Das mirakulöse Angkor Wat in Kambodscha ist so ein "Überbleibsel".

Als Baby und Kind trägt der Mensch 70 Prozent seines Körpergewichts an Wasser mit sich herum; als Erwachsener immer noch etwa 50 Prozent. Gerät dieses System auf Dauer aus dem Gleichgewicht verdurstet er. Aber lange vorher quält ihn deshalb der Mangel an Flüssigkeit mehr als beispielsweise Hunger. Das trinkbare Wasser müsste daher längst ein Grundecht sein, denn wie kostbar dieses Gut ist, verdeutlichte bereits diese Statistik aus dem Jahr 2016:













Der weltweite Wasserverbrauch  hat sich innerhalb von sieben Jahrzehnten versechsfacht.  Agrarwirtschaft (70%) und Industrie (20%) lassen dem privaten Verbrauch allenfalls 10 Prozent der jährlichen Entnahme von 4.000 Kubikkilometern Wasser übrig.

Wieso stellt sich da nicht die Frage nach einem Konzept zur Teilung vor Trink- und Brauchwasser? In der Antarktis sind laut einer Studie von "Nature Communications" innerhalb eines viertel Jahrhunderts laut Satelliten-Vermessungen und lokalen Analysen in der Amundsensee mehr als drei Billionen Tonnen Eis unwiederbringlich in den Ozean abgeschmolzen.

Der Erde Eisreservoir Nummer Eins geht es nicht gut.
Schmilzt die Antarktis weiter im aktuellen Tempo
bedeutet das für viele Küstenregionen landunter
Quelle: Pixabay


Das lässt de Meeresspiegel langsam steigen, während sich in der EU fast überall der Grundwasserspiegel rapide senkt, weil der natürliche Niederschlag  zum Ausgleich der Entnahme vor allen in den Wintern nicht mehr ausreicht. Für die Zukunft werden die Länder am wenigsten leiden, die über große Binnengewässer und sie durchlaufende Flüsse verfügen - so sie nicht vorher versiegen und verdunsten. Am Beispiel Kalifornien mit mehr als einem Jahrzehnt Trockenheit können die Geologen erkennen, dass der derzeitige Dauerregen kaum Wirkung hat, um das Problem an Land zu lindern. Der Boden ist derart verkrustet, dass Niederschlag nicht eindringt, sondern überwiegend abfließt. Ein Phänomen, das auch die Weinanbaugebiete in Frankreich, Spanien und Italien immer häufige zu spüren bekommen.
Ein Bild aus der Vergangenheit. Der Murray River
in West-Australien, war im vergangenen Jahrzehnt
mehrfach nicht mehr schiffbar und partiell ausgetrocknet
Foto: Deutelmoser

Ideen, der Verknappung von Trinkwasser zu begegnen, gibt es nicht wenig: Vor ein paar Jahrzehnten schon errechneten, die an Öl reihen Emirate, dass es die teuren Entsalzungs-Anlagen dadurch entlasten könne, indem man große Eisberge einfängt und mit Schleppern schnell dorthin bringt, wo ihr Schmelzwasser nicht verloren wäre.  Trinkwasser-Versorgung via Pipelines sind vielleicht bald schon Gebot der Stunde, wenn es nicht gelänge das Abtauen der Polkappen wieder zu verlangsamen.

Grönland ist nach der Antarktis das zweitgrößte Eis-Reservoir unseres Planeten. Die Zunahme an Schmelzwasser-Seen brachte dort jetzt neun Unternehmen auf die Idee, dieses Schmelzwasser als Trinkwasser zum einträglichen Export-Gut zu machen. 

Oben trocken, unten Wasser vom Feinsten:
Die Beduinen auf der Sinai-Halbinsel
naschen nur Eimerweise von ihrem künftigen Reichtum
Foto: Deutelmoser

Quelle: mediops.de
Trinkwasser-Verknappung könnte in Zukunft zu Verteilungskriegen führen. Aber bevor es auf Erden so weit kommt wie auf dem Dünen-Planet Arrakis, den einst in weiser Voraussicht Frank Herbert ersann, könnten die Ärmsten noch zu den Reichsten werden: Ich erinnere mich immer wieder gerne an das Brunnen-Wasser der Beduinen am Ain El Agdar mitten auf der Sinai-Halbinsel. Es kam angeblich aus einer gar nicht sehr tief liegenden Kaverne, von der Geologen annehmen, sie habe die Größe des Bodensees...

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