Mittwoch, 5. April 2023

Revolutionen - Wiederholungen ohne Nachhaltigkeit

Der beste Danton aller Zeiten:
Gérard Depardieu im Film von 1992
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Am 5. April 1794  starb der Revolutionär George Danton - Mitbegründer der Ersten Republik Frankreich - unter dem Fallbeil der Guillotine. Als Justizminister und Leiter des ersten "Wohlfahrtsausschusses" hatte er selbst abgeschlagene Köpfe en masse zu verantworten gehabt.

Soviel Genius
für ein so kurzes Leben
Georg Büchner
1813 - 1837
Wir Deutsche haben es dem Dichter Georg Büchner zu verdanken, dass sein aus vier Akten bestehendes Bühnenstück "Dantons Tod" am Gymnasium immer aufs neue interpretiert werden muss, und Schülern dennoch nicht vermittelt, wieso Revolutionen trotz enormer Blutopfer weder heroisch noch nachhaltig sind.

Ich möchte meinen Gedanken zunächst die Definitionen erstens für Revolution und zweitens für Nachhaltigkeit aus dem Wörterbuch "Oxford Languages" voranstellen;

1. Auf radikale Veränderung der bestehenden politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse ausgerichteter, gewaltsamer Umsturz[versuch]
"die Französische Revolution"
2. Längere Zeit anhaltende Wirkung

Der von Büchner seinem Danton zugeschriebene Spruch, "die Revolution fräße (verschlinge) ihre Kinder" gilt dramatisch und grundsätzlich. Die beispielhafte Französische dauerte von 1789 bis 1799. 1804 schon krönte Napoleon sich selbst zum absoluten Kaiser...
George Danton
1759 - 1794
aufgefressen von der
eigenen Revolution

Revolutionen brechen beinahe ausnahmslos anhand einer Idee oder Ideologie aus, scheitern aber immer wieder am Machtrausch Einzelner und enden meist in gesellschaftlichen Zuständen, wie sie in etwa vor dem Umsturz herrschten. Mit einer Ausnahme vielleicht: Dem amerikanischen Unabhängigkeits-Krieg bis 1776, dem neun Jahrzehnte später allerdings der  einer Revolution gleichende "Civil War" folgte.

Kurios, was dann eine von den Mächtigen manipulierte Geschichtsschreibung aus nicht nachhaltigen Revolutions-Ergebnissen fabuliert:
War das Zaren-Reich wirklich soviel anders, als die aus der Revolution entstandenen Diktaturen eines Stalin oder Putin?  Nur 15 Jahre nach der Abdankung des Deutschen Kaisers sah sich Hitler zum alleinigen Führer "ermächtigt".
Ich könnte über die Zulus, die Buren, hin zu Lumumba im Kongo bis al- Gaddafi in Libyen unzählige Beispiele für gescheiterte Revolutionen auf dem Afrikanischen Kontinent anführen; genauso gilt das auch für das heute vereinte Europa sowie für den Nahen, Mittleren und Fernen Osten.
Dass es ohne bewaffneten - allein mit zivilem Widerstand geht, wurde im Vorfeld der Deutschen Wiedervereinigung von den Bürgern der DDR demonstriert.

Politik-Wissenschaftler würden mir vielleicht entgegnen wollen, dass die revolutionären Ideen zumindest so nachhaltig gewesen seien, um stetige Veränderungen im Denken und den Strukturen von Gesellschaften zu bewirken.

Ich frage, rechtfertigt das die Abermillionen, die dafür jedes mal über die Klinge springen? Und wieso lassen sich offenbar richtige Ideen oft nur mit Gewalt durchsetzen?
Die Macht - erst einmal errungen - verbietet freien Gedanken oft schon des Macht-Erhalts wegen all zu bald die Entfaltung.

Georg Büchners Werk ist da ein gutes Beispiel: Da "Dantons Tod" tatsächlich auf gesicherten Quellen von Irrungen und Wirrungen in der Französischen Revolution basierte, wurde sein schon 1835 verfasstes Theaterstück erst 1902 uraufgeführt. In Zeiten Deutscher Revolten - und zweier Jahrzehnte Bismarck-Regentschaft danach, wurden selbst Intellektuelle auf biedermeierlichen "Untertan" gebürstet.

Vielleicht ohne schulischen Zwang noch einmal lesen?
https://www.projekt-gutenberg.org/buechner/danton/danton.html

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