Freitag, 27. Januar 2023

Humanitäre Hilflosigkeit

 Inmitten der überbordenden und vermutlich doch nicht ausreichenden Hilfe für die Ukraine forderte die UN vorgestern, man solle doch bitte auch Afghanistan nicht vergessen, wo durch die Kälte und die Unterversorgung mit Lebensmitteln eine weitere humanitäre Katastrophe drohe.

Typen wie aus einem Räuber-Film, und keine Ahnung vom Regieren
Quelle: Tagesspiegel



Im ersten Moment dachte ich, dass das dem Taliban recht geschehe. Immerhin dirigiert  er das Land nach seinem zwei Jahrzehnten andauernden Ermüdungs-Sieg über die  Russen und die ISTAF-Truppen einmal mehr in Richtung Mittelalter. Dass Frauen von einem Tag auf den anderen ihr Studium aufgeben müssen, dass sie quasi nur noch die Grundschule besuchen dürfen ist ein Rücksturz ins Mittelalter. Dass sie aber  jetzt auch noch jene NGOs (Non Government Organisation) verlassen sollen, die angetreten sind, die katastrophalen Verhältnisse im ganzen Land zu lindern, kommt mir so vor, als bisse der Taliban provokativ die Hand von der er gleichzeitig erwartet, gefüttert zu werden. Das rechtfertigt eigentlich keine weitere Unterstützung des Auslands. Spender müssen zudem befürchten, dass jeder Dollar oder Euro in den Taschen der durch und durch schurkischen Taliban landet.

Die durch Hilfe aus Pakistan und größten teils in den Führungsebenen vom IS geschulten Taliban benützen angeblich die Scharia als rechtlichen und moralischen Leitfaden. Sie pochen auf ihren Koran, den sie aber nachweislich mit falschen Interpretationen für ihren Staatsterrorismus missbrauchen.

Tief verschleiert und nichts mehr zu sagen
Quelle: Deutsche Welle

Die Geschichte dieses einst blühenden Reiches am Hindukusch verdeutlicht aber, dass kein Einfluss von außen jemals von Dauer war. Dass liegt nicht nur an den teils unwegsamen Tälern, sondern vor allem an den sozialen Strukturen Afghanistans außerhalb der Städte wie Kabul oder Kandahar. Diese werden im unübersichtlichen, ländlichen Raum wegen der unverminderten Haschisch- und Opiumproduktion seit Jahrhunderten von den Clans, ihren Stammesfürsten und Kriegsherren kontrolliert. Sie lassen den Taliban im Moment wieder gewähren, weil er die lästigen ausländischen Einmischer mit ihren moralischen Ansichten wieder einmal auf Distanz hält. Man möchte es kaum glauben, wie die "Amir al Mu'minin" (Anführer der Gläubigen),die ISTAF-Logistik Jahrzehnte lang auch mit dem Verkauf begrenzter Wegerechten und dem Nutzen ihrer Brücken geschröpft haben...

Der Krake China hat im Nordosten Afghanistans schon unbemerkt seine saugnäpfigen Tentakel ausgebreitet. Es ist nicht erwiesen, aber gut möglich, dass die rohstoffaffinen Chinesen  dem Taliban vor allem elektronisch und strategisch geholfen haben, Afghanistan wieder zu übernehmen. Beim Einverleiben im Sinne ihres Wirtschaftswachstums oder Einflussbereiches ist die "Volksrepublik"  ja - wie die Vorgänge im Chinesischen Meer oder Tibet zeigen - keineswegs zimperlich, Das macht den entscheidenden Unterschied zu ISTAF.

Aber wenn ich noch einmal überlege, komme ich zu dem Schluss, dass wir weiter - aber viel dezidierter - spenden und wirtschaftlich unterstützen sollten. Zum einen zögerlicher und zum anderen aber auch gegen partielle Zugeständnisse in sozialrechtlichen Belangen. Gewissermaßen um einen Fuß in der Tür zu haben, falls die Afghanen es wirklich wieder einmal schaffen sollten, aus eigener Kraft den steinigen Weg zu einer Demokratie zu beschreiten. Was war das noch in den1970ern für ein blühendes Land!


Was aber immer schwerer wird, wenn man sich vergegenwärtigt, welche Staaten mit ihren Begehrlichkeiten das geschundene Land umzingeln.

Ich weiß, dass ich in früheren Posts die Romane von Khaled Hosseini schon einmal als Lektüre wärmstens empfohlen habe. Jetzt scheint mir ein passender Moment, sie vor dem neuerlichen Hintergrund noch einmal zu lesen oder sie als Hörbücher auf die Seele einwirken zu lassen. Taschentücher bereit halten!

P.S. Wer einen Koran in verbindlicher, deutscher Übersetzung zur Hand hat, sollte einmal zum Thema Gleichberechtigung von Mann und Frau die Sure 33 Vers 35 aufschlagen...

Wurde auch sehr einfühlsam verfilmt

Beide als Hörbücher ei Argon


Khaled Hosseini
Quelle. wikipedia


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