Montag, 9. Januar 2023

Wieder mal "Wilsbergern"

Am Samstag Abend lief der 77. Wilsberg, und es war offenbar immer noch ein "Corona-Krimi". Der Begriff stammt von meiner Frau, die zwar oft die Handlung nicht mehr versteht, aber dafür jeden einzelnen Hinweis auf den Virus und die durch ihn eingeschränkten Drehverhältnisse analysiert: Gegenblenden bei Dialogen. wenig Leute am Tatort, streckende Umschnitte, räumlich gedehnte Szenen. 
Dass eine Serie in die Jahre kommt, ist nur allzu verständlich, aber dass man sie derart vor die Hunde gehen lässt - nicht! Mein Gefühl hat diese Serie einen Rentenabsicherungsgrund . Ein Highlight war für mich daher der Dialog zwischen Leonard Lansink (67) und Oliver Korittke (54), die seit zwei Jahrzehnten das privat ermittelnde Duo dieser Serie geben. Wilsberg spielte auf das Alter der beiden Freunde an. Talkötter entgegnete, dass er doch viel jünger sei, wobei der grummelnde Antiquariats-Detektiv entgegnete, das sehe man aber nicht. Tatsächlich ist Oliver Korittke in der Rolle am schnellsten gealtert, wobei die Maske bei Lansik und Rita Russek als Kommissarin (70) wahre Wunder vollbringt, weil man das zwischenzeitliche Altern seit 1995 nur dann erkennt, wenn man ganz frühe Wiederholungen der Serie sieht.

Der 73. Fall musste ohne Münster auskommen.
Dafür gab es in der Kulisse aber mit Patricia Meeden
 die neue Anwältin
Quelle: Antenne Münster

Dass es hinter den Kulissen grummelt, spekulierte der "Boulevard" schon seit der Folge, in der Rita Russek offenbar eine "Zwangspause" einlegen musste. Als nur gelegentlicher Zuseher und erklärter Nicht-Fan fiel mir erst bei dieser letzten Folge auf, dass die hübsche Ina Paule Klink als Anwältin Alex längst ausgeschieden sein muss. Sie spielt nämlich jetzt ebenfalls Anwältin in den allerdings von den Szenen her wesentlich opulenteren "Zürich"-Krimis.

So etwas passiert eben beim sporadischen "Wilsbergern". "Wilsbergern" ist unter uns Eheleuten immer der Begriff für den letzten Ausweg, wenn es im TV-Abendprogramm trotz der unzähligen Kanäle tatsächlich nichts besseres als diese klischeebehafteten Münsteraner gibt.. Nur hat meine Frau mit ihrem Corona-Krimi-Fimmel wesentlich mehr Spaß:
Wieso drehen die nicht mehr im Antiquariat? Guck mal! Ein völlig neues Büro von der Springer! Kann sich ein Ermittler, wie der Overbeck, der immer nur auf dem Holzweg ist, wirklich so lange auf seinem Posten halten? Der nervt langsam! Aber dass der Talkötter trotz allen Corona-Krampfes immer noch den alten Alfa fährt, sei echt nachhaltig. - Und so weiter...

Ebenso bravourös gespielt wie nervtötend:
Roland Jankowsky als Overbeck
vor dem "Antiquariat", das wegen Corona
zu eng zum Drehen wurde
Quelle: news.de
Ich selbst habe mir unbewusst angeeignet auch typische Verhaltensweisen Wilsbergs bei anderen Filmen und Serien als "Wilsbergern" zu bezeichnen: Beispielsweise das Eindringen in verschlossene Wohnungen. Immerhin war Wilsberg vor seiner Buchhändler- und Detektiv-Karriere mal Anwalt! Da weiß man doch strafrechtlich auch über Amtsanmaßung bescheid. Harmlos aber unsympathisch das Ausleihen von Autos, weil man selbst keines hat. Das Schnorren. Das permanente Ausnützen von Freunden, ohne wirklich mal etwas zurück zu geben. Und dann ist er auch noch - trotz der hohen Aufklärungsquote - ständige pleite.

Die dringlichste Frage bei Folge 77 : Wann hüpft Wilsberg endlich mit der Springer in die Kiste? - Bevor es zu spät ist, und die Serie endgültig durch das Oldie-Gebalze zur Farce wird.

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