Freitag, 17. März 2017

Brexit-Queen

Hach, was waren das noch für Zeiten, als Elisabeth I nur mit dem Finger zu schnippen brauchte, um einen zu hoch mögenden Politiker oder die widerspenstige Rivalin Mary Stuart einen Kopf kürzer machen zu lassen. Ihr Vater Heinrich VIII hatte ihr ja die Tauglichkeit des Towers für solche Lösungen quasi hinterlassen...

Tja, aber heute ist eben Great Britain nicht nur konstitutionelle Monarchie, sondern muss auch versuchen, wieder "great again" zu werden. Richten soll das nicht das Beil des Henkers, sonder der Ausstieg aus Europa, der sogenannte Brexit, der nach Meinung Vieler leicht zum Brexitus werden könnte. Elisabeth II, die Weltrekord-Queen hat dabei nur noch die Rolle, ihre Unterschrift unter das Fait-accompli zu setzen. So ist das in einer Demokratie eben. Ihr geliebtes Volk wollte es so, und sie darf noch nicht einmal durch herunter gezogene Mundwinkel andeuten, wenn sie  "not amused" ist.

Geschichtlich bizarr, dass auch die zweite Elli dabei in Persona der ersten Ministerpräsidentin Nicola Sturgeon eine schottische Gegenspielerin hat, der ein neues Referendum gute Chancen einräumt, Schottland endlich aus dem "United Kingdom" zu lösen. Mit dem demokratischen Schwert des Volkswillens und ohne Furcht vor dem Henker, wenn sie den Hahn vom sprudelnden schottischen Öl schließt. Und Trump muss auch aufpassen, dass sie ihm die beim Volk verhassten, durch Mauern abgeschirmten  Luxus-Golfkurse nicht in öffentliche Rollschuh-Bahnen umwandelt.

Das Glashaus hier ist unmittelbar von der schwelenden Unruhe betroffen. Seit wir hier wohnen, hatten wir hinter der Glasfront unsere solar betriebene Winke-Betty, eine maßstabgetreue Miniatur der Dauer-Queen. Gewohnt huldvoll winkte sie mit den ersten Strahlen des Morgengrauens bis zum Abendrot (und wechselte nicht einmal ihre Handtasche zum rechten Arm, um anzuzeigen, dass sie nicht mehr wolle).

Und doch starb sie dann eines gewaltsamen Todes. Mein Enkel, mittlerweile pfeilschnell auf seinen Beinchen unterwegs, steuerte ihre Konsole an, riss sie von ihrem Podest und schmetterte sie zu Boden.

Kater Garfield hätte das vermutlich mit seinem "Yup, Newton was right!" kommentiert.

Wenigstens kann man einem Anderthalbjährigen weder Majestäts-Beleidigung noch Umsturz-Absichten unterstellen...

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