Montag, 28. Januar 2019

Alt-Lasten

Wenn ich die Windungen, Stollen und Sackgassen in meinem Gehirn mit einem Endlager für Atom-Müll assoziiere, dann weiß ich, dass auf spätere Generationen eine Zeitbombe zukommt. Nichts lässt sich auf dauer endlagern, ohne auf irgend eine Weise später mal schaden anzurichten. Gut, dass ein Gorleben nicht träumen kann.

Wenn Träume Endlager von Erlebtem an die Oberfläche bringen, ist der Schaden bei "normalen Menschen" immerhin auf die eigene Person begrenzt. Befragte einer mich im Wachzustand, antwortete ich vermutlich, dass ich keinen Gedanken-Müll entsorgt habe. Hätte ich es getan, dann würde ich schwören, dass ich ihn zumindest fein säuberlich getrennt hätte.

Aber was machen zur Zeit meine Träume? Sie halten mich mit munter durcheinander gewirbelten Bildern in unerträglichen Dauerschleifen auf Trab. Jagen meinen Puls hoch und treiben mir den Schweiß auf Stirn und Nacken.

Je älter der Mensch wird, und wie diametral die hinter einem liegende Zeit zu der steht, die noch vor einem warten könnte, desto mehr drängt sich auf einmal weit zurück Liegendes ins Unterbewusstsein.

All die Jahre habe ich vielleicht nichts wirklich Böses getan, aber offenbar habe ich mir manches angetan, das mir mein Ich nicht verzeiht: Alarm überhört, falsche Wege mit Sturheit bewusst weiter verfolgt und dabei auf mich keine Rücksicht genommen. Auf meine Mitmenschen vielleicht auch nicht?

Denn von denen, deren Namen ich längst nicht mehr weiß, tauchen in meinen Träumen jede Nacht welche auf. Nicht um mir zuzusetzen, sondern mich in absurden Handlungen zu begleiten. Wenn ich dann meist irgendwann hochschrecke, habe ich unverdienter Weise ein schlechtes Gewissen: Wieso habe ich keinen Kontakt gehalten, habe ich sie dadurch beleidigt, sind Dinge zwischen uns unausgesprochen geblieben?

Dass das Gehirn ein gefährliches Terrain ist, weiß ich aus zweierlei Gründen. Zum einen erfuhr ich aufgrund diverser EEGs, dass ich absolut nicht in der Lage bin zu entspannen. Meine Sprunghaftigkeit - auch im Alter - wird durch 15 Pillen täglich in gerade, lethargische Bahnen gelenkt. Dabei erinnere ich mich auch wieder an einen Pathologen in einer früheren Eigentümer-Gemeinschaft, der sich ausschließlich mit der Erforschung des menschlichen Gehirns beschäftigt hat und zu derart abgründigen Ergebnissen kam, dass er sie nicht veröffentlichen wollte. Ich war ja noch jung damals und formulierte den Anspruch des Steuerzahlers an seine Publikationen.

Heute bin ich ihm dankbar, dass er ein Teilwissen offenbar mit ins Grab genommen hat. Was haben allein  Psychiater und Psychologen für abstruse Wege verfolgt, um zu therapieren!





Die überlebenden Soldaten in den Stahlgewittern der Weltkriege  waren überwiegend darauf angewiesen, ihre Traumata selbst in den Griff zu bekommen. Heute lese ich, dass die Bundeswehrler am Hindukusch zunehmend unter Posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) leiden und behandelt werden müssen. PTBS war bei WK-Generationen offenbar noch nicht erfunden. Dennoch, im Vergleich haben deren unbehandelten Probleme weniger Schäden in der Gesellschaft angerichtet, als es der ganz normale Wahnsinn Untraumatisierter heute verursacht.

Ein Unbehandelter sorgt im Weißen Haus für den Super-GAU. Er ist nur wenig älter als ich. Mich im Vergleich dürfte man - harmlos wie ich bin - nicht auf die Welt loslassen. Das wirklich Irre ist, dass solche Typen immer jede Menge Unterstützer finden, ohne die sie sich ja nicht halten könnten...

Zum Thema fällt mir mein Lieblings-Psychologen-Witz ein:
Zwei Freunde fahren im Auto. Der am Steuer sagt auf einmal:"Was stinkt denn hier so?"
Der Beifahrer sagt:"Tut mir leid, aber ich habe mir in die Hose gemacht."
"Da musst du doch unbedingt etwas gegen unternehmen. Geh zum Psychologen!"
Sicherheitshalber treffen sie sich mit zeitlichem Abstand in einem Straßen-Café.
Kaum wird der Tee serviert, stinkt es derart infernalisch, dass das Etablissement eigentlich geräumt werden müsste.
"Warst du denn nicht in Behandlung?"
"Doch! Zehn Sitzungen!"
"Und dann machst du immer noch in die Hose?"
"Ja klar! Aber jetzt gefällt es mir!"

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