Freitag, 30. April 2021

20 vergeudete Jahre

James A. Michener
Meine Eltern waren wohl die letzten Touristen, die den Khaiber-Pass  auf ihrer Weltreise 1971 im VW-Campingbus von Afghanistan nach Pakistan problemlos überqueren konnten. Ein paar Jahre später blieb meine Idee,  selbst als Reporter von Kabul den Spuren von James A. Micheners Buch "Karawanen der Nacht" zu Pferd zu folgen, nur noch ein unerfüllter Traum vom Abenteuer.

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Afghanistan war schon immer eine Region, an der sich die Weltmächte trotz überlegener Waffengewalt vergeblich abarbeiteten. Zu aller erst  die Kolonialmacht England im 19, Jahrhundert und dann im 20. die Sowjetunion abwechselnd mit den USA und letztlich das ISAF- Kommando als konzertierte Aktion der NATO-Staaten. Dabei verursachte der Anschlag auf das World-Trade-Center am 11 November 2001 quasi die Initial-Zündung (Operation Enduring Freedom) für ein erneutes Scheitern fremder Gewalt: "Unsere Sicherheit wird nicht nur aber auch am Hindukusch verteidigt", meinte unser damaliger Verteidigungsminister Peter Struck 2009 in einem Radio-Interview. Die Medien verschlimmbesserten diese Aussage als eine Art "Emser Depesche", indem sie das Zitat einfach martialische umformulierten: "Deutschlands Freiheit wird am Hindukusch verteidigt!"

Schon die Briten holten
sich 1880 am Khaiber-Pass
mehr als eine blutige Nase

ISAF-Kommando am
Hindukusch
Nach 20 Jahren ziehen nun die NATO-Staaten (wieder mal auf Geheiß der USA ) zügig ihre Kontingente ab. Erreicht haben sie ganz und gar nichts! Wieder einmal passte die Redewendung von einem Ausgang wie beim "Hornberger Schießen", wären da nicht all die Männer und Frauen die in einem fremden Land ihr Leben für eine Sache hingegeben haben, die nicht die ihre war...

Die Verhältnisse sind heute so unverändert wie nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Die Stammes-Fürsten oder Warlords haben allein die Interessen ihrer Clans beim Haschisch-Anbau und -Export  im Sinn. Die gerade jetzt wieder mächtiger werdenden Taliban folgen weiter wie bisher ihre obskuren Vorstellungen von einem Gottesstaat der sich allein nach der  Scharia richtet. Die kümmerlichen Versuche, die Demokratie zu erhalten, werden durch permanenten Terror unterminiert, und die kommenden Frauen-Genrationen Afghanistans werden samt ihrer mühsam ergatterten Rechten und Bestrebungen ins Mittelalter zurück geschickt.


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