Freitag, 22. Februar 2019

Verflixte Zeit der Leichtgläubigkeit

Die Menschen im Mittelalter waren leicht zu manipulieren, weil ein überwiegender Teil ungebildet war und weder lesen noch schreiben konnte. Kaum war eine stetig wachsende Bevölkerung dazu in der Lage, war das Gedruckte auch schon verdächtig: Du lügst ja wie gedruckt, wurde zu einem unauslöschlichen Vorurteil, das bis hinein in die Demos der PEGIDA lebt.
Lügenpresse ist ein Kampfbegriff, der leider in wenigen Fällen der bewussten Manipulation zutrifft.

Der Pöbel, so nenne ich ihn einfach provokant, kann heute nicht nur lesen, sondern beherrscht auch die Netzwerke  der sogenannten "social media" nach Belieben. Es gäbe keine Erklärung für den Unterschied zum Mittelalter, wenn die geballte Dummheit, die blitzschnelle - und daher schwer zu widerlegenden - Verbreitung nicht perfide nutzte.

Wieso erhebt sich weltweit der einst zu Recht als "schweigende Mehrheit" bezeichnete Bevölkerungsteil derart, dass gerade neu formierte aber auch uralte Demokratien ins Wanken geraten? Weil das einfache Mittel der Verunglimpfung durch falsche Fakten eine sekundenschnelle Verbreitung ermöglicht, während diejenigen, die zumindest im Besitz von einem Teil der  Wahrheit sind, vornehm schweigen.

Tweets und Hashtags sind so kurz, dass sie auch der Dümmste schnell erfasst, und gerade deshalb glaubt, er müsse sie schnell weiter verbreiten. Das befeuert natürlich den Gipfel der Satire, der nun aber allzu oft von Primitivlingen nicht erkannt wird. Bestes Beispiel sind die Fake-News, die die Satire-Zeitschrift Titanic (ein Wunder, dass sie noch nicht untergegangen ist) entwickelt. Sie gelangten im Handumdrehen als Wissen in die Parteispitzen. Aber auch große Magazine wie Focus fallen zunächst auf den professionell durchgezogenen "Blasebalg-Tweet" herein. Tenor: Wer mit einem Blasebalg Auspuffgase einfängt kann damit Messtationen beeinflussen.

Tragisch wird Leichtgläubigkeit, wenn sie armen, Hilfe suchende Gläubigen mit einer industriell organisierten Wunder-Kultur das Geld aus der Tasche stiehlt. Das Horror-Beispiel  sind  die Überlieferungen aus dem französischen Lourdes und dem portugiesische Fatima. Während in Deutschland immer mehr Menschen aus beiden Kirchen austreten, sprechen Politiker bei ihrer Vereidigung immer noch den Zusatz: So wahr mir Gott helfe.

Seit den 1990er
Jahren nimm das
einträgliche Blutweinen
der Madonnen zu, während
die Zahl der Gläubigen
rapide schrumpft
Plastik-Fatima
für 99 Euro
"So help me God!", sagte auch der leibhaftige Unchrist auf dem "Murifexmaximus"-Trohn, der oberste Mauerbauer der USA - auch POTUS genannt.

Dabei lassen sich alle Wunder so einfach entzaubern, wenn man sie nur wissenschaftlich untersuchen dürfte. An Dreistigkeit nicht zu überbieten, die Blut weinende Madonna im Garten eines Elektrikers in Civitavecchia. Selbst dem Papst fiele es wohl schwer, zu erklären, wieso die Heilige Tränen aus Männerblut vergießt.

Aber der viel beschäftigte Pontifex Maximus hat ja in knapper Zeit Erklärungs-Notstand beim sexuellen Verhalten seines Personals...



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