Mittwoch, 14. November 2018

Haushalten auf Italienisch

Das zu den führenden europäischen Industrie-Nationen zählende Italien hat, seit ich denken kann, immer am offenen Grab getanzt. Diese Mentalität hat sich bis heute nicht geändert. Bislang war der Staat in seiner Existenz für die meisten Italiener nur bei Diskursen über den Tresen der Espresso-Bar hinweg relevant. Danach ging jeder seiner Wege und machte sein eigenes Ding. Übertragen galt das auch für die Wirtschaft. Noch immer hadern sie mit dem EURO. In vielen Geschäften ist der Preis daher immer noch in Lire angegeben. Seit Europa mehr Einfluss gewonnen und der Klerus spürbar, an Macht verloren hat, ist das kommunale "Don Camillo&Peppone-Gezänk" von einst auf eine höhere Regierungs-Ebene verlagert worden.

Der Italiener per se ist ein politischer Mensch, wenn es Belange der anderen angeht.  Als Staatsbürger jedoch vernachlässigt er seine Pflichten gerne. Handwerker, Klein-Unternehmer und Bauern müssten bei dem, was sie versteuern, allesamt am Hungertuch nagen. Eines der größten Probleme auf dem Stiefel ist der Mangel an Steuer-Moral. Gäben alle, was des Staates ist, wäre Italien eines der reichsten Länder der Welt. Aber in dieser Beziehung sind den Cittadini der Staat  Wurscht oder besser Salami.

Da müssen erst Autobahn-Brücken und in Unwettern marode Straßenzüge weg gerissen werden, bis sie sich wieder auf den Staat besinnen. Soll keiner die Italienischen Verhältnisse mit der Situation im deutschen Osten vergleichen. Abgehängt ist hier nicht gleich abgehängt. Wäre in den Mezzogiorno jemals soviel investiert worden wie in den neuen Bundesländern, stünde Italien auch anders da.

Die Mafia - das darf man nicht unterschätzen - hatte im Klerus und bei der Democrazia Christiana stets viele Fäden in der Hand. Die Lega Nord, die den Süden Italiens für ein Übel hält, stärkt den industriellen Norden in einer Weise, die beim Haushalts-Streit mit der EU - durchaus gefährlich - Sinn macht. Wenn die Cinque Stelle ihre populistische Macht erhalten wollen, bremsen sie das nicht. So könnte es so kommen, dass ein von allen Schranken befreiter Norden so prosperiert, dass mit ihm sogar die Defizite des Staates ausgeglichen werden könnten. Zumindest ist das das aktuelle Versprechen der Regierung.  Mussolini hatte eine ähnliche Taktik angewendet.

Das wird eine Zerreißprobe für Europa, das nach Griechenland schwerlich nachgeben kann...

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