Montag, 3. Oktober 2016

Einheit?

Dass die Wiedervereinigung des geteilten Deutschland nicht zwangsweise zur Einheit führen würde, mahnten 1990 im Taumel der Euphorie nicht wenige Volkswirtschaftler und Soziologen an. Von den Politikern war nur einer halsstarrig genug, das auszusprechen: Oskar Lafontaine. Das kostete ihn alle Chancen bei seiner Kanzler-Kandidatur in gleichen Jahr.

Dass er in Vielem Recht hatte, ergab sich erst nach und nach. Womit jedoch auch er  nicht gerechnet hatte, war der Willen des Volkes in Ost und West, diese unglaubliche Herausforderung zu meistern.
Wenn Franzosen, Engländer, Italiener und die kleineren Nachbarn das geahnt hätten, wären sie vielleicht etwas auf die Bremse gestiegen. Aber der Wirtschaftliche Aufschwung für ganz Europa während der ersten Phase seiner Vereinigung und der Einführung des Euro traten alsbald hinter nationalen Überlegungen zurück. Eh sich alle versahen, hatte Deutschland ein Gewicht in Europa erlangt, das heute ungesund auf der Gemeinschaft lastet.

Eine Kanzlerin, die aus dem System der DDR stammt, ein Bundespräsident, der zunächst die Syssyphos-Arbeit der politischen Verbrechens-Aufklärung übernahm, um dann als einstiger Friedens-Pfarrer der DDR Bundespräsident zu werden aber auch der Einsatz halbwegs unbelasteter Sportfunktionäre katapultierte Deutschland  humanistisch und soziologisch in den Status einer Supermacht. Ein Staat in der Gemeinschaft, der letztlich Europa das "Wir schaffen das!" aufzwingen wollte...

Und auf einmal bröckelt die Einheit aller Orten so stark, dass das geniale Gebilde Europa einzustürzen droht. Ausgerechnet die Ungarn, ohne die die Mauer erst viel später gefallen wäre, schwimmen nationalistisch gegen den Strom und finden allenthalben rechtsnationale Unterstützer in anderen Regierungen.  - Und sie geben diesen Tendenzen in Deutschland auch noch Rückenwind.

Schon viel zu  früh hatte ich das Stasi-Spitzelsystem im Sport an der eigenen Person mit erleben müssen, um zu glauben, dass die Mächte des Bösen im kapitalistischen Benefizium erliegen würden.

Zwei historische Erkenntnisse sprachen eindeutig dagegen:

Während in der Bundesrepublik die "Entnazifizierung" ja auch nur schluderig und halbherzig vollzogen wurde, fand sie in der DDR hinter verschlossenen Türen statt. Das vermittelte den Bürgern den Anschein, alle Nazis seien im Westen gewesen. Tatsächlich aber wurde die "Säuberung" in der DDR eindeutig nach dem Vorbild des nationalsozialistischen Aufstiegs still und leise vollzogen. "Verwaltungs"-Spitzenkräfte gelangten wie in der BRD - oberflächlich auf Glanz gebracht - wieder in einflussreiche Positionen;

vor allem die Top-Spione aus der Canaris-Zeit

Millionen Agenten und Abermillionen an Devisen sind doch nicht von einem Tag auf den anderen verschwunden, weil absehbar die Mauer eingerissen wurde. So wie die jüngst verstorbene Margot Honecker haben doch viele ihr Denken gar nicht verändert. Sie wirken eben - wie sie es gelernt haben - weiter im Untergrund, und können sich darauf verlassen, dass die Teens und Twens, die die DDR gar nicht mehr richtig erlebt haben, in ihren Gefühlen des abgehängt Seins, willfährige Zuhörer werden.

Zudem bekommen die Westler, die ihre Vorurteile nie über Bord geworfen hatten, jetzt Oberwasser und bezichtigen die, die sie mit ihrem "Soli" zwangsweise unterstützt haben, der Undankbarkeit.

Wenn sich Deutschland  nicht nur  über den freien Tag freuen soll, muss die national gefeierte Einheit tatsächlich zu einer echten Vereinigung werden - in Deutschland und Europa.

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