Mittwoch, 3. März 2021

Lagerkoller

 Seit rund fünf Monaten halte ich mich nun tapfer an die Lockdown-Regeln. Obwohl es mir bewusst ist, dass es mir im Kokon des Glashauses an nichts fehlt und es  so auch viel leichter ist,  Ansteckungen zu vermeiden, bekomme ich langsam Probleme mit dieser Situation. Natürlich bin ich überängstlich, seit ich die letzte Grippewelle, die dazu meinen zweiten Infarkt ausgelöst hatte, nur knapp überlebte. Aber bislang konnte ich diese "Innenwelt der Außenwelt der Innenwelt" (sorry Peter Handtke) mit dem pseudo strukturierten Alltag eines Rentners gut weg stecken.

Gestern rief mich eine Freundin an, und natürlich war die Pandemie unser Hauptgesprächs-Thema. Als ich ihr von meiner Vorahnung zur "dritten Welle" erzählte, meinte sie, ich sei im Gegensatz zu ihr als immer Optimistische ein ewiger Pessimist. Ihr Mann wird der erste aus unserem Freundeskreis sein, der mit dem Impfen an die Reihe kommt. Wir "Siebziger" werden wohl nach neuen Prioritäten ziemlich lange warten müssen, und das wird unseren Wechsel nach Italien erheblich verzögern. Es sei denn Söders Vorschlag mit der Impfung bei den Hausärzten wird in Bayern tatsächlich realisiert.

Dann ist aber da auch noch die Situation in Ligurien. Die Provinz, in der wir zur Hälfte auch leben, wechselt quasi täglich zwischen dem Status Orange (gefährlich) und dem Status Gelb (Erleichterungen sind möglich). Zur Zeit dürfen die Restaurants tagsüber öffnen, müssen aber Abends schließen. Das erzählt mir meine dortige, Schweizer Nachbarin, die nach einem Todesfall samt Haushalts-Auflösung und Verkauf mehrfach ohne Kontrolle über die Grenze fuhr. Tatsächlich aber müssten eigentlich kompliziert Dokumente ausgefüllt werden, die im Zweifel an der Grenze kontrolliert werden.

Quelle: Verkehrsrundschau.de

Die Crux: Europa kann seine Grenzen überhaupt nicht mehr dicht machen. Kontrollen - wie zwischen dem Departement Moselle und dem Saarland oder bei Tschechien und Bayern zerstören nicht nur die in Jahrzehnten gewachsenen, ökonomisch- nachbarschaftlichen Verhältnisse sondern verstoßen auf Dauer auch gegen das Schengener Abkommen.

Die sogenannte "Herden-Immunität" durch Flächen deckende Impfungen wären der probate Weg. Den aber hat zumindest bei uns die Demokratie vorerst einmal ausgebremst. Wenn meine Frau und ich tatsächlich erst kurz vor der Bundestagswahl zum Impfen aufgerufen werden und wir nicht in unsere Zweitheimat dürfen, wäre ein gewaltiger Lagerkoller unvermeidbar. Unterschätzt die betagten Wähler nicht!

Quelle: freepiks.com


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