Mittwoch, 13. Februar 2019

Dr. Dolittle 3.0

Wir lieben Tiere dann ganz besonders, wenn sie menschlich zu interpretierendes Verhalten an den Tag legen. Es dient zum Teil der Verdrängung, dass wir nur wenig verlässliche Dialoge mit unseren Lieblingen haben: Gib Laut - jaul; da ist ja mein Liebling - Schwanz wedeln; Na - Happihappi? - bejahendes Gebell und Herumtanzen...

Alles kann die menschliche Forschung entschlüsseln - sogar die Kommunikation mit dem Gesang der Wale oder das Pfeifen und Geschnatter von Erdmännchen bei drohende Gefahr.

Aber so richtig Unterhalten ist eher eine Einbahnstraße. Seit ich ein kleiner Junge war, wollte ich mich wie Dr. Dolittle in der Sprache jedweden Tieres unterhalten  und verständigen können:
Ich war nämlich das "Auffanglager Friedland" für alle Tiere, die meine Freunde oder Verwandten - aus welchen Gründen auch immer - nicht weiter haben wollten. Zwei Hamster, die überzüchtet an Krebs starben, weiße Mäuse, die als Schwimm-Maskottchen nicht ins Stadion durften, Wellensittiche, Hunde und schließlich Fische, die auf mein Pfeifen hin an den Teich-Rand zum Füttern kamen.

Da ich selbst die Freiheit so liebte, machte ich immer auch Versuche, mit der meiner Tieren. Ohne großen Erfolg: die Nager versteckten sich unauffindbar im Haus, die Vögel flogen auf nimmer Wiedersehen davon. Und selbst die Hunde, die mich liebevoll umschwänzelten, nahmen Reißaus, sobald in der  näheren und ferneren Nachbarschaft eine Hunde-Dame läufig war.

Heute beschränke ich mich auf Beobachtungen und mache keine Anstalten mehr Dr. Dolittle 3.0 zu werden. Sowohl auf der Burg als auch hier im Glashaus gibt es dazu reichlich Gelegenheit: Im Garten, weil die "Fürsorglichste" in der kalten Zeit das Vogelhäuschen reichlich befüllt und allenthalben Meisen-Knödel aufhängt, die längst auch zum Speiseplan unserer Eichhörnchen gehören. Als hätten die durch die drei wilden Haselnuss-Bäume vorm Haus nicht genug in ihren Vorratskammern...

Von meinem Arbeitsplatz blicke ich auf eine altmodische Fernseh-Antenne. Auf der obersten Stange treffen in der kalten Zeit immer wieder drei Krähen ein. Zwei sitzen beieinander. Die Dritte auf einer Nachbar-Antenne, als sei sie der Bodyguard für das Paar. Ich  nehme an, sie sind ein Paar, aber ich kann natürlich auf zwanzig Meter Luftlinie keine Geschlechts-Analyse vornehmen.

Was ich aber sehe: dass sie sich die ganze Zeit unterhalten. Es ist immer das rechte Tier, das offenbar etwas zu sagen hat, auf das das andere spärlich etwas erwidert. Wenn die aufsteigende Wärme der Heizungs-Kamine an besonders kalten Tagen nicht mehr ausreicht, rücken sie auch schon mal ganz nahe zusammen, ohne ihr Geschnatter zu unterbrechen.

Die Zeit zum Aufbrechen bestimmt allerdings das einzelne Tier. Es gibt die Richtung vor, der das Paar in einem immer gleichen Zeit-Abstand folgt.

Wer meine Blogs schon länger liest, weiß, dass die immer so bedrohlich behaftete Krähe wegen ihrer Intelligenz mein Lieblings-Vogel ist.

Wenn wir über den Ring zu unserem Sohn fahren, kommen wir mitten in der verkehrsstärksten Verzweigung an einem echten Krähen-Baum vorbei. Es müssen Hunderte sein, die da still sitzen.
Gerne würde ich mal aussteigen und auf Krähisch fragen, ob meine Drei hier auch zum Übernachten in der schützenden Kommune kommen.

Man tut sich halt schwer mit einem eindeutigen Signalement, wenn alle Krähen im Dunklen gleich ausschauen...

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