Freitag, 2. November 2018

Bei allen Heiligen!

Gestern war die Großfamilie - wie es hier Brauch ist - an den Gräbern der Verstorbenen. Vorher wurden diese noch schön rausgeputzt. Ich habe in einer Gaststätte auf sie gewartet, weil ich nach Möglichkeit Friedhöfe vermeide. Als Agnostiker verstehe ich zwar das Gedenken, aber nicht der Hype, der darum gemacht wird.

Beruflich hatte ich mit vielen Gedenk-Ritualen zu tun. die Bataks am Lake Toba auf Sumatra, klettern eine verwegene Felswand hoch und stellen farbige, den Verstorbenen ähnelnde, Holzpuppen in Spalten. Die Aborigines lassen ihre Verstorbenen in Baumkronen austrocknen und malen die Mumifizierten später mit Farben an. Sie warten auf eine ganz bestimmte Sternen-Konstellation, um die Toten auf die Reise zu schicken. Zumindest war das bei einem Tribe so, bei dem ich die Ehre hatte, ihn besuchen zu dürfen.

Die lustigste Friedhofs-Nacht hatte ich bei Toussaint auf Guadeloupe. Nach karibischem Brauch geht die bunt gekleidete Restfamilie mit Snacks und Rum bepackt zu den Gräbern und macht dort ein heiteres Picknick, bei dem sie die Verstorbenen hoch leben lassen.

Wie alles, was besonders oder bizarr ist, hat natürlich auch der Tourismus sich solche Riten einverleibt; wie den "Tag der Toten" Dia de los Muertos in Mexiko.


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